„Mich gibt‘s nur einmal“ – Zum Tode von Artur Brauner sel. A.
Kürzlich verstarb der Berliner Filmproduzent Artur Brauner sel. A. nach einem erfüllten Leben nur einige Wochen vor seinem 101. Geburtstag und nur knapp zwei Jahre nach dem Tode seiner geliebten Ehefrau Maria Brauner sel. A. , mit der er über 70 Jahre verheiratet war.
So nüchtern diese Nachricht klingt, so wenig wird sie dem Menschen Artur Brauner sel. A. gerecht. Der Tod von Artur Brauner sel. A. ist ganz viel so etwas wie Artensterben.
„Mich gibt‘s nur einmal“ titelte seine Autobiographie bereits im Jahr 1976. Und recht hatte er. Einen zweiten Zeitzeugen des letzten Jahrhunderts mit diesem Schicksal und diesem gewaltigen Schaffens-Fußabdruck, den er der Welt hinterlassen hat, wird man auf dieser Welt wohl nicht finden.
Als der Jude Brauner sel. A. am 1. August 1918 im polnischen Lodz geboren wurde, war der Erste Weltkrieg noch nicht beendet. Was dann nach einer behüteten Jugend nach dem Einmarsch der Hitler-Armee in Polen und im späteren Verlauf der Nazi-Barbarei an Grauen über ihn und die Seinen hereinbrach, hat der authentische Zeitzeuge und Schoah-Überlebende einer von den Nazis gemeuchelten jüdischen Familie niemals verwunden und in über zwanzig seiner 250 Filme immer wieder zu verarbeiten versucht.
Mit Artur Brauner sel. A. ist nicht nur eine Legende für immer von uns gegangen. Der Stern, den er auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz in Berlin für sein rahmensprengendes Filmschaffen erhalten hat, nennt unter seinem Namen schlicht das Geburtsjahr und die Berufs-Bezeichnung Produzent/Producer. Für alles andere hätte der Platz auf dem Stern ohnehin nicht gereicht.
Artur Brauner sel. A. war viel, viel mehr als eine einzigartige Filmlegende oder ein erfolgreicher Geschäftsmann oder ein Immobilien-Investor.
Artur Brauner sel. A. war allem voran ein lebender untrennbarer Teil des wiedererwachenden jüdischen Lebens in dem echten unverfälschten West-Berlin, lange bevor die ganze Stadt zu der heutigen Metropole wurde.
Sein tägliches Arbeitspensum war enorm und sein Motto war „Wer schläft, der sündigt“. Nur so konnte er neben seiner unermüdlichen beruflichen Vereinnahmung viele Jahre mit hohem Zeiteinsatz und ganz wenig Schlaf Präsident der jüdischen Janusz-Korczak-Loge sein, die sich mit viel Engament für den sozialem Ausgleich der Benachteiligten, Alten und Kranken, vor allem aber auch mit seiner Frau Maria für die Integration der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion einsetzte.
Unser Mitgefühl und und unsere Gedanken sind bei seinen Kindern und unseren Freunden Alice, Henry, Sammy und Fela sowie den Enkeln und weiteren Hinterbliebenen der Famile.
Mit ihm ist ein weiterer unersetzlicher Teil des fast vollständig durch die Schoah vernichteten authentischen osteuropäischen Judentums und der jiddischen Sprache für immer von uns gegangen. Für uns, die wir das Glück hatten ihn viele Jahrzehnte persönlich zu kennen, war jede Begegnung, jede Feier und jedes Gespräch mit ihm neben seiner immensen fachlichen Kompetenz ein tiefer Griff in den schier unendlichen Fundus jüdischen Geistes, jüdischen Denkens und jüdischen Humors, den er mit jeder Faser seiner osteuropäischen jüdischen Neshume (Seele) repräsentierte.
Sein großartiges Werk wird uns und vielen folgenden Generationen helfen, ihm für immer ein ehrendes Angedenken zu bewahren.
Baruch Dayan Ha‘EmetDr. Rafael Korenzecher
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