Konrad Adenauer – Ein Freund der Juden, bevor es Staatsräson wurde

Zwischen Konrad Adenauer und David Ben Gurion herrschte eine respektvolle Verbundenheit.
© AFP

Konrad Adenauer, dessen 150. Geburtstag am 5. Januar 2026 bevorsteht, war einer der seltenen deutschen Staatsmänner, deren Haltung zu Juden, zum Zionismus und später zu Israel nicht dem Zeitgeist, sondern einer lebenslangen inneren Überzeugung entsprach. Bereits als junger Mann pflegte Adenauer enge Kontakte zu jüdischen Mitschülern. Und obwohl ihm bei der Besetzung seiner Ministerien, wie Oberländer und vor allem Globke Fehlentscheidungen unterliefen, berief er als Oberbürgermeister von Köln zwei jüdische Persönlichkeiten auf Schlüsselpositionen im Rathaus, zu einer Zeit, in der Antisemitismus in Deutschland längst wieder untergründig gärte. Umso bemerkenswerter ist, dass Adenauer auch nach 1945 – entgegen einer in Bevölkerung, politischem Establishment und selbst in Teilen seiner eigenen Fraktion weit verbreiteten Abwehrhaltung – unbeirrt auf Aussöhnung, Wiedergutmachung und eine verlässliche Partnerschaft mit Israel setzte und damit zeigte, dass er ein konsequenter Freund der Juden war, selbst dann, wenn die öffentliche Meinung wie beim Luxemburger Abkommen entschieden gegen ihn stand. Adenauer handelte nie aus bloßen Nachkriegs-Opportunismus, sondern aus Loyalität und historischer Verantwortung. Er setzte damit einen Maßstab, den viele seiner Nachfolger sträflich verfehlt haben – ein Maßstab, der in der heute dominierenden grün-linken Staatsdoktrin-Heuchelei schmerzlich fehlt. (JR)

Von Dr. Stefan Winckler

Für ein jüdisches Siedlungsgebiet in Palästina

1927 war Adenauer auf Anregung Kurt Blumenfelds Mitglied des Deutschen Komitees Pro Palästina, einer Vereinigung, die ein jüdisches Siedlungsgebiet in Palästina förderte. Mitglieder im Jahre 1926 waren u.a. der spätere Widerstandskämpfer Albrecht Graf von Bernstorff, der Sozialdemokrat Rudolf Breitscheid, der preußische Ministerpräsident Otto Braun, Albert Einstein, der Vorsitzende der Zentrumspartei Prälat Ludwig Kaas, der Rabbiner Leo Baeck, der kurzzeitige Reichsjustizminister Johann Viktor Bredt, Reichskanzler a.D. Hermann Müller und Martin Buber: sehr namhafte katholische, sozialdemokratische und jüdische Persönlichkeiten.

In einem ungewöhnlich umfangreichen Brief an den Vorsitzenden v. Bernstorff charakterisierte Adenauer den Verein und drückte seine tiefe Sympathie für die Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina aus:

„(...) Die Entstehung der Pro-Palästina-Komitees in Deutschland, Frankreich und England, denen die Vertreter der Regierungen und, neben führenden Angehörigen aller Parteien, Künstler, Wissenschaftler und Wirtschaftler von Rang angehören, ist ein Beweis für die Sympathie, die der Gedanke jüdischer Erneuerung überall dort findet, wo die Förderung menschlicher Wohlfahrt und Gesittung, die Beseitigung der Zwietracht unter den Völkern und des Hasses zwischen Religionen und Rassen als eine hohe Aufgabe betrachtet wird. (…) Ich hoffe, dass die Sympathie der Welt und die Opferbereitschaft der Judenheit die Wiederauferstehung des alten Landes sichern wird, der die Wiederauferstehung der alten hebräischen Sprache bereits vorausgegangen ist. (…) Das Palästinamandat ist der politische Erfolg einer Bewegung, mit deren ersten Anfängen unsere Stadt verbunden ist. Auf dem jüdischen Friedhof in Deutz ist Moses Heß begraben, der geistige Urheber des Zionismus. (…) Wir verstehen, daß mit Jerusalem und Palästina jüdische Bestrebungen verbunden sind, deren Ziele schöpferische Leistungen sind, die nicht nur für die jüdische Welt Bedeutung haben werden. (…)“ (www.konrad-adenauer.de/seite/22-november-1927/)

1933 boten jüdische Freunde und Bekannte dem abgesetzten und bedrohten Oberbürgermeister ihre finanzielle Unterstützung an.

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