Abenteuer einer Sprache – Über das Jiddische und den jüdischen Witz (Teil 3)

Jan Feliks Piwarski: „Eilige Spekulation”; Jüdische Kaufleute in Warschau, 1841 © WIKIPEDIA
Wortwitz als Lebenskunst: Der jüdische Humor, am scharfen Polierstein des talmudischen „Pilpul“ (hebräisch für Pfeffer, der die scharfsinnige, talmudische Dialektik bezeichnet) geschliffen, verwandelt Ohnmacht in geistige Überlegenheit und Schmerz in Lachen. Sigmund Freud unterschied klar zwischen dem antisemitischen „Judenwitz“, der Klischees reproduziert, und dem echten jüdischen Witz, der mit Chuzpe, Dialektik und doppeltem Boden überrascht – kurz, präzise, entwaffnend. Aus den Schtetln Osteuropas über Wien, Berlin und New York bis nach Israel lebt diese Kunst des Denkens trotz des unersetzlichen und gewalttätigen Verlustes weiter: schnörkellos, selbstironisch, mit jener wendigen Logik, die Fragen mit besseren Gegenfragen beantwortet. So wird Witz zur Waffe der Ausgegrenzten und Erniedrigten, zum Schutzschild gegen Verfolgung – und zur Erinnerung daran: „Ihr habt die Macht, wir haben das Denken. (JR)
Auch wenn das Jiddisch, das Judendeutsch, im Mittelalter im Rheinland geboren wurde, zur wirklichen Sprache wurde es erst im Osten Europas. Dort erhielt es Nuance und Farbe aus der slawischen Umwelt. Hier bekam es Schliff, Eleganz und Schärfe aus dem pausenlosen Studium des hebräischen Schrifttums der nachbiblischen Zeit mit seinen metaphysischen und halachischen Debatten. Und es bewahrte den vollen Klang und altertümlichen Reiz des Mittelhochdeutschen.
Als die Juden im 13. Jahrhundert aus Deutschland nach Osteuropa flüchteten, nahmen sie ihre mittelhochdeutsche Sprache mit. Im Schtetl und im Ghetto erhielt sich ihre Sprache über Jahrhunderte, vermischte sich mit slawischen und aramäischen Ausdrücken und wurde zum „Jiddisch“. Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden Lieder, Gedichte, Theaterstücke, Romane und politische Agitationstexte. Das Jiddische wurde ursprünglich in aramäischer Schrift geschrieben, dann in lateinischen Buchstaben übertragen, wobei die Umschrift phonetisch, d.h. der Aussprache gemäß erfolgte.
Neben dem Jiddischen entwickelte sich in Deutschland eine weitere Sondersprache, die mit der Judensprache korrespondiert - das Rotwelsch. Es war eine Vagabundensprache, die sich auf den Straßen entwickelte und ein reiches Vokabular auch aus dem Jüdisch-deutschen und Hebräischen hervorbrachte. Einige dieser rotwelschen Worte fanden den Weg ins Deutsche – wie z.B. „ausbaldowern“ oder „kess“. Ein solcher Weg führte vom jüdischen Viehhändler zu christlichen Bauern und Schlächtern, vom Großhändler bis zum Kunden.
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