Die Disputation von Barcelona: Ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit

Das Streitgespräch zwischen Rabbi Moses ben Nachman und Pablo Christiani glich einem Duell zwischen Wahrheit und Lüge.© ביקורת - Eigenes Werk/WIKIPEDIA

Die historische Disputation – unter den Augen König Jakobs von Aragon und auf Drängen von Papst Urban - war 1263 mehr als ein Streitgespräch: Sie war ein Duell zwischen Wahrheit und kirchlicher Machtpolitik. Rabbi Moses ben Nachman zerlegte die Thesen des Konvertiten Pablo Christiani Punkt für Punkt und entlarvte die Lehren Roms als Widerspruch zur Thora. Doch die Kirche reagierte wie so oft, wenn sie argumentativ unterlag: mit Rufmord, Vertreibungsbefehl und dem langen Schatten der Inquisition, die das Ende einer ohnehin kaum den Namen verdienenden jüdisch-christlichen Koexistenz einläutete. (JR)

Von Dr. Peter Gorenflos

Religiöse Debatten zwischen Juden und Anhängern anderer Religionen gibt es zum ersten Mal in der Bibel. Abraham debattierte mit König Nimrod und seinen Anhängern über den Glauben an einen einzigen Gott. Elijas Auseinandersetzung mit den Propheten des Baal hatte zumindest Elemente einer religiösen Debatte. Um ca. 100 n.u.Z. verfasste Flavius Josephus einen Bericht, in dem er das Judentum gegen antijüdische Vorwürfe des Griechen Apion verteidigte, „Contra Apionem“.

Einen neuen und gefährlichen Aufschwung bekamen die Streitgespräche ab dem 13. Jahrhundert, nachdem die politische Macht der Päpste in Europa stärker geworden war und die Inquisition mit den Dominikanern ihre Anfänge nahm. Deren Aufgabe war es, die religiöse Konkurrenz mit allen Mitteln auszuschalten, was im Falle der Katharer auch gelang. Dass der jüdischen Bevölkerung dieses Schicksal erspart blieb, hing mit ihrem Status als „Religio licita“ zusammen, der erlaubten Religion. Die Juden durften nicht ausgelöscht werden. Sie mussten nach der berühmten Formel des Kirchenvaters Augustinus erhalten bleiben, um durch ihr Leiden und als „Bibliothekare der Kirche“ als Zeugen für die Wahrheit des Christentums zu wirken. Sie waren laut Catholica die Übermittler der Prophezeiungen des Alten Testaments, auf die das Christentum seine Ansprüche stützte. Außerdem war ihre vollständige Bekehrung die Voraussetzung für die Wiederkunft Christi. Statt sie wie die Katharer vollständig zu vernichten, wurde der Versuch unternommen, in erzwungenen Streitgesprächen zwischen einem Rabbi und einem Kleriker die Öffentlichkeit und die jüdischen Gemeinden von der Richtigkeit des Christentums zu überzeugen.

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