Märchen, Mitgefühl und Menschenwürde – Hans Christian Andersen und seine jüdischen Gefährten

Hans Christian Andersen. Fotoporträt von Thora Hallager, 1869.© Wikipedia/Thora Hallager. museum.odense.dk
Hans Christian Andersen, der weltweit gefeierte Märchendichter, verdankte seinen Lebensweg und seine künstlerische Entfaltung nicht zuletzt dem Einfluss jüdischer Freunde. Schon als Kind fand er in einer jüdischen Schule nicht nur Schutz, sondern auch Anerkennung, später wurde er von jüdischen Mentoren wie Jonas Collin gefördert und begleitet. In seinen Werken zeichnete er Juden nicht als Karikaturen, wie es im 19. Jahrhundert verbreitet war, sondern als geachtete, aufrechte Menschen – ein literarischer Ausdruck seiner tiefen Verbundenheit. Ohne diese Erfahrungen hätte die Welt viele seiner Märchen vielleicht nie zu lesen bekommen. (JR)
Wenn man in eine Suchmaschine „Andersen und die Juden” eingibt, antwortet die künstliche Intelligenz, Hans Christian Andersen habe sich in seinen Werken nicht explizit mit dem Judentum und jüdischen Figuren auseinandergesetzt. Hierbei handelt es sich, wenn nicht um einen Fehler, so doch um eine Ungenauigkeit. Andersen hatte enge Verbindungen zur jüdischen Kultur, denn es gab jüdische Familien, die seine Entwicklung als Schriftsteller und als Persönlichkeit maßgeblich geprägt haben. Andersen wurde am 2. April 1805 in Odense geboren, tiefes Elend und Armut prägten seine Kindheit, denn seine Mutter war Wäscherin, der Vater Schuhmacher.
Liebe zur Literatur und jüdische Schule
Jedoch war der ein außergewöhnlicher Schuhmacher und in der Autobiografie des berühmten Sohnes „Märchen meines Lebens“ (1855) bezeichnet der Schriftsteller den Vater als „reich begabte poetische Natur“. „Er vertiefte sich sehr in das, was er las“ und interessierte sich für Literatur, las Frau und Sohn abends Fabeln, Komödien, Märchen, Geschichten, historische Bücher und auch die Bibel vor. Schon der Vater träumte davon, das Gymnasium zu besuchen, aber dafür fehlten die Mittel, sodass er seinen Traum aufgeben musste. Hans war ein ungewöhnliches Kind, das wegen seiner Armut, seiner Sensibilität und seiner originellen Art von Gleichaltrigen verspottet wurde. Lesen lernte er in einer Schule, die von einer „gelehrten“ alten Frau unterhalten wurde, die immer eine Rute griffbereit hielt, die allzu oft auf den Schultern der Kinder landete. Als Hans dort einmal Schläge bekam, da packte er seine Bücher und ging nach Hause, woraufhin seine Mutter ihn in eine jüdische Schule brachte, wo die Kinder nicht geschlagen wurden. Dort war er der Jüngste, und wenn die anderen Jungen spielten, führte ihn der Lehrer Karstens an der Hand über den Hof, damit ihn niemand umrannte. Auf den eigenartigen Hans wurde Karstens wegen seiner Begabung für das Lernen aufmerksam, so der Schriftsteller, für den diese Beziehung äußerst wichtig und tröstlich war. Nie vergaß er den „lieben, gütigen Lehrer“, korrespondierte mit ihm, schickte ihm seine Bücher und besuchte Karstens, der gerne erzählte, dass er „der erste Lehrer eines unserer beliebtesten Schriftsteller“ gewesen sei.
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