Buchrezension: Tatjana Tönsmeyer – „Unter deutscher Besatzung“
In ihrem Buch „Unter deutscher Besatzung“ schildert die Historikerin Tatjana Tönsmeyer detailliert, wie die deutsche Besatzung von 1938 bis 1945 Europa mit Terror, rassenideologischer Gewalt und systematischer Entmündigung überzog. Die deutsche Okkupation bedeutete eine permanente Bedrohung, bei der besonders Juden, aber auch andere Bevölkerungsgruppen, täglicher Willkür, Demütigung und Mord ausgesetzt waren. Tönsmeyer betont zugleich die unterschiedlichen Reaktionen – von Kollaboration bis Widerstand – in den besetzten Ländern. Persönliche Berichte wie die von Marcel Reich-Ranicki veranschaulichen, wozu Menschen im Zeichen unbegrenzter Macht fähig sind. So entsteht ein umfassendes Bild, das sowohl das Ausmaß der Gräueltaten als auch die verschiedenen Handlungsspielräume beleuchtet.
Bereits das Umschlagfoto wirkt auf den Leser bedrohlich: Ein deutscher Polizeiposten kontrolliert 1940 eine Frau auf einer Ausfallstraße vor Straßburg. Der grün-uniformierte deutsche Posten trägt einen Stahlhelm und prüft ein Papier der verängstigten Frau, die ihre rechte Hand schützend auf ihre Stirn gelegt hat. In der Linken hält sie ein Dokument und eine geöffnete Aktentasche, aus der weitere Papiere herauslugen. An ihre Hüfte gelehnt ihr Damenfahrrad. Das Foto ist nachträglich koloriert. Das Foto stammt aus dem Bundesarchiv.
Im Februar 1940 erscheint eine hochschwangere Jüdin im besetzten Polen bei der Gestapo und bittet um einen Passierschein für sich oder den Arzt, damit sie oder der Arzt nach acht Uhr abends auf die Straße gehen könne, falls es zu dieser Zeit zur Entbindung kommen sollte. Die Antwort der Sekretärin, einer Volksdeutschen: „Ein Passierschein ist nicht nötig – wir werden es euch nicht erleichtern, Juden zu gebären. … Heraus, heraus!“ Beide Beispiele werfen ein Schlaglicht auf das zynische Verhalten Deutscher in den besetzten Gebieten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs.
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