Zwischen Heldenstatus und Versagen: Roosevelts Umgang mit der „Judenfrage“

Porträt von Franklin Delano Roosevelt in der französischen Zeitschrift Le Monde Illustré© © Collection Roger-ViolletRoger-Viollet via AFP

Franklin Delano Roosevelt, der 32. Präsident der USA, bleibt bis heute eine kontroverse Figur in der jüdischen Geschichte. Während amerikanische Juden ihn für seinen Einsatz für Minderheiten und seinen Kampf gegen die Weltwirtschaftskrise verehrten, werfen ihm viele europäische Juden Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Schicksal vor. Roosevelt hatte sich gegen die Bombardierung des Vernichtungslagers Auschwitz entschieden, für ihn war der militärische Sieg über Nazideutschland der einzige Weg, langfristig die Verfolgung und Ermordung der Juden zu beenden. So verurteilte Roosevelts Untätigkeit viele Tausende Juden zum Tod. Zwar kann man ihm nicht die alleinige Verantwortung zuschieben, da er in den Realitäten der amerikanischen Gesellschaft seiner Zeit agierte, doch angesichts des Ausmaßes der Tragödie der europäischen Juden wäre es möglich gewesen, mehr zu tun, während Gerechte anderer Nationen bereit waren sogar ihr Leben zu riskierten. (JR)

Von Alexander Kumbarg

Wie in der UdSSR gab es auch in den USA Gerüchte über die jüdische Abstammung von politischen Führern. Auch Franklin D. Roosevelt blieb davon nicht verschont. Der Nachname Roosevelt wurde gelegentlich mit „Rosenfeld“ in Verbindung gebracht, was Spekulationen über eine mögliche jüdische Abstammung seiner Familie schürte. 1935 forderte F. Slomovich, Herausgeber der Jewish Chronicle, Roosevelt auf, seine Herkunft offenzulegen. Der Präsident antwortete, dass sein Vorfahre Claes Martenszen van Roosevelt im 17. Jahrhundert aus den Niederlanden nach Amerika kam. Weitergehende Kenntnisse über seine Vorfahren hatte er nach eigener Aussage nicht. Es gibt keine Belege für die Vermutung, dass Roosevelt jüdische Vorfahren hatte.

 

Roosevelts Unterstützung der jüdischen Gemeinschaft

Roosevelts Haltung zur jüdischen Gemeinschaft unterschied sich stark zwischen Innen- und Außenpolitik. Seine innenpolitischen Ansichten waren liberal, und er bemühte sich, Antisemitismus in den USA zu bekämpfen. Roosevelt setzte sich für die jüdische Gemeinschaft ein, und seine Politik trug dazu bei, das Leben vieler Juden in den USA zu verbessern. Er verfolgte Programme zur wirtschaftlichen Erholung und zur Verbesserung der Lebensumstände, die vielen Minderheiten, einschließlich der jüdischen Bevölkerung, zugutekamen. Dies war auch ein Grund, warum die jüdische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten überwiegend für Roosevelt stimmte.

 

Jüdische Berater im Weißen Haus

Unter Roosevelt waren Juden in der Regierung stark vertreten. Zu seinen wichtigsten Beratern gehörten Bernard M. Baruch, Henry Morgenthau Jr. (Finanzminister), Felix Frankfurter (Richter am Obersten Gerichtshof) und Samuel Rosenman (Sonderberater für jüdische Angelegenheiten). Diese Berater spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der amerikanischen Innen- und Wirtschaftspolitik. Morgenthau war einer der engsten Vertrauten Roosevelts und setzte sich besonders für soziale Gerechtigkeit und Reformen im Finanzsystem ein.

Auch im Bereich der Wirtschaftspolitik waren Juden in hohen Positionen tätig, darunter Harry Dexter White, der stellvertretende Finanzminister, und Isador Lubin, der das Bureau of Labor Statistics leitete. Fiorello La Guardia, ein Jude mütterlicherseits, war von 1934 bis 1945 Bürgermeister von New York City. Auch unter Roosevelts Freunden gab es prominente Juden, wie z. B. den Rabbi Stephen Wise.

 

Die Flüchtlingskrise und Roosevelts Reaktion

Während der Roosevelt-Regierung verschärfte sich die Krise der jüdischen Flüchtlinge aus Europa, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung flohen. Trotz dringender Bitten und zahlreicher Bemühungen ließ die US-Regierung nur wenige Flüchtlinge ins Land. Bereits das Einwanderungsgesetz von 1924 hatte strenge Quoten festgelegt, die jedoch durch weitere administrative Hürden oft kaum ausgeschöpft wurden. So konnten von 1933 bis 1937 theoretisch fast 130.000 deutsche Juden in die USA einwandern, doch praktisch bekamen nur etwa 30.000 die Erlaubnis.

1939 wurde im Kongress der Wagner-Rogers-Gesetzentwurf eingebracht, der vorschlug, 20.000 jüdische Kinder über die Quote hinaus in die USA einreisen zu lassen. Roosevelt unterstützte diesen Entwurf nicht, und das Gesetz wurde abgelehnt. Bekannt ist auch die Geschichte des Schiffes „St. Louis“, das im Mai 1939 mehr als 900 jüdische Flüchtlinge transportierte, die in Kuba und den USA abgewiesen wurden. Viele von ihnen fielen später dem Holocaust zum Opfer.

Eine wichtige Rolle spielte Breckinridge Long, der als stellvertretender Außenminister für die Einwanderungspolitik zuständig war und die Aufnahme jüdischer Flüchtlinge systematisch verhinderte. Long manipulierte die Zahl der ausgestellten Visa, um den Eindruck zu erwecken, dass mehr Juden ins Land gelassen wurden, als tatsächlich der Fall war. Erst 1944, als sein Verhalten von Finanzminister Henry Morgenthau Jr. dem Präsidenten vorgelegt wurde, wurde Long von seinen Aufgaben entbunden.

 

Die Evian-Konferenz

1938 initiierte Roosevelt die Evian-Konferenz, um eine internationale Lösung für die jüdische Flüchtlingskrise zu finden. Vertreter von 32 Ländern trafen sich im französischen Evian-les-Bains. Trotz zahlreicher Diskussionen war niemand bereit, die Einwanderungsbeschränkungen für Juden zu lockern – mit Ausnahme der Dominikanischen Republik. Das Ergebnis der Konferenz wurde als symbolisches Scheitern gewertet, da die Weltgemeinschaft die jüdischen Flüchtlinge im Stich ließ. Die restriktive Haltung der USA gegenüber jüdischen Flüchtlingen zeigte sich auch während des Krieges. Viele europäische Juden hofften auf die Hilfe der Vereinigten Staaten, aber die Regierung blieb weitgehend untätig.

 

Roosevelt und der Holocaust

Nach dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 behauptete die Roosevelt-Regierung, sie könne keine Ressourcen für die Rettung der Juden in Europa aufwenden, da diese für den militärischen Sieg benötigt würden. Der einzige Weg, die Juden zu retten, sei die schnelle Niederlage Nazideutschlands. Jüdische Organisationen in den USA und Palästina forderten 1944, Auschwitz und die Bahnlinien dorthin zu bombardieren, doch Roosevelt lehnte dies ab. Das Außenministerium blockierte zudem lange Zeit Informationen über die Judenvernichtung. Viele der Berichte über die Massentötungen wurden als übertrieben oder unglaubwürdig abgetan, was zu einer verzögerten Reaktion der Regierung führte.

Im Januar 1944, kurz vor einer geplanten Kongressresolution zur Einrichtung einer speziellen Rettungsagentur für Juden, gründete Roosevelt den War Refugee Board (Flüchtlingsrat). Der Rat rettete bis Kriegsende etwa 200.000 Juden aus Vernichtungslagern. Trotz dieses Erfolges kam die Initiative für viele Millionen Opfer zu spät. Der späte Zeitpunkt und die bürokratischen Hindernisse verhinderten eine umfassendere Rettungsaktion.

Der War Refugee Board hatte jedoch einige bemerkenswerte Erfolge. Er konnte die Rettung jüdischer Flüchtlinge in Ungarn unterstützen und half dabei, sichere Zufluchtsorte in neutralen Ländern zu schaffen. Es war ein verspäteter, aber wichtiger Schritt, um den Opfern des Holocausts zu helfen. Der War Refugee Board arbeitete eng mit jüdischen Organisationen zusammen, darunter das American Jewish Joint Distribution Committee, und koordinierte Rettungsaktionen, die es Tausenden ermöglichten, dem sicheren Tod zu entkommen.

 

Warum wurde Auschwitz nicht bombardiert?

Die Entscheidung, Auschwitz nicht zu bombardieren, bleibt bis heute einer der umstrittensten Aspekte von Roosevelts Präsidentschaft. Viele Historiker argumentieren, dass eine Bombardierung die Tötungsmaschinerie der Nazis zumindest zeitweise hätte stoppen können. Andererseits gab es auch militärische Bedenken, da die US-Luftwaffe nicht sicherstellen konnte, dass die Bomben ausschließlich die Bahngleise oder die Gaskammern treffen würden. Zudem bestand die Gefahr, dass dabei auch die Insassen des Lagers getötet würden. Diese Unsicherheiten trugen dazu bei, dass Roosevelt und seine militärischen Berater schließlich von einer direkten Intervention absahen.

 

Roosevelts Nahostpolitik

In Bezug auf Palästina vertrat Roosevelt eine vorsichtige Linie. Er sprach sich zwar gelegentlich für die Errichtung eines jüdischen Staates aus (z. B. während des Präsidentschaftswahlkampfs 1944), vermied es jedoch, klare Positionen zu beziehen. Er kritisierte auch nicht die restriktiven Maßnahmen Großbritanniens zur Begrenzung der jüdischen Einwanderung nach Palästina im Jahr 1939. Eine aktive Unterstützung der zionistischen Bewegung hätte seine politischen Beziehungen zu den arabischen Führern und Großbritannien belastet, was er zu vermeiden suchte. Roosevelt sicherte dem saudi-arabischen König Ibn Saud zu, dass keine Entscheidung über Palästina ohne die Zustimmung der Araber getroffen werde.

Im Februar 1945 traf sich Roosevelt mit König Ibn Saud auf dem Kreuzer USS Quincy im Suezkanal. Das Treffen war ein Versuch, die Beziehungen zu Saudi-Arabien zu stärken und gleichzeitig die Unterstützung der arabischen Welt für die Anti-Hitler-Koalition zu sichern. Roosevelt versprach Ibn Saud, dass die USA keine Entscheidungen in Bezug auf Palästina ohne Rücksprache mit den Arabern treffen würden. Dieses Versprechen wurde von vielen Zionisten als Verrat empfunden, da sie gehofft hatten, dass die USA eine aktivere Rolle bei der Unterstützung eines jüdischen Staates spielen würden.

Roosevelts Nahostpolitik war auch von strategischen Überlegungen geprägt. Die arabischen Länder hatten während des Zweiten Weltkriegs eine wichtige geopolitische Bedeutung, insbesondere aufgrund ihrer Ölreserven. Roosevelt war sich bewusst, dass eine einseitige Unterstützung der zionistischen Bewegung die Beziehungen zu den arabischen Ländern ernsthaft gefährden könnte. Er wollte vermeiden, dass die arabischen Staaten möglicherweise auf die Seite der Achsenmächte wechselten oder die Zusammenarbeit mit den Alliierten verweigerten. Daher versuchte Roosevelt, eine Balance zu finden, die die Interessen beider Seiten berücksichtigte.

 

Die Historiker-Debatte: War Roosevelt antisemitisch?

Die Frage, warum Roosevelt den Juden nicht mehr half, wird unter Historikern kontrovers diskutiert. David Wyman vertritt in seinem Buch „Abandoning the Jews: America and the Holocaust“ die Ansicht, dass Roosevelts Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Juden „das größte Versagen seiner Präsidentschaft“ darstelle. Die USA hätten Auschwitz bombardieren können, was nicht geschah. Andere Historiker, wie Allan Lichtman und Richard Breitman, sind der Meinung, dass eine Bombardierung des Lagers aufgrund militärischer Risiken und logistischer Schwierigkeiten keine Priorität gewesen sei und auch von den amerikanisch-jüdischen Organisationen nicht aktiv gefordert wurde. Für Roosevelt war der Sieg über Nazideutschland der einzige Weg, langfristig die Verfolgung und Ermordung der Juden zu beenden.

Michael Beschloss wirft Roosevelt vor, die Tötungsmaschinerie von Auschwitz aus Feigheit nicht angegriffen zu haben, um keine „Provokation“ zu riskieren. Allan Lichtman betont dagegen, dass Roosevelts Politik – so widersprüchlich sie auch war – insgesamt pro-jüdisch gewesen sei. Er verweist darauf, dass Roosevelt in einer Demokratie agierte und Kompromisse mit seiner eigenen Partei, der Opposition und dem Kongress eingehen musste.

Die Entscheidung, Auschwitz nicht zu bombardieren, war stark von strategischen Überlegungen beeinflusst. Die US-Militärführung argumentierte, dass die Zerstörung von Eisenbahnen und Lagern nur begrenzte Auswirkungen haben würde, da die Nazis die Infrastruktur schnell wiederherstellen könnten. Zudem wären erhebliche zivile Verluste zu befürchten gewesen. Diese Überlegungen führten dazu, dass eine direkte Intervention zur Rettung der Juden durch militärische Aktionen nicht erfolgte.

 

Innere Zwänge und äußere Realitäten

Historiker weisen darauf hin, dass die USA noch unter den Auswirkungen der „Großen Depression“ litten. Eine Erhöhung der Einwanderung hätte zu Widerständen geführt, da viele Amerikaner befürchteten, dass Flüchtlinge mit ihnen um Arbeitsplätze konkurrieren würden. Zudem gab es Befürchtungen, die Nazis könnten ihre Agenten als Flüchtlinge einschleusen. Der Antisemitismus in Teilen der amerikanischen Bevölkerung spielte ebenfalls eine Rolle. Viele Amerikaner, darunter auch einige hochrangige Regierungsbeamte, hatten Vorurteile gegenüber Juden und sahen in einer größeren jüdischen Einwanderung eine Bedrohung für die soziale Stabilität des Landes.

Roosevelt fürchtete, dass eine öffentliche Unterstützung für die Juden in Europa ihn politisch schwächen und seinen „New Deal“ gefährden würde. Seine politischen Gegner könnten ihn als „versteckten Juden“ diffamieren, was seiner Karriere schaden würde. Auch viele hochrangige Mitglieder des Außenministeriums und anderer Regierungsbehörden teilten antisemitische Ansichten. Diese antisemitischen Haltungen innerhalb der Regierung erschwerten es Roosevelt, eine aktivere Rolle in der Flüchtlingsfrage zu übernehmen.

Die Haltung der Regierung gegenüber der Judenfrage war zudem von geopolitischen Überlegungen geprägt. Roosevelt musste sicherstellen, dass die Anti-Hitler-Koalition, die auch arabische Staaten einschloss, nicht gefährdet wurde. Eine einseitige Unterstützung der Juden hätte das Potenzial gehabt, Spannungen innerhalb dieserAllianz zu verursachen. Die Sorge, dass die arabischen Staaten, insbesondere Saudi-Arabien, sich gegen die Alliierten wenden könnten, führte dazu, dass Roosevelt in Bezug auf Palästina vorsichtig agierte.

 

Innerjüdische Kontroverse

Nicht nur Roosevelt blieb in der Frage der jüdischen Flüchtlinge passiv, auch innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in den USA gab es unterschiedliche Meinungen. Rabbi Stephen Wise, der als inoffizieller Führer der amerikanischen Juden galt, versuchte, einen Ausgleich zwischen öffentlicher Kritik und seiner Loyalität gegenüber Roosevelt zu finden. Wise hatte enge Verbindungen zum Weißen Haus und glaubte, dass er durch seinen Einfluss auf Roosevelt mehr erreichen könne, wenn er öffentlich nicht zu kritisch auftrat. Die jüdische Gemeinschaft war gespalten: Während Wise versuchte, die Beziehungen zu Roosevelt nicht zu belasten, forderte das zionistische „Emergency Committee to Save the Jewish People of Europe“ unter der Leitung von Peter Bergson öffentliche Proteste gegen Roosevelts Untätigkeit.

Bergsons Komitee organisierte eine Konferenz und den Marsch von 500 orthodoxen Rabbinern zum Weißen Haus, um auf das Schicksal der Juden hinzuweisen. Diese Initiativen führten schließlich zur Gründung des War Refugee Boards im Januar 1944, das Hunderttausende von Juden retten konnte. Bergson und seine Anhänger glaubten, dass nur öffentlicher Druck die Regierung zum Handeln zwingen könne, und setzten auf Proteste, Medienkampagnen und Lobbyarbeit im Kongress.

Rabbi Wise hingegen sah sich dem Druck ausgesetzt, seine persönlichen Verbindungen zu Roosevelt aufrechtzuerhalten. Viele jüdische Organisationen fürchteten, dass offene Kritik an der Regierung die Lage der amerikanischen Juden verschlechtern könnte. Wise wählte daher einen moderateren Ansatz, während andere Aktivisten wie Bergson aggressivere Maßnahmen forderten, um das Bewusstsein für die Notlage der europäischen Juden zu schärfen. Diese Spaltung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft führte zu unterschiedlichen Ansätzen im Umgang mit der Roosevelt-Regierung und erschwerte eine einheitliche Lobbyarbeit für die Rettung der europäischen Juden.

 

Fazit: Roosevelts zwiespältiges Vermächtnis

Für die Juden in den USA war Franklin D. Roosevelt ein guter Präsident, der ihnen in vielerlei Hinsicht Schutz bot. Sein Name wäre jedoch mit einem viel positiveren Bild in die Geschichte eingegangen, wenn er entschiedener gegen die Verfolgung der europäischen Juden vorgegangen wäre. Obwohl die USA zu einem wichtigen Mitglied der Anti-Hitler-Koalition wurden, ignorierte Roosevelt den Holocaust weitgehend.

Roosevelts Untätigkeit verurteilte viele Juden zum Tod. Zwar kann man ihm nicht die alleinige Verantwortung zuschieben, da er in den Realitäten der amerikanischen Gesellschaft seiner Zeit agierte, doch angesichts des Ausmaßes der Tragödie der europäischen Juden wäre es möglich gewesen, mehr Sorgfalt walten zu lassen. Während Gerechte anderer Nationen ihr Leben riskierten, hatte Roosevelt Angst, seine Karriere zu gefährden.

Am Ende bleibt das zwiespältige Bild eines Staatsmannes, der, obwohl er den New Deal und die Führung der Anti-Hitler-Koalition verkörperte, in der „Judenfrage“ nicht den Anforderungen seiner Zeit gerecht wurde. Roosevelt agierte als pragmatischer Politiker, der oft gezwungen war, Kompromisse einzugehen, doch die moralische Dimension der Rettung der europäischen Juden blieb weitgehend unbeachtet. Dieses Versäumnis prägt bis heute die Beurteilung seiner Präsidentschaft und seiner Haltung zum Holocaust.

Die historische Debatte über Roosevelt zeigt die Komplexität seiner Rolle als Präsident in einer Zeit beispielloser globaler Krisen. Er hatte die Aufgabe, eine Nation aus einer wirtschaftlichen Depression zu führen, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen und gleichzeitig innenpolitische Stabilität zu wahren. Doch während er in vielen Bereichen erfolgreich war, bleibt seine Zurückhaltung, den Juden während des Holocausts zu helfen, ein dunkler Fleck auf seinem Erbe. Es ist ein Beispiel dafür, wie selbst die größten Führer ihrer Zeit von den politischen und sozialen Zwängen ihrer Ära gefesselt sein können.

Roosevelts zwiespältiges Vermächtnis erinnert uns daran, dass politische Führer oft schwierige Entscheidungen treffen müssen, die sowohl moralische als auch praktische Überlegungen erfordern. In der Bewertung seiner Präsidentschaft müssen wir sowohl seine bemerkenswerten Errungenschaften als auch seine tragischen Versäumnisse berücksichtigen. Roosevelt wird als einer der größten Präsidenten der Vereinigten Staaten in Erinnerung bleiben, aber auch als einer, der in der dunkelsten Stunde der Menschheitsgeschichte nicht genug getan hat, um diejenigen zu retten, die am dringendsten seine Hilfe benötigten.

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