Wer befreit Baby Kfir? Die unfassbare Untätigkeit der Bundesregierung im Hinblick auf die deutschen Hamas-Geiseln

Baby Kfir Bibas ist mittlerweile länger in der Gefangenschaft der Hamas als in Freiheit. © MICHELE TANTUSSI AFP

 

Am 7. Oktober 2023 wurden bei dem bestialischen Überfall der Mord-Bande Hamas 1139 Menschen ermordet, Hunderte verletzt und 253 nach Gaza verschleppt. Darunter waren laut Joshua Schultheis von Web.de 32 Personen, die vermutlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder enge Verbindungen zu Deutschland haben. 14 von ihnen wurden inzwischen freigelassen, sechs für tot erklärt. 12 weitere Geiseln mit deutschem Pass befinden sich neben den anderen verschleppten Israelis, darunter Kinder und Kleinkinder, weiter in der Gewalt der Hamas, auch Baby Kfir. Um zu erfahren, welche deutschen Staatsbürger sich noch immer in der Hand der Hamas befinden und welche Schritte die deutsche Bundesregierung unternommen hat, um ihre Befreiung zu erlangen, schrieb die Jüdische Rundschau an das Auswärtige Amt in Berlin. (JR)

Von Collin McMahon

11 Monate nach dem barbarischen Hamas-Anschlag vom 7. Oktober mit 1139 Todesopfern und 253 verschleppten Geiseln werden immer noch etwa zwei dutzend deutsche Staatsbürger in Gaza als Geiseln gehalten. Das Desinteresse der deutschen Bundesregierung zeigt sich bereits an der Tatsache, dass wir trotz Nachfrage gar nicht offiziell wissen, wie viele deutsche Geiseln es sind. Darunter befinden sich wohl auch der Eineinhalbjährige Kfir und sein Bruder Ariel.

Am 4. August wurde Ariel Bibas in Gefangenschaft fünf Jahre alt. Der 20. August markiert den Tag, seitdem der am 18.1.2023 im Kibbutz Nir Oz geborene Kfir Bibas mehr Lebenszeit in der Geiselhaft der Hamas verbracht hat, als in Freiheit – wenn sie und ihre Eltern Yarden und Shiri überhaupt noch am Leben sind. Am 29. November 2023 behauptete die Hamas, Shiri und die Jungs seien bei einem „israelischen Luftangriff“ getötet worden, jedoch ohne Beweise vorzulegen. Die israelische Armee bestreitet dies.

Im Gespräch mit der „Welt“ bestätigte Yardens Schwester Ofri Bibas am 17.1.2024, dass die Mitglieder der Familie deutsche Staatsbürger sind. Im Januar reiste Ofri Bibas nach Deutschland, um die Bundesregierung dazu zu bewegen, mehr für die Freilassung ihres Bruders, ihrer Schwägerin und Neffen zu tun. Doch was ist seitdem geschehen? Hat Deutschland Israel kompetente Waffenhilfe, KSK oder GSG-9 Spezialkräfte angeboten, um unsere Staatsbürger militärisch zu befreien? Hat Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck Druck auf unsere WM-Gastgeber und Erdgas-Partner in Katar ausgeübt, um Baby Kfir und die anderen deutschen und israelischen Geiseln freizukriegen? 

 

Tut die deutsche Regierung genug?

In der öffentlichen Berichterstattung der „Tagesschau“ hören wir nur von Geiselfamilien, die angeblich die Regierung Netanjahu unter Druck setzen, mit der Hamas zu verhandeln, um die Geisel freizubekommen. Wer in Berlin setzt die Hamas unter Druck?

In seiner Rede beim Republikanischen Parteitag in Milwaukee versprach Präsident Donald Trump am 18.7.2024, die Freilassung der Geiseln zu erzwingen, wenn er wiedergewählt wird. „Wir wollen unsere Geiseln wieder,“ sagte Trump über die fünf Amerikaner, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden. „Ich warne euch, sie sollten vor meinem Amtsantritt besser frei sein, sonst werdet ihr einen sehr hohen Preis zahlen“, so Israelfreund Trump, dessen Tochter Ivanka mit Mann Jared Kushner am 21.12.23 den Schreckensort Kibbutz Kfar Aza besucht haben.

Kann man sich solche Worte von einem deutschen Präsidenten oder Bundeskanzler vorstellen? 

Um zu erfahren, welche deutschen Staatsbürger sich in der Hand der Hamas befinden und welche Schritte die deutsche Bundesregierung unternommen hat, um ihre Befreiung zu erlangen, schrieben wir an das Auswärtige Amt in Berlin.

„Im Rahmen der Feuerpause vom 24. bis 30. November 2023 wurden über 100 von der Hamas verschleppte Personen freigelassen“, hieß es am 19.7.2024 aus dem Auswärtigen Amt. „Unter ihnen befanden sich 14 Personen, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.“

Das Auswärtige Amt gehe davon aus, „dass sich unter den von der Hamas verschleppten Personen immer noch eine niedrige zweistellige Anzahl von Personen mit Deutschlandbezug befindet. Das Auswärtige Amt wird von den zuständigen israelischen Behörden über getötete Geiseln informiert.“

Außenministerin Annalena Baerbock habe „unmittelbar nach den Terroranschlägen der Hamas vom 7. Oktober 2023 im Auswärtigen Amt einen Sonderstab unter Leitung des Krisenbeauftragten für die von der Hamas verschleppten Personen eingerichtet“, so das Auswärtige Amt. Dieser setze sich „mit Hochdruck für die Geiseln ein und steht fortwährend mit den Familienangehörigen in Kontakt.“ Die Bundesregierung koordiniere ihre Bemühungen außerdem „eng mit den israelischen Stellen sowie mit unseren internationalen Partnern, v.a. den USA, Ägypten und Katar.“ Zu den Identitäten der einzelnen Geiseln könne sich das AA „aus Gründen des Persönlichkeitsrechts“ nicht näher äußern. 

 

Wer sind die deutschen Geiseln? Warum interessiert sich keiner  für sie?

Am 7. Oktober 2023 wurden bei dem bestialischen Überfall der Hamas 1139 Menschen ermordet, tausende verletzt und 253 nach Gaza entführt. Darunter waren laut Joshua Schultheis von Web.de 32 Personen, die vermutlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder enge Verbindungen zu Deutschland haben. 14 von ihnen wurden inzwischen freigelassen, sechs für tot erklärt. 12 weitere Menschen, darunter Kinder und Kleinkinder, befinden sich weiter in der Gewalt der Hamas.

Das bekannteste deutsche Todesopfer dürfte die 22-jährige Berliner Tattoo-Künstlerin Shani Louk sein, deren geschundener Körper am 7.10. auf der Ladefläche eines Pickups umzingelt von geifernden Hamas-Schergen präsentiert wurde. Shani wurde auf dem Nova Rave mit ihrem mexikanischen Freund Orion entführt und gemeinsam mit einem weiteren Freund, Keshet Casarotti, getötet. Ihre Mutter, Ricarda Louk aus Ravensburg, hielt noch lange an der Hoffnung fest, ihre Tochter könnte am Leben sein und appellierte an die deutsche Bundesregierung, etwas für Shanis Freilassung zu tun. Am 29. Oktober wurde Shanis Tod nach dem Fund eines Schädelfragments am Nova-Gelände durch die IDF bestätigt. Ihre Leiche wurde am 17.5. durch Shabak und Zahal geborgen. Am 25.5. wurde die Leiche von Orion Hernandez Radoux geborgen.

Neben Shani Louk wurden auch die deutschen Staatsbürger Tamir Adar (38), Itay Chen (19), Shay Levinson (19), Itay Svirsky (38) und Yair Yaakov (59) durch die Hamas getötet, so Schultheis.

14 deutsche Staatsbürger wurden freigelassen, hauptsächlich in der Feuerpause zwischen dem 24. und 30. November 2023: Aviv Asher (2), Raz Asher (5),  Raz Ben-Ami (57), Shoshan Haran (67), Doron Katz-Asher (34), Rimon Kirsht-Buchshtab (36), Margalit Moses (78), Yarden Roman-Gat (36), Amit Shani (16), Yael Neri Shoham (3), Naveh Shoham (8), Adi Shoham (38), Or Yaakov (16) und Yagil Yaakov (12). Israel musste dafür hunderte Terroristen freilassen.

„Meine Entführer konnten es nicht lassen, mich als Trophäe zur Schau zu stellen“, sagte die 36-jährige Deutsch-Israelin Yarden Roman-Gat der US-Nachrichtensendung „60 Minutes“. Yarden war mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter im Kibbutz Be‘eri von der Hamas gefangen genommen worden. Ihr Mann konnte jedoch mit ihrer Tochter entkommen. Yarden kam unter dem Jubel der Hamas-unterstützenden Bevölkerung nach Gaza und wurde dort in einem Wohnhaus bis zu ihrer Freilassung permanent überwacht: „Ich war kein Mensch,“ sagte sie.

„Zwei Tage vor Yarden wurden die deutsch-israelischen Brüder Or (16) und Yagil Yaakov (12) von der Hamas freigelassen,“ so Joshua Schultheis von Web.de. Ihr Onkel habe in israelischen Medien berichtet, was ihnen angetan wurde: „Die Hamas nahm das Bein eines jeden Kindes und hielt es an einen Motorrad-Auspuff“ – als Brandzeichen, um die Brüder im Falle einer Flucht identifizieren zu können. Or und Yagil sollen außerdem unter Drogen gesetzt worden sein. „Sie haben sie sehr schlecht behandelt“, so ihr Onkel. Israelische Behörden gingen davon aus, dass ihr ebenfalls entführter Vater nicht mehr am Leben sei.

 

Die zehn deutschen Geiseln

Laut Schultheis sind zehn deutsche Staatsbürger noch in den Händen der Hamas:  Ohad Ben-Ami (55), Ziv Berman (26), Gali Berman (26), Shiri Bibas (32), Ariel Bibas (4), Kfir Bibas (1), Gadi Moses (79), Tamir Nimrodi (19), Arbel Yehoud (28) und Dolev Yehoud (35). 

Einen engen Deutschlandbezug haben außerdem Yagev Buchshtab (34), Ehemann der Deutsch-Israelin Rimon Kirsht-Buchshtab, und Carmel Gat (39), Schwägerin der freigelassenen Yarden Roman-Gat. Die Zwillinge Zvi und Gali Berman (beide 26), die am 7. Oktober aus Kfar Aza entführt wurden, haben familiäre Wurzeln in Deutschland. 

Im Januar versuchte ihre Mutter Talia Berman die deutsche Bundesregierung anzuregen, alles für die Freilassung ihrer Söhne zu unternehmen. „Aus einem Ort des Friedens wurde ein Ort des Mordens, des Vergewaltigens und des Kidnappens“, sagte Talia bei einer Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde Augsburg im Januar. 

Baby Kfir ist mit eineinhalb Jahren die jüngste Geisel der Hamas. Im Juni sagte der ehemalige Premierminister und Vorsitzende der Partei Blau-Weiß, Benny Gantz, in einem Interview mit Kan 11, dass Israel über Informationen über den Verbleib der Familie Bibas verfüge, ohne nähere Details zu nennen. Die Öffentlichkeit werde informiert, „wenn es akut wird“, so Gantz.

Es gebe Spekulationen, dass die Familie Bibas in der Nähe des Hamas-Führers Yahya Sinwar festgehalten werde und möglicherweise als menschliche Schilde gegen israelische Angriffe verwendet wird, berichtet i24news.

 

Collin McMahon ist Autor von „Trump gegen den Deep State“, „Der Zensurkomplex“ und „George Soros‘ Krieg“.

 

 

 

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