Graue Wölfe: Der Wolfsgruß ist Symbol einer neo-faschistischen Ideologie

Der sogenannte „Wolfsgruß“ ist Ausdruck einer faschistischen Ideologie und in vielen europäischen Ländern bereits verboten – allerdings nicht in Deutschland.
© RALF HIRSCHBERGER/AFP

Die Wurzeln der Wolfs-Verehrung reichen bis ins erste Jahrtausend zurück und basieren auf dem Gründungsmythos der Türken. Allerdings ist der Wolfsgruß, das Handzeichen, das einen Wolfskopf darstellt, brisant, aktuell und hochpolitisch - gerade angesichts der Ereignisse bei der Fußball Europameisterschaft und des Missbrauchs diverser türkischer Spieler und Fans. Eingeführt wurde es von Alparslan Türkeş, dem Gründer der rechtsextremen Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP). Die MHP gilt als politischer Arm der „Ülkücüler“-Bewegung, die im deutschsprachigen Raum als „Graue Wölfe“ bekannt und vom Verfassungsschutz als größte rechtsextreme Organisation in unserem Lande eingestuft ist. Kurden, Aleviten, Armenier, Juden und Christen sind die Feindbilder dieser Ideologie. Auch antisemitische Verschwörungstheorien sind charakteristischer Bestandteil der „Ülkücüler“-Bewegung und dort fest verankert. (JR)

Von Mag. Stefan Beig

Viele Türken und Turkvölker innerhalb und außerhalb der Türkei verehren den Wolf als besonderes, heiliges Tier. Die Wurzeln dieser Verehrung reichen bis ins erste Jahrtausend zurück und basieren auf dem Gründungsmythos der Türken, in dem eine Wölfin namens Asena eine zentrale Rolle spielt. Diese ungewöhnliche Wertschätzung hat eine rein mythologische Bedeutung – nicht so der Wolfsgruß: Das Handzeichen, das einen Wolfskopf darstellt, ist hochpolitisch.

Eingeführt wurde es von Alparslan Türkeş, dem Gründer der rechtsextremen Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP). Die MHP gilt als politischer Arm der „Ülkücüler“-Bewegung, die im deutschsprachigen Raum als „Graue Wölfe“ bekannt ist. Kurden, Aleviten, Armenier und Christen sind die Feindbilder dieser Ideologie, auch antisemitische Verschwörungstheorien sind in der „Ülkücüler“-Bewegung fest verankert.

Der Wolfsgruß – ein Zeichen für „Ablehnung des liberal-freiheitlichen demokratischen Verfassungsstaates“

Der Politik- und Religionswissenschaftler Hüseyin I. Çiçek warnt im Magazin zenith: „Der Wolfsgruß ist eine Gefahr für die liberale Demokratie“. Als Symbol „der türkischen Ultranationalisten“ sei er „nichts Neutrales und auf keinen Fall unpolitisch“. Das Zeichen vereine „viele menschenverachtende Aussagen in sich“, unterstreicht der Türkei-Experte, es bringe „die Überzeugung zum Ausdruck, dass nur ein starker Führer an der Spitze der Türkei stehen darf, und dass sich Minderheiten in der Türkei bedingungslos assimilieren müssen.“

Für Deutschland sei das Symbol höchst problematisch, sagt Çiçek, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Religionswissenschaft der Universität Wien und als Fellow am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies der Universität Bonn tätig ist: „Die im Herkunftsland ausgemachten ‚Feinde‘ werden auch in der Diaspora von den Anhängern der Grauen Wölfe identifiziert“. Integration sei gemäß dem Wolfsgruß „ein Verrat an den eigenen Traditionen. Das Zeigen dieses Symbols ist somit eine deutliche Parteiergreifung für die Ablehnung des liberal-freiheitlichen demokratischen Verfassungsstaates.“

Die Grauen Wölfe haben hierzulande zahlreiche Anhänger. Dem deutschen Verfassungsschutz zufolge sind sie die größte rechtsextreme Gruppierung im Land. Ihre Sicht und die der türkischen Politik auf den Wolfsgruß ist eine andere. Das wurde bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft deutlich.

„Ich wollte nur zeigen, dass ich Türke bin“

Der Einzug der Türkei ins Viertelfinale wurde von schweren Auseinandersetzungen überschattet. Im Achtelfinalspiel gegen Österreich hatte der türkische Nationalspieler Merih Demiral gleich zweimal – nach seinen beiden Toren – den Wolfsgruß gezeigt. Er sei eben Türke, rechtfertigte er sich. Nichts anderes habe er damit ausdrücken wollen.

Die UEFA überzeugte das nicht. Der europäische Fußballverband sperrte den Verteidiger für das Viertelfinale und ein mögliches Halbfinale, das die Türkei nicht mehr erreichen sollte. Ankara reagierte empört. Der türkische Vizepräsident Cevdet Yilmaz nannte die Entscheidung inakzeptabel, für Sportminister Osman Askin Bak war sie „rein politisch“ motiviert. Als auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) scharfe Kritik an Demiral übte und das Auswärtige Amt den türkischen Botschafter einbestellte, warf die türkische Regierung Deutschland „Fremdenfeindlichkeit“ vor.

Türkische Nationalisten riefen auf X dazu auf, beim anschließenden Spiel den Wolfsgruß zu zeigen: „Wir laden alle unsere Fans auf der Tribüne ein zu zeigen, dass das Zeichen der Grauen Wölfe kein ‚Rassismus‘ ist, sondern ‚das nationale Symbol des Türkentums‘, indem sie während der Hymne das Zeichen der Grauen Wölfe machen“.

 

Existenzielle Bedrohung für Aleviten, Kurden und Armenier

Beim Wolfsgruß werden Mittel- und Ringfinger auf den Daumen gelegt, um eine Wolfsschnauze zu simulieren. Zeigefinger und kleiner Finger werden wie Wolfsohren nach oben gespreizt. Wenn Türken diese Geste verteidigen, verweisen sie gerne auf den Ursprungsmythos der Türken, die Asena-Legende, deren älteste Version sich in chinesischen Annalen aus dem 7. Jahrhundert befindet.

Die Wölfin Asena rettete einen Jungen, der als einziger seines Stammes ein Massaker überlebt hatte. Sie floh mit dem Jungen in eine Höhle, säugte ihn und zog ihn groß. Als der Junge zum Mann herangereift war, schwängerte er die Wölfin. Aus der Verbindung gingen zehn weitere Jungen hervor, die als Vorfahren der Türken gelten. Die Legende wurde über Jahrhunderte mündlich überliefert. Sie ist von zentraler Bedeutung für die türkische Identität und Nation. Asena ist heute ein gebräuchlicher türkischer Mädchenname.

Dass man den Wolfsgruß mit Verweis auf solche jahrhundertealten türkischen Mythologien rechtfertigen könne, bestreitet der deutsch-türkische Journalist Eren Güvercin energisch. „Das sind typische Reflexe aus dem türkisch-nationalistischen und rechtsextremen Milieu. Sie versuchen immer wieder, diesen Gruß zu verharmlosen“, kritisierte er gegenüber der „Welt“. Der türkische Nationalspieler Demiral sei bereits in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang aufgefallen. „Das hat nichts mit Nationalstolz oder Siegesfeiern mit den Fans zu tun. Das ist ganz offen ein Symbol der rechtsextremen Grauen Wölfe.“

Güvercin rät deutschen Journalisten, auch darauf zu hören, was Aleviten, Armenier und Kurden zu den Grauen Wölfen zu sagen haben. „Sehr viele Minderheiten in der Türkei sind von dieser rechtsextremen türkischen Ideologie existenziell bedroht. Sie haben in ihrer Geschichte auch die Bedrohung durch die Grauen Wölfe erlebt. Das Zeigen dieses Symbols ist nicht nur Folklore, sondern eine Bedrohung von Minderheiten hier in Deutschland“.

Beim Wolfsgruß geht es auch nicht nur um den Wolf. Der Gründer der MHP, Alparslan Türkeş, erläuterte: „Der kleine Finger symbolisiert den Türken, der Zeigefinger den Islam. Der Ring, der beim Wolfsgruß entsteht, symbolisiert die Welt. Der Punkt, an dem die anderen drei Finger zusammenkommen, ist ein Stempel. Das bedeutet: Wir werden der Welt den türkisch-islamischen Stempel aufdrücken.“

 

Die ideologischen Wurzeln reichen in das 19. Jahrhundert zurück

In diesen Worten spiegelt sich die Ideologie der Grauen Wölfe wider, die sowohl im rechtsnationalistischen und rassistischen als auch im islamistischen Gedankengut verwurzelt ist. Ihre Ursprünge liegen im Panturanismus des 19. und 20. Jahrhunderts, der vor allem von Russlandtürken und osmanischen Anhängern des Türkentums entwickelt wurde. Sie reagierten damit auf die Gebietsverluste des Osmanischen Reiches.

Vor allem durch den Krimkrieg hatte das Osmanische Reich in Asien und auf dem Balkan massiv an Territorium verloren. Um sich gegen die zaristische Assimilationspolitik zu wehren, entwickelte ein Teil der russischen Muslime die Ideologie des Panturkismus, die sich am deutschen Nationalismus und Panslawismus orientierte. Demnach hätten alle Turkvölker eine gemeinsame Urheimat: den Turan, eine mythische Landschaft in Zentralasien. Der Panturkismus will alle Turkvölker wieder in einem gemeinsamen Reich vereinen.

„Der Panturkismus basiert auf der Idee eines ethnisch homogenen Ursprungs aller Turkvölker, verbunden mit dem Bestreben, diese in einer gemeinsamen Heimat unter Führung der Türken zu vereinen“, schreibt der deutsche Verfassungsschutz. Über die Größe dieses imperialen Reiches gab es unterschiedliche Vorstellungen. „Je nach Auffassung könnte sich dieses vom Balkan bis nach Westchina oder Japan erstrecken.“

Gemäß dem Panturkismus wanderten die Türken, die ursprünglich aus Asien stammten, in den heutigen Balkan. Durch die Vermischung mit nichttürkischen Völkern hätten sie zur Entstehung anderer Zivilisationen beigetragen, da die türkische „Rasse“ allen anderen Völkern überlegen sei. Diese „Überlegenheitsdoktrin führt de facto zu einer ethnischen und religiösen Geringschätzung anderer Volksgruppen“, schreibt Hüseyin I. Çiçek in einem Expertenpapier für das Wiener European Institute for Counterterrorism and Conflict Prevention. Das Volk der Türken würde „zu den ältesten Zivilisationen der Welt“ gehören und habe „bei der Erschaffung der großen Zivilisationen (Ägypter, Griechen, China etc.) eine wesentliche Rolle gespielt. Ohne die Türken hätte sich kein hellenistisch-abendländisches Erbe bilden können.“

 

Fusion aus Islamismus und Nationalismus

Im zerfallenden Osmanischen Reich begeisterten sich die Anhänger des Türkentums für diese Großmachtfantasien. Zunächst bezeichneten einige den Islam noch abfällig als „Wüstenreligion“. Nach und nach gingen sie aber ein Bündnis mit dem politischen Islam ein. Die „kontinuierlichen Niederlagen des Osmanischen Reiches, das Aufkommen und Erstarken des Marxismus in der Sowjetunion und die europäische Expansionspolitik führten zu wechselseitiger Zusammenarbeit“, erläutert Çiçek. „Bereits gegen Ende des Osmanischen Reiches entwickelte sich innerhalb der federführenden türkisch-nationalistischen und türkisch- islamistischen Intellektuellen die Überzeugung, dass der Nationalismus ohne Islam keine rasche Verbreitung finden könne.“ Daher seien Anhänger des türkischen Nationalismus von Anfang an auch „Verfechter oder Vorkämpfer islamistischen Gedankenguts“ gewesen. Umgekehrt seien türkische Islamisten von Anfang an Nationalisten gewesen. Weitere „türkisch-islamistische Mutationen“ fanden im Zuge des Kalten Krieges statt.

Aus diesem ideologischen Konglomerat ging die Ülkücü-Bewegung – sprich: die Grauen Wölfe – hervor. 1969 ist ein wichtiges Jahr ihrer Entstehungsgeschichte. Damals wurde die ultranationalistische MHP gegründet, von der sich später die islamistische „Partei der Großen Einheit“ (BBP) und die gemäßigt nationalistische İYİ Parti abspalteten.

Der Parteigründer Alparslan Türkeş war ein überzeugter Turanist und hatte mit der NSDAP sympathisiert. Zudem hatte er eine Karriere in der türkischen Armee durchlaufen und war unter anderem in den USA ausgebildet worden, wo er von 1955 bis 1957 die türkischen Streitkräfte im Pentagon vertrat. Auf einer Konferenz im Gründungsjahr der MHP legte Alparslan Türkeş die ideologische Ausrichtung fest. Türkentum und Islam bilden demnach eine untrennbare Einheit. Die MHP lehne einen „Nationalismus, der den Islam leugnet“, genauso ab, „wie einen Islam, der die Nation ignoriert“, unterstrich Türkeş. Der Islam war und ist hier vor allem identitätsstiftend und trug zur Wählermobilisierung bei.

 

Tausende Morde an politischen Kontrahenten und Angehörigen von Minderheiten

Der Begriff „Graue Wölfe“ bezeichnete ursprünglich die paramilitärischen Gruppen der MHP. Sie sollten der Partei bei der Machtübernahme gemäß ihrem Dreistufenplan helfen: erst „Eroberung der Straße“, dann „Eroberung des Staates“, schließlich „Eroberung des Parlaments“. Für die erste Etappe waren die militanten Grauen Wölfe zuständig, Seite an Seite mit Jugendorganisationen, in denen neben Sport und Kultur auch das Erlernen von Kampfsportarten auf dem Programm stand. Ihr Kampf galt zunächst vor allem dem Kommunismus: „Die Kommunisten dürfen nicht glauben, dass das Land niemandem gehört und sie ihre Herrschaft auf der Straße errichten können“, erklärt Alparslan Türkeş. „Es gibt vaterlandsliebende, nationalistische Jugendliche, die eine Sprache sprechen werden, die auch die Kommunisten verstehen. Deshalb bilden wir unsere Jugend kämpferisch aus".

Zwischen 1969 und 1971 bildete die Partei in 34 Kommandocamps rund 100.000 Aktivisten aus. So bereitete sie die Jugendlichen darauf vor, „ihr Leben für den Islam und die Nation zu opfern“. Dies alles geschah mit Unterstützung der „Abteilung für Spezielle Kriegsführung“ der NATO. In den Jugendlagern wurden die Anhänger mit einer „Art antikommunistische Gehirnwäsche zum Hass gegen Liberale, Sozialisten und Kommunisten“ indoktriniert, schreibt Kemal Bozay, Professor für Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften an der IUBH – Internationale Hochschule in Düsseldorf. So sollten die Jugendlichen darauf vorbereitet werden, später im Dienste der Partei politische Morde zu begehen.

Tatsächlich sollten den Worten wenig später Taten folgen. Brutale Straßenkämpfe fanden statt. Rund 5000 Morde in der Türkei in den 1970er und 1980er Jahren sollen auf das Konto der Ülkücü-Bewegung gehen. Vor allem die Jugend drängte auf eine stärkere islamistische Ausrichtung. Parolen wie „Auch wenn unser Blut fließt, der Sieg gehört dem Islam“ oder „Unser Ruf gilt der Auferstehung im Islam“ wurden ausgegeben. Diese Jugendlichen wurden von Türkeş als „Graue Wölfe“ bezeichnet: „Liebe Graue Wölfe, ihr seid alle Bannerträger dieser nationalistischen Bewegung, der neun Lichter Doktrin. Ihr habt die Rasse und Unabhängigkeit der türkischen Nation“.

Nach dem Militärputsch von 1980 und dem Wahlerfolg der AKP unter Recep Tayyip Erdoğan durchlief die MHP mehrere Wandlungen und Spaltungen. Ihr Ziel – ein homogenes türkisch-islamisches Großreich – haben ihre Anhänger jedoch nie aus den Augen verloren. „Ich sehne mich nach einer vereinten türkischen Welt, die von der Adria bis zur Chinesischen Mauer reicht“, sagte etwa Muhsin Yazıcıoğlu, der ehemalige Vorsitzende der abgespaltenen BBP.

 

Neues Selbstbewusstsein dank der Koalition mit der AKP

In den 2000er Jahren stand die MHP in Opposition zur AKP, weil sie eine Annäherung an die EU und Verhandlungen zur Lösung der Kurdenfrage ablehnte. Nach dem Abbruch der Kurden-Gespräche durch die AKP und dem Putschversuch 2016 kamen sich beide Parteien näher. Bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2018 traten MHP und AKP gemeinsam mit der „Republikanischen Allianz“ an. Dass die Grauen Wölfe seither an der Regierung sind, stärkt ihr Selbstbewusstsein. Überdies verkörpert die Koalition die ursprüngliche „türkisch-islamische Synthese”. Dieser Wandel spiegelt sich in den Unterorganisationen der MHP wider, auch in Europa, wo die Grauen Wölfe zahlreiche Strukturen aufgebaut haben.

 

Der Verfassungsschutz zählt in Deutschland mehr als 12.000 Mitglieder der „Ülkücü“-Bewegung. Die meisten Anhänger sind in Vereinen organisiert. Diese sind zum Teil „Auslandsorganisationen extrem nationalistischer türkischer Parteien“. Nach außen treten die Einrichtungen meist unauffällig auf. Sie verbreiten aber nach wie vor die „Ülkücü“-Ideologie, warnt der Verfassungsschutz. Damit fördern sie „einen übersteigerten türkischen Nationalismus mit völkerverständigungswidrigen und rechtsextremistischen Elementen“. Für das Bestreben, eine türkisch-nationalistische Identität unter türkeistämmigen Jugendlichen zu bewahren entwickelte Parteigründer Alparslan Türkeş 1996 den Begriff „Avrupa Türklüğü“: Europäisches Türkentum.

Den Sozialwissenschaftlern Fikret Aslan und Kemal Bozay zufolge basiert die Ideologie der Grauen Wölfe auf einem klaren Freund-Feind-Schema. Zu den Feinden zählen Armenier, Aleviten, Christen und Kurden. Letzteren drohte Türkeş sogar mit der „Ausrottung“, weil sie eine andere Sprache sprechen: „Wenn ihr Kurden weiter eure primitive Sprache sprecht, werdet ihr von den Türken genauso ausgerottet, wie man schon die Georgier, die Armenier und die Griechen auf türkischem Boden bis auf die Wurzeln ausgerottet hat".

Auch der Judenhass ist bei den Grauen Wölfen fest verankert. In „bester“ antisemitischer Tradition werden die Juden als Feinde aller Völker dargestellt. Antisemitische Verschwörungsmythen sind fester Bestandteil der Ideologie der Grauen Wölfe, wie die Extremismus-Experten Kemal Bozay und Claudia Dantschke aufgezeigt haben. Das altbekannte Bild von einflussreichen Juden, die hinter einer Weltverschwörung stecken, wird bei ihnen verbreitet.

 

„Graue Wölfe“ erstmals auf antisemitischen Anti-Israel-Demonstrationen

Neu ist jedoch ein israelbezogener Antisemitismus und Übergriffe auf Juden auf offener Straße durch Sympathisanten der Grauen Wölfe. Dies zeigte sich erstmals bei einer unangemeldeten Anti-Israel-Demonstration am 12. Mai 2021 vor einer Synagoge in Gelsenkirchen. Israel hatte zuvor Angriffe der Terrororganisation Hamas mit Gegenschlägen beantwortet. Auf Videos waren rund 180 Demonstranten zu sehen, die in Sprechchören „Scheiß Juden“ riefen und „palästinensische“ und türkische Fahnen schwenkten. Sympathisanten der Grauen Wölfe gaben sich mit dem „Wolfsgruß“ zu erkennen. Die antisemitische Hetze der Grauen Wölfe sei „nicht überraschend“, meinte dazu Mona Flaskamp vom American Jewish Committee in Berlin in den Belltower News. Sie sei „Ausdruck eines tief sitzenden Hasses auf Juden und den Staat Israel“.

Erdoğans zunehmende Stimmungsmache gegen Israel und die Juden tragen Früchte. Der türkische Präsident bedient sich des antisemitischen Stereotyps des Kindermörders und warf den Juden eine mörderische Natur vor. Zudem ist die Türkei zu einem wichtigen Rückzugsraum für die Muslimbruderschaft geworden und gilt als einer der wichtigsten Finanziers der Hamas. Überdies hat die Koalition mit der MHP die Grauen Wölfe aufgewertet: „Die MHP ist heute je nach Interessenlage rechtsextrem, islamistisch, europaskeptisch oder neofaschistisch“, meint ein türkeistämmiger Publizist, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Sie wird überdies mit gewaltbereiten paramilitärischen und mafiösen kriminellen Gruppen in Verbindung gebracht.“

Im Gegensatz zu Deutschland und Österreich sind die Grauen Wölfe in Frankreich gänzlich verboten. In Österreich ist zumindest das Zeigen des Wolfsgrußes nicht mehr erlaubt.

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