Das Romanische Café im Berlin der 1920er Jahre – Eine Ausstellung am Originalschauplatz

Eingang zur Ausstellung zum Romanischen Café in Berlin. Art Design: Carsten Knobloch.© Foto: Sabine Schereck

Die jüdischen Künstler Kurt Tucholsky, Renée Sintenis oder Max Liebermann verkehrten im Romanischen Café in Berlin der 1920er Jahre. Von den drei großen Verlagshäuser Ullstein, Mosse und Scherl hatte jedes seinen eigenen Stammtisch. Es war ein Ort, wo Ideen geboren oder Verträge unterschrieben wurden. Die gegenwärtige Ausstellung im Berliner Europa Center, wo das Romanische Café während der Weimarer Republik gestanden hat, stellt eine gelungene Hommage an das auch bei vielen jüdischen Menschen vor der Nazi-Zeit überaus beliebte ehemalige Künstlercafé dar. (JR)

Von Sabine Schereck

Das Romanische Café war im Berlin der 1920er Jahre der Treffpunkt der Berliner Bohème: Journalisten, Schriftsteller, Maler, Kunsthändler, Verleger, Filmemacher, Schauspieler, Sänger, Komponisten und viele andere tauschten an seinen Tischen Neuigkeiten aus, schlossen Verträge ab, schrieben ihre Texte oder fertigten kleine Skizzen. Der scheinbar magische Ort ist in vielen zeitgenössischen Texten, Memoiren und Bildern verewigt. Natürlich gibt es auch Bücher, die heutzutage dem Café seine Ehre erweisen wie Brigitte Landes „Im Romanischen Café“. Doch die wunderbarste Hommage ist eine kleine, aber kompakte Ausstellung voll Artefakte und faszinierender Informationen, die in einem ehemaligen Ladenraum des Europa-Centers in Berlin bestaunt werden kann. Es ist ein passender Ort, stand das Romanische Café doch dort, wo heute das Europa-Center am Breitscheidplatz in den Himmel ragt.

 

Treffpunkt renommierter Persönlichkeiten

Zu den vielen Persönlichkeiten, die dort zur Tür hereinkamen, gehörten Kurt Tucholsky, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Billy Wilder, Mascha Kaléko, Gabriele Tergit, Ruth Landshoff-Yorck, Max Reinhard, Max Liebermann, Paul Cassirer, Alfred Flechtheim, Renée Sintenis, Alfred Döblin und Friedrich Hollaender. Dass die hier genannten Künstler jüdisch waren, ist bekannt, weniger bekannt ist, dass auch der Bauherr jüdisch war: Paul Joseph Liebermann von Wahlendorf; ein Cousin des Malers Max Liebermann. Paul Josephs Vater wurde vom österreichischen Kaiser Franz Joseph I. geadelt und vererbte seinem Sohn ein Vermögen, das teilweise ins Romanische Haus II floss, wo das Café eingerichtet war. Das Haus entstand 1901, das Café wurde ursprünglich vom Hotel Kaiserhof betrieben, bevor es den Besitzer wechselte. Seinen Wandel zum Künstlercafé ist 1921 der Schließung des Cafés des Westens zu verdanken. 1924 übernahm der Industrielle und Mäzen Hermann Carl Starck das Haus, der in diesem Jahr in eine jüdische Familie eingeheiratet hatte und viele Künstler, die Gäste im Café waren, unterstützte. Eine abwechslungsreich gestaltete Stellwand gibt darüber Auskunft, sowie eine Zeitleiste, die von um 1900 bis 1943 reicht, als das Haus von einer Bombe schwer getroffen wurde. Als nach dem Krieg das Europa-Center konzipiert wurde, gab man auch einem neuen Romanisches Café einen Platz. Die Kundschaft blieb jedoch aus, was das endgültige Ende bedeutete.

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