Mehr als nur ein historisches Nachschlagewerk: „Der Judenhass – eine Geschichte ohne Ende?”

Mit seinem Buch „Der Judenhass - eine Geschichte ohne Ende" kreiert der deutsche Historiker und Autor Sebastian Voigt ein Werk, das die komplexen Geflechte des Antisemitismus aufdeckt - beginnend in der Antike bis hin zur modernen Zeit. Diese ausführliche Analyse der Juden-Feindlichkeit ist nicht nur ein historisches Nachschlagewerk, sondern auch ein tiefgründiges Studium der menschlichen Vorurteile und Hassdynamiken. Das traurige Fazit: Juden-Hass ist nahezu so alt wie die jüdische Geschichte selbst.
Noch ein Buch über Judenhass? Wurde nicht schon alles gesagt und geschrieben, nur noch nicht von jedem? Zu dem Ergebnis könnte man kommen, wenn man den Titel “Der Judenhass - eine Geschichte ohne Ende” hört. Doch Sebastian Voigt schafft es, trotz der Komprimiertheit von 232 Seiten in die Tiefe zu gehen und verpasst es nicht, alle Spielarten des Judenhasses, also auch den muslimischen und den linken Antisemitismus, schonungslos zu besprechen.
Der Autor selbst befasst sich mit dem Thema seit Jahren. So arbeitete er von 2003 bis 2012 am Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig. Seit 2013 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München-Berlin tätig und lehrt gleichzeitig als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Leipzig. Seit 2015 ist er Fellow am Institut für Soziale Bewegungen in Bochum und unterrichtet seit 2016 als Lehrbeauftragter am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Ab 2020 hat er auch Lehraufträge an der Universität der Bundeswehr in München übernommen. Im April 2022 reichte Sebastian Voigt seine Habilitationsschrift an der Ruhr-Universität Bochum ein.
Mehr als ein historisches Nachschlagewerk
Hinsichtlich Stipendien erhielt Sebastian Voigt von 2009 bis 2012 ein Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung und 2009 eine ideelle Förderung der Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Davor hatte er von 2003 bis 2006 ein Studienstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie von 2002 bis 2003 ein Stipendium der Fulbright-Kommission und ein Auslandsstipendium des Landes Baden-Württemberg. Zusätzlich erhielt er von 2001 bis 2004 ein Studienstipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Kurzgefasst: Der Mann weiß, wovon er spricht.
Mit "Der Judenhass - eine Geschichte ohne Ende" kreiert Sebastian Voigt ein Werk, das den Leser auf eine epische Reise durch die komplexen Geflechte des Antisemitismus führt, beginnend in der Antike bis hin zur modernen Zeit. Diese ausführliche Analyse des Antisemitismus ist nicht nur ein historisches Nachschlagewerk, sondern auch ein tiefgründiges Studium der menschlichen Vorurteile und Hassdynamiken.
Die „Begründungen” fürAntisemitismus sind vielfältig
Voigt beginnt seine Erkundung mit einer detaillierten Untersuchung der antiken Wurzeln des Antisemitismus, die in religiösen Texten, philosophischen Schriften und kulturellen Überlieferungen zu finden sind. Er zeigt auf, wie stereotype Darstellungen von Juden als "Andere" bereits in der Antike entstanden und sich im Laufe der Zeit entwickelten. Hier wird klar, was vielen klar ist, anderen gar nicht bewusst: Judenhass ist so alt wie die jüdische Geschichte selbst.
Ein bedeutender Schwerpunkt liegt auf der mittelalterlichen Periode, in der der Antisemitismus in Europa besonders virulent war. Voigt deckt die vielfältigen Gründe für den Judenhass auf, darunter religiöse Vorurteile, wirtschaftliche Konkurrenz, politische Sündenbockdynamiken und kulturelle Stereotype. Er analysiert die Rolle der Kirche, der Herrschenden und der breiten Bevölkerungsschichten in der Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Gemeinschaften.
Antisemitismus als reale Bedrohung für jüdisches Leben
Die Aufklärung und die damit einhergehende Emanzipation der Juden in Europa markieren einen Wendepunkt in der Geschichte des Antisemitismus. Voigt untersucht die Entstehung moderner Ideologien wie Nationalismus, Sozialismus und Rassismus und ihre Verbindungen zum Antisemitismus. Er beleuchtet die Entwicklung von antisemitischen Bewegungen und Ideologien im 19. und 20. Jahrhundert, die schließlich in die Katastrophe des Holocausts mündeten.
Darüber hinaus betrachtet Voigt die verschiedenen Ausprägungen des Antisemitismus in verschiedenen politischen und sozialen Kontexten, darunter faschistische Regime, kommunistische Staaten und islamistische Bewegungen. Er zeigt auf, wie der Judenhass sich an die jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten anpasste und weiterhin eine Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft darstellt.
„Die Hamas muss zerschlagen werden”
Die zeitgenössischen Formen des Antisemitismus, von Holocaust-Leugnung über anti-zionistische Rhetorik bis hin zu antisemitischen Verschwörungstheorien im Internet, werden von Voigt ebenso gründlich untersucht wie die Rolle der Medien, der Politik und der Zivilgesellschaft bei der Verbreitung und Bekämpfung des Antisemitismus. Ein zu selten bedachter und daher besonders wichtiger Aspekt sind Charaktere aus der Linken, die sich in judenfeindlichen Aussagen verstrickten. Hier seien im Wesentlichen zwei Namen genannt: Jakob Augstein und Günter Grass.
Neben der präzisen und gut lesbaren historischen Aufarbeitung entfaltet das Buch den höchsten Grad seiner Stärke im Nachwort. Zwar ist das Buch bereits vor dem 7.10.2023 fertig gestellt worden, jedoch geht Voigt in den letzten Seiten explizit auf das präzedenzlose Massaker der Hamas ein. “Die Hamas muss zerschlagen werden, damit überhaupt wieder Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten entstehen kann. An Frieden hat sie aber überhaupt wie auch ihre Förderer, das iranische Mullah-Regime, überhaupt kein Interesse. Sie will Israel vernichten, Juden töten und ein Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer errichten. Die Hamas sabotiert daher bewusst die Annäherungen zwischen Israel und den arabischen Staaten.”
Anleitung zum Überdenken von Stereotypen
Worte, die selbstverständlich und wahr sind, die aber in Teilen der deutschen Bundesregierung nicht mehr gelten zu scheinen. Denn heute, fünf Monate nach dem 7.10.2023 kritisiert Bundeskanzler Olaf Scholz offen die Militärpolitik von Israels Staatschef Benjamin Netanjahu. Wer in der Entsetzlichkeit nach Neutralität ruft, wer nach den unfassbaren Gräueltaten der Hamas den Einsatz der israelischen Soldaten kritisiert, der beugt sich nicht nur dem Terror, sondern auch dem Judenhass, den Sebastian Voigt in diesem Buch beschrieben hat.
Von daher ist "Der Judenhass - eine Geschichte ohne Ende" nicht nur ein Buch über die Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf zum Handeln in der Gegenwart und Zukunft. Voigt fordert dazu auf, Vorurteile und Hass zu bekämpfen, Toleranz und Verständnis zu fördern und sich aktiv für eine Welt einzusetzen, in der alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, in Frieden und Harmonie leben können. Genau diesen Werten stehen Regime wie das im Iran und Terrororganisationen wie die Hamas diametral entgegen. Es ist Zeit, dass dies auch bei den sogenannten “Israelkritikern” ankommt, deren Kritik nicht selten in Antisemitismus ausartet.
Insofern ist dieses Buch einerseits Einstiegslektüre zum Thema “Judenhass”, andererseits gibt es auch die Möglichkeit, sein Wissen zu dem Thema aufzufrischen. Und vielleicht gibt dieses Werk von Sebastian Voigt auch für den einen oder anderen Anlass, seine Meinung zu Antisemitismus, aber auch zum Terror der Hamas und dem Vorgehen Israels zu überdenken.
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