Antizionismus ist nichts anderes als ein Rechtfertigungspseudonym für Juden-Hass

Dem einzigen jüdischen Staat wird von Antizionisten oft das Existenzrecht abgesprochen.© AFP

„Antizionismus“ ist eine Juden-feindliche Ideologie, welche die historische Verbindung der Juden zum Land Israel delegitimiert und den Juden das Recht auf Selbstbestimmung und vor allem auf Selbstverteidigung abspricht. Sogenannte „Israel-bezogene“ Kritik dient nicht selten ausschließlich dazu, zu rechtfertigen, dass jüdische Menschen weltweit, gemaßregelt, gedemütigt oder gar körperlich angegriffen werden, ohne diese Taten als gewalttätigen Juden-Hass zu benennen. (JR)

Von Liyun Gothóni

Um zu verstehen, was „israelbezogener Antisemitismus“, auch bekannt als „Antizionismus“ bedeutet, muss man sich folgende Fragen stellen:

 

Was bedeutet Zionismus eigentlich? Wofür steht diese Philosophie?

Der Zionismus, eine Weltanschauung, welche die Selbstbestimmung des jüdischen Volkes in seiner angestammten Heimat betont, ist tief in der 3.000-jährigen Geschichte des Judentums verwurzelt. Diese Verbindung zum Land Israel entstand 1.300 Jahre v. Chr., als Abraham und Sarah in Israel sesshaft wurden. Trotz der Rückschläge, wie der Niederlage des Königreichs Juda und der Babylonischen Verbannung im Jahr 586 v. Chr., kehrten viele Juden nach ca. siebzig Jahren zurück, ein Vorläufer der modernen zionistischen Ideale, wenn man so mag. 

Nach einer etwa 400-jährigen jüdisch geführten Zivilisation im antiken Israel erfolgte eine erneute Vertreibung durch die Römer, die rund 2.000 Jahre dauern sollte, während einige kleine jüdische Gemeinschaften im Land verblieben. Trotz der Verbannung ins Exil haben die Juden ihr indigenes Heimatland nie komplett verlassen und kehrten immer wieder zurück.

In der Zeit nach dem zweiten Exil wurden zahlreiche Juden aus dem Land Israel verdrängt, doch eine Minderheit blieb trotz dieser Ereignisse. Über die Jahrhunderte verspürten die Nachfahren dieser Vertriebenen den Wunsch, in ihre angestammte Heimat zurückzukehren, was jedoch selten möglich war. Die Verbindung zum Land blieb ein zentraler Aspekt jüdischer Praxis. Die „Mischna“, eine bearbeitete Aufzeichnung der mündlichen jüdischen Tradition, wurde ebenfalls in Israel zusammengestellt.

 

Der moderne Zionismus

Die Ursprünge des „modernen Zionismus“ lassen sich formal im späten 19. Jahrhundert verorten, als Juden weltweit mit zunehmendem Antisemitismus und massiven Pogromen konfrontiert waren. Ein entscheidender Moment ereignete sich, als der französisch-jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus fälschlicherweise wegen des vermeintlichen Verrats von Militärgeheimnissen an die Deutschen zu lebenslanger Haft verurteilt und ins Exil geschickt wurde.

Die globalen Auswirkungen dieses bedeutenden Prozesses und der nachfolgenden Ereignisse wurden in Europa und in der jüdischen Gemeinschaft spürbar. Ein junger jüdischer Journalist aus Österreich, Theodor Herzl, wurde durch diese Unrechtmäßigkeiten auf den massiven Antisemitismus aufmerksam. Entgegen seiner früheren Überzeugung, dass die Assimilation das Ende des Antisemitismus bedeuten würde, erkannte Herzl die dringende Notwendigkeit, einen Staat für die jüdische Nation zu gründen, um eine Art „Schutzraum“ zu bieten.

Die Veröffentlichung seines Klassikers "Der Judenstaat" (1896) skizzierte seine Vision für die Gründung eines unabhängigen jüdischen Staates. In seinem Buch ermutigte er die jüdische Gemeinschaft, Land im historischen „Eretz Israel“, der damaligen osmanischen Provinz „Palästina“, zu erwerben und forderte die Schaffung eines jüdischen Staates mit internationaler Anerkennung. Herzls Schreiben mobilisierte die zionistische Bewegung und mündete im ersten „Zionistenkongress“ im darauf folgenden Jahr in Basel. Etwa 200 jüdische Delegierte aus verschiedenen politischen und religiösen Richtungen verabschiedeten dort das sogenannte „Basler Programm“, welches die Ziele des Zionismus eindeutig als das Streben definierte, "dem jüdischen Volk eine anerkannte und rechtlich gesicherte Heimstätte in „Palästina“ zu verschaffen."

 

Judenfeindliche Stereotype

In verschiedenen Medien und sozialen Plattformen sind immer noch viele Stereotype präsent, welche die Gewalt gegen Juden weltweit fördern. Aktuell wird dieser Hass oft durch den israelischen Verteidigungskrieg gegen die Hamas beeinflusst, wobei Begriffe wie "Zionist" als eine Art „Euphemismus“ für das Wort „Jude“ gilt. Man spricht nicht mehr vom „Finanzjudentum“, sondern von einer „zionistischen Lobby“. 

Diese Verlagerung des Schwerpunkts hat dazu geführt, dass die jüdische Diaspora vermehrt aufgefordert wird, den Zionismus als integrales Element ihres Glaubens abzulehnen oder Handlungen der israelischen Regierung zu kritisieren, um in gesellschaftlichen Diskussionen überhaupt noch willkommen zu sein. Widerstand oder Schweigen seitens der jüdischen Gemeinschaft führen ausschließlich zu einer passiven Haltung, welche die jüdischen Gemeinden weltweit massiv angreifbar machen.

Die Frage, warum Antizionismus als antisemitisch betrachtet wird, bezieht sich darauf, dass er den Juden das Recht auf Selbstverteidigung und vor allem Selbstbestimmung abspricht. Zurecht wird angemahnt, dass israelische Maßnahmen zur Verteidigung ihrer Bürger als „unverhältnismäßig“ betrachtet werden, während „palästinensischer“ Terror oft als „legitimer Widerstand“ propagiert wird. Diese zynische Doppelmoral ist eine massive Gefahr für den Staat Israel, für seine Einwohner und sogar für all diejenigen, die eine sogenannte „Zweistaatenlösung“ fordern. 

Das Recht auf Selbstbestimmung ist für jede Nation von Bedeutung, einschließlich der jüdischen Gemeinschaft, die aufgrund ihrer historischen Verfolgung besonderen Schutz benötigt. Israel fungierte und fungiert als Zufluchtsort und gewährleistet den Juden Kontrolle über ihre Gegenwart und Zukunft.

„Antizionismus“, eine Ideologie, welche die historische Verbindung der Juden zum Land Israel delegitimiert, bedient sich oft der Taktik, diese Verbindung komplett zu leugnen und durch „Fake News“ und dreisten Geschichtsrevisionismus ad absurdum zu führen. Die Verbreitung von jahrhundertealten antisemitischen Stereotypen und Fehlinformationen, welche archäologische Beweise ignoriert, schafft Misstrauen und Hass gegenüber dem Staat Israel und seiner Einwohner. 

 

Verschleierter Juden-Hass

Antisemiten verwenden den „Antizionismus“ als Vorwand, um offen anti-jüdischen bzw. anti-israelischen Hass zu verschleiern. Unter dem Deckmantel der „Israelkritik“ behaupten sie, keinen Konflikt mit Juden zu haben, während ihre Kritik in Wirklichkeit oft gegen die Existenz eines jüdischen Staates gerichtet ist.

Um den afroamerikanischen Menschenrechtsaktivisten Dr. Martin Luther King Jr. zu zitieren: „Wenn Menschen Zionisten kritisieren, meinen sie Juden. Sie bedienen sich antisemitischer Narrative.“

Gewalttätige Auswirkungen werden oft durch „antizionistische“ Akteure ausgelöst, welche fälschlicherweise behaupten, dass der jüdische Staat einen „Genozid im Gazastreifen“ begehe. Diese Behauptungen, die einen direkten Vergleich zum Holocaust der Nationalsozialisten ziehen, setzen Juden bewusst in akute Gefahr. Obwohl die „palästinensische“ Bevölkerung wächst und arabische Bürger in Israel gleiche Rechte haben, führen diese falschen Anschuldigungen der „Apartheid“ oder des „Genozides“ zu wachsendem Hass und immer häufigeren antisemitischen Straftaten. 

Diese Verzerrung dient nicht nur dazu, die zeitgenössische Politik Israels zu diskreditieren, sondern auch den Holocaust herunterzuspielen und das Leiden der Juden als Waffe gegen sie zu verwenden, sei es durch tatsächliche Gewalt oder die antisemitische Hetze.

Zum Abschluss ist nur zu sagen: Es ist legitim und teils sogar absolut notwendig, Netanjahu und die israelische Innenpolitik zu kritisieren. Das allein macht einen natürlich nicht zu einem Antisemiten. Kritik muss jedoch in einem angemessenen und vor allem verhältnismäßigen Rahmen bleiben. Denn oft werden dem einzigen jüdischen Staat unterschiedliche Maßstäbe angelegt, wodurch eine einzigartige Form des Hasses perpetuiert wird, die jüdische Gemeinschaften weltweit beeinflusst. Wer das bloße Existenzrecht Israels leugnet oder Propaganda-Begriffe wie "Genozid", „Besatzung“ oder "Gaza-Holocaust" verwendet, betreibt israelbezogenen Antisemitismus und ist somit ein Antisemit. 

Man kann israelbezogenen Antisemitismus propagieren, ohne direkt alle Juden zu hassen und töten zu wollen. Das „Argument“, dass man ja gar kein Antisemit sein kann, weil man „nur Israel und Zionisten hasse“ und nicht den chassidischen Juden von nebenan, ist völlig absurd und entzieht sich jeder Logik.

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