Eine Hochburg des akademischen Antisemitismus: Universität Tübingen diskutiert die Auslöschung Israels
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An der Universität Tübingen wurden anti-israelische Theorien besprochen. © WIKIPEDIA
Ende November 2023 hielt der amerikanisch-israelische Professor Daniel Boyarin (University of California, Berkeley) eine Rede an der Universität Tübingen, in der er für die Abschaffung des Zionismus plädierte. Seinen kruden Thesen widerspricht Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Zentrum in Los Angeles, der das Judentum als zentralen Kern des jüdischen Staates betont. (JR)
Ausbrüche von Antisemitismus an der Universität Tübingen, darunter ein Aufruf eines Akademikers der University of California, Berkeley, Israel zu liquidieren, stehen im öffentlichen Rampenlicht.
Die Universität Tübingen in Baden-Württemberg hatte Ende November 2023 Daniel Boyarin (Professor an der University of California, Berkeley) zu Gast, der für ein Judentum ohne einen jüdischen Staat streitet, so ein Artikel in der Lokalzeitung ’Schwäbisches Tagblatt’ über die Konferenz.
Boyarins Behauptung - die für die Abschaffung des Zionismus plädiert - in seinem Buch von 2023 mit dem Titel „The No State-Solution“ [Die Keinstaatenlösung] war auf der Konferenz ein heißes Diskussionsthema.
Boyarin ging auf der Veranstaltung mit Israels Regierung wegen deren „autoritären, rassistischen, militärischen Vorgehens“ hart ins Gericht, laut ’Schwäbisches Tagblatt.‘
Israels Regierung begann einen Verteidigungskrieg gegen die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas-Bewegung, nachdem die dschihadistische Organisation in Südisrael am 7. Oktober 1.200 Menschen massakrierte.
Deutliche Worte von Rabbi Abraham Cooper
Rabbi Abraham Cooper, Associate Dean des Simon Wiesenthal Centers in Los Angeles, sagte gegenüber der ’Jüdischen Rundschau’ (JR), „…es ist empörend, dass in Deutschland eine Konferenz fast zwei Monate nach dem Massenmord und der Massenvergewaltigung von Juden am 7. Oktober stattfindet und ein Redner auftritt, der fordert Israel aufzulösen und das Judentum als Religion für eine dauerhafte jüdische Diaspora zu hinterlassen.“
Er fuhr fort: „Und dass es eine akademische Konferenz gibt und ein Redner dort aufsteht und zur Liquidierung Israels aufruft, das derzeit Heimat für 10 Millionen Bürger ist, von denen mehr als 80% Juden sind, die die größte jüdische Gemeinschaft der Welt bilden, ist offengesagt völlig inakzeptabel.
Offenbar betrachtet dieser Redner das Judentum als Multiple Choice-Übung, nicht als uralten, grundlegenden abrahamitischen Glauben. Die Wahrheit liegt im Kern des Judentums, unseren Gebeten, den Hoffnungen unseres Volks und die Sehnsucht zweier Jahrtausende, die in der Rückkehr nach Zion bestand.“
Cooper sagte, dass „jeder, der versucht Zion aus dem Judentum zu entfernen, damit eine der Säulen unseres Glaubens, unserer Bestimmung und Geschichte beseitigt. Das Judentum ist keine Multiple Choice-Übung, genauso wenig übrigens der Islam.“
Befragt zu seinen Attacken gegen den jüdischen Staat, zu angeblichen Gegenreaktionen auf seinen Vortrag bei der Konferenz in Tübingen und ob er ein jüdischer Antisemit sei, sagte Boyarin der JR: „Ich bin kein jüdischer Antisemit. Ich bin ein jüdischer Antizionist. Ich habe nichts mit rechtem Nationalismus zu tun, weder deutschem noch jüdischem, auch nicht mit Kosmopolitentum. Fakt ist, dass ich mich als jüdischer Nationalist identifiziere, ein jüdischer Diaspora-Nationalist; mein Antizionismus hat mit der falschen Identifizierung von Nationalismus als Souveränität zu tun, nicht mit Geringschätzung für die jüdische Kultur, Identität und Solidarität. Ich habe in Tübingen keinen ‚Gegenwind‘ festgestellt; das muss privat zum Ausdruck gebracht worden sein oder jedenfalls außerhalb meiner Hörweite.“
Und wieder Dr. Michael Blume
Die Universität Tübingen hatte am 9. Januar den Bürokraten, dem Antisemitismus vorgeworfen wird, Michael Blume als Redner zu Gast; er ist mit der Bekämpfung des Antisemitismus in Baden-Württemberg beauftragt. Laut Experten hielt er eine Schmährede gegen Juden und Israel.
Blume hielt in Tübingen einen Vortrag mit dem Titel „Antisemitismus in unserer Gesellschaft“; darin erklärte er:
„Benjamin Netanjahu genehmigte Geldflüsse aus Katar an die Hamas nach Gaza. Seine Regierungskoalition mit Rechtsextremen und Ultraorthodoxen spaltete die israelische Gesellschaft mit der versuchten Abschaffung der Gewaltenteilung und verlegte die israelische Armee zu den Siedlern ins Westjordanland, statt den eigenen Süden zu schützen. Wir sehen hier keine angebliche ‚zionistische Weltverschwörung‘, sondern schweres, politisches Versagen, das hoffentlich auch in Wahlen aufgearbeitet werden wird.“
Blume sagte auch: „Die europäische und US-amerikanische Rechte hat ganz ebenso wie israelische Regierungen den Ausbau Erneuerbarer Energien blockiert und damit die fossile Finanzierung von Regimen wie Russland, Iran, Katar und ihren Ablegern Hamas, Huthis und Hisbollah zugelassen, ja gefördert.“
Der Journalist Henryk M. Broder schrieb über Blume auf ’Die Achse des Guten’: „Er nutzt seine Position, um klassischen antisemitischen Quatsch aufzuwärmen, wie z.B. den, die israelischen Regierungen hätten in Zusammenarbeit mit der europäischen und amerikanischen Rechten „den Ausbau Erneuerbarer Energien blockiert“. Am Ende ist doch der Jud‘ an allem schuld. Das sei keine „zionistische Weltverschwörung“, raunt er präventiv, wissend oder ahnend, dass er im Begriff ist, in genau diese Kiste zu greifen.“
Rabbi Cooper fügte hinzu: „Hier war drei Monate nach dem blutigsten Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Nazi-Holocaust die Gelegenheit, dass ein ‚Antisemitismus-Beauftragter‘ den unkontrollierten Antisemitismus in Deutschland, Westeuropa und Nordamerika angeht. Stattdessen zog er Verbindungen zwischen dem 7. Oktober und CO2-Ausstoß.“
Falsche Besetzung der Ämter
Es gibt Antisemitismus-Skandale ohne Ende bei Blume. Rabbi Cooper ist bereits im Dezember hart mit Blume ins Gericht gegangen. In einer Anhörung vor dem US-Kongress im Dezember über “Addressing the Scourge of Anti-Semitism in Europe“ sagte Cooper: „Während wir die Einrichtung der Antisemitismusbeauftragten grundsätzlich begrüßen, allen voran den sehr kompetenten Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung Felix Klein, mussten wir zwei dieser sogenannten Antisemitismusbeauftragten wegen Antisemitismus anprangern: Michael Blume aus Baden-Württemberg, und Gerhard Ulrich (aus Schleswig-Holstein), die mit ihren Aussagen den Judenhass legitimiert haben, anstatt die jüdische Gemeinde zu unterstützen.“
Der deutsch-israelische Rechtsanwalt Nathan Gelbart sagte gegenüber der JR."Ich bin nicht überzeugt davon, dass Herr Blume die ideale Besetzung für sein Amt ist. Zu viele unsägliche Statements, zu viele Missverständnisse und zu viele likes von Posts in den social media mit evident antisemtischem Inhalt sollten Herrn Blume dazu veranlassen, sich über ein anderes Betätigungsfeld konkrete Gedanken zu machen. Insbesondere seine Kommentare zu Orde Wingate und zu Malca Goldstein-Wolf sind unangebracht und inakzeptabel. Auch die regelmäßigen gerichtlichen Auseinandersetzungen sind dem Ruf seines Amtes nicht förderlich."
Blume lehnte es ab, sich dazu zu äußern wie auch Leon Kokkoliadis, der Sprecher der Universität Tübingen, der es ebenfalls ablehnte, zu kommentieren und zahlreiche E-Mail-Presseanfragen der JR nicht beantwortete.
Benjamin Weinthal ist Writing Fellow für Middle East Forum.
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