Die Tänzerin und die Schriftstellerin – Zwei Jüdinnen in den Goldenen Zwanzigern

Grete Ring und Alfred Fchtheim, um 1925/1926, Privatbesitz

In den 1920er Jahren waren die Jüdinnen Ruth Landshoff-Yorck und Lena Amsel am Puls der Zeit. Zwei Frauen, die schnelle Autos liebten, sich über Konventionen hinwegsetzten und sich als Künstlerinnen Ausdruck verschafften. Die Schriftstellerin Ruth Landhoff-York setzte der Tänzerin Lena Amsel mit dem Buch „Leben einer Tänzerin“ ein Denkmal, das aber 1933 nicht ins Weltbild der Nationalsozialisten passte und deshalb nicht gedruckt wurde. 2023 erschien nun die überarbeitete Neuausgabe im AvivA-Verlag.

Von Sabine Schereck

Partys, schnelle Autos, ein selbstbestimmtes Leben und Berühmtsein. In den 1920er Jahren gelang dies der Tänzerin Lena Amsel und der Schriftstellerin Ruth Landshoff-Yorck. Zu dem glamourösen Lebensstil der „Neuen Frauen“ gehörten auch zahlreiche Liebschaften und Aufenthalte in den Metropolen Europas: Berlin, Wien, Paris. Ihre Lebenswege und Wesen atmeten die neue Zeit. Ruth Landshoff-Yorcks Roman über Lena Amsel „Leben einer Tänzerin“ bildet vordergründig eine Verbindung zwischen beiden Frauen. Erkundet man die Hintergründe zu dem Buch und den Personen, öffnet sich ein Fenster zu einer Welt, die den Mythos der Goldenen Zwanziger sichtbar macht.

 

Lena Amsel

Die Tänzerin wurde 1898 in Lodz in eine jüdische Familie geboren. Der Erste Weltkrieg ließ sie 1914 mit Mutter und Schwester nach Dresden ziehen. Lena Amsel hatte sich in den Kopf gesetzt, Tänzerin zu werden. Dazu ging sie ein Jahr später nach Berlin und kreuzte im Café des Westens auf, wo die Berliner Bohème sich eingerichtet hatte und sie Kontakte knüpfte. Schließlich tanzte sie im Wintergarten und wirkte als Schauspielerin in Filmen mit. Dass dem Beruf der Tänzerin oftmals eine entsprechende Ausbildung vorausgeht und der Aspirantin Talent beschieden sein sollte, scherte sie wenig. Zumal mit dem Aufkommen des Ausdruckstanzes der Begriff ‚Tanz’ sehr dehnbar war. Dennoch gelang es ihr, im Ballettensemble von Eric Charell aufzutreten. Sie hatte sogar eine Rolle in Joe Mays Stummfilm „Tragödie der Liebe“ (1923), in dem auch Emil Jannings und Marlene Dietrich zu sehen waren.

Lena Amsels tänzerischen Unternehmungen waren gepaart mit einer kräftigen Portion Persönlichkeit, mit der es ihr nicht nur gelang, anderen davon zu überzeugen, dass sie Tänzerin war, sondern sie auch beliebt machte, was sicher zu ihrem Ruhm beitrug. Der Kritiker Stefan Grossmann beschrieb sie 1929 in seinem Nachruf als ‚ausgelassene Seele’, die keck, drollig und verwegen war. Ihr Spaß am schnellen Autofahren trotz mangelnder Kompetenz am Steuer wurde ihr bei Paris zum Verhängnis.

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