Israelberichterstattung: Der Schulterschluss mit Israel bröckelt
Es dauerte nur wenige Tage, bis Teile der Presse wieder alte Narrative bedienten.© JEAN-PIERRE MULLER AFP
Die Dämonisierung Israels gehört bei nicht wenigen deutschen Journalisten ganz offensichtlich zum Standard-Repertoire. Selbst die von einer Terror-Bande wie der Hamas verbreiteten Fake-News werden von den deutschen Medien als geeignete Quelle betrachtet, um sie gegen Israel und die Juden einzusetzen. Es nützt Israel nicht im Geringsten, dass die Lüge von „500 Toten“ und dem Israel angelasteten Beschuss der Al-Ahli-Klinik in Gaza rasch als solche entlarvt werden konnte und sich die Rakete nicht nur als eigener Fehltreffer erwies, sondern wohl sogar auch vorsätzlich, unter tiefer Verachtung der Leben der eigenen Bevölkerung, abgefeuert worden ist. Die Mord-Organisation der Gazaner nutzt die Israel-averse Voreingenommenheit der links-dominierten westlichen Medien und weiß die alten antisemitischen Narrative von der jüdischen Schuld zu bedienen. So sind viele der Main-Stream-Medien nur 20 Tage nach den Schreckensbildern des 7. Oktober bereits wieder in ihr altes Schema zurückgefallen und sprechen Israel das Recht auf Selbstverteidigung ab. (JR)
Noch ist nur die Hälfte der Leichen identifiziert worden, die das Hamas-Massaker vom 7. Oktober in den grenznahen Ortschaften zurückgelassen hat – viele Menschen wurden, oft gefesselt, lebendig verbrannt, die Forensiker sagen, so etwas hätten sie noch nie gesehen. Derweil sieht man sich im Nahen und Mittleren Osten, in Amerika und in Europa um und könnte angesichts der tobenden Massen auf den antiisraelischen Hassdemonstrationen den Eindruck gewinnen, dass am 7. Oktober anscheinend 1.400 Palästinenser abgeschlachtet und 200 nach Israel verschleppt wurden – und nicht umgekehrt.
Binnen Tagen ist es gelungen, im Zuge der israelischen Gegenangriffe auf die Hamas und noch vor einer erwarteten Bodenoffensive die angestammte Opferrolle wieder aufzuwärmen: Jetzt sind es schon wieder die „Palästinenser“, die leiden müssen, das ist das Narrativ, das sich im Bewusstsein der Welt eingenistet hat und das von den Medien immer wieder befeuert wird.
Jüngstes Beispiel ist der behauptete israelische Angriff auf das Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt. 500 Menschen seien getötet worden, ließ die Hamas verbreiten, und weltweit sprang die Empörungsmaschine an: „Mindestens 500 Tote“ meldete die Tagesschau, hunderte Menschen seien getötet worden, der Deutschlandfunk. Nicht, dass AP, Reuters, CNN, Al-Jazeera, die New York Times und andere Medien das Wasser gehalten hätten – allesamt trompeteten sie die Falschnachricht in die Welt, für die die einzige Quelle die notorisch lügnerische Terrororganisation Hamas war. Dabei zeigen diverse Beweismittel (sie wurden im Artikel zum Thema gestern schon teilweise genannt), dass Israel mit der Rakete nichts zu tun hatte. Längst sind auch Aufnahmen im Umlauf, die klar zeigen, dass der Einschlag der vom Islamischen Dschihad abgefeuerte Rakete auf einem Parkplatz des Klinikgeländes stattfand.
„Hisbollah in Jordanien“, „Ostjerusalem Autonomiegebiet“
Auf einem Video sieht man die Einschlagstelle, die eher an ein Schlagloch auf einer Straße im Ruhrgebiet erinnert als an den Krater, den eine israelische Rakete zu hinterlassen pflegt: nämlich den Parkplatz, auf dem etwa ein Dutzend ausgebrannte Autos stehen – und die Klinikgebäude darum herum sind, von einigen geborstenen Fensterscheiben und Rauchspuren abgesehen, nahezu unversehrt. Nicht nur, dass die Rakete von einer islamistischen Terrorgruppe abgeschossen wurde: sie kann auch nicht viele Menschen getötet haben, es sei denn, es hätten in jedem Auto 40 Personen gesessen. Wir erinnern uns: Die Hamas sprach von mehr als 500 Toten, und das war die Nachricht, die unter Berufung auf sie um die Welt ging.
Eine klassische Falschnachricht also, die nur teilweise wieder kassiert wurde. „Ärzte ohne Grenzen“ löschten ihr ursprüngliches Empörungs-Statement („durch nichts zu rechtfertigen!“) im Lichte neuer Erkenntnisse. Der Rest macht weiter wie bisher, was nicht verwundert in einem Milieu, in dem Journalisten, wie kürzlich in der Hamburger Morgenpost, die Hisbollah in Jordanien verorten statt im Libanon, und ZDF heute verbreitet, dass der Ostteil Jerusalems zum „Palästinensischen“ Autonomiegebiet gehört.
Die Krankenhaus-Lüge war zwar binnen weniger Stunden widerlegt, und selbst der umstrittene Tagesschau-Faktenchecker Pascal Siggelkow listet die Indizien auf, aber seine Erkenntnisse fließen leider nicht in die 20.00-Uhr-Tagesschau seiner Kollegen (fünf Stunden später!) ein. Die Marschroute lautet offenbar: Nichts Genaues weiß man nicht. So behauptet Sandra Maischberger:
„Es gab einen Raketenangriff gestern Nacht auf ein Krankenhaus im Gaza-Streifen mit vielen Toten… Die Frage, wer es getan hat, steht offen im Raum.“
Die einen sagen so, die anderen so
Und bei „phoenix vor Ort“ lässt der Moderator den israelischen Botschafter in Berlin, Ron Prosor, zunächst Licht ins Dunkel bringen, um dann gleich anzufügen: „Nun muss man jetzt auch mal von journalistischer Seite sagen: Das ist jetzt Ihre Meinung, die Meinung Israels, Hamas hat das ja auch nochmal heute Mittag bekräftigt, sieht das eben anders und behauptet weiter…“ sowie „Es gibt noch keinen Beweis“, als sei das, was Prosor eben sagte, bei ihm zum einen Ohr hinein- und zum anderen wieder hinausgerauscht. Und auf den Einwand des Botschafters, es gebe nun mal diese Beweise und dieses Herumeiern, im Sinne von „Die einen sagen so, die anderen so“, das ginge nicht: „Wir haben Sie verstanden, wir werden das an dieser Stelle jetzt nicht auflösen können…“
Klar, eine bloße und vollkommen unbelegte Behauptung wie die von den „500 Toten“ (zufällig dieselbe Zahl, die von den „Palästinensern“ 2002 in Jenin verbreitet wurde und die sich später als dreist erfundenes Märchen herausstellte) und den angeblich dafür Verantwortlichen ist mindestens ebenso viel wert wie die Aussage des Botschafters, der die Beweise aufzählte. Äquidistanz ist offenbar wieder einmal das Gebot der Stunde, bestenfalls. In einem eher ungewöhnlichen Fall von Widerspruchsgeist wagt es Dunja Hayali immerhin, den zugeschalteten „palästinensischen“ Botschafter in Wien, Salah Abdel-Shafi, zu fragen, ob er sich denn jetzt wenigstens von der Hamas distanziere.
Das tut er, obwohl von der rivalisierenden Fatah entsandt, natürlich nicht, stattdessen bricht eine sehr unappetitliche Kaskade aus Lügen und Verleumdungen aus ihm hervor, während Hayali minutenlang verzweifelt versucht, zu widersprechen. Nicht einmal mit der Behauptung, die Medien berichteten einseitig zugunsten Israels (!), hat er recht, ganz im Gegenteil. Aber immerhin hatte er Gelegenheit, Israel des Terrors zu zeihen. Danke für das Gespräch, Herr Abdel-Shafi!
Jetzt schwurbelt Lüders
Einen weiteren Tiefpunkt des öffentlich-rechtlichen Journalismus wollen wir zum Abschluss betrachten: das Phoenix-Interview mit, wie könnte es anders sein, dem unvermeidlichen Michael Lüders, der abenteuerlicherweise einmal mehr als „Nahost-Experte“ vorgestellt wird. US-Präsident Biden, so der Moderator, habe Israel von einer „maßlosen“ Reaktion abgeraten. Ob er, Lüders, den Eindruck habe, „dass das maßlos ist, was da gerade von Israel kommt?“ Lüders:
„Na ja, wenn man sich die Entwicklung im Gazastreifen ankuckt… 1,1, Millionen Menschen, die gezwungen werden, vom Norden in den Süden des Gazastreifens zu flüchten, weil sie nur dort angeblich in Sicherheit seien, das ist schon jenseits jedem internationalen Strafrechtes, das geht viel zu weit, wird aber von der westlichen Politik offenbar akzeptiert und das ist nicht gut, denn man kann diesen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern nicht militärisch lösen, es gibt nur eine politische Lösung, auch wenn es im Augenblick danach natürlich nicht aussieht.“
Die Frage, wie Israel die Hamas sonst auf dem von dieser beherrschten Territorium bekämpfen soll, etwa inmitten von einer Million Menschen, erörtert Lüders nicht, schon die Aufforderung an Zivilisten, die Kampfzone zu verlassen, ist für ihn „jenseits jeden internationalen Strafrechtes“. Dann die übliche Binse, es müsse eine politische Lösung geben. Die ist zwar ungezählte Male gesucht und verhandelt worden, aber das lässt Lüders uns natürlich nicht wissen. Und dass eine „politische Lösung“ mit der Hamas, die theoretisch und praktisch nicht weniger als die Auslöschung Israels und seiner Bewohner anstrebt, vollkommen unmöglich ist, erst recht nicht.
Nahostexperte ohne Emphase
Moderator: „Kurze Erinnerung, Herr Lüders, 1.400 Menschen sind ermordet worden, teils bestialisch abgeschlachtet worden, auf Deutsch gesagt, da ist es doch verständlich, dass Israel jetzt versucht, die Hamas zu zerschlagen, oder?“
„Vieles mag verständlich sein“ [man beachte das „mag“, C.C.], aber ich glaube, man muss unterscheiden zwischen moralischer Emphase und nüchterner Analyse, und zur nüchternen Analyse gehört natürlich auch, dass man die Faktenlage nüchternd (sic!) betrachtet und sorgfältig abwägt, was man sagt oder was man nicht sagt.“
Moralische Emphase gut und schön, aber jetzt reden wir mal ganz sachlich. Business as usual. An Empathie und Verständnis für Israel ist aus Lüders rein gar nichts rauszuholen, das hat der Moderator jetzt begriffen. Er wechselt den Schauplatz: „…weil vorhin die Meldung kam, dass Iran die arabische Welt auffordert, mit Israel zu brechen. Wie stehen denn die Chancen des Terrorregimes in Teheran, dass es dafür Gehör findet?“ Terrorregime in Teheran? So ein böses Wort käme Lüders nicht über die Lippen. Er sagt lieber „Akteur“.
„Ich würde vorschlagen, dass man Dinge nüchtern und sachlich analysiert. In moralisierender Hinsicht sind wir natürlich alle empört über den Iran und über andere Akteure in der Region, aber wir sollten doch die Augen nicht davor verschließen, dass das, was hier dort passiert, durchaus in einer größeren Katastrophe münden kann, indem beispielsweise die Hisbollah involviert wird, in dem Israel und/oder die USA auf die Idee kommen könnten, den Iran anzugreifen. Und man sollte sich darüber im Klaren sein, dass dieses dann der Auftakt wäre zu einer brutalen Auseinandersetzung, zu einem Krieg, an dem gemessen der Krieg in der Ukraine fast wie ein harmloses Gemetzel anmutet. Es ist eine äußerst gefährliche Situation, Politik ist gefragt, Diplomatie ist gefragt und es bedarf eben auch einer sorgfältigen Prüfung gegebener Fakten, sonst macht man sich zum Propagandisten von Kriegsparteien.“
Da ist er wieder, der notorische „Flächenbrand“, der immer an die Wand gemalt wird, wenn sich Israel oder der Westen zur Wehr setzt.
Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten, wo dieser Artikel zuerst erschienen ist.
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