„Elon Musk – Biographie“: Zwischen Genie und Fortune

Elon Musk ist Visionär, Enfant terrible und einer der erfolgreichsten Unternehmer der Welt. Mit der Übernahme von X (vormals Twitter), befreite der Israel-freundliche Geschäftsmann die größte Nachrichtenplattform vor links-woker Meinungsdiktatur. Tesla, Paypal und Space X sind nur die Spitze seines unternehmerischen Portfolios. Die neue Elon-Musk-Biographie zeigt auch den Familienmenschen hinter der Fassade des Tech-Milliardärs. (JR)

Von Filip Gašpar

Bereits Biographien über den Physiker Albert Einstein, Leonardo da Vinci und Apple-Günder Steve Jobs schrieb der Journalist und Sachbuchautor Walter Isaacson. In seinem neuesten Werk über Elon Musk erstreckt sich der Inhalt auf über 832 Seiten. Die Lektüre der Biographie beweist mehrmals, dass Genie und Wahnsinn eng miteinander verbunden sein können.

Dem Autor erlaubte Musk, ihn zwei Jahre lang bei seiner Arbeit und bei Meetings zu begleiten. Diese fanden manchmal sogar erst abends um Mitternacht oder gleich online statt. Musk gewährte Isaacson Zugang zu E-Mails und SMS, einschließlich privater Nachrichten. Das Buch versucht, Musks Beziehungen zu Familienmitgliedern, Freunden und Mitarbeitern zu beleuchten. Außerdem kommen aktuelle und ehemalige Weggefährten und Partnerinnen / Ehefrauen von Musk im Buch zu Wort. Isaacson stellt klar, dass er nur Leute zitiert, die auch bereit sind mit ihrem Klarnamen im Buch aufzutauchen. Darunter auch die Ex-Ehefrau von Johnny Depp, mit der auch Musk eine toxische Beziehung führte. Über Musk sagt Heard: „Elon liebt Feuer. Und manchmal verbrennt er sich.“

 

Tesla, X, Paypal und Space X

Ebenso werden seine geschäftlichen Beweggründe untersucht, zum Beispiel der Erwerb von X (ehemals Twitter). Musk hat nicht nur erfolgreich Unternehmen gegründet, sondern diese auch disruptiv in den jeweiligen Industriesparten beeinflusst. Zum Beispiel gehören dazu der Online-Bezahldienst Paypal, das Raumfahrtunternehmen Space X, der Elektroautohersteller Tesla, Neuralink, das die Kommunikation zwischen Computern und dem menschlichen Gehirn zusammenbringen will, oder zuletzt X (ehemals Twitter). Wie schafft es ein einzelner Mensch, all dies zu erreichen?

Um dies alles zu verstehen, wirft die Biographie ein Licht auf Musks Kindheit. Am 28. Juni 1971 wurde Elon Musk in Pretoria, Südafrika, geboren. Schon als Kind war er von Physik, Raumfahrt und Superhelden fasziniert. Als die Eltern sich scheiden ließen, entschied sich Elon freiwillig dazu, als einziges Kind zu seinem Vater Errol zu ziehen, damit dieser nicht alleine ist. Doch Elon sollte diese Entscheidung schnell bereuen, denn sein Vater misshandelte ihn sowohl körperlich als auch seelisch - ein Umstand, den der Vater natürlich bis heute leugnet.

Musk sagt: „Das (der Umzug) erwies sich als richtig schlechte Idee. Ich hatte bis dahin nicht gewusst, wie furchtbar er war.“

 

Zwischen Genie und Wahnsinn

Insgesamt zeichnet das Buch das Bild eines impulsiven, kalten und rücksichtslosen Selfmade-Milliardärs, der gleichzeitig süchtig nach Dramen und Krisen zu sein scheint. Musk geht offen mit seinem Asperger-Syndrom um, einer Form von Autismus. Dies erklärt, warum er sich Personen meist analytisch nähert und häufig nicht bemerkt, wenn er sie vor den Kopf stößt oder verletzt.

Dazu passt auch die Aussage, dass jemand, der die Menschheit retten möchte, keine Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen kann. Elon Musk hat beispielsweise während seiner Moderation der Sendung „Saturday Night Live“ gesagt: „Allen, die ich irgendwie beleidigt habe, möchte ich schlicht sagen: Ich habe Elektrofahrzeuge neu erfunden und werde Leute mit einem Raumschiff auf den Mars schicken. Habt ihr gedacht, ich könnte noch dazu ein gechillter, normaler Typ sein?“

Mit dreizehn Jahren brachte er sich das Programmieren selbst bei und entwickelte sein eigenes Computerspiel mit dem Namen „Blastar“. Da er noch minderjährig war, musste seine Mutter Maye ein Konto für ihn eröffnen. Computerspiele sollten bis heute seine große Leidenschaft und sein Ventil bleiben, um abzuschalten oder Energie aufzutanken. Wie weit dies gehen konnte, zeigt eine Begebenheit bei einem Besuch in der Tesla-Fabrik Berlin-Brandenburg. Musk war so derart vertieft in ein iPhone Spiel „Polytopia“, ein Multiplayer-Strategiespiel, dass er wichtige Meetings und Besprechungen mit den Managern vor Ort immer wieder verschieben ließ. Seine Mutter Maye, die mitgereist war, wusch ihm ordentlich den Kopf, was ihm sichtlich peinlich war.

 

Mit Ideen zum Milliarden-Imperium

Mit knapp 18 Jahren verlässt er Südafrika in Richtung Kanada mit 2.000 Dollar, die sein Vater ihm mit den Worten in die Hand drückt: „In ein paar Monaten wirst du wieder da sein. Du wirst niemals Erfolg haben.“ Dass es anders kam, ist allgemein bekannt. In Kanada beginnt er sein Physikstudium, doch sein großer Durchbruch sollte mit dem Aufkommen des Internets kommen. Zusammen mit seinem Bruder entwickelt er eine Art „Gelbe Seiten“ für Unternehmen. Was heute als selbstverständlich gilt, war damals eine Sensation.

Im Jahr 1999 wurde das Unternehmen verkauft und Musk wurde mit nur 27 Jahren zum Multimillionär mit einem Kontostand von etwa 20 Millionen Dollar. Laut Isaacson betrug sein Nettovermögen Anfang 2022 etwas über 304 Milliarden Dollar. Doch was der Autor über Musks Verhältnis zum Geld zu sagen hat, ist interessant.

Geld war für Musk nie das vorrangige Ziel, da er mehr als einmal in seiner Karriere kurz davorstand, mit einem Unternehmen alles zu verlieren. Und „Wenn es wirklich stimmt, dass Geld allein nicht glücklich macht, war Musk das beste Beispiel.“ Es wird berichtet, dass Musk einen gesundheitlichen Preis bezahlt hat, der sich in Form von Magenbeschwerden, Stimmungsschwankungen, Sodbrennen und Depressionen zeigte.

Musk zeigt sowohl kindische als auch idiotische Verhaltensweisen, wie zum Beispiel, wenn er sich auf verbale Auseinandersetzungen mit Microsoft-Gründer Bill Gates, Facebook-Chef Mark Zuckerberg oder dem russischen Präsidenten Vladimir Putin einlässt. In Bezug auf Letzteren forderte er ihn sogar zu einem Zweikampf heraus, wobei die Ukraine als Wetteinsatz herhalten sollte.

 

Ein Visionär und Familienmensch

Musks Ziel besteht darin, die Menschheit zum Mars zu bringen und eine multiplanetare Existenz zu ermöglichen. Dabei stellt sich das Problem des sogenannten „woke Hirnvirus“, das es zu bekämpfen gilt. Er äußert sich dazu: „Wenn wir das von Grund auf wissenschafts-, leistungs- und insgesamt menschenfeindliche „Woke-Mind-Virus“ nicht aufhalten, wird unsere Zivilisation niemals multiplanetar.“ Nach dem Erwerb von X reaktivierte er das Benutzerkonto des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Politisch will sich Musk nicht einordnen lassen. Von Donald Trump hält er nicht viel, mit der Zeit von dessen Nachfolger Joe Biden noch viel weniger.

„Als ich während seiner Zeit als Vize mal in San Francisco mit ihm Mittagessen war, hat er (Joe Biden) eine Stunde lang gelabert und war unfassbar langweilig. Wie diese Puppen, bei denen man an der Schnur zieht, und sie wiederholen immer und immer wieder dieselben leeren Phrasen.“

Musk ist Vater von elf Kindern und es wird behauptet, dass er bestimmte negative Verhaltensweisen seines Vaters übernommen hat, wie einige seiner früheren Partnerinnen berichten. Doch im Umgang mit seinen eigenen Kindern möchte er alles besser machen.

Trotz seines übermenschlichen Arbeitspensums wird Musk als ein liebevoller und fürsorglicher Vater beschrieben. Daher trifft es ihn besonders hart, dass seine älteste transsexuelle Tochter Vivian Jenna den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Musk vermutet, dass dies auf schulische Indoktrination zurückzuführen ist. „Das ist reinster Kommunismus und die grundsätzliche Einstellung, dass man böse ist, wenn man reich ist.“

Ob man Musk nun als ein mit zu viel Macht ausgestattetes infantiles Genie oder als einen herzlos berechnenden Unternehmer betrachten soll, bleibt auch nach der äußerst spannenden Biographie von Isaacson nicht eindeutig zu beantworten. Die Zukunft wird es zeigen. Vielleicht sogar auf dem Mars.

 

Walter Isaacson: Elon Musk. Die Biographie. Deutsch von Sylvia Bieker, Gisela Fichtl, Katharina Martl, Ulrike Strerath-Bolz, Anke Wagner-Wolff u. Henriette Zeltner-Shane. C. Bertelsmann. 832 S., EUR 39,10

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