Von Freunden und Feinden – Die Rettung Israels (2)
Syrischer Kommandeur der arabischen Befreiungsarmee, Mahmoud Bey Mahdi, inspiziert Bombardierung von Bab el-Wad © AFP
Noch sechs Wochen vor der Gründung des Staates Israel besaßen die Juden Palästinas kaum Waffen und Munition. Arabische Milizen hatten im Frühjahr 1948 das jüdische Jerusalem und Siedlungen im Binnenland von der Außenwelt abgeschnitten. Waffen aus der Tschechoslowakei und Flugzeuge, die die Haganah heimlich in den USA kaufen konnte, leiteten die Wende im Krieg ein. (Teil 2) (JR)
Der Nabi-Daniel-Konvoi
Eine groß angelegte Operation, die am 27. März 1948 als Nabi-Daniel-Konvoi in die jüdische Geschichte einging, markierte den militärischen und moralischen Tiefpunkt der palästinensischen Juden. Es war der Tag, den Jerusalems katholische und protestantische Christen als Karsamstag begingen. Der Konvoi aus 33 Lkw, vier Bussen und vierzehn Begleitfahrzeugen war vier Kilometer lang und bestand aus fast allen gepanzerten Fahrzeugen, die in Besitz der Haganah in Jerusalem waren.
Er sollte Jerusalem um halb fünf Uhr morgens verlassen, den Etzion-Block innerhalb einer Stunde erreichen, die Wagen binnen fünfzehn Minuten entladen und anschließend die Rückreise antreten. Auf diese Weise sollten die Araber keine Gelegenheit haben, Straßensperren zu errichten, und der Konvoi hätte, so wurde gehofft, sicher nach Jerusalem zurückkehren können.
Doch die Abfahrt aus Etzion verzögerte sich um zwei Stunden: Es war versucht worden, den Rumpf eines beschädigten Kleinflugzeugs auf einen der Lastwagen zu laden, und ein preisgekrönter Zuchtbulle, der nach Jerusalem hätte transportiert werden sollte, hatte sich lange geweigert, auf den Lastwagen zu steigen. Der Konvoi war nun am helllichten Tag unterwegs. Nach sechs Kilometern Fahrt und sechs Straßenblockaden, die das improvisierte Räumfahrzeug erfolgreich beseitigt hatte, rutschte dieses an der siebten und bis dorthin größte Blockade in den Straßengraben.
Der Konvoi konnte sich nun nicht mehr bewegen. Die Araber eröffneten von beiden Seiten der Straße das Feuer, woraufhin die jüdischen Kämpfer ihre Fahrzeuge verließen und in einem nahegelegenen, leerstehenden Haus namens Nabe Daniel Stellung bezogen. Einige Lkw bildeten im Halbkreis eine Art Wagenburg um das Gebäude. Dem Kommandofahrzeug und einigen anderen gelang es, sich in den Etzion-Block zurückzuziehen. Die Haganah verfügten über keine Mittel, um den Konvoi zu befreien. Es gab viele Verletzte und Tote, weshalb die Juden die Briten und das Rote Kreuz um Hilfe bitten mussten, die Verletzten zu evakuieren.
Das taten sie äußerst ungern; nicht nur wegen der allgemein unfreundlichen Haltung der Briten gegenüber den Juden, sondern auch, weil viele britische Soldaten gefährliche Antisemiten waren. Kurz zuvor hatten sie einige Juden ohne Waffen im arabischen Teil von Jerusalem ausgesetzt, wo sie getötet und verstümmelt wurden. Auch an dem Bombenanschlag auf das Gebäude der Palestine Post am 1. Februar 1948 und in der Ben-Yehuda-Straße am 22. Februar 1948 waren britische Soldaten mit Lkw der britischen Armee beteiligt. Die nun doch zu Hilfe gerufenen Briten unternahmen bis zum nächsten Tag – nichts.
Schrecklich verstümmelt
Als britische Truppen gemeinsam mit Jacques de Reynier, dem Leiter des Internationalen Roten Kreuzes im Mandatsgebiet Palästina, bei den umzingelten Juden in Nabe Daniel eintreffen dauern die Gefechte schon sechsunddreißig Stunden an. Weder die Juden noch die Araber besaßen Wasser- oder Lebensmittelvorräte. In seinen Memoiren aus dem Jahr 1948 schreibt de Reynier, welcher Anblick sich ihm bot:
„Hier bin ich auf einer Anhöhe, von der aus ich das gesamte Schlachtfeld überblicken kann. Die rechte Straße wird von mehreren Steindämmen unterbrochen, die teilweise eingerissen sind. Gepanzerte Lkw brennen. Überall liegen Araber, die mit ihren Gewehren ununterbrochen auf das kleine, von gepanzerten Lkw umgebene Haus in zweihundert Metern Entfernung schießen, von wo aus seltene, präzise, dumpfe Schüsse abgegeben werden. Hinter jedem Felsen befinden sich Kämpfer, die vom Geruch des Pulvers und dem Geräusch der Gewehre berauscht sind.
Das kleine, befestigte Haus steht allein inmitten dieses Infernos, hier sollen sich meine Verwundeten befinden. Auf der Straße stehen einige englische Panzer in Kampfposition, die nur durch ihre Türme, die sich ab und zu drehen, ein Lebenszeichen von sich geben. Ich lasse mein Auto dort stehen, an einem Ort, der für die Juden in dem kleinen Haus sicherlich sichtbar ist, nehme eine Rotkreuzfahne und gehe auf die Straße.“
De Reynier spricht mit dem kommandierenden britischen Offizier. Dieser fordert die Araber auf, das Feuer einzustellen und droht ihnen, anderenfalls gegen sie vorzugehen. De Reynier weiter:
„Um mich herum tobt eine Katastrophe. Die Lkw der Juden sind in allen möglichen Positionen, ineinander gequetscht, sie brennen und verursachen manchmal heftige Explosionen. Überall liegen Leichen, einige verbrannt, andere schrecklich verstümmelt«. Die Briten nähern sich dem Haus, in dem sich die überlebenden Juden befinden: »Dann geht alles sehr schnell. Lastwagen fahren rückwärts heran (…)
Die Juden, die von einigen Engländern mit Maschinenpistolen ins Visier genommen werden, legen ihre Waffen und Munition ab und steigen nach einer Durchsuchung in die Planwagen. Sie sehen sehr müde und benommen aus und leben nur noch von ihren Nerven. Männer und Frauen, ebenfalls in Uniformen und bewaffnet, kommen im Gänsemarsch heraus und tragen ihre Verwundeten. Sie kämpfen nun schon seit sechsunddreißig Stunden und haben schon lange kein Wasser mehr.“
Die Wende
Die Juden mussten den Briten schließlich ihre Waffen abgeben und alle gepanzerten Fahrzeuge den Arabern überlassen. Die jüdischen Verluste im Zuge des Nebi-Daniel-Konvois beliefen sich auf vierzehn oder fünfzehn Tote und 73 Verwundete. Etwa 150 Waffen gingen verloren, zudem zehn der vierzehn gepanzerten Begleitfahrzeuge, alle vier gepanzerten Busse und 25 von 33 gepanzerten Lastwagen. Es war ein Sieg für die arabischen Belagerer und eine Niederlage für die eingeschlossenen Juden. War dies das Ende des jüdischen Traums von einer nationalen Heimstätte?
Die Haganah war schon den Männern von Kadir el-Husseini kaum ebenbürtig, wie wollte sie sich gegen die regulären Armeen des gesamten Nahen Ostens behaupten? Vor allem waren die Straßen blockiert. Würden sie nicht geöffnet werden, bedeutete dies den Tod aller jüdischer Städte und Dörfer, die nicht an der Küste lagen, also auch für das jüdische Jerusalem.
Am 29. März 1948 berief David Ben-Gurion seine Haganah-Kommandanten ein, um einen Plan zur Öffnung des Wegs von Tel Aviv nach Jerusalem zu besprechen. „Wir sind hier“, erklärte er seinen Kommandanten, „um einen Weg zu finden, die Straße nach Jerusalem zu öffnen. Wir haben drei wichtige Zentren: Tel Aviv, Haifa und Jerusalem. Wir können überleben, wenn wir eines davon verlieren, vorausgesetzt, es ist nicht Jerusalem. Die Araber haben richtig kalkuliert, dass die Unterwerfung Jerusalems, seine Einnahme oder Zerstörung dem Jischuw einen schweren und vielleicht tödlichen Schlag versetzen und seinen Willen und seine Fähigkeit brechen wird, dem arabischen Angriff standzuhalten. Wir werden Risiken eingehen müssen. Wir müssen die Straße nach Jerusalem öffnen, egal, wie groß die Risiken sind.“
Am 1. April 1948 kam eine große tschechoslowakische Waffenlieferung an Bord des jugoslawischen Frachters Nora, welche die Wende im Krieg brachte. An Bord, unter fauligen Zwiebeln, waren 4.500 Handfeuerwaffen Karabiner 98, 200 Maschinengewehre MG 34 und fünf Millionen Schuss Munition versteckt. Am 30. Mai 1948 kam die Rex mit nunmehr 10.000 Karabiner-98-Gewehren, 1.364 MG 34 und dazu Kanonen und schwere Maschinengewehre an.
Viele weitere Lieferungen folgten. Nun konnte die Operation Nahschon – Ben-Gurions Plan, die Straßen zu öffnen –, in die Tat umgesetzt werden. Benannt war die Operation nach der biblischen Person Nachschon, der bei der Flucht vor den Ägyptern als erste das geteilte Rote Meer durchschritt.
Erstmals gehen die Juden nun in die Offensive und erobern, nach mehrmaligem Hin und Her, die Festung Kastel am östlichen Ausgang des Bab el-Wad. Bei der letzten Schlacht um Kastel wird der arabische Heerführer Kadir al-Husseini getötet, was ein Schock und eine große Schwächung für dessen Armee, aber ein großer Sieg für die Juden, nur rund zwei Wochen nach dem Desaster von Nabi Daniel, war. Die tschechoslowakischen Waffen hatten die Wende gebracht.
Kyrus
Kurz nachdem Harry S. Truman 1953 das Weiße Haus verlassen hatte, besuchte er das Jüdische Theologische Seminar (JTS) in New York, begleitet von seinem lebenslangen jüdischen Freund Eddie Jacobson. Die beiden kannten einander seit 1905, hatten zusammen während des Ersten Weltkriegs gedient, im Jahr 1919 in Kansas City das Kleidungsgeschäft Truman & Jacobson gegründet, das 1922 bankrott ging, und gingen regelmäßig gemeinsam in Missouri Angeln und Jagen.
Jacobson kam aus einer armen orthodoxen Familie und musste schon als Kind arbeiten, um mitzuhelfen, die Familie zu ernähren. Seine Tochter Elinor Borenstine beschrieb ihren Vater als einen Juden des Mittleren Westens, der anders als viele New Yorker Juden „nie ein aktiver Zionist“ gewesen sei.
Während eines Gesprächs mit Professor Alexander Marx und dem Präsidenten des Seminars, Professor Louis Finkelstein, rief Jacobson, auf Truman zeigend: „Dies ist der Mann, der geholfen hat, den Staat Israel zu gründen.“ Ohne zu zögern erwiderte Truman: „Was meinen Sie mit ›bei der Gründung geholfen‹? Ich bin Kyrus, ich bin Kyrus!“
Kyrus ist der größte nichtjüdische Held der Bibel. Er war der persische König, der die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft befreite und ihnen die Rückkehr in ihr Land und den Wiederaufbau des Tempels ermöglichte, ja: befahl. So eindeutig war die Rolle Trumans nicht. Unbestritten ist, dass er im November 1947 mithalf, die notwendigen Stimmen der UN-Generalversammlung für den von der multilateralen UN-Mission UNSCOP vorgeschlagenen Teilungsplan für das Mandatsgebiet Palästina zu sichern. Seither aber war die amerikanische Regierung für die mit dem Rücken zum Meer stehenden Juden Palästinas keine Hilfe mehr gewesen.
Trumans Versprechen …
Außenminister George C. Marshall und sein State Department, von dessen Mitarbeitern laut Trumans Memoiren einige »zum Antisemitismus tendierten«, sowie die Militärführung drängten Truman dazu, die amerikanische Unterstützung des UN-Teilungsplans zurückzuziehen, um die wirtschaftlich und strategisch so wichtigen muslimischen Staaten nicht zu verärgern. Auf Saudi-Arabien und sein Erdöl könne der Westen unmöglich verzichten, gab Verteidigungsminister James Forrestal zu bedenken. Truman selbst wollte im März 1948 von Palästina nichts mehr hören und keine Zionisten mehr treffen. In seinen Memoiren schrieb er:
„Der auf das Weiße Haus ausgeübte jüdische Druck ließ auch nach dem Teilungsbeschluss der UNO nicht nach. Unter großem Aufwand an gefühlsbetonter Polemik forderten mich Einzelpersonen und ganze Gruppen auf, den Arabern Einhalt zu gebieten, die Engländer an der Unterstützung der Araber zu hindern, amerikanische Soldaten nach Palästina zu senden und dergleichen mehr. Ich darf wohl sagen, dass ich trotz der Juden den Glauben an die Richtigkeit meiner Politik nicht verlor. Wenn ich ›die Juden‹ sage, meine ich natürlich die fanatischen Zionisten. […] Schließlich sah ich mich zu der Anordnung gezwungen, extreme Zionisten von mir fernzuhalten.“
Als Chaim Weizmann, Präsident der Zionistischen Weltorganisation und später erster Präsident Israels, im März 1948 in den USA zu Besuch war, weigerte sich Truman, ihn zu empfangen. Am Abend des 12. März erhielt Jacobson einen Anruf von Frank Goldman, dem Präsidenten des amerikanischen Verbands der internationalen jüdischen Organisation B’nai B’rith. Elinor Borenstine erinnerte sich gegenüber einem Journalisten (hier ab 3:12):
«Frank Goldman, der internationale Präsident von B’nai B’rith, rief eines Nachts – es war mitten in der Nacht – an und sagte zu Daddy: „Sie müssen sofort mit Truman sprechen. Die Situation ist düster.“ Also nahm Daddy mitten in der Nacht ein Flugzeug nach Washington, ging in das Büro von Matt Connelly, der Trumans Terminsekretär war, und fragte: ›Hat der Boss Zeit, mich kurz zu sprechen?‹ Matt sagte: „Ja, aber sprich mit ihm nicht über Palästina.“»
Jacobson sei „verlegen“ gewesen, schrieb Truman in seinen Memoiren. Er habe ihn auffordern müssen, mit seinem Anliegen herauszurücken. Der 56 Jahre alte Kurzwarenhändler Eddie Jacobson, Sohn litauischer Juden, hielt nun die wichtigste und mutmaßlich einzige politische Rede seines Lebens. Er zeigte auf die kleine, in Trumans Büro aufgestellte Statue Andrew Jacksons: »Das ist doch dein Held, nicht wahr? Ich glaube, es gibt kein Buch über ihn, das du nicht gelesen hast. Als wir noch unseren Laden hatten, hast du immer Bücher und Broschüren gelesen, und viele handelten von Jackson. Als du in Kansas City das Verwaltungsgebäude für den Jackson County bautest, hast du diese Statue davorgestellt.«
Truman wusste nicht, worauf Jacobson hinauswollte, und ließ ihn weiterreden. »Ich hatte leider nie das Glück, dem Menschen zu begegnen, der mein ganzes Leben lang mein Held gewesen ist. Aber ich habe sein Leben studiert, wie du dasjenige Jacksons. Er ist der größte Jude unserer Zeit, vielleicht der größte, den es je gegeben hat. Du selbst hast ihn mir als einen großen Staatsmann und vornehmen Menschen geschildert. Heute ist er von Alter und Krankheit gebeugt, nämlich Dr. Chaim Weizmann. Er ist viele tausend Meilen weit gereist, um mit dir zu sprechen, und jetzt willst du ihn nicht empfangen. Das sieht dir nicht ähnlich, Harry.«
Truman blickte durch das Fenster des Oval Office in den Rosengarten des Weißen Hauses und dachte lange schweigend nach. Dann sagte er: „Du gewinnst, du glatzköpfiger Hurensohn!“
Am 18. März 1948 empfing Truman Chaim Weizmann in Washington. Weizmann schilderte Truman die Entwicklungsmöglichkeiten Palästinas und sprach von seinen wissenschaftlichen Arbeiten, von denen er hoffte, dass sie in dem jüdischen Staat praktische Anwendung finden würden. Weiters sprach er von der Notwendigkeit, für neue Einwanderer Boden zur Verfügung zu stellen, weshalb der Negev im Süden von besonderer Bedeutung für die Entwicklung des jüdischen Staatswesens sei.
Truman versprach Weizmann, den jüdischen Staat zu gegebener Zeit anzuerkennen. Einen Tag später indessen, am Freitag, den 19. März, schlug der amerikanische UN-Botschafter Warren R. Austin in New York dem UN-Sicherheitsrat vor, die Teilung abzusagen und Palästina solange unter UN-Verwaltung zu stellen, bis Juden und Araber einen Kompromiss gefunden hätten. Diese Wende erschütterte die diplomatische Welt.
… und Austins Verrat
Rabbi Abba Hillel Silver, Vorsitzender der Jewish Agency in den USA, sprach bei den Vereinten Nationen von einer »schockierenden Umkehr« der amerikanischen Position. Der Vertreter eines lateinamerikanischen Landes meinte in einem Gespräch mit Sumner Welles, dem früheren außenpolitischen Berater von Trumans Amtsvorgänger Franklin D. Roosevelt:
„Erst haben sie uns überzeugt, dass Teilung die einzige Antwort sei. Jetzt versuchen sie uns zu überzeugen, dass Teilung Wahnsinn sei. Es ist wahr, dass ich ein kleines Land vertrete, das nicht für sich stehen kann. Ich bin bereit, die Führung der Vereinigten Staaten zu akzeptieren. Aber dies ist Verrat. Mit dieser jüngsten Kehrtwende haben die Vereinigten Staaten verwirkt, was immer sie für eine moralische Rechtfertigung dafür hatten, die kleinen Länder zu führen.“
Die nichtzionistische New York Times warf der Regierung Truman vor, „der jüdischen Gemeinschaft in Palästina, die sich auf unsere Versprechen verlässt, einen schäbigen Streich« gespielt zu haben.
Drei Dinge seien über die »Kehrtwende der amerikanischen Palästina-Politik« zu sagen. Das erste sei, dass sie »den Höhepunkt einer Reihe von Fehltritten« darstelle, die „ihresgleichen sucht“. „Mehr Ungeschicklichkeit bei der Handhabung einer internationalen Situation“ habe kaum je eine amerikanische Regierung an den Tag gelegt. “Das zweite ist, dass es eine klare und unmissverständliche Kapitulation vor der Androhung von Gewalt ist. Und drittens, dass er wenig Aussicht darauf bietet, genau die Gefahren zu vermeiden, die er zu umgehen beabsichtigt.“
Wie sich später herausstellte, gab es zwischen Truman und Austin eine Verabredung: Sollte eine Teilung Palästinas nicht funktionieren, würden die USA eine „vorübergehende“ UN-Verwaltung (trusteeship) unterstützen. Truman hatte aber weder Austins Rede vor der UN vorab gesehen noch wusste er über den Zeitpunkt Bescheid, an dem Austin sie halten würde. Es war Außenminister George Marshall gewesen, der Austin am 16. März, also vor Trumans Treffen mit Weizmann, angewiesen hatte, sie bei nächster Gelegenheit zu halten.
Das Kontra kam aus Moskau: Der stellvertretende sowjetische Außenminister Andrey Gromyko sagte im UN-Sicherheitsrat, der Teilungsbeschluss müsse umgesetzt werden. Man dürfe ihn „nicht verändern, verzögern oder gar blockieren“.
Truman war außer sich, als er am Samstagmorgen in der Zeitung las, was am Vortag bei der UNO geschehen war. Ohne Rücksicht auf den Schabbat rief er seinen jüdischen Rechtsberater Samuel Rosenman an und sagte ihm, er solle Weizmann finden, „wo immer er gerade ist« und ihm sagen, dass »ich alles gemeint habe, was ich ihm gesagt habe“.
Mehr als einen Monat lang wusste Weizman die genaue amerikanische Position zu Palästina nicht. Am 23. April 1948, wenige Stunden vor Beginn des Pessachfestes, hatte Rosenman eine frohe Nachricht für ihn: „Der Präsident hat mir gesagt, dass er einen jüdischen Staat anerkennen wird, sobald er ausgerufen ist. Aber er sagte, dass dies absolut geheim gehalten werden müsse.“
Amerikanische Waffenlieferungen an Israel würde indessen erst Trumans Nachfolger John F. Kennedy vierzehn Jahre später möglich machen.
Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012).
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.
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