Israelische Botschaft kennzeichnet und kritisiert die sogenannte Nahost-Expertin Muriel Asseburg als Antisemitin
Muriel Asseburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Wissenschaft und Politik, diskutierte in einem Interview mit Tilo Jung, dem Gründer und Moderator des Interview-Formats „Jung & Naiv“, u.a. den „israelischem Kolonialismus“ im Westjordanland. Ihre Ausführungen waren derart haarsträubend, dass sie sogar der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, in mehreren Tweets kritisierte. Muriel Asseburg betreibe „Antisemitismus im pseudoakademischen Milieu", heißt es auf dem offiziellen Twitter-Account der israelischen Botschaft. (JR)
Seit Linke und Grüne unser Land regieren, ist unsere Gesellschaft „besser“ geworden. Nämlich: Bunter, diverser, weiblicher. Gleichzeitig sehen wir: antisemitische Vorfälle, Messerattacken und unbezahlbarer Wohnraum nehmen zu. Mann muss es in dieser Deutlichkeit sagen: Deutschland ist im Niedergang. Dass das eine mit dem anderen auf irgendeine Weise zusammenhängen könnte, kann selbstverständlich nicht sein. Wieso? Hierfür gibt es schlichtweg keinen Platz in der links-grünen Ponyhof-Fantasie. Denn dort gilt: „Was nicht sein darf, das existiert nicht“. Man kann, in Anlehnung an den „naturalistischen Fehlschluss“, von einem „moralischen Fehlschluss“ sprechen. Und dieser „moralische Fehlschluss“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der links-grünen Lastenradfahrer*innen.
Da wäre die schablonenhafte Denkweise: Der Mächtige ist immer der „Böse“ und der Schwache immer der „Gute“. Heißt konkret: Weil Männer grundsätzlich Frauen körperlich überlegen sind, müssen Frauen zwangsläufig das Opfer sein. Oder weil afrikanische Staaten weitgehend den westlichen Staaten hinterherhinken, soll das größtenteils die Schuld des Westens sein. Oder weil „Palästinenser“ Israelis unterlegen sind, liegt das Recht auf der Seite des vermeintlich Schwächeren. Der „alte, weiße Mann“ versinnbildlicht diese sehr einfach gefasste Logik (wenn man hier überhaupt von Logik sprechen kann).
Differenziertes Denken gefragt
Um Missverständnisse vorzubeugen: Selbstverständlich kann der Stärkere, Mächtigere oder Überlegene seine Macht missbrauchen. Viel zu oft geschieht das auch. Doch pauschal, alle in ein und denselben Täter-Topf, zu werfen, entspricht nicht den Tatsachen, ist aber bequem. Denn individuell, von Fall zu Fall, zu urteilen, erfordert mühevolles Nachdenken - differenziertes und unvoreingenommenes dazu. Für manchen Zeitgenossen eine schier nicht zu bewältigende Aufgabe. Und das ist keine Frage des Willens. Sondern viel öfters eine von entsprechender Un-Bildung gepaart mit Intelligenz-Inkompetenz. Dazu hat unser Genosse noch alle Hände voll zu tun – nämlich mit der Rettung der Welt: Das Klima vor der menschengemachten Hölle, die Demokratie vor dem politischen „Rechts-Tsunami“ und die weißen Turnschuhe vor dem Produktionsende.
Das überfordert. Der links-grüne Journalist ist oft nicht nur Journalist, sondern auch Gesinnungs-Journalist. Der links-grüne Wissenschaftler dazu noch Wissenschafts-Aktivist. Und der links-grüne Theatermensch ist Theater-Oberlehrer. Da kann es schon einmal passieren, dass so einiges auf der Strecke bleibt. Wie die fachliche Expertise, das logische „Ursache-Wirkung“-Denken und der Bezug zur Realität. Schlimm. Und immer mehr dieses Menschentypus bekleidet wichtige gesellschaftliche Schlüsselpositionen. Das ist noch schlimmer.
Ein Beispiel hierfür ist Muriel Asseburg. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik. Laut eigener Homepage liegen ihre Forschungsschwerpunkte auf „Nordafrika und Mittlerer Osten“, hier unter anderem auf dem „Nahostkonflikt, Israel, Palästina“ usw. Im Jahr 2000 promovierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema: „Blockierte Selbstbestimmung: Palästinensische Staats- und Nationenbildung während der Interimsperiode (nach dem Oslo-I-Abkommen 1993)“.
Asseburg und ihre fragwürdigen Aussagen
Asseburg fällt stets mit fragwürdigen Aussagen und Positionierungen zum Nahostkonflikt auf. So kritisierte sie etwa eine Entscheidung des Bundestages im Jahr 2019. Damals verabschiedeten die große Koalition, die Grünen und die FDP den Antrag „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“. Nach Asseburgs Meinung jedoch könne man der „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“-Bewegung (BDS-Bewegung) pauschal keinen Antisemitismus vorwerfen. Zudem würden ihre fragwürdigen Aktivitäten von der Meinungsfreiheit gedeckt.
Diese „Palästinenser“-Sympathie oder Israel-Antipathie gepaart mit, nennen wir es einmal, wissenschaftlicher Verwirrtheit, demonstrierte Asseburg wiederholt bei einem Interview mit Tilo Jung, dem Gründer und Moderator des Interview-Formats „Jung & Naiv“. Zwei Köpfe, eine Meinung trafen dort aufeinander: Weil Israel im Nahostkonflikt die Oberhand hat, sei es unhinterfragbar der Täter. Das fängt schon bei der abstrusen Diskussion an, ob im Westjordanland von „israelischem Kolonialismus“ gesprochen werden könne, was Asseburg durchaus bestätigt.
Zur Erinnerung: Am 5. Juni 1967 begannen die israelischen Luftstreitkräfte einen Präventivschlag gegen ägyptische Luftwaffenbasen. Zuvor hatte das ägyptische Oberhaupt, Gamal Abdel Nasser, der die israelische Souveränität immer noch nicht anerkannt hatte, die Kriegstrommel massiv erklingen lassen. Am 22. Mai desselben Jahres ließ er die Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt sperren, zwang die United Nations Emergency Force-Missionstruppen der Vereinten Nationen (die den Frieden zwischen Ägypten und Israel regeln sollten) aus Sinai abzuziehen und verstärkte die Grenzen zu Israel mit 1.000 Panzern und 100.000 Soldaten. Ein recht eindeutiges Signal seitens Ägyptens an die israelische Regierung, die adäquat mit einem Präventivschlag am 5. Juni desselben Jahres konterte, der sich zu einem Krieg ausweitete. Im Zuge dessen gewann Israel die Kontrolle über das Westjordanland, Ostjerusalem, den Gazastreifen, die Golanhöhen und die Sinai-Halbinsel. Diese Ereignisse gingen als „Sechstagekrieg“ oder „Junikrieg“ in die Geschichte ein und prägen noch bis heute die geopolitische Situation vor Ort – und überfordern den ein oder anderen Kopf, was sein historisches Wissen beziehungsweise seine historische Einordnung anbelangt.
Ein absurder Vergleich
So wie der absurde „Palästina“-Ukraine-Vergleich, den der „Jung & Naiv“-Moderator im Verlaufe des Gespräches eröffnet und Asseburg freudig aufgreift. Indem sie denjenigen Heuchelei vorwirft, die den ukrainischen Widerstand befürworten, jedoch „Palästinenser“ als Terroristen abstempeln. Unzulässigerweise wirft sie „Palästinenser“ und Ukrainer in einen Topf als „Freiheitskämpfer“. Hierzu ein Auszug im Wortlaut aus dem Interview: Tilo Jung (TJ): „Ist das überhaupt rechtlich zulässig, dass `ne Oma Molotowcocktails wirft?“, Muriel Asseburg (MA): „Ja, natürlich ist das zulässig.“, TJ: „Ist das dann auch zulässig für `ne Oma in Palästina?“, MA: „Meiner Ansicht nach ja.“, TJ: „Also keine Terrorsitin?“, MA: „Na, das hatten wir ja schon mal, ja?“ […] Die Terroristin oder der Terrorist ist immer derjenige, der …“, TJ: „… der Freiheitskämpfer der anderen Seite.“, MA: „Genau, aber es gibt natürlich …“, TJ: „Hm.“, MA: „… diese Bezeichnung von Menschen als Terroristen, die man delegitimieren möchte, deren Anliegen man delegitimieren möchte.“ […] TJ: „Aber wenn Hamas die israelische Armee angreifen würde, das ist die Besatzungsarmee, das wäre rechtmäßig?“, MA: „Meiner Ansicht nach ja. Israel würde sagen ‚Wir besetzen den Gazastreifen ja gar nicht mehr, wir sind gar nicht mehr Besatzer hier.“
Diese Täter-Opfer-Umkehr gipfelt im Laufe des Interviews noch weiter. TJ: „Aber die Abgeordneten sind doch alle schlaue Menschen. Die wissen doch wie die Lage ist. Dass die Israelis die Besatzer sind und die Palästinenser sind die Besetzten. Die kennen doch die Machtverhältnisse. Das wird dann einfach ignoriert, ausgeblendet?“, MA: „Nein, das wird überhaupt nicht ignoriert, das wird …“, TJ: „Die müssen doch verstehen, dass man sich dann auf die Seite der Besatzer schlägt. Niemand erwartet, dass wir, Deutschland, auf der Seite der Unterdrückten, also der Palästinenser, auf deren Seite gegen die Israelis kämpfen. Das erwartet ja, glaub‘ ich, niemand, aber es muss doch verstanden werden, dass man sich dann auf der Seite der … Das wäre ja so, als ob wir uns auf der Seite der Russen stellen würden.“
Zu allem Überfluss unterstellen, von Gelächter begleitet, die beiden den „Palästinensern“ den unbedingten Willen zu verhandeln, während das nicht im Interesse der Israelis liegen würde - und auch nicht im Interesse Deutschland oder internationaler Organisationen. TJ: „Wir wollen nicht, dass die Palästinenser sich gegen die Besatzung wehren?“, MA: „Nein. Wir wollen nicht.“
Um es über dieses Interview in den Worten Asseburgs zu sagen: „Das ist traurig“. Traurig zu sehen, wie politisch-historische Zusammenhänge aus dem Kontext gerissen werden. Traurig zu sehen, dass Experten Meinungen, aber keine Expertise besitzen. Und traurig zu sehen, wie fehlende Kompetenz durch ein ideologisches Weltbild ersetzt wird. Mit diesem Menschentypus im Schlepptau kann es nur heißen: Gute Nacht Deutschland.
Dr. phil. Deborah Ryszka, geb. 1989, M. Sc. Psychologie, freie Publizistin und Vertretungsprofessorin für Psychologie.
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