Der Zweite Exodus: Der Anstieg des weltweiten Antisemitismus führt zu einer Massenauswanderung
Die Mauern der Altstadt von Jerusalem – eine alte Festung, die auch ein Symbol für den sicheren Hafen für Juden in Israel ist, den der zionistische Pionier Theodor Herzl anstrebte. © Andrew Shiva / Wikipedia
Die Zukunft des jüdischen Volkes in Europa – und sogar in Amerika – ist in großer Gefahr. Viele Juden wandern nach Israel aus oder es wird ihnen nicht selten hinter vorgehaltener Hand nahegelegt. Untersuchungen der Anti-Defamation League zeigen, dass der klassische Antisemitismus in der amerikanischen Gesellschaft und in Europa wieder auflebt. Insbesondere angesichts des zunehmenden muslimischen Judenhasses, befürchten Betroffene, dass so manche unter einem Übermaß islamischer Einwanderung leidende europäische Stadt insgesamt und ganz im Sinne der Nazis in nicht allzu ferner Zukunft sogar „judenrein“ werden könnte. Schweden zum Beispiel, einst ein Vorbild an Toleranz, hat heute die dritthöchste Rate antisemitischer Vorfälle in Europa, was wiederum größtenteils auf die erhebliche islamische Zuwanderung zurückzuführen ist. Dabei ist die Zahl der Juden parallel zum prozentualen Anstieg der islamischen Population in der Stadt Malmö in nur wenigen Jahren von 3.000 auf 600 gesunken. (JR)
Dr. Fred Wright, ein britischer Historiker und Theologe, der sich seit den Tagen der ehemaligen Sowjetunion dafür einsetzt, verfolgten Juden auf der ganzen Welt die Alija (Rückkehr in ihr altes Land) zu ermöglichen, hat einen großen Teil des schockierenden Anstiegs des weltweiten Antisemitismus beobachtet, der hinter dieser Massenflucht steht. Derzeit ist er Kommunikationsdirektor von Ezra UK.
Im Gespräch mit uns schildert Fred die ernste Lage, in der sich die jüdischen Gemeinden befinden:
„Das jüdische Volk hat den Ruf, die am meisten angefeindete und verleumdete Gruppe der Geschichte zu sein, seit es schriftliche Aufzeichnungen gibt”, sagte er. Der angesehene Historiker Robert Wistrich bezeichnete es als den längsten Hass der Welt. Jede Diskussion über das jüdische Volk, seine Beziehung zu Gott und zum Land wird immer vom bösen Geist des Antisemitismus und von den Darstellungen überschattet, in denen Juden als Clanmitglieder, Verschwörer und Inhaber der Weltmacht in den Bereichen Medien, Politik und Wirtschaft dargestellt werden.
Untersuchungen der Anti-Defamation League zeigen, dass der klassische Antisemitismus in der amerikanischen Gesellschaft, in der es rund sechs Millionen Juden gibt, wieder auflebt. Es stellt sich die Frage nach ihrer Zukunft innerhalb und außerhalb der USA, insbesondere angesichts des zunehmenden muslimischen Antisemitismus, wobei jüdische Leiter, die früher der Aliyah gleichgültig gegenüberstanden, ihre Anhänger nun ermutigen, die USA zu verlassen.
Antisemitismus ist an der viel gepriesenen Harvard-Universität weit verbreitet, wo Studenten die israelfeindliche Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung unterstützt haben. Und bei einem schockierenden Vorfall in Las Vegas wurde ein Hakenkreuz in den Rücken eines 17-jährigen autistischen Schülers geritzt.
Keine Zukunft in Europa?
„In Europa erleben wir derweil den Anfang vom Ende der jüdischen Geschichte”, so der ehemalige sowjetische Refusenik Natan Scharanksy. Der in Berlin lebende Korrespondent der größten israelischen Zeitung Israel Hayom stellte fest, dass die jüdische Bevölkerung in Europa in den letzten 50 Jahren um 60 Prozent zurückgegangen ist. Und Wistrich sagte über das europäische Judentum: “Es ist vorbei; es ist ein langsamer Tod. Kurz gesagt, es gibt keine Zukunft für die Juden in Europa.“
Samuel Hayek, der seit über 40 Jahren im Vereinigten Königreich lebt, Vorsitzender des Jüdischen Nationalfonds und ein renommierter Philanthrop, hat ebenfalls mit Bedauern festgestellt, dass Juden in Großbritannien keine Zukunft haben, wo im Jahr 2022 landesweit 1.652 antijüdische Hassvorfälle registriert wurden. Er wies darauf hin, dass sich die muslimische Bevölkerung Großbritanniens in den nächsten 20 Jahren verdreifachen könnte, und fügte hinzu: „Ich bin nicht gegen irgendeine Minderheit oder gegen Muslime im Vereinigten Königreich oder in Europa, sondern gegen alle, die Hass verbreiten”.
Ein anderer Sprecher, Mehdi Hasan, wies darauf hin, dass „Antisemitismus in einigen Teilen der britischen muslimischen Gemeinschaft nicht nur geduldet wird; er ist Routine und alltäglich”.
Muslimische Fanatiker
Der jüdischen Gemeinde in den Niederlanden wurde geraten, auszuwandern, um der zunehmenden Belästigung durch junge muslimische Fanatiker zu entgehen. Der Oberrabbiner Binyomin Jacobs sagte, er und seine Frau würden auswandern, wenn sie nicht die Verantwortung für die dort verbliebenen Juden hätten. „Ich bin wie der Kapitän eines sinkenden Schiffes”, erklärte er. Und der niederländische Schriftsteller Leon de Winter sagte voraus, dass der letzte Jude Europa verlassen wird, wenn Israel im Jahr 2048 sein hundertjähriges Bestehen feiert.
Frankreich, das in den letzten Tagen Schauplatz zahlreicher chaotischer Aufstände war, blickt auf eine düstere Geschichte des Antisemitismus zurück, die ihren Höhepunkt in dem berüchtigten Fall von Ungerechtigkeit gegen einen jüdischen Armeeoffizier fand, den der Journalist Theodor Herzl miterlebte und aus dem er schloss, dass es für Juden in Europa keine Zukunft gab. Daraufhin rief er die zionistische Bewegung ins Leben, die eine kontinuierliche Alijah nach Israel auslöste. Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass sich die Nazi-Ideologie genauso gut in Frankreich wie in Deutschland hätte entwickeln können. Und die Situation scheint heute schlimmer denn je zu sein, verschärft durch islamistisch geprägte Elemente, wobei jüdische Bildungseinrichtungen in den ersten Stockwerken mit bombensicheren Türen und Sicherheitspersonal untergebracht sind.
„In den letzten Jahren hat die Zahl der Juden, die die Großstädte verlassen, ständig zugenommen. Aus Grenoble ist die Hälfte der jüdischen Gemeinde geflohen, und in Nizza ist die Zahl der Juden von 20.000 auf 5.000 gesunken. In Toulouse, wo ein Großteil der jüdischen Gemeinde in den 60er und 70er Jahren nach der Vertreibung durch die Islamisten aus Nordafrika kam, sahen sich nicht weniger als 50 % von ihnen gezwungen, erneut umzuziehen. In ein paar Jahrzehnten wird es in Frankreich keine Juden mehr geben”, sagte ein jüdischer Leiter.
Der Oberrabbiner von Brüssel, Albert Guigui, trägt aus Angst vor Gewalt keine Kippa mehr in der Öffentlichkeit, und der israelische Journalist Eldad Beck berichtet, dass „die Chancen gut stehen, dass es in zwanzig Jahren ein judenreines Belgien geben wird”.
Ein globales Phänomen
Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen – in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 waren es durchschnittlich fünf pro Tag – weniger als 80 Jahre nachdem der Holocaust die Welt erschüttert hat. Ein besonderer Tiefpunkt war, als der Präsident der „Palästinensischen“ Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, auf einer Pressekonferenz in München im vergangenen Jahr Israel in unverschämter Weise beschuldigte, „50 Holocausts” an den „Palästinensern“ verübt zu haben! Semen Gorelik, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Brandenburg, hat angekündigt, Deutschland in Richtung Israel zu verlassen, und die deutschen Juden aufgefordert, diesem Beispiel zu folgen, da der Antisemitismus in Deutschland zunimmt.
Eine ähnliche Situation besteht in Österreich, wo der Präsident der Jüdischen Gemeinde Wien erklärte: „Die Herausforderung des zunehmenden Antisemitismus ist ein globales Phänomen und wir arbeiten eng mit allen Teilen der Gesellschaft zusammen, um es zu bekämpfen.“
Schweden, einst ein Vorbild an Toleranz, hat heute die dritthöchste Rate an antisemitischen Vorfällen in Europa zu verzeichnen, was wiederum größtenteils auf islamische Spannungen zurückzuführen ist, wobei die Zahl der Juden in der Stadt Malmö in nur wenigen Jahren von 3.000 auf 600 gesunken ist.
Das benachbarte Norwegen läuft derweil Gefahr, eines der ersten Länder ohne jüdische Bevölkerung zu werden. Aufgrund der islamischen Spannungen sind die Synagogen von Oslo und Trondheim die am besten geschützten Gebäude des Landes, und die Alija hat einen neuen Schwerpunkt gefunden. In Dänemark zeigt sich ein ähnliches Bild, während in Spanien vier Jahrzehnte nach dem Ende der Diktatur von General Franco Meinungsumfragen weiterhin tief verwurzelte antisemitische Klischees offenbaren.
Und während die Italiener im Allgemeinen nicht aus Überzeugung antisemitisch sind, gibt es aufgrund der Lehre der römisch-katholischen Kirche einen Rest an Misstrauen gegenüber Juden. Und selbst in Griechenland ist der Antisemitismus trotz seiner relativ kleinen jüdischen Gemeinde ein ständiges Problem.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ezrauk.org
Charles Gardner ist Autor folgender Bücher: „Israel the Chosen“, erhältlich bei Amazon; „Peace in Jerusalem“, erhältlich bei olivepresspublisher.com und „A Nation Reborn“, erhältlich bei Christian Publications International.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Israel Heute.
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