Mazel tov Israel! Festempfang der israelischen Botschaft zum 75. Jahrestag der Staatsgründung

Der Botschafter Israels Ron Prosor beim Festempfang der 75. Jahresfeier in Berlin.


Der israelische Botschafter Ron Prosor lud zur Jubiläumsfeier Israels ein. Etwa 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur gaben sich die Ehre und feierten den 75. Gründungstag des jüdischen Staates. Der Botschafter stellte unmissverständlich klar, dass Antisemitismus in all seinen Formen – basierend auf einer Delegitimierung, Dämonisierung oder doppelten Standards gegenüber Israel – konsequent bekämpft werden müsse. (JR)

Von Urs Unkauf

Der 14. Mai 1948 war ein Tag, der die Welt veränderte. David Ben Gurion, der spätere erste Ministerpräsident des souveränen jüdischen Staates, verlas an jenem Tag in seiner Rolle als Vorsitzender des Nationalrates die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel vor etwa 250 Gästen, darunter 25 Mitglieder des Nationalrates, der zu dieser Zeit eine Art provisorischer Regierung des britischen Mandatsgebietes „Palästina“ bildete. Die Ansprache wurde über den Radiosender Kol Israel landesweit übertragen und die Worte Ben Gurions erlangten internationale Berühmtheit:

„Gleich allen anderen Völkern, ist es das natürliche Recht des jüdischen Volkes, seine Geschichte unter eigener Hoheit in einem eigenen souveränen Staat selbst zu bestimmen.

Demzufolge haben wir, die Mitglieder des Nationalrates, als Vertreter der hebräischen Bevölkerung und der zionistischen Organisation, heute, am letzten Tage des britischen Mandats über Palästina, uns hier eingefunden und verkünden hiermit kraft unseres natürlichen und historischen Rechtes und aufgrund des Beschlusses der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel – des Staates Israel.“

Selten hat eine Staatsgründung die Welt derart bewegt. Mit der Gründung des Staates Israel konstituierte das jüdische Volk, mit internationaler Legitimation durch die Vereinten Nationen, eine souveräne Nation in seiner historischen Heimstätte. Seit dem Jahr 1949 wird der Yom haAtzma’ut als Nationalfeiertag des jüdischen Staates in Erinnerung an die historische Leistung Ben Gurions zelebriert.

 

Empfang durch den Botschafter

Im Jahr 2023 blickt Israel auf das 75. Jubiläum seiner Staatsgründung zurück. Die israelischen Auslandsvertretungen laden zu diesem Anlass traditionell zu einem Festempfang für Partner, Freunde und Wegbegleiter ein, so auch die Botschaft in Berlin. Botschafter Ron Prosor konnte am 9. Mai eine Vielzahl von Gästen aus Politik, Diplomatie, Wirtschaft, Wissenschaft, jüdischen Gemeinden, Kunst, Kultur und weiteren gesellschaftlichen Bereichen im JW Marriott Hotel in der Berliner Stauffenbergstraße begrüßen. Nach den bei israelischen Staatsempfängen leider nach wie vor notwendigen Sicherheitskontrollen und der Abnahme des Defilees durch den Botschafter und weiteren führenden Diplomaten der Botschaft erwartete die Gäste das volle Ausmaß israelischer Gastfreundlichkeit. Der große Saal des Hotels war mit festlichen Dekorationen geschmückt und zu einer Art Marktplatz mit verschiedenen Ständen umgebaut worden, an denen sich die geladenen Gäste israelischer Kochkunst und erlesener Weine erfreuen konnten. Der Empfang anlässlich des Unabhängigkeitstages fand aufgrund der globalen Corona-Pandemie erstmals seit 2018 wieder in dieser Form statt.

Was sind die wichtigsten Lehren in der Karriere eines Diplomaten? Ron Prosor gab darauf eine ganz persönliche Antwort zum Beginn seiner Rede auf dem Empfang anlässlich des israelischen Nationalfeiertages: „Protokoll, Alkohol und Cholesterin“. Mit einem herzlichen Lächeln fuhr er sinngemäß fort: Das Protokoll lassen wir heute Abend beiseite, für die letzteren Dinge ist zur Genüge gesorgt. Der charismatische Spitzendiplomat ließ diesem humorvollen Einstieg eine mindestens ebenso gehaltvolle, jedoch keineswegs ausufernde Darstellung der deutsch-israelischen Beziehungen in ihrer Relevanz und Vielfalt folgen. Professor Prosor betonte die besondere Freundschaft zwischen Israel und Deutschland, die hervorragende Zusammenarbeit im Sicherheits- und Verteidigungsbereich sowie die zahlreichen Kooperationen in der Wirtschaft, der Wissenschaft und den kulturellen Einrichtungen und Initiativen beider Länder. Zugleich stellte er unmissverständlich klar, dass Antisemitismus in all seinen Formen – basierend auf einer Delegitimierung, Dämonisierung oder doppelten Standards gegenüber Israel – konsequent bekämpft werden müsse, was weiterhin eine Aufgabe auf allen Ebenen bleibe.

 

Deutsche Wurzeln

Hervorzuheben ist die familiäre Verbindung des Botschafters, der ausgezeichnet Deutsch spricht, zu seinem Gastland. Sein Vater wurde im Jahr 1927 als Ulrich Proskauer in Berlin geboren. Die Familie wanderte bereits 1933 in das damalige britische Mandatsgebiet aus, das 15 Jahre später der Staat Israel werden sollte, und änderte ihren Namen in Prosor. Nach einer Militärlaufbahn bei den israelischen Verteidigungsstreitkräften, die er im Rang eines Majors beendete, absolvierte Ron Prosor ein Studium der Politikwissenschaften mit Auszeichnung an der Hebräischen Universität Jerusalem. Seine anschließende diplomatische Laufbahn führte ihn auf Posten in Washington, London und Bonn. Auf Letzterem bekleidete er von 1988-1992 die Position des Botschaftssprechers. Weitere Verwendungen führten ihn von 2007-2011 als Botschafter nach London und von 2011-2015 zum herausfordernden Posten des Ständigen Vertreters Israels bei den Vereinten Nationen in New York. Von 2016-2022 leitete er das Abba Eban Institute for International Diplomacy an der Reichman-Universität in Herzliya.

 

Gäste aus Politik und Gesellschaft

Als Vertreter der Bundesregierung sprach Boris Pistorius (SPD), dessen Dienstsitz sich unmittelbar gegenüber der Veranstaltungslokalität befindet. Der Bundesminister der Verteidigung hob die Bedeutung der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit mit Israel hervor und würdigte im besonderen Maße den Umstand, dass ein deutscher Verteidigungsminister vor dem historischen Hintergrund der Singularität des Holocaust heute auf einer Feier anlässlich der Gründung des jüdischen Staates sprechen kann. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier wandte sich per Videogrußbotschaft an die Gäste des Abends. Neben Verteidigungsminister Pistorius waren zahlreiche weitere amtierende Spitzenpolitiker, darunter die Bundesministerin des Inneren und für Heimat, Nancy Faeser (SPD) sowie der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow (Die Linke) der Einladung der Botschaft gefolgt. Zahlreiche Vertreter des Diplomatischen Corps, darunter die Botschafter Argentiniens, Aserbaidschans, des Königreichs Bahrain, Bulgariens, Polens, des Kosovo, Kroatiens, Maltas, des Königreichs Marokko, der Republik Türkei, der Vereinigten Arabischen Emirate und der Vereinigten Staaten von Amerika gaben sich zu diesem Anlass ebenfalls die Ehre. Neben zahlreichen führenden Vertretern jüdischer Gemeinden und Institutionen aus dem gesamten Bundesgebiet begegnete man auch profilierten Persönlichkeiten aus dem publizistischen Bereich wie etwa Henryk M. Broder, Dr. Mathias Döpfner oder Dr. h.c. Ahmad Mansour.

 

Israel ist stark und richtungsweisend

Entgegen all der Kritiker im Verlauf der Jahre hat Israel bewiesen, dass ein jüdischer und demokratischer Staat in einer höchst komplexen geopolitischen Umgebung nicht nur überlebensfähig ist, sondern zugleich führende Positionen bei der Entwicklung und Anwendung neuer Technologien in unterschiedlichsten Bereichen, bei der Förderung einer erfolgsorientierten Gründer- und Unternehmenskultur und insbesondere bei der Schutzverantwortung des Staates gegenüber seinen Bürgern einnimmt.

Wenngleich es innenpolitische Spannungen gibt, so wäre es verfehlt, von einer ‚gespaltenen Gesellschaft‘ in Bezug auf Israel zu sprechen, wie dies gelegentlich herbeizuschreiben versucht wird. Die Gemeinsamkeiten sind nach 75 stärker gewachsen als die trennenden Elemente des gesellschaftlichen Miteinanders, die wir überall beobachten können. Es gibt keine perfekten Gesellschaften. Jedoch gibt es die Chance, aus den gegebenen Umständen das Bestmögliche zu realisieren. Israel hat in der 75-jährigen Geschichte seines Bestehens als moderner, jüdischer und demokratischer Staat oftmals und unter teilweise aussichtlos erscheinenden Situationen bewiesen, dass dies möglich ist. Und das wird Israel, davon können wir überzeugt sein, auch zukünftig beweisen. In diesem Sinne: Mazal tov, Israel!

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