Großrazzia gegen „Letzte Generation“ – Klima-Terroristen vergleichen sich mit Jesus und wollen Polizisten einsperren

Die Klima-Aktivisten sehen sich als Heilsbringer, dabei gefährden sie sogar Menschenleben.
© JOHN MACDOUGALL AFP

Den Klima-Klebern wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Allzu gern inszenieren sich die Nötigungs-Aktivisten von der „Letzten Generation“ als Heilsbringer in einer angeblich dem Untergang geweihten Welt. Sie greifen menschengefährdend in den Straßenverkehr ein und missachten Gesetze, weil sie in ihrem hysterischen Klimawahn davon überzeugt sind, die Rolle von Propheten und Bußpredigern einzunehmen. Nun haben bundesweite Hausdurchsuchungen gegen Klima-Aktivisten Politik und Medien entzweit: Wo die einen das Vorgehen gegen die Straßennötiger begrüßen, sieht die linkswoke Presse, wegen einer ganz normalen polizeilichen Maßnahme, unseren demokratischen Rechtsstaat gefährdet. (JR)

Von Matthias Nikolaidis

Die Klima-Kleber von der „Letzten Generation“ und ähnlichen Gruppen inszenieren sich als Heilsbringer in einer angeblich dem Untergang geweihten Welt. Sie nehmen die Rolle von Propheten und Bußpredigern ein – manchmal sogar die des Erlösers selbst. Exemplarisch war das nun bei einem Prozess gegen vier Aktivisten am Amtsgericht Ebersberg bei München zu erleben.

Dabei geht es um eine Aktion von vor anderthalb Jahren: Im September 2021 hatten sich zwei der Aktivistinnen (20 und 28) mithilfe zweier Komplizen (26 und 27) von einer Brücke auf die A94 abseilen lassen. Sie lösten so einen 800 Meter langen Stau bis zur Ausfahrt Markt Schwaben aus, in dem laut Schätzung des Gerichts 192 Autofahrer aufgehalten wurden. Ziel war es, die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in München zu sabotieren – und indirekt, der eigenen „Bewegung“ zu größerer Bekanntheit zu verhelfen.

Im Aufhalten waren die Aktivisten auch vor Gericht groß. Eine Stunde dauerte es angeblich, bis sie mit Akten, Laptops, Strafprozessordnungen und einem Drucker auf der Anklagebank Platz genommen hatten. Der Drucker spuckte später ihre sonderbaren Anträge aus. Doch das war nicht alles. Die Klima-Ideologen fluteten den Gerichtssaal zudem mit ihrer merkwürdigen Ideologie irgendwo zwischen modernem Bußprediger und Jesus Christus selbst.

 

Menschenleben werden riskiert: „Shit happens“

„Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“ Das ist noch kein Bibelvers, aber beinah so gemeint. Es ist eine der Aussagen, mit denen die Klimaschutz-Aktivisten auf die Fragen des zuständigen Amtsrichters antworteten. Aber heute heißt es wohl eher: Wer Straßen sät, erntet Klimakleber. Hatte nicht schon Jesus gesagt, er sei gekommen, „um das Schwert zu bringen“? Klaus Kinski hat diesen Ausspruch einst in einem Bühnenprogramm popularisiert. Auch die modernen Die-andere-Wange-Hinhalter (das sind sie sicher nicht!) wissen: „Es braucht die Konfrontation und den offen geführten Konflikt.“ Ihre Religion ist jedenfalls keine duldsame, insofern geht auch die Relativierung ihrer Straftaten in vielen Medien an der Sache (ja, ihrer eigenen!) vorbei.

Gemäß dem Buch des schwedischen Marxisten und Humanökologen Andreas Malm, „How to Blow Up a Pipeline“ nehmen sie nicht nur Sabotage und Sachbeschädigung in Kauf. Malm hält Sabotage und Sachbeschädigung für notwendige Zutaten im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel. Einer der Aktivisten der „Letzten Generation“ (Christian Bläul) fügte in einer furchtbaren Relativierung der Werte hinzu, dass notfalls sogar Menschenleben geopfert werden müssten. Das müsse man „zumindest ein Stück weit riskieren“. Ein anderer Aktivist sagte, bei ähnlichem Anlass: „Shit happens.“

Diese Aussagen sind ein erschreckendes Geständnis, das zeigt, wie die Klima-Aktivisten ticken. Sie sehen sich auf einer Straße der Unbedingtheit, die jener anderen stark ähnelt, auf der die RAF einst über die Gewalt gegen Sachen in die Gewalt gegen Menschen schlitterten. Insofern sind die Warnungen vor der Gefahr der Radikalisierung, der Bildung einer kriminellen, vielleicht gar terroristischen Vereinigung nur zu berechtigt.

Nun kam es in mehreren Bundesländern zu Hausdurchsuchungen in Sachen „Letzte Generation“. Laut LKA Bayern ging es um die Sicherstellung von Beweismitteln und Vermögenswerten. Außerdem suchte man nach Dokumenten, die Licht auf die Finanzierung der Gruppe werfen könnten. Auslöser der Razzia: Die sieben Beschuldigten im Alter von 22 bis 38 Jahren hatten eine Spendenkampagne gestartet und wollten damit mutmaßlich Straftaten finanzieren. Ihnen wird vorgeworfen, damit eine kriminelle Vereinigung gebildet oder unterstützt zu haben.

Eine Vermutung, zu der es allerdings jeden Grund gab. Denn vor jedem Richter, in jeder Talkshow, vor jedem Mikrophon beharren die sogenannten „Klima-Kleber“ darauf, dass sie sich auch in Zukunft an Straßen kleben oder sogar dort einbetonieren werden, um Menschen, die schlicht von A nach B wollen (oder müssen), zu nötigen. Die Gefährdung der Sicherheit im Straßenverkehr, das Aufhalten von Rettungswagen sind dabei stets eingepreist. Daneben sollen zwei der Beschuldigten geplant haben, die Öl-Pipeline Triest–Ingolstadt zu sabotieren, frei nach dem radikalen Pamphlet ihres schwedischen Vordenkers.

 

Die Forderung eines „bedrohungsfreien Raum für alle Anwesenden“

Im Ebersberger Gerichtssaal war einmal mehr die andere Seite dieser anmaßenden „Heilsbringer“ zu sehen. Ihr Platz auf der Anklagebank missfiel den Aktivisten offenkundig, was sie auch durch ihre Nicht-Antworten immer wieder kundtaten. Man ist es schon gewohnt, dass die Vorträge dieser „letzten Menschen“ – ob in Gerichtssälen oder Studios – aus Predigten und Umkehraufrufen bestehen. Nicht sie sind dann angeklagt, sondern alle anderen, vor allem die, die es wagen, ihr Treiben kritisch zu hinterfragen.

Zweifelloser Höhepunkt des ersten nicht sonderlich erfolgreichen Prozesstages war ein bestimmter Antrag der endlich zugelassenen Rechtsbeistände, Laien-Anwälte reinsten Wassers. Es ging darum, das Kruzifix aus dem Gericht abzuhängen, das für die so fortschritts- wie untergangsgläubigen Menschen natürlich eine Provokation darstellte: ein derart altes Symbol, das so viel Hoffnung stiftet. Ihr Affekt dagegen dürfte tief in den Eingeweiden dieser Menschen sitzen. Aber schlichte Abneigung hätte an der Stelle keine Aussicht auf Erfolg gehabt. Und so lesen sich die geäußerten Gründe durchaus interessant.

Die 28-jährige Wortführerin forderte „einen bedrohungsfreien Raum für alle Anwesenden“ und verlangte deshalb die „Entfernung jeglicher Folter- und Hinrichtungsgegenstände“ aus dem Gerichtssaal. Das Kreuz sei ein „Folterinstrument“, dessen bloße Darstellung dem Recht auf einen fairen Prozess entgegenstünde – vor allem dem von schuldlosen Aktivisten, wie es die vier Twens sind. Denn das Kreuz symbolisiere darüber hinaus die politische Hinrichtung eines „Aktivisten“, der sich zu seiner Zeit „für eine inklusive Gesellschaft“ einsetzte und „weitreichende Systemkritik sowie die Forderung nach einer gerechteren Gesellschaft“ formulierte. Jesus als eine Art Proto-Letztgenerationist. Und Bali liegt am See Genezareth.

Jesus am Kreuz als Drohung für angeklagten Aktivisten

„Die Darstellung eines hingerichteten Aktivisten stellt eine symbolische Bedrohung gegenüber mir als Angeklagte dar“, fuhr die evangelisch erzogene Rednerin in unklarer Genderung fort. Die Staatsanwältin konnte die behauptete Ähnlichkeit der Aktivisten mit Jesus nicht erkennen. Am Ende fügte sich der Richter dem Wunsch, vermutlich um weiteren Zeitverlust zu vermeiden. Doch damit nicht genug. In einem weiteren Antrag forderte die Aktivistin, die zu vernehmendem Polizisten bis zum Ende des Prozesses in Einzelhaft zu stecken, den die Staatsanwältin in sich als Straftat ansah. Auch der Richter vermisste „jede Grundlage“ an dem Antrag und drohte an, die zuvor erteilte Verteidigungslizenz wieder zurückzunehmen, wenn noch mehr von dieser juristischen „Qualität“ von den Angeklagten käme. Es ist immer dasselbe Spiel: Die Beschuldigten wollen Ankläger sein, und die Welt ist ohnehin schlecht genug, dass man sie blockieren, beschmieren und ganz allgemein sabotieren darf. Das ist die eigentliche Botschaft dieser Klima-Sekte. Kein Evangelium nirgends.

Nach der für viele „Bewegte“ und Medienschaffende „erschreckenden“ Razzia wollen sich die Klima-Aktivisten nun angeblich aufs friedliche Demonstrieren verlegen. Man wird sehen, wie lange diese Flötentöne halten und ob sie ernstgemeint sind. Die Presse (Ausnahmen ausgenommen) ist derweil auf breiter Front im Relativierungsmodus, hält die Durchsuchungen für überzogen und das Ziel der Selbstfestkleber für so erhaben, dass es fast jede Straftat aufwiegt.

Sogar UN-Generalsekretär António Guterres ließ zuletzt durch einen Sprecher verkünden, dass die Aktivisten es sind, die „geschützt werden müssen“. Sie hätten „ihre Ziele auch in den dunkelsten Tagen weiter verfolgt“, erklärte der Guterres-Sprecher in unklaren Worten. Die UNO, durch wen auch immer dazu gebracht, befürchtet offenbar einen Kollateralschaden für die gesamte Klimaschutzbewegung, wenn sich die Strafwürdigkeit der „Letzten Generation“ und ähnlicher Gruppen herausstellen sollte. In Großbritannien gab es freilich schon Haftstrafen von bis zu drei Jahren für Mitglieder der Gruppierung „Just Stop Oil“, weil sie den Verkehr auf einer Londoner Einfallstraße für 41 Stunden blockiert hatten. In Deutschland klebte sich Aktivistin Carla Hinrichs – auch eine ‚Opfer‘ der Razzia – erneut fest, nachdem sie bereits eine Bewährungsstrafe kassiert hatte. Die zwei Monate Haft scheint die Jura-Studentin gerne zu riskieren.

 

Matthias Nikolaidis wuchs im östlichen Niedersachsen auf, war unter anderem als Musikkritiker und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Heute lebt er als freier Journalist und Autor in Berlin.

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