Israel zum 75. Geburtstag - Eine Hommage an eine kleine große Nation

Am 14. Mai 1948 proklamierte David Ben Gurion die Gründung des jüdischen Staates Israel.
© AFP

Chaim Weizmann, der erste Präsident Israels, prägte seinerzeit, angesichts der gigantischen Aufgabe den Staat Israel auf historischem Gebiet wieder aufzubauen, das Bonmot: „Um Zionist zu sein, muss man nicht unbedingt verrückt sein, aber es hilft“. Blickt man 75 Jahre zurück, auf ein Land, das größtenteils aus Steinen und Wüstensand bestand, begreift man die außerordentliche Leistung des jüdischen Staates Israel und wie viel Entbehrung, Idealismus, Mut und Opferbereitschaft die Männer und Frauen bewiesen, die den Grundstein ihrer jüdischen Heimstätte legten und erfolgreich die einzige freiheitliche Demokratie in der gesamten Region aufbauten. (JR)

Von L. Joseph Heid

In der fast 2000-jährigen Diasporageschichte der Juden war der Traum von der Rückkehr in das alte, verheißene Land nie erloschen. Die zerstreut unter den Völkern der Erde lebenden Juden waren von der Sehnsucht beherrscht, irgendwann wieder in das biblische Land der Väter zurückzukehren.

Mit seiner 1896 veröffentlichten Flugschrift „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“ hatte der bis dahin wenig bekannte Wiener Stückeschreiber Theodor Herzl gleichsam das Manifest der national-jüdischen Bewegung verfasst und war damit zum Begründer des politischen Zionismus geworden.

Am 27. August 1897 fand auf Einladung Herzls in Basel der erste Zionistenkongress statt, auf dem die Delegierten einstimmig das „Baseler Programm“ verabschiedeten, was zugleich die prägnanteste Definition der nationaljüdischen Bewegung liefert: „Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlichen gesicherten Heimstätte in Palästina“. Bald wurden ihm die Tore zu den europäischen Höfen geöffnet und Herzl begann mit seiner zionistischen Pendeldiplomatie.

 

Balfour-Deklaration

In der Nachfolge Herzls stehend war es dem späteren ersten israelischen Präsidenten Chaim Weizmann 1917 gelungen, die Briten zu einer weitreichenden prozionistischen Erklärung zu veranlassen. Ohne diese sogenannte Balfour-Deklaration wäre es niemals zur Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 gekommen. Dieser 117 Wörter lange Brief machte Geschichte, wie kaum je ein anderer. Seine Regierung, so teilte Außenminister Arthur Balfour mit, betrachte „die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen“ und wolle die größten Anstrengungen zur Erreichung dieses Zieles unternehmen.

Ab 1922 wurde Großbritannien vom Völkerbund beauftragt, Palästina zu verwalten und das Mandat über dieses Gebiet zu übernehmen. Nachdem es während der englischen Mandatszeit in Palästina immer wieder zu Unruhen zwischen Juden und Arabern gekommen war, reifte bei dem Mandatar 1937 erstmals die Überzeugung, es sei besser, das Land zu teilen und das Mandat zu beenden.

Während Europa dem deutschen Eroberungswahn ausgesetzt war und die Schornsteine der KZ-Krematorien rauchten, führte England in Palästina mit einem Aufgebot von 100 000 Soldaten Krieg gegen menschliches Strandgut. Achtzehn Monate nach Kriegsschluss waren die Briten am Ende ihrer Weisheit und gingen mit ihrem Problem vor die Vereinten Nationen.

 

Jerusalem als neutrale Enklave

Am 29. November 1947 wurde mit einer Majorität von mehr als zwei Dritteln der Mitgliedsstaaten entschieden, den Teilungsvorschlag anzunehmen. In Palästina sollten ein arabischer und ein jüdischer Staat entstehen. Jerusalem, von zentraler Bedeutung für Juden, Christen und Muslime, war als neutrale Enklave gedacht.

Ein arabischer Vertreter kündigte an: „Es ist der feste und eindeutige Wille der Araber, keine Lösung in Betracht zu ziehen, die den Verlust ihrer Souveränität auch nur über irgendeinen Teil ihres Landes bedeuten würde“. Für die Juden bedeutete der UN-Beschluss, dass ihnen eben dieses Recht auf die Erneuerung ihrer Souveränität endlich zuerkannt worden war. Die jüdische Bevölkerung Palästinas nahm daher die Resolution mit Begeisterung auf.

Obwohl nur teilweise verwirklicht, gilt die UN-Resolution 181 bis heute als völkerrechtliche Legitimation sowohl des Staates Israel als auch des „palästinensischen“ Rechtsanspruchs auf einen eigenen Staat. Die Ansprüche der beiden Nationen waren gerecht - und doch völlig unvereinbar.

Mufti Hadji Amin al-Husseini, der ab 1936 den Vorsitz des Obersten Arabischen Komitees innehatte (und der während des 2. Weltkrieges mit Hitler-Deutschland paktiert hatte), war als Oberhaupt der „palästinensischen“ Araber aus seinem Exil zurückgekehrt. Er hatte sich dem Kampf gegen den Zionismus verschrieben, mehr noch: Die jüdische Gemeinschaft in Palästina sollte vernichtet werden. Die arabischen Angriffe auf jüdische Siedlungen nahmen Anfang 1948 bedrohlich zu.

 

Der Gründungsakt

Mit Datum vom 13. Mai 1948 erhalten die palästinensischen Pressevertreter eine Einladung zur Sitzung der Verkündung der Unabhängigkeit, die am Freitag, den 5. Ijar 5708 (14. Mai 1948) um vier Uhr nachmittags im Museumssaal, Tel Aviv, Rothschild Boulevard 16 stattfinden soll. Die Gäste werden gebeten, um 15.30 Uhr zu erscheinen. In der Einladung ist „dunkle Festkleidung“ erbeten.

Die ganze Zeremonie hat gerade einmal 35 Minuten gedauert! Schon lange vor der festgesetzten Stunde füllt sich der Saal des Tel Aviver Kunstmuseums allmählich mit einer festlich gekleideten Gesellschaft.

Kurz vor vier springt ein untersetzter Mann mit weißer Haarmähne aus einer schwarzen amerikanischen Limousine vom Typ Lincoln. David Ben Gurion trägt einen dunklen Anzug, die Krawatte ist mit einer silbernen Nadel befestigt, in der linken Hand hält er einen Hut und unter dem rechten Arm eine dünne Aktenmappe. Er wirkt eher wie ein gewiefter Anwalt und nicht wie ein kühner Revolutionär. Neben dem Wagen steht ein junger Mann in der Uniform eines noch nichtexistierenden Staates stramm, unsicher, was er zu tun hat. Ben Gurion bleibt vor ihm stehen, biegt das Rückgrat durch und legt die rechte Hand zu einem formvollendeten staatsmännischen Salut an die Stirn. Gleich wird er die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnen und der erste Ministerpräsident des Judenstaates werden und diesen fast fünfzehn Jahre lang durch seine schwierigen Anfänge führen.

Von der Längswand des Saales, an der sonst die Bilder alter Meister hingen, die Werke von Joseph Israels, Marc Chagall und Max Liebermann, grüßt anlässlich des feierlichen Aktes ein überdimensionales Herzl-Bild. Der mittlere Teil der Längswand ist mit weißem Stoff bespannt, über dem rechts und links zwei Zionsfahnen gehängt sind. Ernst blickt Theodor Herzls aus dem Bilderrahmen auf die Szene herab. Vor diesem Hintergrund ist auf einer Estrade ein mit grauem Tuch bedeckter Tisch aufgebaut, an dem die Mitglieder der Volksleitung Platz nehmen. Auf dem Tisch stehen mehrere Mikrophone, die zur Übertragung der Feier im neuen jüdischen Sender „Kol Israel“ („Stimme Israels“) bestimmt sind, der mit dieser Live-Übertragung zugleich seine regelmäßigen Sendungen aufnehmen wird.

Vor dem Tisch der Volksleitung und im rechten Winkel dazu sind – ebenfalls auf der Estrade – die Sitzreihen für die Mitglieder des Volksrats aufgestellt. In der ersten Sitzreihe sitzen die beiden Oberrabbiner von Tel Aviv. Daneben Bürgermeister Israel Rokach und Vize-Bürgermeister Perlson, die beiden alten zionistischen Kämpen und Delegierten des 1. Zionisten-Kongresses des Jahres 1897, die hier die Verwirklichung des Traumes ihrer Jugend erleben. Ein ganzes Heer von Pressefotografen und Filmleuten ist aufmarschiert, die alles in ein wahres Blitzlicht-Kreuzfeuer nehmen.

Erwartungsvolle Stille legt sich über den Museumssaal als der Uhrzeiger sich der „Vier“ nähert. Diese Uhrzeit ist mit Bedacht gewählt, um allen Anwesenden Gelegenheit zu geben, noch vor Schabbateingang rechtzeitig in die Synagoge oder nach Hause zu gelangen. Auf die Sekunde genau um 16 Uhr eröffnet David Ben Gurion mit einem Hammerschlag die historische Sitzung des Volksrates. Alle Anwesenden erheben sich und singen gemeinsam die Hatikwa. Ben Gurion verliest nunmehr die Proklamation der Staatsgründung. Als er die Errichtung der Medinat Jisrael verkündet, erheben sich die Menschen im Saal spontan von ihren Sitzen und minutenlanger Beifall begrüßt die damit vollzogene Errichtung des Judenstaates Israel.

Nach Ben Gurion erhält das Wort Raw Fishman, der mit tränenerstickter Stimme den Schehechejanu-Segensspruch spricht. Viele Anwesende können ihre Tränen nicht länger unterdrücken. Die Mitglieder des Volksrats werden nun zur Unterzeichnung der Staatsgründungs-Proklamation aufgerufen. Als erster unterzeichnet Ben Gurion.

 

Das Erklingen der Hatikwa

Und dann spielt das Palestine Orchestra die Hatikwa, die nunmehrige Nationalhymne des Staates Israel. Da ist es genau 16.32 Uhr. Und dass die Hymne sanft durch das Haus streicht, wie aus der Ferne erklingt und darum eine besondere Wirkung verströmt, liegt an einer organisatorischen Panne. Als schon alle im Saal versammelt sind, stellt sich heraus, dass für das Orchester kein Platz vorhanden ist und man es in der Beletage unterbringen muss.

Draußen vor dem Museum drängt sich eine nach vielen Hunderten zählende Menschenmenge – es sind nicht Tausende, weil der Ort der Staatsgründungs-Zeremonie bis zuletzt streng geheim gehalten worden ist. Vor dem im Umkreis mehrerer Häuserblocks streng abgesperrten Gebäude des Museums ist eine Ehrenwache der Haganah aufmarschiert, die das Gewehr präsentiert, als der Präsident der Volksleitung, David Ben Gurion, das Gebäude verlässt und in einem mit der blau-weißen Flagge geschmückten Wagen davonfährt, dem ein Jeep mit der Leibwache folgt. Und damit ist der Gründungsakt des Staates Israel vollzogen.

Über der Gründungsveranstaltung lag ein gewisses Schweigen und man wollte vermeiden, dass zu viele Schaulustige sich einfanden, da befürchtet wurde, dass ein ägyptisches Flugzeug die Stelle bombardieren könnte. Der aus Berlin stammende Journalist James Yaacov Rosenthal erinnert sich: „Am Abend des 14. Mai hatte ich mich mit einigen Journalistenkollegen verabredet, um auf den Staat ein Gläschen zu trinken. Kaum hatten wir die Gläser erhoben, da heulten auch schon die Sirenen.“

Am späten Abend dieses ereignisreichen Tages notierte Ben Gurion in sein Tagebuch: „Jubel und Freude im Lande. Wieder, wie am 29. November 1947 (UN-Teilungsbeschluss), ich bin ein Trauernder unter Frohlockenden“. Die Trauer, von der er hier sprach, bezog sich auf die bereits Gefallenen des Krieges und auf das Schicksal des Staates, das in den Händen der Sicherheitskräfte lag. Die Freude, auf die er sich bezog, mag auch seinem Bonmot geschuldet sein, das er einmal von sich gegeben hatte und lautet: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“. Dieses prophetische „Wunder“ war an jenem 14. Mai 1948 Wirklichkeit geworden.

Dass die nationale Wiedergeburt Israels der obwaltenden Umstände wegen in Tel Aviv und nicht in Jerusalem stattfinden musste, verlieh dem Gründungsakt eine emotionale Tragik. Aber eine gewisse Logik hatte die lokale Besonderheit doch: Das aus dem Sandboden vor Jaffa im Jahre 1909 gegründete Tel Aviv war die erste rein jüdische Stadt in Eretz Israel vor der Staatsgründung.

Mag sein, dass die Teilnehmer der Unabhängigkeits-Zeremonie sich der globalen Bedeutung dieses Gründungsaktes nicht bewusst waren, auch wenn nationale und religiöse Sentiments an jenem Freitagnachmittag berührt wurden. Für die etwa 600.000 Juden, die an diesem 14. Mai 1948 den sechs Monate zuvor gefassten UN-Beschluss umsetzten, war es jedenfalls ein historischer Tag. Und das galt gewiss auch für Tausende und Abertausende Diasporajuden in allen möglichen Teilen der Welt. Für die Zionisten gab es keine Alternative zu einem eigenen Staat, der die Existenz des jüdischen Volkes nachhaltig zu schützen bereit war.

Wenige Stunden nach der Unabhängigkeitserklärung gab US-Präsident Harry S. Truman eine Presseerklärung und gab bekannt: „Die US-Regierung wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass ein jüdischer Staat in Palästina proklamiert wurde, und dass dessen Provisorische Regierung um Anerkennung ersucht. Die US-Regierung erkennt diese Provisorische Regierung als die de facto-Autorität des neuen Staates Israel an“. In einer anschließenden Erklärung gab das Weiße Haus bekannt, dass der Wunsch der Vereinigten Staaten für einen Waffenstillstand im Heiligen Land durch die Proklamation des Staates Israels nicht gemindert sei. Die USA waren in dieser angespannten Krise, als sich der Nahostkonflikt zu einem Flächenbrand auszuwachsen schien, bemüht, zwischen Juden und Arabern zu vermitteln, um eine Ausbreitung des Konflikts über die Grenzen Palästinas hinaus zu verhindern. Ein anderer Faktor war der amerikanische Wunsch, den UdSSR um eine Nasenlänge voraus zu sein und damit zu verhindern, dass die Sowjetregierung überragenden Einfluss auf die jüdische Politik gewann.

 

Angriff auf den jungen jüdischen Staat

Die arabische Antwort auf die israelische Unabhängigkeitserklärung ließ nicht lange auf sich warten. Radio London meldete in seiner Spätsendung am 14. Mai 1948, die arabischen Staaten seien im Begriff, von allen Seiten in Palästina einzudringen. Ein großer Teil der Arabischen Legion, ausgestattet mit Waffen, die die Engländer geliefert hatten, stehe bereits auf palästinensischem Boden und ägyptische Truppen hätten die Grenze bereits überschritten. Im Norden traten nach englischen Meldungen syrisch-libanesische Truppen in der Nacht gleichfalls den Vormarsch über die Grenze an.

König Abdallah von Transjordanien - ausgestattet mit einem zwei Monate zuvor mit den Engländern geschlossenen Bündnisvertrag, mit dem der arabischen Intervention in Palästina Rückendeckung gegeben worden war - begab sich um Mitternacht des 14. auf den 15. Mai 1948 an die Grenze, um seinen Truppen Glück zu wünschen, und feuerte dann aus seinem Revolver den ersten symbolischen Schuss auf Palästina als Zeichen des Kriegsbeginns. Danach überschritten seine Truppen die Grenze, „um das Heilige Land von den Zionisten zu befreien“.

An diesem Schabbatmorgen, dem 15. Mai 1948 fielen die ersten Bomben auf Tel Aviv - die ersten Bomben seit 1940/41, als die Italiener die Stadt angegriffen hatten. Diesmal kreisten mehrere Spitfires über der Stadt. Von mindestens zwei Stellen bellte Flak auf. Dazwischen knatterten die MG’s. Der Luftangriff traf die Tel Aviver Bevölkerung, die nach der Logik der letzten Entwicklung mit derartigem gerechnet hatte und durch die Luftschutzanweisungen vorbereitet worden war, gefasst. Eine Spitfire wurde abgeschossen und fiel in die Hände der Haganah. Der ägyptischer Pilot wurde gefangen genommen. Überall im Lande kam es zu Bombenanschlägen und Feuerüberfällen auf jüdische Siedlungen und Wohnbezirke.

 

Walter Grab und das „Hakenkreuz“ am Gewehr

Am Tage der Unabhängigkeits-Proklamation erobert die Haganah das zum größten Teil arabisch bewohnte Jaffa im Handstreich. Zwei Tage später werden Reservisten rekrutiert, um Jaffa zu halten. Unter diesen Reservisten ist auch der 1938 aus Wien geflohene, später international bekannt gewordene Historiker und Jakobiner-Forscher Walter Grab, der freilich zu diesem Zeitpunkt seine akademische Karriere noch vor sich hat. Tagsüber ist ihm gestattet, in seiner Werkstatt zu arbeiten, abends muss er wieder „an der Front“ sein. Im Juni 1948 wird Grab mit weiteren schlecht ausgebildeten Reservisten nach Ramle versetzt. Man drückt ihm einen alten Schießprügel in die Hand, der vermutlich noch aus der Türkenzeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt und gibt ihm den Befehl, sich mit einem Spaten einzugraben.

Eines nachts hört Grab, dass sich auf der Landstraße von Tel Aviv ein Lastwagen nähert und dass einige Leute sich dort zu schaffen machen. Kurz darauf kommt der Zugführer zu ihm und flüstert: „Leg deine Flinte weg, wir haben gerade die neuen tschechischen halbautomatischen Gewehre erhalten – hier steckst du das Magazin hinein, hier sind hundert Schuss Munition“. Grab hat ein Gefühl der Erleichterung, spürt, dass es sich um ein gut geöltes, noch unbenutztes Gewehr handelt und ist sich sicher, sein Leben nun teuer verkaufen zu können.

Als er in der Morgendämmerung seine Faust öffnet, die den Lauf des Gewehres umklammert, erblickt er zu seiner großen Verblüffung, dass auf dem Gewehrschaft ein Hakenkreuz eingestanzt ist. Da begreift er, was Dialektik ist: Diese Gewehre waren von der tschechischen Skoda-Waffen-Fabrik am Ende des Krieges für die Wehrmacht produziert, aber nicht mehr ausgeliefert worden. Die Behörden der Tschechoslowakei konnten die Waffen mit dem eingestanzten Hakenkreuz jedoch nicht den eigenen Soldaten geben, und blieben daher liegen. Als Israel gegründet wurde und Ben Gurion sich an die Tschechoslowakei mit der Bitte um Hilfe wandte, wurden auf Anweisung Stalins Israel Waffen zur eigenen Verteidigung zur Verfügung gestellt.

Gewiss sandte die Sowjetunion die Waffen via CSR nicht aus Judenliebe, sondern um einen Stützpunkt im Nahen Osten zu erringen. Aber das galt natürlich für alle Großmächte auch.

Diese Episode sei auch deswegen erwähnt, weil es heute weitgehend vergessen ist, dass die Sowjetunion den Juden zweimal das Überleben ermöglicht hat – einmal durch den Sieg über Nazi-Deutschland, das andere Mal durch die Waffenhilfe an Israel.

Während bereits einen Tag nach der Staatsgründung im Hafen von Jaffa die ersten 555 „Olim“, die Neueinwanderer, ohne britische Zertifikate zum Teil jedoch mit sogenannten „Bergen-Belsen-Zertifikaten“ ausgestattet, aus den Zypern-Lagern eintrafen, warteten die in den DP-Lagern Deutschlands und Österreichs lebenden aus den Konzentrationslagern befreiten Juden darauf, stehenden Fußes nach Palästina zu gehen und sich in die Haganah, der „Israelischen Verteidigungsarmee“, einzureihen. In der ersten Sitzung der Provisorischen Regierung am 16. Mai 1948 erklärte Ben Gurion, dass Israel sich auf den Empfang der Menschen aus den Lagern in Deutschland und Österreich einzustellen habe. Wörtlich fügte er hinzu: „Wir haben sie brüderlich aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass sie im Boden des Vaterlandes Wurzeln schlagen“.

Der Unabhängigkeitskrieg endete im Januar 1949 mit dem militärischen Sieg Israels. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen kamen Waffenstillstandsverträge mit Ägypten, dem Libanon, Transjordanien und Syrien zustande. Der Irak zog seine Truppen ohne vertragliche Regelung ab.

Am 14. Mai 1949, beging der Staat Israel seinen ersten Geburtstag. Noch herrschte kein Friede im Land. Die offenen Kampfhandlungen des Unabhängigkeitskrieges waren beendet. Immigranten aus vielen Teilen der jüdischen Diaspora kamen nach und nach ins Land, vor allem Überlebende der Shoah.

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