Theodor Herzl: Vom Feuilletonisten zum Vater der jüdischen Nation
Theodor Herzl, der jüdische Jules Verne, war ein politischer Romantiker. Sein großes Verdienst liegt darin, ein nationales Bewusstsein im jüdischen Volk geweckt und den Zionismus zu einem Instrument der Diplomatie gemacht zu haben.
Mit seiner Vision eines „Judenstaates“ stieß Theodor Herzl auf viel Widerstand – Die Geschichte sollte ihm aber recht geben.© WIKIPEDIA
Auch mehr als 125 Jahre nach seinem ersten Auftreten als Zionist ist Theodor Herzl im heutigen Israel allgegenwärtig: eine Stadt und ein Berg sind nach ihm benannt, keine Stadt ohne Herzl-Straße und -Schule, ganz zu schweigen von all den Institutionen, einem Museum, die seinen Namen tragen. Von 1969 bis 1986 zierte Herzls Antlitz den 100-Pfund- (später 10 Schekel-)Schein. Es gibt einen Theodor-Herzl-Preis und an der Wiener Universität gibt es eine Herzl-Dozentur. In Jerusalem gibt es eine Herzl-Brauerei, in einem Nürnberger U-Bahnhof hängt ein großes Mosaik mit seinem Bildnis. Von dem liebevollen Kosenamen „Herzl“ einmal abgesehen. Der Herzl-Berg oder Mount Herzl in Jerusalem, vis-a-vis der der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem gelegen, steht symbolisch für den Übergang der Juden von der Machtlosigkeit zur Macht, von der Vernichtung zur Wiedergeburt, das zentrale Ziel des Zionismus.
Herzl, Jude der Religion nach, Ungar von Geburt, Österreicher durch seine Staatsbürgerschaft und Deutscher durch Erziehung und Kultur, ist ein Musterbeispiel für eine verwirrende, auseinanderstrebende vielschichtige Persönlichkeit. In seinen Briefen und Tagebuchnotizen kommen seine entwaffnende Offenheit, in denen er seine grandiosesten wie seine lächerlichsten Phantasien eingestand ebenso zum Ausdruck wie sein narzisstischer Charakter. Herzl war ein politischer Romantiker. 1895 schrieb er: „Übrigens, wenn ich etwas sein möchte, wär’s nur ein preußischer Altadliger“. In der Tat blieb der deutsche Adel für immer sein Ideal und Vorbild, selbst nach der Bekehrung zum Zionismus.
Dandy und Feuilletonist
Vor dem Jahre 1896 war der zionistische Gedanke noch Utopie, eine verrückte Idee. Der Mann, der die Utopie zur Wirklichkeit umformte und den entscheidenden Durchbruch erreichte, war Theodor Herzl - ein Dandy und Caféhausliterat und mittelmäßiger Theaterschriftsteller aus Wien, der bislang nur mit einigen Salonkomödien in der Öffentlichkeit hervorgetreten war. Herzl war ein weltläufig gebildeter, erfolgreicher Feuilletonist sowie Brief- und Tagebuchschreiber ausgestattet mit einem Stil makelloser Reinheit, große deutsche Prosa schreibend. Er war ein mitreißender Redner mit einem Talent zur Selbstinszenierung.
Als Feuilletonist war er amüsant, ein leichtfüßiger, eleganter Flaneur, allem Neuen aufgeschlossen, Technik begeistert, dazu ein glänzender Stilist, dessen Texte auch nach mehr als einhundert Jahren ganz und gar nicht verstaubt sind. Seine Feuilletons reichen von Stimmungsbildern, Technikgeschichte, Reiseberichten über Theater und Buchkritik bis zu philosophischen Betrachtungen. Sein journalistischer Erfolg hatte vor allem damit zu tun, dass zu seiner Zeit offensichtlich noch viel Zeit für die Zeitungslektüre genommen wurde, das Feuilleton war täglicher und konstitutiver Bestandteil davon. Der Feuilletonist genoss höheres Ansehen als der Autor von politischen Nachrichten, weil ihm literarische Qualität zugebilligt wurde – und die besaß Herzl im Überfluss.
Ein Grund für seine Erfolglosigkeit als Theaterschriftsteller mag darin zu suchen sein, dass Herzl mit dem Dilemma zu kämpfen hatte, dass man in ihm nicht den Bühnenautor oder erfolgreichen Journalisten, sondern ab 1895 den zionistischen Politiker sah. Herzl, von Geldsorgen geplagt, seufzte: „Vom Zionismus darf ich nicht leben, von der Literatur soll ich auch nicht leben. Ein Problem“.
Als Feuilletonist und Essayist verband Herzl seine schriftstellerische Aktivität mit seiner beruflichen. Auch die Tätigkeit als schöngeistiger Homme de lettres hätte ihn nicht vor der Vergessenheit bewahrt. Erst die Hinwendung zu seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der Propagierung der zionistischen Idee und der Gründung der zionistischen Bewegung machte ihn zu einer historischen und prophetischen Figur.
Der Beginn des jüdischen Bewusstseins
In Paris sollte Herzl für die Wiener „Neuen Freien Presse“ vom Dreyfus-Prozess 1896 berichten. In diesem Verfahren ging es um den Generalstabskapitän Alfred Dreyfus, der wegen vermeintlicher Spionage für Deutschland angeklagt und zu lebenslänglicher Deportation auf die sog. Teufelsinsel verurteilt wurde. Dreyfus war unschuldig und sein Fall enthielt mehr als einen Justizirrtum. Bei seiner Verurteilung spielte vor allem die Tatsache eine Rolle, dass er Jude war. Den Prozess begleiteten antisemitische Ausfälle, die auf ganz Frankreich und dann über die Grenzen hinaus übergriffen. Der dabei zutage tretende offene Judenhass weckte in Herzl ein bislang wenig ausgeprägtes jüdisches Bewusstsein.
Den Pariser Korrespondentenposten sah Herzl als Sprungbrett, von dem er sich „hochschwingen“ wollte - in welche Höhen, war ihm damals noch unklar: Er glaubte, in sich die Gabe und Kraft zu haben, ein großes Weltblatt zu leiten oder Direktor eines bekannten Theaters zu werden. Aber anderes ereignete sich mit ihm und in ihm. Literatur und Politik, Staats- und Theaterkunst, Traum und Wirklichkeit flossen in seinem Leben immer wieder ineinander.
Pogromistische Angriffe hatte er in Wien nie erlebt, und die Rufe des Pariser Pöbels, „Schlagt die Juden tot!“, hallten ihm nachdrücklich in den Ohren. Ihm wurde klar, dass der Antisemitismus so lange eine Geißel der Juden sein würde, wie sie als „Gastvolk“ unter ihrem jeweiligen „Wirtsvölkern“ leben würden: Nur ein eigener jüdischer Staat, in dem die Juden über sich selbst bestimmten, würde das „Judenproblem“ lösen, den Antisemitismus von den Juden fernhalten.
Während der letzten zwei Monate seines Pariser Aufenthaltes schrieb Herzl den „Judenstaat“ in einem Zug herunter. Seinen Freund Arthur Schnitzler ließ er wissen, ein „Basaltberg“ sei in ihm aufgeschossen. Mit seiner 1896 veröffentlichten Schrift „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“, hatte er gleichsam das Gründungsmanifest der zionistischen Bewegung verfasst.
Mehr als die Hälfte von Herzls Buch setzt sich mit der praktischen Durchführung auseinander. So wie er sich im „Judenstaat“ auch in Details über Provinzverwaltung, Industrie oder Handel um Kleinigkeiten kümmerte, vertiefte er sich bei den Vorbereitungen zu den Zionistenkongressen auch um alle möglichen Details: „Während der Verpflanzung muß man lokale Bräuche respektieren. Salzstangen, Bier, Kaffee, gewohntes Fleisch u.s.w. sind nicht gleichgültig. Moses vergaß die Fleischtöpfe Ägyptens mitzunehmen. Wir werden daran denken“.
Herzls Broschüre verursachte in weitesten Kreisen Aufsehen. Ganz Wien sprach über das Buch – in einer Mischung aus Verärgerung und Überraschung. Auf das Staunen folgte die Verachtung. „Vielleicht ist niemand so gehöhnt worden wie Theodor Herzl“, schrieb Stefan Zweig, „und wie der andere Mann, der gleichzeitig eine entscheidende Weltidee allein und unabhängig aufgestellt, sein großer Schicksalsgefährte Sigmund Freud“. Herzls Ideen veränderten die geistige Situation des Judentums radikal, und der „Judenstaat“ hatte dabei, so Zweig, die „Durchschlagskraft eines stählenden Bolzens“.
Hohn und Gegenwind
Herzl war es ernst – in der „Judensache“ verstand er keinen Spaß. Er könne zwar Kritik vertragen, ließ Herzl verlauten, „nur von den Waschlappen, Scheiß- und Lumpenkerlen mit oder ohne Geld will ich nichts wissen“. Die ihm von allen Seiten entgegengebrachten Skepsis wischte Herzl weg. An Reichskanzler Otto von Bismarck richtete er die großspurigen Zeilen, er, Herzl, glaube, die Lösung der Judenfrage gefunden zu haben. Nicht eine Lösung, sondern die Lösung – die einzige. Bismarck ließ Herzls Brief unbeantwortet.
Vergebens hatte Herzl den Grazer Soziologen Ludwig von Gumplowicz für den Zionismus einzunehmen versucht. Kühl hatte der ihm geantwortet: „Sie wollen einen Staat ohne Blutvergießen gründen? Wo haben sie das gesehen? Ohne Gewalt und ohne List? So ganz offen und ehrlich - auf Aktien?“
Alexander Scharf, Redakteur an der Wiener Sonn- und Montagszeitung, eilte, als er von der Drucklegung hörte zu Herzl, und beschwor ihn: „Wenn ich Rothschild wäre und nicht wüßte, daß Sie unbestechlich sind, würde ich Ihnen fünf Millionen für die Nichtveröffentlichung dieser Broschüre anbieten. [...] Oder ich würde Sie ermorden lassen. Denn Sie werden den Juden unermeßlichen Schaden zufügen“.
Im Journalisten- und Schriftstellerverein „Concordia“ umringte man Herzl: „Was wollen Sie in Ihrem Judenstaat werden? Ministerpräsident oder Kammervorsitzender?“ Herzl jedoch war es „blutig ernst“. Seinen Kritikern hielt er entgegen: „Wer in dreißig Jahren Recht behalten will, muss in den ersten drei Wochen seines Auftretens für verrückt erklärt werden“. Da mag er sich an eine Szene erinnert haben, als er einem Freund seine Judenstaat-Broschüre zu lesen gab, und dieser zu weinen begann. Für Herzl war das ganz verständlich, denn der Freund war Jude. Der Freund jedoch glaubte, Herzl sei verrückt geworden.
Der Person Herzls wie seinen Ideen konnten sich weder Bewunderer noch Gegner entziehen, auch wenn er polarisierte. So wie der Zionismus in der jüdischen Gesellschaft mehrheitlich abgelehnt wurde, hatte Herzl sich innerhalb der zionistischen Bewegung seiner Gegner zu erwehren. Vor dem von ihm einberufenen ersten Zionistenkongress 1897 in Basel, der ersten allgemeinen Judenversammlung seit der Zerstörung Jerusalems, klagte er: „Ich stehe nur an der Spitze von Knaben, Bettlern und Schmöcken“.
Ungewisse Zukunft
Die meisten Juden Westeuropas dachten nicht daran, den eingeschlagenen Weg der Assimilation zu verlassen, ihre eingefugte Verklammerung in die jeweilige Staatenwelt, ihre bürgerlichen Positionen aufzugeben und, wie einst ihr Stammvater Abraham, in ein ungewisses unwirtliches Land zu ziehen. Widerstand, Spott und Ironie schlugen den Zionisten allenthalben entgegen. Eine der häufigsten Bemerkungen war: „Ich bin ja ganz einverstanden mit einem jüdischen Staat, wenn man mich zum Botschafter in Wien ernennt“. Anstelle von Wien hätte es natürlich auch Berlin sein können. Oder es hieß: „Wir Juden haben 2.000 Jahre auf einen jüdischen Staat gewartet - ausgerechnet mir muß er passieren?“
Manche seiner Biographen haben Herzl als eine überlebensgroße Lichtgestalt und in ihm einen Propheten mit messianischen Zügen sowie als Märtyrer für sein Volk gesehen. Andere haben ihn als Phantasten und gescheiterten Diplomaten in seiner Rivalität mit anderen Zionisten beschrieben, seine psychischen Leiden, seine gestörten Familienverhältnisse und seine gar abgründigen Leidenschaften herausgehoben. Wie immer man ihn beurteilen mag, Herzl war eine außerordentliche Persönlichkeit in der langen jüdischen Geschichte, mit der eine neue Zeitrechnung begonnen hatte. Er veränderte die jüdische Welt.
Herzl verstand es, seine Gesprächspartner für seine zionistischen Ziele einzunehmen und sie vom praktischen Nutzen des Zionismus zu überzeugen: Dem osmanischen Sultan offerierte Herzl eine riesige Summe jüdischen Kapitals zur Tilgung der Staatsschulden – Geld, das überhaupt nicht existierte. Wilhelm II. versprach er, dem Deutschen Reich die unerwünschten Ostjuden und die revolutionären Bewegungen, mit denen die Juden identifiziert wurden, vom Hals zu schaffen. Den Briten sagte er zu, Juden als loyale Kolonialbeamte im britischen Protektorat Palästina, auf dem Sinai und in Ostafrika zur Verfügung zu stellen. Indes: All diese Versprechungen entstammten Herzlscher Fantasie bezüglich der Macht der Juden – Fantasien, an die Herzl wohl selbst glaubte.
Herzl war 36 Jahre alt als er zu seinem Volk „zurückkehrte“ und seine einzige wirkliche Aufgabe darin sah, für das heimatlose jüdische Volk einen eigenen Staat zu schaffen, eine nationale und persönliche Heimstätte für alle Juden. Der einsame Schriftsteller entpuppte sich als ein Mann der Tat: spöttischer Betrachter menschlichen Geschehens, Organisator von Volksmassen, kritischer Berichterstatter über politische Zustände, ein Mann der politischen Verhandlung, ein Mann mit „elektrifizierendem Charisma“, der von den jüdischen Volksmassen in Osteuropa beinahe von Anfang an ins Messianisch-Legendäre erhoben wurde. Das lag auch an seinem Äußeren und seinem Gesicht, das beschrieben wurde, als vereine es Züge eines englischen Lords und eines osteuropäischen Rabbis „mit seiner jerusalemitischen Glorie“. Einigen schien es, als ob „König Salomon seinem Grabe entstiegen wäre“, weil er das Leid seines Volkes und seine Erniedrigung nicht länger ertragen konnte.
Hatte Herzl sich im Jahre 1895 noch der Rettung der Juden verschrieben, wollte er danach auch ihr Führer werden. Und es gelang ihm, trotz seiner Stellung als säkularer, assimilierter, westlicher Jude, dem die Welt der traditionellen jüdischen Bräuche und Kultur fremd war, als Akteur im Namen des gesamten jüdischen Volkes zu handeln, obwohl er von außerhalb des jüdischen Establishments kam – dem Rabbinat und der jüdischen Finanzelite. Seine jüdische Unkenntnis wie sein autokratischer Habitus wurde zwar beargwöhnt, und dennoch zog er auch die ostjüdischen Massen in seinen Bann. Herzls großes Verdienst liegt darin, ein nationales Bewusstsein im jüdischen Volk geweckt und den Zionismus zu einem Instrument der Diplomatie gemacht zu haben.
Der erste jüdische Botschafter
Er pendelte zwischen den europäischen Höfen hin und her, ließe sich sogar vom Papst empfangen und spielte seine Rolle als Staatsmann. Bald wurden ihm die Tore zu den europäischen Höfen geöffnet: Vom deutschen Kaiser versprach sich Herzl die Rolle eines Protektors für den zu gründenden Judenstaat: „Er wird mich verstehen. ... Aus Träumereien ist auch das Deutsche Reich entstanden“. Wilhelm II. fühlte sich zunächst geschmeichelt und angetan: „Es wäre für Deutschland eine ungeheure Errungenschaft, wenn die Welt der Hebräer mit Dank zu mir aufblickt!“ Herzl war ein Bewunderer Wilhelm II. und ganz der deutschen Kultur verhaftet. In Herzls Vorstellungswelt sollte der Judenstaat auf dem historischen Territorium des Nahen Ostens deutsch(-jüdisch) sein, und Deutsch selbstverständlich die Amtssprache. Nach einer Unterredung mit Philipp Fürst Eulenburg schwärmte Herzl: „Unter dem Protectorate dieses starken, grossen, sittlichen, prachtvoll verwalteten, stramm organisirten Deutschland zu stehen kann nur die heilsamsten Wirkungen für den jüdischen Volkscharakter haben. ...Merkwürdige Schicksalswege: durch den Zionismus wird es den Juden wieder möglich werden, dieses Deutschland zu lieben, an dem ja trotz allem unser Herz hing!“
Als Herzl 1898 vom deutschen Kaiser auf dessen Palästinareise im Zeltlager von Jerusalem empfangen wurde, war dieser in die Realität zurückgeholt worden. Wilhelm II., anfangs vom Zionismus eingenommen, wollte von einer jüdischen Nationalbewegung nichts mehr wissen. Herzl war weder als Pilger noch als Tourist nach Palästina, sondern als Staatsmann mit einer Mission gekommen. Doch die kaiserliche Audienz endete im Fiasko – Wilhelm II. ließ Herzl mit den Worten: „Der Zionismus ist eine prachtvolle Idee - nur mit den Juden ist sie nicht auszuführen“, kühl abblitzen.
Herzls Biograph, der aus Wien stammende israelische Publizist, Amos Elon urteilte: „Nur wenige berühmte Männer haben einen so deutlichen Wegweiser zu ihren Neurosen hinterlassen, kaum einer vereinigt, wie Herzl, den Lustspielautor und die charismatische Führergestalt“. Damit ist die Persönlichkeit Herzl in all ihren Schattierungen hinreichend gekennzeichnet, und dennoch blieb für Martin Buber und viele Zeitgenossen Ratlosigkeit: „Das Rätsel seines Wesens ist ungelöst“.
Kurz bevor er starb, hatte Herzl seine zionistischen Mitstreiter noch gemahnt: „Machet keine Dummheiten, während ich todt bin“. Auf die Frage, ob Herzl mit seinen Nachfolgern und der zionistisch-politischen Entwicklung der Gegenwart zufrieden wäre, antwortete der israelische Schriftsteller Amos Oz: „Überhaupt nicht. Denn er wollte im Herzen des Nahen Ostens eine österreichisch-ungarische Republik schaffen, wo die Leute deutsch sprechen, sich wohlerzogen verhalten und zwischen zwei und vier Nachmittagsschlaf halten“.
Herzls Mission war zum Zeitpunkt seines Todes 1904 gescheitert und hat langfristig doch gesiegt: Nicht einmal ein Prozent aller Juden weltweit hatten sich der zionistischen Bewegung angeschlossen und die Gründung des Judenstaats musste noch 44 Jahre auf sich warten lassen. Dennoch: Herzls Botschaft von der national-jüdischen Befreiung, die er mit geradezu hypnotisierender Redekunst unter sein Volk brachte oder in fein gedrechselte Prosa kleidete, hatte bei vielen Juden einen Nerv getroffen.
Das letzte Wort über Herzl ist noch nicht geschrieben, was vor allem an dessen in seine Gefühlswelt Einblick gebenden Briefen – 6.000 sind erhalten! - und Tagebüchern liegt, die seit 1983-1996 siebenbändig vorliegen und eine unerschöpfliche Quelle kühner, mitunter auch verrückter Gedanken sind.
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