Das erfundene Volk: Die arabische Falsch-Etikettierung Palästinas
Das „Palästinensische“ Volk ist ein Framing-Produkt arabischer Propaganda© HOSSAM ABU ALLAN / AFP
Als Jassir Arafat nach dem Sechs-Tage-Krieg in der PLO-Charta das „palästinensische Volk“ erfand, ist der Terror gegen Juden, auch mit Hilfe des Westens, zum legitimen Freiheitskampf stilisiert worden. Doch statt empört mit dem Zeigefinger auf diese geschichtsverfälschende Lüge zu deuten, vollzog die internationale und allen voran die deutsche Linke einen Schulterschluss mit den arabischen Terroristen und Judenhassern. (JR)
Man sagt Jassir Arafat gemeinhin nach, er habe das Volk der „Palästinenser“ 1968 in der PLO-Charta erfunden – aber das wäre zu viel der Ehre. Nach heutigem Verständnis würde man von „kultureller Aneignung“ sprechen, denn ein Gebiet namens Palästina gab es bekanntlich sehr wohl. Dies allerdings geht auf die römische Besatzung zurück.
Eine der härtesten Bestrafungen, die in der römischen Kaiserzeit angewandt werden konnte, war die „damnatio memoriae“, die durchaus auch einigen besonders grausamen römischen Herrschern zuteilwurde: Die Auslöschung der Erinnerung an jemanden oder etwas. So wurde aus der Provinz Judäa nach dem Bar-Kochba-Aufstand Syria Palaestina, aus dem zerstörten Jerusalem Aelia Capitolina. Kaiser Hadrian legte so, ohne es zu wissen, den Grundstein für Arafats Legende vom „palästinensischen Volk“. Einen Staat dieses Namens gab es freilich nie, das von der PLO reklamierte Gebilde besaß weder eine Hauptstadt noch eine eigene Währung oder eine Infrastruktur, welche man es von Staaten gemeinhin erwartet.
Gern verweisen arabische Diskussionsteilnehmer in den sozialen Medien auf alte Karten, in denen auch vor der Gründung Israels 1948 eine Region Palästina verzeichnet ist – dabei handelt es sich freilich um das britische Mandatsgebiet, das sogar einen Davidstern in der Fahne trug. Wer sich mit der Geschichte der Region ein wenig auskennt, kann nur staunen, wie viele deutsche Leser auf diese arabische Legende hereinfallen, wahrscheinlich, weil sie darauf hereinfallen wollen. Hartnäckig hält sich die Legende von den jüdischen Siedlern, welche „den Palästinensern das Land weggenommen haben“. Lange Zeit hielt ich das für eine deutsche Spezialität, eine Art Selbstberuhigung angesichts der Shoah, zur Abwehr von Schuldgefühlen. „Die Deutschen werden den Juden den Holocaust nie verzeihen“, lautet ein berühmtes Zitat des israelischen Psychoanalytiker Zvi Rix – und so lauert man darauf, dass die Israelis etwas tun, über das man sich moralisch empören kann. Vor allem vielen Linken ist das Selbstbewusstsein des jüdischen Staates ein Dorn im Auge, die Entschlossenheit, die eigene Identität – und das schiere Überleben – aus eigener Kraft zu verteidigen. Sie entdeckten schon früh die Araber der Region als neue Klientel, welche die wehrhaft gewordenen Juden als verteidigungswürdige „Opfer“ ersetzen sollten.
Doch die leidenschaftliche Liebe zur Sache der „Palästinenser“ ist eine internationale geworden, und Jassir Arafat verstand es, diese Stimmung aufzugreifen. Als er im November 1974 einen malerischen Auftritt vor der UNO ablieferte, flogen ihm vor allem die Herzen der kommunistisch regierten Länder zu. Mit Kufiya, Uniform und Pistolengurt erwähnte er das von ihm ausgerufene Volk zum ersten Mal offiziell und verlieh so den Terrorangriffen der PLO auf Israel den Anstrich des Freiheitskampfes. Weltweit ist die Kufiya, das „Palästinensertuch“ seitdem zum Symbol des Widerstands geworden. Auch wenn es von vielen jungen Menschen getragen wird, ohne dass sie dessen genaue Bedeutung kennen, glauben sie doch, damit etwas Revolutionäres zu tun. Sogar in die Popkultur hielt es Einzug, ich staunte nicht schlecht, als es auch der Held einer durch Steven Spielberg produzierten Serie beim Kampf gegen seine Widersacher trug. Auch du, mein Sohn Steven!
Keine geschichtlichen Belege für ein „palästinensisches Volk“
Was Arafat begann, wird seitdem systematisch fortgeführt und trifft in der heutigen Debatte um die Spätfolgen des Kolonialismus den Nerv vieler Aktivisten, die angetreten sind, die „Herrschaft des weißen Mannes zu beenden“. Dabei wird zum einen vollkommen die multiethnische Zusammensetzung der israelischen Bevölkerung ignoriert, denn Israel soll schließlich allen bedrängten Juden der Welt eine Heimat bieten. Die „palästinensische“ Propaganda arbeitet zudem hartnäckig daran, sich auch die Vergangenheit der Region zu eigen zu machen, in der Juden nach ihrer Darstellung im besten Fall einen Teil der Bevölkerung stellten, bevorzugt aber als „Eindringlinge“ beschrieben werden. Ihre Ansiedlung in der Region soll gemäß dieser Propaganda niemals als Rückkehr nach Vertreibung oder Not gesehen werden, sondern als plötzliches, unerwartetes Auftauchen zum Zwecke der böswilligen Eroberung. Vor ein paar Jahren wurde gar ein Museum für „palästinensische“ Geschichte eingeweiht, dem allerdings die Ausstellungsstücke fehlen – denn wo kein „palästinensisches“ Volk existierte, können auch keine archäologischen Zeugnisse desselben gefunden werden. Man spricht nicht gern darüber, dass die Region zu Beginn der jüdischen Siedlungsbewegung im 20. Jahrhundert auch von arabischen Beduinen nur dünn besiedelt war, gerade diese machte das Land schließlich erst attraktiv. Dort tat sich Vielversprechendes, das auch das eigene Leben verbessern konnte.
Verharmlosung der Hamas
Einiges in der von Arafat initiierten Propagandamaschinerie mag nicht recht zusammenpassen, dennoch nimmt auch der Westen deren Faden gern immer wieder auf. Das beste Beispiel dafür ist der Gaza-Streifen, den Israel bereits 2005 als Friedensangebot räumte, aber in der Vorstellung der meisten Deutschen noch immer israelisch besetzt ist. Dies wird sogar vom Auswärtigen Amt bekräftigt, das sich dabei nicht etwa an den Tatsachen orientiert, sondern der Darstellung des Dauerpräsidenten der „palästinensischen“ Autonomiebehörde, Mahmud Abbas. Wie es möglich wäre, dass die im Gaza-Streifen regierende Terrororganisation Hamas das Gebiet als Abschussbasis für ihre Raketen nutzt, wäre dort israelisches Militär anwesend, ist eine Frage, die man sich offensichtlich weder in den deutschen Medien noch im Auswärtigen Amt stellt. Die Hamas, die nach dem Niedergang der PLO deren Terror-Mission fortführt, genießt vor allem in linken deutschen Kreisen eine Art Welpenschutz, der unmittelbar auf den von Arafat geschaffenen Opfermythos zurückgeht. Diesem Mythos zufolge steht auf der einen Seite die High-Tech-Militärmacht Israel, auf der anderen die Befreiungsarmee der „Palästinenser“, die sich ein paar selbstgebastelte Raketen vom Munde abspart, welche vom Iron Dome der Israelis mit links abgefangen werden. Wir alle haben uns schon einmal über die einseitige Darstellung der deutschen Abendnachrichten geärgert, die ihre Berichterstattung grundsätzlich mit israelischen Luftangriffen auf Gaza beginnen. Die Botschaft dahinter ist deutlich: Die Hamas ist harmlos, eine Gruppe verzweifelter Unterdrückter, die doch nur versucht, sich zu wehren.
Selbstverständlich ist schon die Grundannahme falsch, denn Israel hat gar kein Interesse daran, Gaza anzugreifen, wenn es nicht in Selbstverteidigung dazu gezwungen ist. Gaza wird zudem reichlich mit finanziellen Mitteln der EU versorgt, auch mit dreistelligen Millionenbeträgen aus Deutschland, die eigentlich dem Aufbau einer Infrastruktur dienen sollen, aber stattdessen in die Taschen der Hamas fließen, deren Anführer es sich davon gut gehen lassen. Allerdings hat sich das Bild des unterdrückten „Palästinensers“ im Westen so verfestigt, dass niemand die asymmetrische Kriegsführung der Hamas erkennen will. Jede ihrer Raketen, sei sie noch so billig zusammengebaut, löst das israelische Verteidigungssystem aus, was Israel Unsummen kostet. Noch tragischer ist allerdings der auf die israelische Bevölkerung ausgeübte Psychoterror. Wer den Luftalarm hört, kann schließlich nicht wissen, von welcher Wirkung der Beschuss diesmal sein wird. Es ist eine als unorganisierter Kampf getarnte Zermürbungstaktik, die darauf abzielt, den verhassten Nachbarn emotional und finanziell auszubluten. Verbleibt ein Großteil der Bevölkerung Gazas deshalb in Armut, arbeitet das der Hamas in die Hände – das Ausland bekommt die Bilder, die es sehen will. Der Opfermythos reproduziert sich selbst.
Schon Arafat wusste genau, wie er mit der Stimmung seiner Ära spielen konnte. Die Zeit des Kolonialismus in Nordafrika lag noch nicht lange zurück, es war leicht, in den eigenen Kreisen Israel als westliche Kolonialmacht zu verkaufen, die letzte Bastion des europäischen und amerikanischen Einflusses in diesem Teil der Welt. Da spielte es auch keine Rolle, dass die Sowjetunion schon ihren Fuß in die Tür gestellt hatte, um im Mittelmeerraum an militärischem Einfluss zu gewinnen. Die stärkste Unterstützung erfuhr der PLO-Chef aber durch die westeuropäische Linke, die bei der Auswahl der von ihr bevorzugten „Opfergruppen“ nur wenig auf die Wahl derer Waffen achtete. In Deutschland sprang vor allem die RAF gern auf diese Propaganda auf und unterstützte die PLO bekanntlich bei zahlreichen Terrorakten, wofür sie mit Kampftraining und Asyl belohnt wurde. Auch in sozialdemokratischen Kreisen galt es als schick, mit Arafat gesehen zu werden. Noch heute weiß man dort genau, was Israel zu tun oder zu lassen hat – denn eins hat dieser auf jeden Fall erreicht: Man hatte endlich einen Grund, sich „den Juden“ moralisch überlegen zu fühlen – da kam das Märchen vom „palästinensischen“ Volk, das doch nur für seine Freiheit kämpft, gerade recht.
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