Auf den Spuren des russischen Judentums von der Zarenzeit bis zur Gegenwart
Ein Reisebericht aus dem Herbst 2021 über die jüdische Kultur in den russischen Städten Kazan und Samara. (JR)
Kazan, Tempel aller Religionen. © WIKIPEDIA
Im ersten Teil dieses Reiseberichtes (JR 4/2002 [92], S. 42 f.) wurde über die jüdische Gemeinde in Ufa, der Hauptstadt der Autonomen Republik Baschkortostans, erzählt sowie über die jüdische Geschichte Samaras bis kurz nach dem 2. Weltkrieg. In den Jahren 1935-1991 wurde Samara, urkundlich erstmalig erwähnt um 1365, nach Walerian Wladimirowitsch Kuibyschew (1888-1935) benannt, u.a. ab 1927 Mitglied des Politbüros der KPdSU. Wir setzen nun unseren Rundgang in Samara fort.
Die Ruinen der Großen Choralsynagoge präsentieren sich als ein monumentales Gebäude im neo-maurischen Stil mit rot-weiß gestreiften Ziegelwänden. Außer dem Hauptturm zur Straßenfront und ein paar Außenwänden ist über die Jahrzehnte nicht viel übriggeblieben; die Innenräume sind total zerstört. Bis zum 1. Weltkrieg galt die Große Choralsynagoge mit eintausend Sitzplätzen als die größte Synagoge Europas. Die sowjetischen Behörden schlossen dieses Gebetshaus jedoch bereits im Jahre 1929 und übergaben es zuerst einem jüdischen Verein unter der Aufsicht des Komintern, der sogenannten Dritten Internationalen; es wurde ein „Haus der Kultur“. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebäude in eine Bäckerei umgewandelt und erst nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder an die jüdische Gemeinschaft retourniert. Am 5. Oktober 2021 wurde in einer großen Zeremonie der Grundstein für die Restaurierung dieses Hauses gelegt, selbstverständlich unter Teilnahme des Gesandten des Lubavitcher Rebbe, Rabbiner Shlomo Deutsch, des Oberrabbiners Russlands Shlomo Dov Pinchas Lazar (1964-), besser bekannt als Berel Lazar, sowie des Gouverneurs des Samara Oblasts, Dmitry Igorevich Azarov.
Für eine Besichtigung nicht zugänglich war die ehemalige Bierbrauerei Zhigulevskoe, gegründet 1881 von dem Österreicher Alfred Vacano Ritter von Wellho (1846-1929). Ursprünglich bekannt unter dem Namen „Venskoje pivo“ (Wiener Bier), befanden die sowjetischen Behörden alsbald diesen Namen vollkommen bourgeois und machten daraus „Zhigulevskoe“, dessen Bedeutung mir leider unklar blieb, etwa, ob es mit der Stadt Schiguli (deutsch: Reckeln) in der heutigen Oblast Kaliningrad (Königsberg) zusammenhängen könnte. Zumindest unter diesem Namen wurde ab 1938 das Bier praktisch aller russischen Brauereien verbreitet und ist etwa auch heute in der Ukraine als solches bekannt.
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