Neuer technologischer Fortschritt: Israel bereitet die Anwendung von Laserabwehrsystem vor
Der Vorläufer des heutigen Erfolgs: Das Laserverteidigungssystem Light Blade, das entwickelt wurde, um Raketen aus der Luft abzufangen, die aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert wurden © RONALDO SCHEMIDT / AFP
Dem israelischen Verteidigungsministerium ist ein technologischer Durchbruch gelungen: Ein Laser-Raketenabwehrsystem soll in den nächsten Jahren zusätzlich die terroristischen Angriffe der Hamas abwehren können. Die neue Technik wird dazu auch noch mit einer erheblichen Kosteneinsparung gegenüber dem Iron Dome, das Leben der israelischen Zivilbevölkerung schützen. (JR)
Kürzlich gab der Leiter der Planungsabteilung der IDF, Brigadegeneral Eyal Harel, der Wirtschaftszeitung Globes ein Interview zu verschiedenen Aspekten der langfristigen militärischen Planung, aber von besonderem Interesse war der Teil des Gesprächs, in dem der General die Anwendung von Laserwaffen bei der Raketenabwehr erläuterte. Laut Harel sind Laser-Raketenabwehrsysteme „die größte gute Neuigkeit“ und die bedeutendste Innovation in der IDF. Die Rede ist davon, dass das israelische Verteidigungsministerium und Elbit (israelischer Luft- und Raumfahrt- sowie Elektronikkonzern mit Sitz in Haifa. Er ist neben Rafael einer der größten Rüstungskonzerne und -exporteure Israels, - Anm. d. Übers.) kürzlich eine Reihe von Tests eines Laser-Raketenabwehrsystems abgeschlossen haben, das sich in einem weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindet: „Wir haben erreicht, was niemand sonst auf der Welt hätte tun können. Wenn die letzten Tests abgeschlossen sind, werden wir mit der Massenproduktion von Lasersystemen beginnen und sie in zwei Jahren in Betrieb nehmen – und wir werden sie auf jeden Fall an der Grenze zu Gaza einsetzen. Im nächsten Schritt werden die Herstellungskosten für Laser-Bodensysteme sowie die Schaffung von luftgestützten Lasersystemen gesenkt. Daran sind alle großen Verteidigungsunternehmen beteiligt. Der Laser ist das nächste große Ding, es ist das echte Star Wars."
Wirtschaftlicher als der Iron Dome
Unterdessen kündigte das israelische Verteidigungsministerium vor nur einem Jahr die Entwicklung eines Laserstrahls an, der in der Lage ist, ankommende Raketen und kleine Drohnen abzuschießen, und plant, ihn innerhalb des nächsten Jahres zu testen. Damals behauptete das Ministerium, das System befinde sich in einem frühen Entwicklungsstadium und werde nicht sofort in Betrieb genommen. Israel entwickelt seit vielen Jahren ein Lasersystem zum Abfangen ankommender Raketen, war jedoch aufgrund hoher Kosten und technologischer Einschränkungen nicht in der Lage, eine praktikable Option zu finden. Und jetzt, so das Ministerium, wird jedes System einen hohen Anfangspreis haben – Hunderte von Millionen Dollar, aber minimale Kosten für jeden einzelnen Einsatz. Laut Leiter der Direktion für Waffenentwicklung und technologische Infrastruktur (MAFAT) des Verteidigungsministeriums, Brigadegeneral Yaniv Rotem, wird jeder Laserstart etwa einen Dollar kosten, was mit den Zehntausenden von Dollar, die jede Iron Dome-Abfangrakete kostet, nicht zu vergleichen ist. Solange das Lasersystem an eine Stromquelle angeschlossen ist, geht ihm außerdem niemals die Munition aus, was ein potenzielles Problem für die Iron Dome darstellt, das nur eine begrenzte Anzahl von Abfangraketen tragen kann. Der Nachteil des Lasersystems besteht jedoch darin, dass es bei unzureichender Sicht, bedecktem Himmel und anderen ungeeigneten Wetterbedingungen eingeschränkt einzusetzen ist. „Wir können nur das, was wir sehen, mit einem Laser abschießen“, erklärte Rotem.
Nach Angaben des Ministeriums wird MAFAT in Zusammenarbeit mit den Verteidigungsunternehmen Elbit und Rafael drei Versionen des Lasersystems entwickeln: feste Bodensysteme, die entlang der Grenzen Israels eingesetzt werden können, um nahe gelegene Gemeinden zu schützen; Systeme, die auf mobile Plattformen geladen werden können, um Truppen im Feld zu schützen; Systeme, die an einem Flugzeug angebracht werden können, um das Sichtproblem zu umgehen, indem das System über den Wolken platziert und seine Reichweite stark erhöht wird. „Wir treten in eine neue Ära der Energiekriege in der Luft, an Land und auf See ein. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung, die das Verteidigungsministerium in den letzten Jahren getätigt hat, haben den Staat Israel zu einem der führenden Länder auf dem Gebiet der Hochenergie-Lasersysteme gemacht“, sagte Rotem. Nach Angaben des Ministeriums sind derzeit keine anderen Länder an der Entwicklung dieses Lasersystems beteiligt. Auf den ersten Blick mag es scheinen, als sei die Entwicklung eines neuen Systems in kürzester Zeit erfolgt. Im Dezember 2018 berichtete die israelische Zeitung Globes, der damalige Verteidigungsminister Avigdor Lieberman habe das Ministerium angewiesen, erhebliche Investitionen in die Lasertechnologie zu tätigen, um die Erstellung eines Prototyps zu beschleunigen. Und etwas mehr als ein Jahr später lobte der damalige Verteidigungsminister Naftali Bennett die Leistung des Ministeriums: „Israelische Köpfe sind weiterhin führend im Bereich der Innovationen.“ Die Arbeiten begannen jedoch viel früher. Die IDF setzte Laser bereits im Ersten Libanonkrieg (1982) zum Zielen und Vermessen ein. Eine weitere Verwendung für Laser war das Justieren von gelenkten Raketen auf Ziele. Das Hauptprogramm, das den Einsatz von Lasern beinhaltete, war jedoch das gemeinsame Nautilus-Projekt mit den Vereinigten Staaten, das ursprünglich dazu gedacht war, der IDF eine Lösung zum Abfangen von Katjuscha-Raketen zu bieten, die von der Hisbollah aus dem Südlibanon auf israelisches Territorium in Obergaliläa abgefeuert wurden.
Ein Prototyp einer leistungsstarken Laserwaffe wurde entwickelt. Das System basierte auf einem chemischen Deuterium-Fluorid-Laser mit mittelwelliger Infrarotstrahlung. Während der Tests hat der Laserstrahl Katjuscha-Raketen und anschließend Mörsergranaten im Flug erfolgreich abgefangen. Als der Entwicklungsprozess abgeschlossen war, stellte sich heraus, dass das System viel zu groß, zu schwer und zu kompliziert zu bedienen war. Im Jahr 2006 empfahl dasselbe israelische Komitee, das die Entwicklung des Iron Dome zur Abwehr von Kurzstreckenraketen empfohlen hatte, weitere Forschung und Entwicklung eines Festkörperlasers für denselben Zweck. Die Empfehlung wurde als Anweisung aufgenommen; daraufhin wurde das Konzept im Zusammenhang mit dem massiven Start von Qassam-Raketen aus dem Gazastreifen genehmigt. Da es bewiesen wurde, dass ein Lasersystem einen wirksamen Schutz gegen diese Raketen bieten könnte, wurde die Entwicklung beschleunigt. Allerdings gab es danach einen Haken: Zum einen, beschloss Pentagon, die Finanzierung des Nautilus-Projekts einzustellen, und zum anderen, wurde in Israel das Iron Dome-System entwickelt. Aber dieses Problem war nur vorübergehend, und einige Zeit später erstellten israelische Wissenschaftler und ihre Partner aus der Verteidigungsindustrie eine Festkörperlaserquelle, die in der Lage ist, einen kohärenten Strahl zu erzeugen, der auf mehreren kleineren Lasermodulen basiert, die stark genug sind, um Raketen und Projektile niedriger Ebene abzufangen.
Vor- und Nachteile der Lesertechnologie
Während die Entwicklung einen wichtigen Meilenstein für Forschung und Verbesserung darstellt, ist es wichtig, nicht nur die Möglichkeiten der Technologie, sondern auch ihre Grenzen zu verstehen. In der Tat kann sie eine kostengünstigere Raketenabwehr bieten. Die Entwicklung und Herstellung von Optik, Mechanik und Laserquelle für einen Einzelstrahl ist zugegebenermaßen teuer. Die Kosten für einen einzelnen Laserschuss sind jedoch sehr gering. Daher könnte dies nach dem Einsatz dazu beitragen, das Kostenungleichgewicht zwischen beispielsweise relativ günstigen gegnerischen Flugkörpern und viel teureren herkömmlichen kinetischen Abfangraketen zu beseitigen. Darüber hinaus könnte diese Lasertechnologie Israel mit einem praktisch unerschöpflichen Vorrat an Abfangjägern für bestimmte Zwecke versorgen, solange das Militär Zugang zu einer Stromquelle hat. Trotz der erheblichen Vorteile weisen die aktuellen technischen Realitäten einige Einschränkungen auf. Die Lasertechnologie kann beispielsweise kein Abfangen mit Lichtgeschwindigkeit ermöglichen. Während der Laserstrahl ein Ziel tatsächlich mit Lichtgeschwindigkeit erreichen kann und sich viel schneller auf das Ziel zubewegt als eine herkömmliche kinetische Abfangrakete, muss er mehrere Sekunden beim Ziel bleiben, bevor er es zerstört. Die erforderliche Zeit hängt von Variablen wie Entfernung, Strahlleistung, atmosphärischen Bedingungen, der Art des Ziels und der Genauigkeit der Position des Lasers auf dem Ziel ab.
Weiter: Iron Dome kann zum Beispiel mehrere Abfangraketen gleichzeitig senden und jede von ihnen zu einem separaten Ziel schicken. Ein Laserstrahl kann jeweils nur ein Ziel verfolgen. Man könnte natürlich mehrere Strahlen verwenden, aber die Hardware, die zum gleichzeitigen Erzeugen mehrerer Strahlen benötigt wird, kann schnell unerschwinglich teuer werden. Folglich ist die Lasertechnologie zumindest derzeit wenig hilfreich, um feindliche Salven abzuwehren, die eine große Anzahl von Bedrohungen aus der Luft darstellen. Daher wäre die vielleicht effizienteste und kostengünstigste kurzfristige Anwendung der neuen Technologie ihre Verwendung in Verbindung mit Iron Dome-Batterien. Bei erfolgreicher Ausrichtung wird diese Technologie sowohl die Kapazitäten als auch die unmittelbare Leistung des Iron Dome-Systems erhöhen und seine begrenzten und teureren Abfangraketen für Ziele und Wetterbedingungen einsparen, die für einen Laserstrahl nicht geeignet sind. Es sollte auch beachtet werden, dass das US-Verteidigungsministerium ebenfalls Fortschritte in der Laserwaffentechnologie gemacht hat. Die Armee, die Marine und das Marine Corps haben begonnen, Hochenergie- und Richtlaser zu testen, die zur Zerstörung von Drohnen entwickelt wurden. Die Luftwaffe hat erfolgreich ein Lasersystem getestet, das für den Einsatz in Flugzeugen entwickelt wurde und in der Lage ist, Raketen abzuschießen. Die aktuelle Lasertechnologie ist auf 50–150 kW begrenzt und kann nur Drohnen und einige ankommende feindliche taktische Raketen zerstören. Die Kombination dieses Lasers mit dem Iron Dome könnte für die US-Armee wichtig sein, die zwei Raketenabwehrbatterien erworben hat.
Der nächste Schritt auf dem Gebiet der Lasertechnologie besteht darin, die Produktion von Lasern zu erhöhen, um Hightech-Bedrohungen abzuwehren, die in chinesischen und iranischen Militärarsenalen zu finden sind. Das wird sicher noch einige Zeit dauern. Aber es ist wichtig, dass die USA und Israel diese Technologien, die zuvor als Science-Fiction galten, vor ihren potenziellen Gegnern nutzen können. Die Innovationsabteilungen der Verteidigungssektoren beider Länder haben öfters gezeigt, dass ihre Zusammenarbeit sehr fruchtbar sein kann.
Aus dem Russischen von Irina Korotkina
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