In bester antisemitischer Gesellschaft

In Deutschland stempeln seit langer Zeit linke Journalisten vorsätzlich und zunehmend die Kritik an antisemitischen Entgleisungen islamischer Zuwanderer zu „antimuslimischem Rassismus“ und zu einer „Kampagne von rechts“.

Thomas Krüger und Jakob Augstein
© Bernd von Jutrczenka / POOL / AFP, WIKIPEDIA

Von Anabel Schunke

Wer in Deutschland einen Eindruck davon bekommen möchte, wie groß das Problem des Antisemitismus ist, sollte sich einmal – am besten während einer erneuten Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas – öffentlich mit Israel solidarisieren. Für mich endete das Posten einer Israelflagge im Mai mit hunderten Nachrichten aufgebrachter Muslime, die mich entweder massiv beleidigten oder mir gleich mit Mord drohten. Zwei davon waren so konkret, dass ich sie zur Anzeige brachte.

Nun kann es dem Zufall geschuldet sein, dass sich unter die „Kritiker“ meiner Postings keine strammen Neonazis gemischt haben. Vielleicht lag das aber auch daran, dass der Antisemitismus heute vor allem dort salonfähig ist, wo er auf wenig gesellschaftlichen Gegenwind stößt. Insbesondere Muslime scheinen hier eine Art Sonderstellung einzunehmen, wie nicht zuletzt der Fall der Moderatorin Nemi El-Hassan belegt. Die Folgen des Wegschauens und der Relativierung für die jüdische Bevölkerung in Deutschland lassen sich mittlerweile täglich beobachten.

„Wir tun das Menschenmögliche, um unsere Bevölkerung zu schützen. Nie wieder dürfen Jüdinnen und Juden in unserem Land in Angst leben“, verlautbarte Innenminister Seehofer nach dem vereitelten Anschlag auf eine Synagoge in Hagen zum Jom-Kippur-Fest durch einen erst 16-jährigen Syrer. Bundesjustizministerin Lambrecht erklärte derweil in Berlin, es sei unerträglich, dass Jüdinnen und Juden erneut einer so schrecklichen Bedrohungslage ausgesetzt seien. Kurz darauf wurde in Hamburg ein 60-jähriger jüdischer Mann bei einer Mahnwache für Israel ins Krankenhaus geprügelt. Nach dem „südländischen“ Täter wird gefahndet.

 

Nicht der Hans und die Erika

Man muss nicht einmal auf den alljährlichen Al-Quds-Marsch schauen, um zu wissen, welcher Teil der Bevölkerung vor allem durch Judenhass und Israelfeindlichkeit auffällt. Es sind nicht Hans und Erika, die vor der Brandenburger Tor Israelflaggen angezündet haben und nicht Paul und Heike, die vor einer Gelsenkirchener Synagoge im Mai antisemitische Drohungen skandierten. Die Taten jetzt sind lediglich die nächste Stufe eines offenen Angriffs auf jüdisches Leben in Deutschland durch muslimische Zuwanderer verschiedener Generationen, dem keinerlei Einhalt geboten wird, weil man in diesem Land mehr Angst vor dem Vorwurf des angeblichen antimuslimischen Rassismus hat als davor, dass Juden wieder durch die Straßen gejagt werden.

Und genau deshalb findet sich exakt dieses Narrativ in der Solidaritätsbekundung für Nemi El-Hassan wieder. Indem die Kritik an El-Hassans antisemitischen Entgleisungen zum antimuslimischen Rassismus und einer „Kampagne von Rechts“ verklärt wird, versucht man den Spieß umzudrehen und den muslimisch geprägten Antisemitismus salonfähig zu machen. Schaut man sich die Unterzeichner genauer an, wird klar, dass dies nur ein weiterer Versuch ist, den Diskurs in Richtung „Israelkritik“ zu verschieben.

Wenig überraschend finden sich unter den Unterzeichnern der Bekundung für Nemi El-Hassan auch Personen, die immer wieder durch antisemitische Äußerungen aufgefallen sind. Etwa Malcolm Ohanwe, der erst in diesem Jahr die Raketenangriffe der Hamas damit rechtfertigte, dass sonst „niemand weiter über das ewig andauernde nie endende Leid der palästinensischen Menschen“ gesprochen hätte.

Der Mann, der erstmals als Kandidat bei „Deutschland sucht den Superstar“ im deutschen Fernsehen in Erscheinung trat und später als „Kulturjournalist“ beim Bayrischen Rundfunk anheuerte, bevor er für ARD und ZDF tätig wurde, spricht öffentlich auch gerne einmal von „Pseudo-Juden“ und unterstellt regelmäßig eine Unterrepräsentation pro-„palästinensischer“ Stimmen in der deutschen Öffentlichkeit.

 

Ein Who-is-Who der antisemitischen Szene

Zu den Unterzeichnern gehören selbstredend auch Stimmen wie Leila El-Amaire und Younes Al-Amiry, die den anti-israelischen Poetry Slam organisiert haben, an dem Nemi El-Hassan damals kurz nach dem Al-Quds-Marsch teilnahm. Ihr Poetry-Slam-Verein „i,Slam“ unterstützt seit Jahren die Organisation „Islamic Relief“, die laut Bundesregierung Verbindungen zur islamistischen Muslimbruderschaft pflegt. „Islamic Relief“ soll auch die Hamas unterstützen.

Zu ihnen gesellen sich weitere Personen: Tilo Jung, Jakob Augstein und Nasir Ahmad von der Ahmadiyya-Gemeinde. Ein Who-is-Who der linken und islamischen Antisemitismus-Szene in Deutschland plus die übliche linke Bourgeoisie aus Film und Fernsehen.

 

Wie tief der antisemitische Morast der deutschen Medien-Politikszene tatsächlich ist, offenbart sich jedoch erst, wenn man sich die weiteren Namen auf der Unterzeichnerliste anschaut. Neben einigen jüdischen Stimmen, die nur erahnen lassen, wie selektiv auch innerhalb der jüdischen Gemeinde mit dem Thema Antisemitismus umgegangen wird, finden sich auch solche wie die von Thomas Krüger, des ehemaligen Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, sowie der ein oder andere namhafte Professor.

Die Frage, die sich daraus resultierend stellt, ist, ob diesen Protagonisten zum einen bewusst war, mit wem sie sich da ins Bett legen und zum anderen, ob sie auch nach den neuerlichen Enthüllungen der „Bild“ an ihrer Solidaritätsbekundung für Nemi El-Hassan festhalten. „Bild“ hatte nämlich kürzlich einen Artikel veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass El-Hassan noch im Sommer 2021 Parolen zur Auslöschung Israels, Boykottaufrufe und Gefängnisausbrüche von Terroristen mit einem Like versah. Von „Jugendsünden“, die sie heute bereut, kann nun endgültig keine Rede mehr sein.

 

Erst als der Job auf der Kippe stand

Ich habe in meinem Leben oft mit Muslimen über Juden und Israel gesprochen. Nach meiner Erfahrung ist der Antisemitismus nirgendwo sonst so sehr Gemeinplatz wie in der islamischen Community. Er wird nicht nur toleriert und akzeptiert, er ist selbstverständliche Voraussetzung. Wann immer ich mit Muslimen über das Thema Israel sprach, herrschte nichts als blankes Entsetzen, wenn ich mich pro-israelisch äußerte. Dass man eine andere Einstellung zu diesem Thema als eine pro-„palästinensische“ haben könnte, lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft.

Die Sicherheit Israels mag deutsche Staatsräson sein, das bedeutet jedoch nicht, dass dies auch nur annähernd irgendeine Bedeutung für einen Großteil dieser Menschen hat, die einen immer größeren Anteil innerhalb der deutschen Gesellschaft ausmachen. Integration ist eben doch mehr als das Beherrschen einer Sprache und ein Job. Niemand verdeutlicht das mehr als die Ärztin Nemi El-Hassan, die sich erst von ihren antisemitischen Entgleisungen distanzierte, als es öffentlichen Gegenwind gab und ihr neuer Job beim WDR auf der Kippe stand. Wer das für glaubwürdig hält, versteht bis heute nicht, wie tief der Judenhass in der islamischen Kultur verankert ist.

Das eigentlich Entsetzliche an der ganzen Sache ist jedoch, dass es für die Initiatoren der Kampagne nicht einmal nötig war, Erklärungen zu finden. Dass das Diskussionsniveau in Deutschland mittlerweile von solch geistiger Armut und grotesker Doppelmoral geprägt ist, dass es ausreicht, den Kritikern von El-Hassan Rassismus und „rechte Hetze“ zu unterstellen, um den Ball aus dem eigenen Spielfeld zu schaffen.

 

Die Ignoranz der Deutschen

Es ist jene Duldung und Relativierung von Islamismus und Antisemitismus, die einem bestimmten Milieu das Gefühl gibt, gegen jedwede Kritik immun zu sein und sich niemals selbst reflektieren zu müssen. Viele Muslime sehen sich genau aus diesem Grund grundsätzlich als Opfer und nie als Täter. Es ist diese Haltung und die Ignoranz der Deutschen, die dafür sorgen, dass die Situation für Juden in Deutschland zunehmend bedrohlicher wird. Da helfen auch keine noch so frommen Worte aus der Politik.

Der Psychologe und Integrationsexperte Ahmad Mansour warnt daher zu Recht vor französischen Verhältnissen. Seit Jahren wandern zehntausende Juden aufgrund der massiven Bedrohung ihrer Sicherheit durch muslimische Zuwanderer aus Frankreich aus. Er ist der Meinung, dass die nächste Regierung die letzte sein könnte, die imstande wäre, diese Zustände auch bei uns mit demokratischen Mitteln aufzulösen.

Umso bedauerlicher ist es da, dass das Thema Zuwanderung nur dann eine Rolle im Wahlkampf spielte, als es darum ging, wer die meisten Afghanen nach Deutschland holen will. Die Themen innere Sicherheit und Antisemitismus tauchten indes gar nicht auf. Es ist in der Tat seltsam, schreibt der Publizist Alexander Kissler auf Twitter, „dass es bei manchen Themen immer fünf vor zwölf ist und bei anderen nie“.

Wer sich die lange Liste der Unterstützer für Nemi El-Hassan anschaut, braucht sich darüber nicht zu wundern.

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