Eine unbeleuchtete Fluchtroute
Die Israelin Mikhal Dekel beleuchtet ein unbekanntes Kapitel des Holocaust. Ihr Buch „Die Kinder von Teheran“ ist eine Mischung aus umfassender Wissensvermittlung und einem persönlichen Bericht. Wer zu lesen beginnt, mag es nicht mehr aus der Hand legen.

Der Iran ist bereits seit Jahrtausenden nicht nur Durchlaufstation, sondern auch Heimat für Juden: Hier die „Zionistische Vereinigung” des Iran (1920).© WIKIPEDIA
In „Die Kinder von Teheran. Eine lange Flucht vor dem Holocaust“ erzählt Mikhal Dekel die Geschichte ihres Vaters, der als eines von knapp 900 polnisch-jüdischen Kindern 1943 aus dem besetzten Polen über Teheran bis nach Palästina flieht. Anhand seiner Biografie gelingt es Dekel, ein weitgehend unbekanntes Kapitel des Holocaust zu beleuchten. Erfolgreich verwebt die Autorin die vielschichtigen Ereignisse miteinander, die nicht weniger komplex sind als die bekannteren Ereignisse in Europa während des Holocausts. Dekel stellt fest: „Hannans Flüchtlingsjahre haben ihn zweifellos geprägt, aber ich besitze nur wenige fotografische Belege“ für die Einzelheiten der Flucht. „Zwischen Polen und Palästina, zwischen den Familienfotos aus Ostrów und denen aus Haifa, klafft eine gewaltige Lücke.“
Diese Lücke zu schließen, gelingt der Israelin auf eindrückliche Weise, indem sie ihre eigene Familiengeschichte in den größeren Kontext einordnet. Vergleichsweise behütet wächst Dekel in Haifa auf. Über seine Flucht als Kind schweigt der Vater. Erst durch die Begegnung mit einem aus dem Iran stammenden Kollegen in New York beginnt die Professorin für Englische und Vergleichende Literaturwissenschaft Fragen zur Kindheit ihres Vaters zu stellen. Dass dieser eben nicht aus Teheran stammt, sondern eigentlich Pole war, begreift sie erst, als er auf seinem Totenbett Polnisch spricht.
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