Feministischer Antifeminismus: Wie mit dem von grün und links erfundenen Begriff „Femizid“ das Problem der islamischen Ehrenmorde verharmlost werden soll

Für den staatstragenden Mainstream-Feminismus stellen islamgenerierte Ehrenmorde – wie der Anfang August in Berlin durch zwei afghanische Männer begangene – in erster Linie lästige Störungen ihrer Integrationslegende dar. Mit begrifflichen Verrenkungen und rhetorischen Kniffen wird krampfhaft versucht, den islamischen Kontext dieser Taten auszuklammern (JR).

Im August 2021 fand ein islamischer Ehrenmord an einer Frau aus dem Burka-Land Afghanistan mitten in Berlin statt. „Integrationssenatorin“ Elke Breitenbach will den islamischen Kontext der Tat schnell unter den Teppich kehren.© Sandro_Halank , WIKIPEDIA

Von Nico Hoppe

Am 6. August 2021 wurde bekannt, dass es in Berlin abermals einen Ehrenmord, durchgeführt von zwei afghanischen Männern, gegeben habe. Anstatt jedoch eine Debatte über die Ehrvorstellungen islamisch sozialisierter Männer und die Möglichkeiten der Verhinderung solcher Taten zu sprechen, übte sich die deutsche Linke lieber im Mäkeln über den Begriff des Ehrenmords. Dabei ist es beinahe überraschend, dass ein Ehrenmord in Deutschland überhaupt wieder überregionale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zwar hat sich der Begriff spätestens seit dem medial vielbeachteten Mord an der 28-jährigen Hatun Sürücü im Jahr 2005 etabliert; eine rege Berichterstattung oder offizielle Zahlen zu Ehrenmorden in Deutschland gibt es hingegen nicht: Allein auf der Internetseite ehrenmord.de findet sich ein sorgfältig recherchiertes Archiv der Ehrenmorde in Deutschland. Für die jüngste Vergangenheit zählt die Website zwischen 30 und 60 Ehrenmorde pro Jahr, wobei die Zahl seit 2015 merklich angestiegen ist. Die Dunkelziffer mag allerdings weit darüber liegen: Selbst, wenn ein Ehrenmord nicht unter dem Radar bleibt, weil das Opfer beispielsweise zuerst in ein anderes Land verschleppt wurde, lässt sich das Motiv oft nicht eindeutig feststellen.

Auch unter der Voraussetzung, dass man seinen Blick nur auf Deutschland richtet und damit beispielsweise von Ländern wie Pakistan absieht, in denen Ehrenmorde noch ein weit größeres Problem darstellen, gäbe es also allen Grund, einen Ehrenmord nicht nur als alle paar Jahre auftretenden Extremfall abzutun. Ausgerechnet aus dem Dunstkreis des Feminismus werden jedoch sogar Versuche unternommen, den Terminus mit fadenscheinigen Begründungen als rassistisch und frauenfeindlich zu etikettieren.

Unausweichliche Irrtümer

In der sprachmagisch verzerrten Weltanschauung der postmodernen Linken kommen den Begriffen selbst bereits rassistische Eigenschaften zu, wenn sie vermehrt von angeblichen „Rassisten“ verwendet werden. Da es tatsächlich meist konservative Politiker oder Publizisten sind, die Ehrenmorde erwähnen und im Kontext ihres kulturellen Auftretens kritisieren, lautet die linksliberale Lehrmeinung, es könne sich nur um einen rechten, rassistische Stereotype wachrufenden Kampfbegriff handeln.

Ein ähnlich obskures Argument lautet, dass, wer von Ehrenmorden spricht, sich mit dem Weltbild der Täter gemein mache, denn von Ehre in Zusammenhang mit einem Mord zu reden, verbiete sich. Suggeriert wird also, der Terminus Ehrenmord habe affirmativen Charakter, obwohl „Ehre“ beziehungsweise die Verletzung des Ehrgefühls schlicht das Tatmotiv bezeichnet und damit keine Verteidigung eines Mordes als „ehrenvoll“ impliziert.

Den positiven Bezug auf den Ehrbegriff im Besonderen scheinen sich die dezidiert progressiven Kritiker der Rede vom Ehrenmord und gewaltaffine Muslime demnach sogar zu teilen – was genau genommen kaum verwundern dürfte: Auf Ehre, also auf zur Aggressivität neigende Überempfindlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal, pochen vor allem diejenigen, die ihr permanentes Gekränkt-Sein zur alltäglichen Attitüde in einer als feindlich wahrgenommenen Umgebung stilisiert haben – freilich ohne zu bemerken, dass sie ihre eigenen Allmachtsphantasien nur auf die sie umgebende Umwelt projizieren. Die Gedankenwelten sowohl der progressiven, hypersensiblen Linken als auch vieler leicht kränkbarer Muslime liegen in der Hinsicht nicht weit auseinander.

Karl Kraus sagte einmal über die Überflüssigkeit des Ehrgefühls: „Die Ehre ist der Wurmfortsatz im seelischen Organismus. Ihre Funktion ist unbekannt, aber sie kann Entzündungen bewirken. Man soll sie getrost den Leuten abschneiden, die dazu inklinieren, sich beleidigt zu fühlen.“

Ehre benannte immer nur die moralische Selbstbehauptung jener, die sich salbungsvoll von denen abgrenzen wollen, die als unehrenhaft, anstandslos und verkommen gelten. Dass das Konzept einer persönlichen, unantastbaren und dadurch leicht verletzbaren Ehre in der Bildung und Erziehung westlicher Länder kaum noch eine Rolle spielt, ist eine zivilisatorische Errungenschaft, die in der islamischen Sozialisierung bisher nicht Einzug gehalten hat, sondern dort sogar noch auf die komplette Familienbande übergreift. Darin liegt die Wurzel der wahnhaften Annahme, die Familienehre könne durch Ermordung jener Personen gerettet werden, die sich „ehrverletzend“ verhalten haben, weil sie als selbstbestimmt leben wollende Frauen oder homosexuelle Männer aus dem archaischen Glaubensvorstellungen verhafteten Umfeld ausbrechen wollen, in das sie hineingeboren wurden.

Ein politisch korrekter Deckbegriff

Die Berliner Integrationssenatorin Elke Breitenbach gab nach dem Bekanntwerden des Ehrenmordes an der 34-jährigen Afghanin zu Protokoll: „In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Das ist kein Ehrenmord, das ist Femizid.“

Breitenbach hat damit adaptiert, was vor ihr schon zahllose andere linke Politiker als sicheres rhetorisches Manöver vorgemacht haben: Was nicht mehr beschwiegen werden kann, muss nur in den passenden Rahmen integriert werden, damit es sich umso besser ignorieren lässt.

Der Begriff des Femizids findet seit Jahren Verwendung, um die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts zu bezeichnen. Er umfasst damit sowohl Phänomene wie häusliche Gewalt oder Vergewaltigung mit Todesfolge als auch das gezielte Abtreiben von weiblichen Föten und ergibt Sinn, insofern er die konkret frauenfeindliche Motivation von Taten in den Vordergrund rückt, die sonst im schlimmsten Fall mit unglücklichen Formulierungen wie „Beziehungsdrama“ bedacht werden.

Grundsätzlich nicht mehr von Ehrenmorden zu sprechen und diese unter einen konturlosen Oberbegriff zu subsumieren, läuft gleichwohl auf die Relativierung der aus Kränkung und Strafbedürfnis begangenen Morde im islamischen Milieu hinaus. Wenn der florierende Trend-Begriff des Femizids nur dazu benutzt wird, Gewalt gegen Frauen kontextlos in einen Zusammenhang von angeblich überall gleicher, männlich-patriarchaler Herrschaft über Frauen zu stellen, liegt sein Zweck allein darin, ein propagandistisches Vehikel des feministischen Kulturrelativismus zu sein. Was als begriffliche Einheitslösung daherkommt, verdeckt letztlich die kulturellen und sozialen Spezifika von Gewalt gegen Frauen: Der kultursensible, in der Konsequenz längst antifeministische Feminismus kann noch so oft die traurige Tatsache akzentuieren, dass geschlechtsspezifische Gewalt auch in Deutschland alltäglich ist.

Solange er nicht den Unterschied erkennt zwischen einem Deutschen, der seine Ex-Freundin erschlägt, und einer islamischen Familie, die sich darauf einigt, ihre Tochter umzubringen, weil sie die Familienehre mit ihrem Lebensstil verletzt, läuft er darauf hinaus, im Einklang mit Politik und Medien weiter daran zu laborieren, die negativen Folgen des Islam auf die westliche Frauenemanzipation zu verbrämen. Von einem Feminismus, der gar nicht mehr anecken will und sich seiner Rolle als modischer, staatstragender Ideologielieferant bravourös eingliedert, ist nichts mehr zu erwarten. Hauptsächliche Leidtragende dieser allgemeinen Tendenz zur Verstummung vor dem Islam bleiben Frauen, Juden und Homosexuelle.

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