Die Makkabi Deutschland Games finden wieder statt

Nach einer Zwangspause durch die Lockdown-Maßnahmen messen sich vom 2.-5. September über 700 Athleten in Düsseldorf bei den traditionsreichen jüdischen Sportwettkämpfen (JR).

Von Dr. Nikoline Hansen

Jüdische Turn- und Sportvereine stehen in Deutschland in einer langen Tradition: 1898 wurde mit Bar Kochba in Berlin der erste jüdische Turn- und Sportverein gegründet. 1903 wurde ein Dachverband gegründet, der rund 2.000 Frauen und Männer aus ganz Europa repräsentierte. Der Finne Elias Katz von Maccabi Turku gewann bei den Olympischen Spielen in Paris 1924 als erstes Maccabi-Mitglied Gold. 1933 wurde der Sitz der Makkabi-Weltorganisation von Berlin nach London verlegt. 1935 nahmen 1.350 Sportler aus 28 Ländern an der 2. Makkabiade in Tel Aviv teil. In Deutschland wurde bei der Reichspogromnacht am 9.November 1938 das Büro des damaligen Präsidenten Hans Friedenthal zerstört, der jüdischen Bevölkerung wurde jeglicher Vereinssport verboten.

Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden wieder die ersten jüdischen Sportvereine in Deutschland. 1961 wurde der SC Maccabi Düsseldorf gegründet, der zur treibenden Neugründung eines nationalen deutschen Dachverbands wurde. Diese erfolgte am 23. Mai 1965. Damit hat der jüdische Sport wieder eine neue Tradition etabliert, die an die alten Erfolge anknüpfen will. Makkabi Deutschland hat derzeit über 5.300 Mitglieder, davon über 2.000 in Frankfurt am Main, das zugleich Verbandssitz ist. Die ersten nationalen Spiele fanden 1996 in Duisburg statt.

Dieses Jahr ist es wieder so weit: vom 2.-5. September finden die MAKKABI Deutschland-Spiele dieses Jahr in Düsseldorf statt, über 700 Athleten werden erwartet, begrüßt von Alon Meyer, Präsident von MAKKABI Deutschland, der Staatssekretärin Andrea Milz und Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf. Zu den rund 600 deutschen Teilnehmern werden über hundert Gäste aus den Niederlanden, Litauen, Österreich, Polen und Israel erwartet. Im Rahmen des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und vor dem Hintergrund des zuletzt steigenden Antisemitismus in Deutschland und Europa sollen diese Spiele ein starkes Zeichen des selbstbewussten und offenen Judentums in Deutschland setzen und ein lebendiges Symbol sein für Vielfalt, Zusammenhalt und Freundschaft über die Grenzen von Religionen und Nationalitäten hinweg.

Bei der größten jüdischen Sportveranstaltung des Jahres sind alle Mitglieder der Makkabi-Ortsvereine, jüdisch und nicht-jüdisch, und Mitglieder der jüdischen Gemeinden im Alter zwischen 12 und 99 Jahren teilnahmeberechtigt.

 

Eröffnung durch einen Olympia-Überlebenden von 1972

Ein besonderer Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung ist die Verleihung des „Makkabäer-Preises“ an Shaul Ladany. Ladany (85), der den Holocaust und das Olympia-Attentat 1972 in München überlebte, war Marathonläufer und wurde mehrfacher israelischer Landesmeister im Gehen. Noch heute übt er den Sport regelmäßig aus – so wie unter der Flagge von MAKKABI Deutschland bei den European Maccabi Games 2019 in Budapest. Im Anschluss an die Preisverleihung wird Shaul Ladany das traditionelle MAKKABI-Feuer entzünden und damit die Spiele eröffnen. Der „Makkabäer“ wird an Personen und Institutionen mit herausragendem Engagement für die deutsch-jüdischen Beziehungen verliehen. Vorherige Preisträger waren Eintracht Frankfurt-Präsident Peter Fischer und der 1. FC Nürnberg.

Bei den MAKKABI Deutschland Games werden sich über 700 Sportler im Schwimmen, Futsal, Bridge, Basketball, Beach-Volleyball, Sportschießen, Fechten, Segeln, Schach, Tischtennis, Tennis, Radsport, Triathlon und Kampfsport in den Kategorien Juniors, Open und Masters in einem fairen sportlichen Wettkampf messen. Das Rahmenprogramm bietet am Rande der Wettkämpfe verschiedene gesellschaftspolitische Workshops mit Sprechern wie Shaul Ladany oder dem Olympiabotschafter und Politiker Ralf Bockstedte, sowie einen spaßigen Hindernislauf für jedermann – den 321 MAKKABI-Run am Sonntag, dem 5. September.

Erstmalig veranstaltet MAKKABI Deutschland dieses Jahr auch ein Goalball-Turnier. „Goalball“ ist die weltweit beliebteste Ballsportart für Menschen mit Sehbehinderung und bereits seit dem Jahr 1976 paralympisch. MAKKABI Deutschland ist stolz, dadurch ein gelebtes Zeichen für Inklusion setzen zu können und den Verband auch für Sportler mit Behinderungen weiter zu öffnen.

Ein weiteres Highlight der Spiele wird am Freitagabend die Schabbatfeier sein, die mit über 700 Teilnehmern größte Schabbatfeier in Nordrhein-Westfalen. Es ist eine Freude zu sehen, dass die im vorletzten Jahrhundert in Deutschland begründete Tradition nach einer kurzen Zwangspause wieder zum Leben erwacht ist und sich nun wieder mit einer stetig wachsenden Teilnehmerzahl großer Beliebtheit erfreut.

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