„Jerusalem nicht zum Schlachtfeld machen!“
Jerusalem wurde während des Ersten Weltkriegs von den kämpfenden Parteien weitgehend vor der Zerstörung bewahrt.
Bis Ende 1917 war Eretz Israel eine Provinz des Osmanischen Reiches und die zionistischen Führer waren für ihr Projekt auf das Wohlwollen der osmanischen Regierung angewiesen.
David Ben Gurion (1886 – 1973) kam 1906 ins Land und arbeitete die ersten Jahre als Landarbeiter. Um an der Universität Konstantinopel studieren zu können, musste er türkisch lernen. Deshalb ging er 1911 nach Saloniki, wo ihm in kürzester Zeit ein Jude diese Sprache beibrachte.
Da Ben Gurion aus der russischen Armee desertiert war, benötigte er einen neuen Reisepass. Im Oktober 1912 erhielt er den türkischen Pass und konnte sich an der Universität Konstantinopel einschreiben. Im gleichen Monat brach der erste Balkankrieg zwischen dem Osmanischen Reich und Bulgarien, Serbien, Griechenland sowie Montenegro aus.
Nach nur einem Monat als Student kehrte Ben Gurion zurück nach Eretz Israel, wo er bis Anfang März 1913 blieb, um dann mit seinem „Poale Zion“(zionistische Arbeiterpartei)-Genossen Jizchak Ben-Zwi (nach Weizmann Israels Präsident) nach Konstantinopel zurückzukehren. Im Frühjahr 1914 bestand er seine Prüfungen mit Auszeichnung, beendete aber sein Studium nicht.
David Ben Gurion als osmanischer Patriot
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gelangten Ben Gurion und Ben-Zwi mit einem Schiff nach Jaffa. Ein Foto aus dem Jahr 1915 zeigt sie mit dicken Schnurbärten, Fez und türkischen Anzügen. Diese osmanischen Äußerlichkeiten widerspiegelten ihren Glauben, dass die Zukunft von Eretz Israel vom Osmanischen Reich abhing und die Juden des Landes das Vertrauen der Jungtürken gewinnen müssen.
Ben Gurion und seine Genossen setzten ihre Hoffnung auf die von den drei Anführern Enwer, Talaat und Dschemal angeführten Jungtürken, die Brüderlichkeit und Gleichheit versprachen. Doch sehr bald verflogen alle Illusionen.
Das Osmanische Reich zog Ende Oktober 1914, mit den Mittelmächten (Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien) verbündet, in den Ersten Weltkrieg. Enwer Pascha drängte darauf, denn bereits vor dem Krieg hatte Deutschland Einfluss auf die osmanische Armee. Eine von General Liman von Sanders geführte Delegation deutscher Offiziere bildete diese aus. Auch der deutsche Kaiser beteiligte sich an der Charmeoffensive. Die Osmanen hofften mit ihrer Teilnahme die verlorenen Gebiete am Balkan wiederzugewinnen.
Deutsche, österreichische und amerikanische Diplomaten halfen
Die Zeit der Ersten Weltkriegs war eine der schwierigsten Periode des Jischuvs. Ohne jede Vorwarnung wurden Einzelpersonen und Institutionen von ihren Finanzquellen in den alliierten Staaten abgeschnitten.
Der deutsche Konsul Edmund Schmidt erhielt die ausdrückliche Anweisung, den Juden Schutz zu gewähren. Auch der österreichische Konsul Friedrich Kraus intervenierte zu ihren Gunsten. Dem amerikanischen Botschafter in Konstantinopel, Henry Morgenthau, der selbst Jude war und sich öfter bei den osmanischen Behörden für Juden einsetzte, war es zu verdanken, dass amerikanische Kriegsschiffe währen der ersten beiden Kriegsjahre wiederholt in den Hafen von Jaffa einliefen und von amerikanischen Juden gespendete Lebensmittel und Medikamente mitbrachten. Tausende von nicht-osmanischen Juden und Christen flohen oder wurden aus Jerusalem vertrieben.
Die USA hatten nach ihrem Kriegseintritt gegen die Mittelmächte (1917) dem Osmanischen Reich nicht den Krieg erklärt. So konnten amerikanische Diplomaten den dortigen Juden weiterhin Hilfe leisten und versuchen sie gegen die harte Behandlung zu verteidigen, die von Dschemal Pascha ausgeübt wurde. Dieser hatte der hebräischen Zeitschrift „HaHerut“ ein Interview gegeben, in dem er die Zionisten beschuldigte im Geheimen schon eine Regierung formiert zu haben. Arthur Ruppin, der das zionistische Projekt in Eretz Israel führte, merkte in seinem Tagebuch an: „Ich habe die Ehre deren Ministerpräsident zu sein“. Dschemal zwang Ruppin seinen Posten in Jaffa aufzugeben und nach Jerusalem zu übersiedeln. Letztendlich wollte er ihn aus dem Land ausweisen. Ruppin versprach, sich nicht mehr in die Politik einzumischen und ein Buch über die syrische Ökonomie zu schreiben. Alle zionistischen Symbole, der Davidstern, Fahnen und Marken mit den Bildern von Herzl und Max Nordau, die man verkaufte, um mit dem Erlös Land zu erwerben, wurden verboten.
Die Juden sollten die osmanische Staatsbürgerschaft annehmen
Dschemal Pascha befahl auch, dass die Anglo-Palestine Bank, die jüdische Landkäufe finanzierte, ihre Tätigkeit einstellt und verfügte, dass alle Juden die im Land bleiben wollen, sich um die osmanische Staatsbürgerschaft bewerben müssen oder mit sofortiger Deportation zu rechnen haben. „Viele [Juden] wagten nicht ihre Staatsbürgerschaft aufzugeben, weil das nach den Gesetzen ihres Landes Hochverrat ist“, vermerkte Ruppin. Niemand wusste wie der Krieg ausgehen wird und viele hatten Angst am Kriegsende als Verräter hingerichtet zu werden.
Ruppin konnte, um Material für sein Buch zu sammeln, für ein paar Tage nach Damaskus reisen. Dort sah er obdachlose Armenier, Opfer osmanischer Verfolgung, durch die Stadt wandern und er war besorgt, dass die Juden in Eretz Israel auch ein solches Schicksal erleiden werden müssen. Im Dezember 1914 schienen seine Befürchtungen gerechtfertigt, als 500 russische Juden, die keine osmanischen Papiere hatten, den Befehl erhielten mit dem Schiff nach Ägypten deportiert zu werden. Ruppin, der ein Ende der zionistischen Bewegung in Eretz Israel befürchtete, ging in den Hafen von Jaffa, um moralische Unterstützung zu leisten. Er sah Szenen der Unordnung und Verzweiflung. Ruppin erkannte, „auf welch schwacher Basis unsere Bemühungen der Ansiedlung“ sich befinden.
Arabische Nationalisten am Galgen
Oberst Mustafa Kemal (später Atatürk) war während seines Dienstes in Damaskus 1905-7 zum ersten Mal in einer nicht-türkischen muslimischen Gesellschaft und sagte einem engen Freund schon damals „unser Problem wird sein, wie wir aus einem zusammenbrechenden [osmanischen] Reich einen türkischen Staat schaffen.“ Die osmanischen Offiziere misstrauten den Arabern, weil diese begonnen hatten, nationale Forderungen zu stellen und gingen nach Kriegsausbruch mit äußerster Härte gegen sie vor. Dschemal Pascha ließ während des Krieges in Syrien, Libanon und Palästina Dutzende arabische Nationalisten hängen. In der Regel wurden die Gehängten zur Abschreckung tagelang am Galgen baumeln gelassen.
„Als Araber bin ich froh“
Obwohl David Ben Gurion versuchte eine jüdische Legion zur Unterstützung des Osmanischen Reiches zu organisieren, wurde er 1915 in Jerusalem verhaftet und auf Grund eines Befehls von Dschemal Pascha aus dem Land nach Alexandria ausgewiesen. Unterwegs traf er Yeya Effendi, einen arabischen Studenten, der mit ihm in Konstantinopel studiert hatte. Dieser umarmte ihn und fragte, wohin er fahre. Ben Gurion antwortete, dass er einen Ausweisungsbefehl erhalten hatte, laut dem er nie mehr nach Jerusalem zurückkehren darf. Yeya Effendi hielt Ben Gurion noch umarmt und sagte ihm etwas, woran er sich noch lange erinnern sollte. „Als Dein Freund bin ich traurig, aber als Araber bin ich froh.“
Die Briten hatten in Kairo ein Propaganda-Büro eröffnet, das die osmanischen Soldaten überzeugen sollte, zu desertieren und zu kapitulieren. Ab April 1915 wurden von britischen Flugzeugen Flugblätter über Lod, Ramle, Jaffa und anderen Zentren an der Küste abgeworfen, die schilderten wie gut das Leben für osmanische Deserteure in den ägyptischen Kriegsgefangenenlagern sei. Die Briten fanden dann eine effektivere Propagandamethode, sie schmissen Zigarettenpakete, die in Flugblätter eingewickelt waren herunter.
Einer der wenigen Diplomaten, die in Jerusalem bleiben durften war Conde de Ballobar, der junge spanische Konsul, der bis zum Mai 1919 ein Tagebuch führte und die despotische Herrschaft von Dschemal beschrieb.
Erich von Falkenhayn © WIKIPEDIA, Bundesarchivr
Am 21. Juli 1915 vermerkte er in seinem Tagebuch: „Das [britische] Flugzeug hat über Jaffa Flugblätter ausgestreut, wonach die Alliierten Gallipoli kontrollieren und in Kürze in Konstantinopel sein werden. Ich habe mich an die Lügen gewöhnt und glaube nicht daran, auch nicht an die Neuigkeiten, die mir [der österreichische Konsul] Kraus gestern gab: während der letzten schrecklichen Kämpfe in den Dardannellen, hatten die Alliierten 10.000 Opfer zu beklagen und auch die Türken haben viele Männer verloren.“
Briten, Araber und Zionisten doppelzüngig
Während des Krieges war Chaim Weizman Sprecher der Zionisten in Großbritannien. Als Universitätsprofessor wurde er respektiert und es gelang ihm beste Kontakte zur Elite zu knüpfen. Er verstand besser als die arabischen Führer, dass die zukünftige Karte des Nahen Ostens nicht vom Wunsch seiner Bevölkerung, sondern von der Konkurrenz der Großmächte und der britischen Innenpolitik bestimmt werden würde. Großbritannien war damals im Besitz des Suezkanals und dominierte Indien und Ägypten. Allerdings gab es verschiedene britische Interessen.
Scharif Hussein ibn Ali, ein Haschemite, der seine Abstammung auf den Propheten zurückführte, war Beschützer der heiligen Orte Mekka und Medina. Bereits im Februar 1914 besuchte Amir Abdallah, der Sohn von Scharif Hussein Kairo, um mit Lord Kitchener einen Aufstand gegen das Osmanische Reich zu organisieren. Die Antwort von Kitchener war unverbindlich.
Bald nach Ausbruch des Kriegs wurde Kitchener zurückberufen und zum „secretary of state for war“ ernannt. Die Briten erlitten 1915 einige Niederlagen im Nahen Osten und Kitchener befürwortete, das islamische Kalifat sollte ein mit Großbritannien befreundeter Araber erhalten. Der erste britische Hochkommissar in Kairo, Sir Henry McMahon, korrespondierte von Juli 1915 bis Januar 1916 mit Hussein, dessen Söhne Abdallah, später König von Jordanien, und Feisal, später König von Syrien (1920 von den Franzosen verjagt) und vom Irak (1921-33), eine wichtige Rolle spielen sollten.
In seinem Brief vom 14. Juli 1915 schrieb Hussein an McMahon, sie wünschten eine arabische Regierung, die die Arabische Halbinsel (ausgenommen Aden) und den fruchtbaren Halbmond, Palästina, Libanon, Syrien und Irak beherrschen sollte. McMahon erklärte in seinem Brief vom 24. Oktober 1915 die Unterstützung für arabische Unabhängigkeit nach dem Krieg, allerdings mit der Ausnahme von nicht ganz arabischen Territorien, und dass Großbritannien nicht frei sei „zum Nachteil seines Alliierten, Frankreichs zu agieren“. Seither behaupten arabische Politiker, dass auch Palästina zu dem versprochenen Territorium für die arabische Unabhängigkeit gehörte. Obwohl die Hussein-McMahon-Korrespondenz für beide Seiten nicht bindend war, hatte Hussein am 5. Juni 1916 die arabische Revolte gegen die Osmanen begonnen und sich im Oktober zum „König der Araber“ ernannt.
Gleichzeitig verhandelten die Briten mit Frankreich über das Schicksal des Nahen Ostens. Nach der britischen Niederlage in den Dardanellen 1915 suchte das britische Außenamt die Hilfe Frankreichs. Im Februar 1916 wurde das Sykes-Picot Abkommen (offiziell das „Kleinasien-Abkommen“) unterzeichnet, das im Widerspruch zur Hussein-McMahon-Korrespondenz, eine Aufteilung des Nahen Ostens zwischen französischen und britischen Zonen vorsah. Palästina sollte von einer internationalen Behörde der Briten, Franzosen und Russen (die ebenfalls die Abmachung unterzeichnet hatten) regiert werden. Wegen der Nähe des Suez-Kanals, wo 300.000 britische Soldaten stationiert waren, wurde Palästina seit dem Sykes-Picot-Abkommen für die Briten wichtiger.
In der arabischen und zionistischen Historiographie werden die Briten oft der Doppelzüngigkeit geziehen. Wie anders kann man aber die Haltung des Haschemiten Feisal qualifizieren, der 1915 nach Konstantinopel fuhr, dort arabische Nationalisten traf, um über die Bedingungen zu sprechen, die man den Briten abverlangen sollte, für eine Teilnahme an einem anti-osmanischen Aufstand. Auf seinem Heimweg verhandelte er in Damaskus wieder mit arabischen Verschwörern, um nach seiner Ankunft in Jerusalem Dschemal Pascha 1.500 Kamele für die Armee zu versprechen und vor dem Stab bei der „Seele des Propheten“ zu schwören, zurückzukehren, „um die Feinde des Glaubens bis auf den Tod zu bekämpfen“. Zurückgekehrt in den Hedjas überredete Feisal seinen Vater und seine Brüder zusammen mit T.E. Lawrence den arabischen Aufstand zu beginnen.
In seinen 1922 in London veröffentlichten Memoiren, ließ Dschemal kein gutes Haar an den Haschemiten. Er rief den „Fluch des Himmels auf Scherif Hussein und seine Söhne“ herab.
Während Weizmann, der aufrichtig an die Sache der Alliierten glaubte, ausgezeichnete Kontakte mit britischen Journalisten und Politikern pflegte, versuchten deutsche Zionisten die Mittelmächte zu überzeugen, ihre Sache mit einer Erklärung zu unterstützen. Das gleichzeitige Verhandeln mit Briten und Deutschen wurde im Juli 1917 auf einem Treffen russischer und deutscher Zionisten im neutralen Kopenhagen vereinbart. Deutschland hielt sich jedoch zurück, um den osmanischen Verbündeten nicht zu verärgern.
Ben Gurion in den USA
Noch 1915 gelangten Ben Gurion und Ben-Zwi mit Hilfe des amerikanischen Konsuls in Ägypten nach New York. Poale Zion beauftragte „die beiden Bens“, Ben Gurion und Ben-Zwi, in Amerika die Bewegung Hechalutz zu gründen, von jungen Juden, die bereit wären nach Eretz Israel auszuwandern, dort zu arbeiten und die Juden mit Waffen zu verteidigen. Tatsächlich konnten die beiden Bens lediglich 150 Freiwillige für Hechalutz finden. Doch mit der Herausgabe eines sehr erfolgreichen Buches über die gefallenen Haschomer-Mitglieder wurden die leeren Kassen von Poale Zion gefüllt und Ben Gurions Name bekannt. Das Heldentum der Zweiten Alia und des Haschomer hat viele Juden in Amerika beeindruckt. Der Richter Louis Brandeis erhielt eines der ersten Exemplare und die deutsch-jüdische Elite in den USA las das Buch mit Begeisterung. Das Buch wurde auch in Frankreich und England ein Erfolg und 1918 wurde es – übersetzt von Geschom Scholem und mit einem Vorwort von Martin Buber – in Deutschland publiziert.
Ben Gurion lernte in Amerika 1915 Pinchas Rutenberg kennen, der seit seiner Zeit als Student in Italien Sympathien für den Zionismus hegte. Er sagte Ben Gurion, dass die Alliierten die Idee eines jüdischen „Königreichs“ in Palästina unterstützten und dass die Alliierten siegen werden. Rutenberg hatte eine Vorahnung. Erst die Grausamkeit von Dschemal Pascha überzeugte die beiden Bens, dass sie nichts von den Osmanen erhoffen konnten. In seinen Diskussionen mit Rutenberg erklärte Ben Gurion „Während der nächsten zwanzig Jahre müssen wir eine jüdische Mehrheit in Eretz Israel haben, das ist das Wesentliche der neuen historischen Lage.“
Dschemal verfügte 1916, dass Arthur Ruppin nie wieder das Land betreten dürfe. Ruppin verbrachte die restlichen Jahre des Krieges im Hotel Pera Palace in Konstantinopel. Er kehrte 1918 zurück nach Eretz Israel und spielte weiterhin eine führende Rolle bei der Entwicklung des Jischuv.
Ein preußischer General schützt Juden
Nach den erfolglosen und verlustreichen Angriffen im Frühjahr 1917 hatten die Briten unter ihrem neuen Oberbefehlshaber Edmund Allenby ihre Front völlig neu strukturiert und mit umfangreichen Nachschublieferungen verstärkt, während die osmanische Kampfkraft immer mehr nachließ. Dies hing damit zusammen, dass der im Frühjahr zum Zweck der Wiedereroberung Bagdads in den Nahen Osten beorderte ehemalige deutsche Kriegsminister General Erich von Falkenhayn zu spät erkannte, dass eine Offensive in Mesopotamien unrealistisch war.
Im Herbst 1917 kam es zu Spannungen zwischen den Osmanen und ihren Verbündeten. Ende September berichtete General Kress von Kressenstein, dass „Zivilverwaltung und Gendarmerie völlig versagten, häufig mit der Bevölkerung gemeinsame Sache machten und bestechlich seien.“ Es kam zu Massendesertionen aus der Armee. Am 5. November 1917 traf Falkenhayn in Jerusalem ein und löste Dschemal als Kommandeur der Armeen der Mittelmächte am Kriegsschauplatz ab. Falkenhayn vereitelte die von Dschemal beabsichtigte Deportation der Juden. Mit seiner Autorität als neuer Oberbefehlshaber der Heeresgruppe F ordnete er an, dass jede Kollektivbestrafung ab sofort zu unterbleiben habe. Enttarnte Spione und Verräter sollten und durften nach dem strengen Kriegsrecht sanktioniert, also in der Regel hingerichtet werden. Im Oktober flog die kleine jüdische Gruppe NILI auf, die für die Briten spionierte. „Ich halte jüdisches Vorgehen für Taten einer ganz kleinen extremen Partei“, telegrafierte Falkenhayn an den deutschen Botschafter in Konstantinopel, Johann Heinrich Graf von Bernstorff: „Masse Judentum hat nichts damit zu tun.“ Am 10. November setzte sich Falkenhayn mit seinem Stab nach Nablus ab. Trotzdem wollte die osmanische Führung weiterkämpfen. In Berlin wurde jedoch am 21. November erklärt, man werde „die Heilige Stadt nicht zum Schlachtfeld machen“. Auf deutschen Befehl begannen die osmanischen Truppen ihren Abzug aus Jerusalem. Die Briten drangen im Herbst 1917 vom Sinai in das Land ein, eroberten Beer Schewa am 31. Oktober, Gaza am 7. November sowie Jaffa am 16. November. Am 4. Dezember setzte General Allenby walisische Einheiten in Marsch auf Jerusalem und am 8. Dezember standen die ersten Briten vor den Toren Jerusalems. Am 11. Dezember 1917 betrat General Allenby Jerusalem kampflos.
Der Erste Weltkrieg hatte katastrophale Auswirkungen für die meisten Juden, für den alten Jischuv, denn sie waren von der Unterstützung aus dem Ausland abgeschnitten, litten Hunger und an ansteckenden Krankheiten. Obwohl Juden (und viele Christen) im April 1917 aus den Städten deportiert wurden, bestanden die landwirtschaftlichen Siedlungen weiterhin, so dass nach Ende des Krieges, die vertriebenen Juden zurückkehren konnten und der neue Jischuv die maßgebende zentrale Kraft des Zionismus wurde. Das konnte nur geschehen, weil der Chef des Foreign Office, Lord Arthur James Balfour, am 2. November 1917 in einem aus drei Sätzen bestehenden Brief dem jüdischen Volk in Palästina (Eretz Israel) die Ermöglichung einer „nationalen Heimstätte“ versprach.
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