Besuch im jüdischen Samaria

Nicht „Friedenshindernis“, sondern Existenzgarantie: Judäa und Samaria mit ihrer jahrtausendealten jüdischen Geschichte sind auch ein wichtiger Bestandteil des Sicherheits-Anliegens des jüdischen Staates Israel.

Hein Tiede (links) mit Ezri Tubi

Von Hein Tiede

Wie kommt man von Tel Aviv nach Ariel? Und warum will man überhaupt dorthin?

Die erste Frage ist leicht beantwortet. Die nicht nur in Israel populäre App Moovit gibt Auskunft:

Man kann den Bus 186 in der Nähe der Bahnstation HaShalom nehmen und ist – wenn der Verkehr fließt – nach 1 Stunde und 10 Minuten in der Universitätsstadt Ariel.

Die zweite Frage ist umfangreicher zu beantworten. Nachdem ich in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt dreimal in Israel war, wünschte ich mir, einmal einen Teil der „Gebiete“ kennenzulernen. „Siedlungen“, „Gebiete“ – oder einfach Judäa und Samaria?

Um unbekümmert einfach so draufloszufahren, fehlte mir der Mut. Dabei hatte ich doch einen Ansprechpartner:

Ezri Tubi, dessen Video „Imagine“ ich meinen Schülern gezeigt hatte, bat ich um einen Termin. Er organisierte, dass ich von David Ha’ivri und seiner Frau Mollie (geborene Herzlich) abgeholt wurde.

Davids T-Shirt-Entwurf „No Arabs, no terror“ ging vor nunmehr 13 Jahren durch die israelische Presse. Die Linke war empört, Mollie wunderte sich, dass dies immer noch nicht vergessen ist.

Wie aus der Karte zu erkennen ist, hatten wir zwei weitere Ziele. Das erste war Barkan. In Barkan sind zahlreiche Industrie-Betriebe angesiedelt, die Israelis und anderen Anwohnern der Umgebung Arbeitsplätze und Einkommen bieten. Ich war während des Ramadans dort, und David Ha’ivri machte mich darauf aufmerksam, dass muslimische Arbeitskräfte die Betriebe schon zur frühen Nachmittagszeit verlassen durften, um sich während der anstrengenden Fastenzeit zu schonen.

Barkan ist auch Sitz der Regionalverwaltung von Shomrom (Samaria). Ich hatte die Ehre, dem Vorsitzenden dieses Gebietes, Yossi Dagan, vorgestellt zu werden. Wir mussten uns ein wenig gedulden, da er gerade mit einer indischen Delegation im Gespräch war.

Er erzählte mir von den Sorgen, die seine Gemeinschaft hat, die in einem oftmals feindlich gesinnten Umfeld arbeiten muss. Schulbusse sind erheblich teurer als bei uns, da sie gegen Sprengfallen geschützt sein müssen. Ich zeigte ihm einen Ausschnitt aus einem Bericht, den ich über Israel in Bad Reichenhall gehalten hatte. Er überreichte mir zum Schluss unserer Begegnung eine Reliefkarte Israels. Yossi Dagan habe ich im Herbst 2016 in Straßburg und im März 2017 in Brüssel getroffen. Beide Male bemühte er sich mit seiner Delegation um mehr Verständnis für sein Land bei EU-Parlamentariern.

Mollie Ha’ivri fuhr uns anschließend durch mehrere arabische Orte nach Yits’har. Auf dem Weg dorthin kündete meine Telefongesellschaft an, dass ich mich in den Gebieten der „palästinensischen“ Verwaltung befände. Nun ja – sicherer fühlte ich mich in Barkan!

Die Entfernungen in Israel sind teilweise winzig.

Zu meiner Überraschung kam aus dem Haus, vor dem wir in Yits’har hielten, mein Facebook-Freund Ezri Tubi. Ein Becher Kaffee, ein Glas Wasser und frische Wassermelonen wurden von seiner Frau gereicht.

 

Das Oslo-Abkommen interessiert die EU nicht

Israelis sind – so habe ich bei meinen nun achtmaligen Besuchen in diesem wunderbaren Land festgestellt – so dankbar, wenn man Verständnis für ihre Situation hat, und nicht mit besserwisserischer Kritik daherkommt. Ezri arbeitet unermüdlich daran, die Welt aufzuklären, über das, was tatsächlich in Judäa und Samaria geschieht. Ein Beispiel: Von der EU finanzierte illegale Siedlungen, um die Entwicklung eines „palästinensischen“ Staates in den C-Gebieten voranzutreiben. Die C-Gebiete stehen entsprechend den Abkommen von Oslo unter alleiniger Verwaltung Israels. Die EU schert sich nicht darum.

Den Lesern der JÜDISCHEN RUNDSCHAU sei sein YouTube-Kanal und seine Facebook Seite „Boomerang - Fighting for Israel“ empfohlen. Er hat mir die entsprechende deutschsprachige Seite „Boomerang – Gegenschlag“ zur Betreuung anvertraut.

Nach unserem Besuch kehrten wir – David, Mollie und ich – in einem örtlichen Lokal ein. Allgemein ist es nicht gerade billig, in Israel zu essen. Ganz anders in Judäa: Das meiste ist sehr günstig und schmackhaft!

Unter Zuhilfenahme der Moovit-App konnte mir David den Bus zurück nach Tel Aviv ankündigen. Er komme in 5 Minuten. Und so war es auch.

Jetzt zur Eingangsfrage – „sind die Siedlungen ein Friedenshindernis?“ – und meine Antwort darauf.

David hat das auf seiner Facebook-Seite „Judea and Samaria, The Heartland of Israel“ bildlich so dargestellt:

Israel ist an seiner schmalsten Stelle nur 15 Kilometer breit. Man stelle sich vor, die Hamas oder der IS hätten die Kontrolle über das Land zwischen dem Jordan und dem offiziellen Staatsgebiet Israels! Der Flughafen Ben Gurion wäre in unmittelbarer Reichweite von Raketen in den Händen der Terrorristen. Jerusalem wäre eingeschnürt wie vor dem 6-Tage-Krieg!

Die „lästigen“ Siedler, die in Judäa und Samaria das Herz Israel sehen, haben vielleicht den einen oder anderen Friedens-Sehnsuchts-Vertrag zwischen dem demokratischen Staat Israel und der unzuverlässigen Gegenseite verhindert, und damit Schaden vom jüdischen Volk ferngehalten. Da nahezu alle Israelis – besonders auch die alternden Generale, die zu Ministerpräsidenten wurden – unendlich kriegsmüde sind, ist die Versuchung groß, pazifistischen Gefühlen nachzugeben.

Mollie, Ezri, Yossi, David und viele andere sind die Realisten, die dies zurecht verhindern.

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