Judenburg und Ceska Trebova: Judentum und Antisemitismus in heutigen Stadtwappen
Mindestens zwei Städte in Mitteleuropa, in Österreich und Tschechien, haben eine fragwürdige Judenfigur mit mittelalterlichem Judenhut als Wappenzeichen.

Das Wappen Judenburgs© WIKIPEDIA
Von Edgar Seibel
So wie die Landesflagge das Kennzeichen eines Landes ist, so ist ein Stadtwappen, neben der Architektur und der Landschaft, eines der Aushängeschilder einer Stadt oder Gemeinde. Doch während etwa Bonn ein Kreuz und einen Löwen, oder Berlin einen Bären auf dem Wappen zeigt, sprich klassische Symbole von Kraft, Macht oder ,wie etwa das Kreuz, für Christentum oder starken Glauben stehen, zeigen gewisse Stadtwappen Abbildungen von Köpfen, die an die Propagandaplakate aus dunklen Tagen erinnern – und das nicht irgendwo in fernen Ländern, sondern mitten in Europa.
Judenburg
Ganz offenkundig präsentiert uns ein österreichisches Statdwappen einen alten Juden von klischeehaftem Aussehen. Um die Tatsache auch für den begriffsstutzigen Betrachter zu verstärken, dass es sich hierbei um einen Juden handelt, trägt der alte Herr einen sogenannten „Judenhut“. Es ist nicht etwa die Kippa, sondern ein Unterscheidungsmerkmal, mit dem im Mittelalter Menschen als Juden gekennzeichnet wurden. Ab dem 13. Jahrhundert wurde er den Juden aus antisemitischen Motiven als stigmatisierendes Merkmal aufgezwungen. Die Stadt, zu der dieses Wappen gehört, heißt Judenburg. Tatsächlich hat die Geschichte der Kleinstadt in der Steiermark mit ihren vielen jüdischen Einwohnern zu tun. Als der Nationalsozialismus auch Österreich einholte, gab es – wie könnte es anders sein – Versuche, Judenburg umzubenennen. Der Vorschlag: Adolfburg. Da aber die Namensänderung schließlich auf einen Termin nach dem Krieg verschoben wurde, konnte der Plan nie umgesetzt werden.
Ceska Trebova
Während man in Judenburg aufgrund seiner jüdisch geprägten Geschichte und einer Abbildung, die bei einigen Betrachtern noch als „gebrechlicher alter Mann mit einer seltsamen Kopfbedeckung“ durchgehen könnte, noch ein Auge zudrücken kann, wird es in Tschechien noch grenzwertiger. Hier präsentiert uns das Wappen der Stadt Česka Trebova (deutsch: Böhmisch Trübau) eine „Chimäre“, ein Mischwesen, das den Körper eines schwarzen Hahns, aber den Kopf eines bärtigen, schwarzhaarigen Juden mit langer und krummer Nase trägt; wieder versehen mit einem mittelalterlichen Judenhut. Dass es sich hierbei eindeutig um die Darstellung eines Juden nach altem Klischeeglauben handelt, deutet die offizielle Beschreibung des Stadtwappens besonders vorsichtig und indirekt an: „In Rot ein schreitender schwarzer Hahn mit schwarzhaarigem und -bärtigem Manneskopf in natürlichen Farben, einen breitrandigen, beknauften konischen goldenen Hut tragend.“ Abwehrend meint man, aus Sicht der Heraldik müsse das Wappen von Česka Trebova in die Kategorie der rätselhaften Wappen eingeordnet werden, die keinen geklärten Ursprung und keine eindeutige Bedeutung besitzen.
Thüringen
In Bezug auf eine jüdische Herkunft europäischer Wappen ist auch das Thüringer Landeswappen erwähnenswert. Der darauf abgebildete Löwe ist umgeben von acht silbernen Sternen, die die Form des Davidsterns aufweisen. Im Laufe der Zeit hat das Thüringer Wappen ein paar Veränderungen erlebt, doch die Sterne in der heutigen Form gab es nachweislich schon 1921, als das Schild nur aus den Sternen auf einem roten Hintergrund bestand. Die starke Ähnlichkeit zum Schild Davids war schließlich auch den Nazis aufgefallen und somit für sie ein Dorn im Auge. Schon 1933 führte man deshalb ein neues Landeswappen ohne die Sterne ein, welches unter anderem den Ludowinger Löwen (nach dem Landgrafen Hermann I. aus dem Geschlecht der Ludowinger) mit einem Hakenkreuz in der rechten Pranke zeigte. Woher aber die Sterne ursprünglich stammen, bleibt ungewiss. Fraglos kann die Form der Sterne auf dem Landeswappen willkürlich gewählt worden sein, ohne jeglichen Bezug zum Judentum. Bekannt ist nur, dass die Sterne einst frühere Einzelstaaten des heutigen Bundeslandes symbolisierten.
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