„Glaube allen Frauen“ – außer sie beschuldigen Joe Biden!

Selbst weibliche Politiker vergessen schnell die #MeToo-Debatte und die Rechte anderer Frauen, wenn diese sich nicht für den Kampf gegen die Republikaner instrumentalisieren lassen.

Joe Biden war bereits Vizepräsident unter Barack Obama.© MANDEL NGAN, AFP

Von Daniel Greenfield

Mehr als zwei Wochen nachdem Tara Reade, eine ehemalige Mitarbeiterin von Joe Biden im Senat, ihn beschuldigt hatte, sie sexuell belästigt zu haben, kamen die Medien endlich dazu, sich mit ihr und der Bedrohung, die sie für Biden darstellt, auseinanderzusetzen, indem sie sie als Lügnerin bezeichneten.

Der trocken mit der Überschrift «Untersuchung des Vorwurfs des sexuellen Übergriffs von Tara Reade gegen Joe Biden» betitelte Artikel der «New York Times» von Lisa Lerer und Sydney Ember versucht, die Aussagen von Reade zu diskreditieren.

«Im Laufe der Berichterstattung tauchte weder eine andere Behauptung über sexuelle Übergriffe auf, noch bestätigten ehemalige Biden-Mitarbeiter Einzelheiten der Behauptung von Frau Reade», so der Artikel nachdrücklich. «Die Times fand kein Muster sexuellen Fehlverhaltens von Herrn Biden, abgesehen von den Umarmungen, Küssen und Berührungen, von denen Frauen zuvor sagten, dass sie sich dabei unwohl fühlten.»

Dann verschwand dieser unbeholfene Absatz mit seiner Mischung aus Zugeständnissen und Verleugnungen im Schwall der Verharmlosung.

Dieselbe Lisa Lerer, die sich mit den Anschuldigungen von Reade befasste, hatte in einem PBS-Panel gesessen, das zuvor Bidens Fehlverhalten mit Frauen diskutiert hatte, einschließlich der Anschuldigung von Lucy Flores. Aber jetzt, da Biden der Kandidat ist, will Lerer plötzlich nie von einem Fehlverhaltensmuster gehört haben.

 

Auf einmal hatte Biden eine weiße Weste

Im vergangenen Jahr hatte Sydney Ember einen Artikel in der «New York Times» mitverfasst, der den Titel trug: «Bidens taktile Politik bedroht seine Rückkehr in der #MeToo-Ära».

Biden hatte noch nicht angekündigt, dass er kandidiert, und in der Story hieß es: «Zwei weitere Frauen erzählten der ‘New York Times’, dass ihnen die Berührungen des ehemaligen Vizepräsidenten Unbehagen bereiteten».

Das Muster des Fehlverhaltens, über das Ember und die «New York Times» 2019 berichtet hatten, war 2020 irgendwie verschwunden.

Im Jahr 2019 hatte Ember geschrieben, dass «die Liste der Frauen, die sich melden, immer länger wird». Jetzt sind sie alle verschwunden.

Damals hatte Ember die Geschichte von «Caitlyn Caruso, einer ehemaligen Studentin und Überlebenden sexueller Übergriffe» erzählt, die bei einer «Veranstaltung über sexuelle Übergriffe an der Universität von Nevada, Las Vegas» beschrieb, wie «Mr. Biden seine Hand auf ihren Oberschenkel legte – selbst als sie sich auf ihrem Sitz wand, um ihr Unbehagen zu zeigen».

Ember und Lerer waren sich nicht nur über Bidens «Fehlverhaltensmuster» im Klaren, sondern sie hatten es auch in ihrer Arbeit diskutiert, bevor Biden ins Rennen gegangen war. Jetzt, da er Kandidat ist, existiert kein Verhaltensmuster mehr.

Bevor Biden ins Rennen ging, war er ein Fossil, der das Kandidatenfeld hätte erdrücken können. Jetzt, da er Kandidat ist, müssen die «New York Times», Ember und Lerer seine Anklägerinnen auf der 41. Straße West begraben.

Doch die Reade-Story und die Reaktionen darauf zeigen die große Heuchelei der #MeToo-Bewegung.

Reade wurde zuerst von Katie Halper, einer Autorin des «Jacobin»-Magazins, interviewt, was dann mit einem Artikel in «The Intercept» fortgesetzt wurde. Beide sind fanatische Pro-Bernie-Vertreter. Halper hatte zuvor einen «Jacobin»-Artikel geschrieben, in dem sie Ember als Anti-Bernie-Schickse für Biden angriff. Natürlich ist Halper eine Anti-Biden-Schickse für Bernie. Der geschmacklose Zustand der #MeToo-Bewegung hat sie auf drei Frauen reduziert, die im Namen von zwei alten Männern und ihren jeweiligen männlichen Chefs, A.G. Sulzberger, dem Herausgeber des Familienunternehmens, das die «New York Times» ist, und Bhaskar Sunkara, dem Herausgeber von «Jacobin» und ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Demokratischen Sozialisten Amerikas, Anschuldigungen und Leugnungen sexueller Übergriffe austauschen.

 

#MeToo wurde parteiisch gegen die Republikaner

Die #MeToo-Bewegung erschöpfte ihre offensichtlichen Ziele, bekannte Täter wie Harvey Weinstein und Bill Cosby, und wurde, nachdem sie eine Reihe von Medien-C-Prominenz zu Fall gebracht hatte, zu einer rein parteiischen Waffe, die gegen Republikaner eingesetzt werden sollte. Beim «New Yorker» pushten Jane Mayer und Ronan Farrow Deborah Ramirez’ Verleumdungen gegen Richter Kavanaugh, bevor Mayer sich umdrehte und versuchte, Al Franken zu rehabilitieren, indem sie seine Anklägerinnen im selben Medium verleumdete. Die Hashtags der #MeToo-Bewegung waren eine Farce.

Die zentrale Verteidigung der Franken-Anhänger war gewesen, dass seine erste und berühmteste Anklägerin eine Konservative geworden war. Das feministische Chormitglied, das Franken ebenfalls beschuldigt hatte, wurde sorgfältig übersehen.

Aus #BelieveAllWomen war «Glauben Sie allen demokratischen Frauen, falls sie Republikaner beschuldigen» geworden. Nicht allen Frauen. Nicht allen Frauen der Demokraten. Nur demokratischen Frauen, die Republikaner beschuldigen.

Die Medien töteten #MeToo genauso, wie sie alles töteten, was sie berührten.

Wir müssen Reade nicht glauben, um den Hetzartikel der «New York Times» gegen sie als unvermeidlichen politischen Angriff abzutun. Ember und Lerer könnten einräumen, dass Biden vor seiner Kandidatur oder sogar vor seiner Nominierung heikle Probleme hatte, aber nicht jetzt, wo er kurz vor seiner Coronavirus-Krönung steht.

Wir sollten nicht allen Frauen oder allen Männern glauben. Und wir sollten niemals den Medien glauben.

Einzelne Männer und Frauen können einen Anflug von Ehrlichkeit haben, doch die Medien taumeln unter einem unmöglichen Anflug von Unehrlichkeit dahin. Es gibt einen Grund, warum der #MeToo-Skandal in den Medien am heißesten und hellsten brannte, als er Bruchstücke von 60-Minuten-, NPR- und Netzwerkmitarbeitern ins Rampenlicht holte. Es ist auch der Grund, warum man den Medien nicht trauen kann, wenn sie ihre sich duellierenden #MeToo-Hetzartikel und Vertuschungen einsetzen.

Die Medien sind eine zutiefst korrupte Institution. Ihre externen Fake News spiegeln ihre internen Missbräuche wider.

 

Ein Lynchmob

Die #MeToo-Bewegung brachte echte Schurken zu Fall, aber sie war immer noch ein Lynchmob. Eine Hexenjagd hört nicht auf, eine Hexenjagd zu sein, nur weil es tatsächlich Hexen gibt. Die #MeToo-Bewegung bestand darauf, dass das Problem wichtiger sei als der Prozess. Und irgendwie wurden die Medien, zu deren Reihen und Chefs einige der schlimmsten #MeToo-Täter gehörten, zum Schiedsrichter von was auch immer für einem Prozess. So kamen wir am Ende zum Kavanaugh-Lynchmob und der Biden-Weißwaschung.

 

Ist Joe Biden ein Täter?

Sein gruseliges Fehlverhalten wurde in unzähligen Fotos und Videos dokumentiert. Aber das bedeutet nicht, dass die Behauptungen von Reade wahr sind. Es gibt wahrscheinlich keine Möglichkeit zu erfahren, was wirklich zwischen Biden und seiner ehemaligen Senatsmitarbeiterin passiert ist. Reade reichte einige Tage vor der Veröffentlichung der Story in der «New York Times» eine Strafanzeige gegen Biden ein.

 

Jetzt liegt der Fall in den Händen der Behörden

Als Amerikaner wollen wir nicht, dass unser politisches System von medialen Lynchmobs und Hexenjagden regiert wird, von Anschuldigungen, die nicht angefochten werden können, und von Anklägern, denen wir einfach glauben müssen.

Bidens politische Zukunft, oder was davon übrig ist, wird nicht von dem bestimmt werden, was vor etwa 27 Jahren im Keller eines Capitol-Hill-Bürogebäudes wirklich geschah, sondern von dem, was er jetzt tut und sagt.

Und so sollte es auch sein.

Der Abgeordnete Clyburn, der oberste Demokrat, dessen Unterstützung Biden einen Sieg in South Carolina und die Nominierung bescherte, der zuvor den Abgeordneten Conyers verteidigt hatte, als er dessen Anklägerin für weiß hielt, beklagte, dass Biden «ein Opfer der #MeToo-Bewegung geworden ist».

Clyburn argumentierte, dass Biden «nur ein Fummler- und Grabscher-Typ» sei und dass sein Kandidat deswegen Schwierigkeiten habe, weil er «Angst davor habe, jemanden zu berühren». Die soziale Distanzierung hat Biden vorübergehend von seinem Konflikt darüber geheilt, ob er auf Wahlkampftour grabschen oder nicht grabschen soll. Aber wenn die soziale Distanzierung vor der Wahl endet, könnten die verräterischen Hände zum Vorschein kommen und genau die Art von Mann offenbaren, die Grabscher-Joe wirklich ist.

 

Daniel Greenfield ist ein Shillman Journalism Fellow am David Horowitz Freedom Center. Dieser Artikel ist bereits im «Front Page Magazine» erschienen.

 

Aus dem Englischen von Daniel Heiniger

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