Herzlichen Glückwunsch, Herr Premierminister!

Benjamin Netanjahu ist 70 geworden.

Israels Regierungschef mit seiner Familie.© URIEL SINAI, AFP

Von Alexandra Margalith

Dieser Tage feierte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu seinen 70. Geburtstag - und ist damit beinahe so alt wie das Land, das er regiert.

An wenigen Politikern dieser Erde scheinen sich die Geister unserer Zeit mehr zu scheiden als an „Bibi“, wie man ihn in Israel nennt. Grund genug einem Mann zu gratulieren, dessen Lebenslauf sowie Schalten und Walten gefühlt mindestens viermal in der Woche durch die Presse gehen.

Daher hier nur eine kurze Zusammenfassung dessen, was zur Person Netanjahu ohnehin allgemein bekannt sein dürfte:

Netanjahus Vater war Professor für jüdische Geschichte und Herausgebers der „Encyclopaedia Hebraica“. Seine Mutter war Hausfrau.

Da bereits der Vater als Hardliner galt, und Probleme mit der israelischen Linken und deren Politik hatte, brach die Familie Netanjahu die Zelte in Tel Aviv, wo Bibi 1949 geboren wurde, bereits in dessen Kindheit ab, und wanderte nach Cheltenham (Pennsylvania) in den USA aus.

Nach seinem Abschluss an der dortigen High School kehrte Bibi Netanjahu nach Israel zurück, um seinen Militärdienst abzuleisten. Er diente – streckenweise zusammen mit seinem älteren Bruder Jonathan – in der Eliteeinheit der „Sayeret Matkal“, wo er an einer Reihe von streng geheimen Einsätzen teilnahm, deren Einzelheiten bis heute nicht veröffentlicht werden durften.

Im Anschluss an seinen Militärdienst zog es Netanjahu wieder in die USA. Er studierte Architektur am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und machte seinen Master in Management.

 

Tod des Bruders

Anschließend war er als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group tätig und begann dort, was eine steile Karriere hätte werden können.

Jedoch wurden im Jahre 1976 all seine Pläne über den Haufen geworfen.

Sein Bruder Jonathan war Einsatzleiter bei der Befreiung der Geiseln in Entebbe (Uganda) und kam bei diesem Einsatz ums Leben. Im Gedenken an ihn gründet die Familie Netanjahu in der Folge einen Verein gegen Terrorismus, bei dessen Veranstaltungen der sprachgewandte Bibi immer wieder als Redner auf sich aufmerksam machte.

Während einer dieser Veranstaltungen traf er auf Mosche Ahrends, den damaligen israelischen Botschafter in den USA, und dieser bot ihm an den Posten seines Stellvertreters zu übernehmen.

Die politische Karriere Benjamin Netanjahus begann somit zunächst in der Diplomatie. Als er dann auch mit gerade mal 35 Jahren zum israelischen UN-Botschafter ernannt wurde, wurde er auch zum internationalen medialen Shootingstar. In akzentfreiem Englisch erklärte er vor den Kameras der Welt, wie man von Israel lernen könne den Terrorismus zu bekämpfen.

1988 kehrte Netanjahu nach Israel zurück. Mosche Ahrends, zu diesem Zeitpunkt Außenminister, ernannte den frisch für den Likud in die Knesset eingezogenen Politiker erneut zu seinem Stellvertreter.

Ab diesem Zeitpunkt wurde Benjamin Netanjahu zum integralen Bestandteil der israelischen Politik, mal in der Regierung, dann in der Opposition und dann wieder in der Regierung, aber immer im Rampenlicht.

Insbesondere während des ersten Kriegs der USA gegen Saddam Hussein und den Irak, als die Scud-Raketen in Israel einschlugen, war Bibi ein Dauergast bei CNN und sein Gesicht flimmerte nicht nur in den USA in die Wohnzimmer.

Eben dieses Rampenlicht strahlt auch auf Netanjahus Familie ab.

Die Gebrüder Netanjahu: Jonathan und Benjamin

Sein Sohn Yair macht im In- und Ausland immer häufiger mit diversen Beiträgen auf Facebook und Twitter von sich reden, und das nicht immer positiv. Und seine Frau Sara, mit welcher er in zweiter Ehe verheiratet ist und die ihm selbst bei Auslandsbesuchen kaum von der Seite weicht, war selbst bereits Gegenstand der verschiedensten kleineren und größeren Skandale.

 

Geheime Heirat

Umso kurioser, dass gerade die Hochzeit dieser beiden beinahe im Geheimen stattfand.

Es war die erste Ehe, die der damalige Oberrabbiner von Israel, Israel Meir Lau, nach dem Golfkrieg geschlossen hatte. Und offiziell waren Freunde und Familie ins Elternhaus Netanjahus geladen, um den Geburtstag seines Vaters zu feiern. Tatsächlich fand man sich dann im März 1991 aber zur Eheschließung statt zum Geburtstag des Vaters ein. Zu den etwa 25 (ja, es waren tatsächlich für israelische Verhältnisse eigentlich undenkbare fünfundzwanzig!) Gästen gehörte auch der damalige Premierminister Jitzhak Schamir.

Ein paar Jahre zuvor war Benjamin Netanjahu, damals noch stellvertretender Außenminister, in der Dezemberausgabe 1989 der israelischen Frauenzeitschrift „At“ zum „Mann mit dem größten Sexappeal“ gewählt worden. Vielleicht hatte man damals auch deshalb keinen großen Wirbel um die Hochzeit machen wollen? Kurioserweise war es übrigens Schimon Peres, der in der gleichen Ausgabe zum idealen Partner erkoren worden war.

Viel ist in den letzten Jahrzehnten über Bibi Netanjahu gesagt worden. Er ist eine Figur, die polarisiert wie nur wenige andere. Man ist sich insgesamt aber relativ einig darüber, dass er in Krisensituationen regelmäßig über sich hinauswächst. Nur behaupten nicht wenige, dass er auch Meister darin sei, eben diese Krisensituationen regelmäßig selbst herbeizuführen.

Man kann über ihn und seine Politik, seine Integrität und seine Rechtschaffenheit streiten. Man tut dies auch ausgiebig. Aber um mit den Worten des damaligen Oberbefehlshabers, Motta Gur, als Reaktion auf störende Zwischenrufe während einer Rede von Bibi Netanjahu in seiner Zeit als stellvertretender Außenminister zu schließen:

„Ich erinnere mich an Bibi, auf dem Hermon(Berg), in kurzem Hemd mit kurzen Ärmeln, der einen extrem wichtigen Einsatz ausführt, über den ich bis heute keine Details veröffentlichen darf. Und allein aufgrund dieses Einsatzes, den er erfolgreich durchführen konnte, bitte ich darum, ihm mit dem angemessenen Respekt zu begegnen und ihm zu gestatten, seine Rede zu beenden“.

Sehr geehrte Leser!

Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:

alte Website der Zeitung.


Und hier können Sie:

unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen

in der Druck- oder Onlineform

Unterstützen Sie die einzige unabhängige jüdische Zeitung in Deutschland mit Ihrer Spende!

Werbung


Alle Artikel
Diese Webseite verwendet Cookies, um bestimmte Funktionen zu ermöglichen und das Angebot zu verbessern. Indem Sie hier fortfahren, stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu. Mehr dazu..
Verstanden