Islamische Integrationsverweigerung: Lieber Gegen-Bürger als Mit-Bürger

Nachdem schon der Begriff „Zentralrat“ von den Juden durch die Muslime plagiiert wurde, fordert Aiman Mazyek nun auch noch einen eigenen Bundesbeauftragten – zum Schutz der Bevölkerungsgruppe, aus deren Mitte die meisten Terrorangriffe gegen unsere Gesellschaft und gegen jüdisches Leben verübt werden.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des „Zentralrats der Muslime”.© TOBIAS SCHWARZ, AFP

Von Thilo Schneider

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, fordert einen eigenen „Bundesbeauftragten gegen Muslimfeindlichkeit“. Unterstützt wird er hierbei – wie könnte es anders sein – von Katja Kipping von der Linkspartei. Sie begründet ihre Unterstützung damit, dass „der Islam auch in Deutschland zu Hause sei, weswegen es einen Beauftragten gegen Muslimfeindlichkeit geben sollte“. Weiter „wäre es ein Ausdruck unserer freiheitlichen Grundordnung, dass nicht nur alle hier lebenden Menschen ihren Glauben praktizieren können, sondern dass wir Gläubige auch vor Hass und Diffamierung schützen.“

Dazu sekundiert Filiz Polat, der bei der Bundestagsfraktion der Grünen „zuständig für den Islam ist“, die Forderung des Zentralrats sei „mehr als nachvollziehbar“, weil „antimuslimischer Rassismus“ „trotz zunehmender Islam- und Muslimfeindlichkeit in Deutschland insgesamt noch eine unzureichende Wahrnehmung“ erfahre. Es bedürfe seiner Ansicht nach „einer gesamtgesellschaftlichen Debatte und einer Solidarisierung gegen Islamfeindlichkeit“.

Neben der didaktischen Schwierigkeit, dass es keinen „anti-islamischen Rassismus“ geben kann, da es keine „islamische Rasse“ und auch keinen singulären „islamischen Staat“ gibt, vertritt der „Zentralrat der Muslime“ gerade einmal höchstens 20.000 Muslime der insgesamt 4,5 Millionen Muslime in Deutschland und damit nicht einmal 1 %. Dafür brüllt er aber am lautesten. Angeschlossen an den „Zentralrat der Muslime“ ist unter anderem die DITIB, die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.“, die wiederum der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des „staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten der Türkei“ unterliegt. Dieses obskure „Präsidium“ ist direkt dem türkischen Präsidenten Erdogan unterstellt.

Zum Vergleich: Der Zentralrat der Juden vertritt mit 100.000 Mitgliedern über die Gemeinden und Landesverbände etwa 95 % aller in Deutschland lebenden Juden.

 

Wie halten Sie’s mit der Scharia, Herr Mazyek?

Nun ist es ja erlaubt, dass in der Bundesrepublik jede noch so kleine Organisation irgendwelche Forderungen stellen darf und auch soll. Nur hat allein der FC Bayern München über 200.000 Mitglieder und damit mehr als zehnmal so viel Mitglieder wie der „Zentralrat der Muslime“, tritt aber weit seltener und weniger aggressiv auf – vom ADAC und dem Tierschutzbund einmal ganz zu schweigen. Es wäre allerdings schön und auch zu erwarten, wenn sich eine derartige Organisation fest auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung befinden würde. Die Scharia, von der sich der Zentralrat der Muslime bisher lieber nicht eindeutig, sondern mit viel Verschwurbelungen halblau distanziert hat, gehört hierzu definitiv nicht.

Worum geht es Mazyek tatsächlich? Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es Übergriffe auf Moscheen gibt oder Muslime Opfer von Angriffen werden – ob diese stets islamfeindlich konnotiert sind, sei dahingestellt. Aber selbst hierfür gibt es ja einen Bundesbeauftragten, zuständig wären hier entweder die „Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration“, Anette Widmann-Mauz (CDU), wahlweise auch der „Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten“ und vielleicht sogar der „Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit“, der, nebenbei bemerkt, diesbezüglich mit Sicherheit mit Israel weniger Arbeit als beispielsweise mit dem Iran oder auch der Türkei hat.

Nein, Mazyek geht es um etwas Anderes: Ein adäquat dem „Antisemitismusbeauftragten“ geschaffenes Amt des „Anti-Islamfeindlichkeitsbeauftragten“ wäre ein weiterer Schritt, den „zu Deutschland gehörenden“ Islam auf die gleiche Stufe wie das Judentum in Deutschland stellen – ohne jedoch weder dessen Geschichte, noch dessen kulturelle Verflochtenheit, noch dessen opfervolle Rolle zu haben.

Mazyek folgt damit dem Duktus, dass die die Muslime eine ebenso verfolgte religiöse Minderheit wie die Juden seien und die dringend des Schutzes des Staats bedürfen. Allerdings reden wir hier auch von Menschen, die am „Al-Quds-Tag“ „Jude Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein“, „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ und „Kindermörder Israel“ skandieren, und ihren religiös und kulturell bedingten Antisemitismus als „Kritik an der Politik Israels“ verbrämen.

Er benennt nicht, dass die muslimische Minderheit in Deutschland und weltweit nicht selten bei der Verfolgung oder Diffamierung anderer religiöser Gruppen auf der Täter- statt auf der Opferseite steht. Er lässt ungenannt, dass viele Muslime durch ihre Bekleidung von Kopftuch bis Burka ihre offensichtliche Integrationsverweigerung bekunden und noch nie jemand zum Ablegen des Kopftuches aus Angst aufgefordert werden musste.

Mazyek übergeht in seiner Forderung auch geflissentlich den Unterschied zwischen Judentum und Islam in Deutschland. Es gibt seitens der Juden keine Terroranschläge auf Nichtjuden in Europa. Zudem gibt es wohl keine Glaubensgemeinschaft, die sich schneller in eine Gesellschaft integrieren lässt als das Judentum. Natürlich auch mit mancher Marotte und manchen Segregationsbestrebungen. Aber nie in der Ausprägung einer resoluten Parallelgesellschaft. Nie mit dem Wunsch behaftet, die Nichtjuden mögen sich jüdischen Lebensgewohnheiten anpassen oder „kulturelle Rücksichten nehmen“. Juden waren von sich aus immer Mit-Bürger. Nie Gegen-Bürger.

 

Wenn eine Minderheit eine andere Minderheit bedrängt

Im Gegenteil zur Kippa ist es in Deutschland kein Sicherheitsrisiko, Kopftuch zu tragen. Im Gegenteil ist es in manchen Stadtteilen und Städten für junge Frauen heute riskanter, keines zu tragen. Das alles sieht aber Aiman Mazyek nicht – oder er will es nicht sehen. Und es passt ihm nicht, wenn Juden nicht nur vor dem rechtsradikalen, sondern auch vor dem islamischen Antisemitismus warnen.

Nun mag es ja eine „zunehmende Islam- und Muslimfeindlichkeit“ in der Bevölkerung geben. Diese mag sich auch in Übergriffen auf Moscheen und Muslime äußern. Und, um es ganz klar zu sagen: Gewalt ist niemals ein Mittel der politischen oder auch nur religiösen Auseinandersetzung. Aber exakt hierfür gibt es bereits zwei „Bundesbeauftragte“, nämlich einen Justiz- und einen Innenminister. Und vor Ort die Staatsanwaltschaft.

Ein weiterer Unterschied zwischen Muslimen und Juden in Deutschland – neben der Tatsache, dass es keine jüdischen Demonstrationen zur Auslöschung „Palästinas“ gibt – ist der: Speziell in Deutschland ist es den Leuten relativ egal, ob ihr Nachbar oder Arbeitskollege ein Muslim ist. Solange der sich anständig benimmt, seine Arbeit macht und seinen Kollegen und Mitbewohnern nicht übermäßig durch seine Religionsausübung die Nerven raubt. Benimmt er sich allerdings fordernd, rücksichtslos und unsensibel, dann sieht er sich, wie jeder Rabauke, Ablehnung ausgesetzt.

Das ist aber kein Antiislamismus, sondern Antiidiotismus. Das ist bei Juden etwas anders: Ein Jude in Deutschland sieht sich heute neben den in rechten und linken Randgruppen üblichen antisemitischen Anfeindungen auch einer gewissen scheuen Neugierde und – tatsächlich – Scham und einer Art „schlechtem Gewissen“ seitens Nichtjuden ausgesetzt. Wenn er sich als Jude outet. Der Umgang zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland ist heute immer noch von Ressentiments, dem Holocaust und einer damit einhergehenden gewissen exotischen Sichtweise geprägt. Juden sind, anders als Muslime, niemals „egal“; man mag sie – oder eben nicht. Aus keinem bestimmten Grund – nur, weil es eben Juden sind.

Und exakt deswegen gibt es einen Antisemitismusbeauftragten und keinen „Anti-Islamfeindlichkeitsbeauftragten“.

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