Leonard Freed: Spurensuche im Nachkriegsdeutschland

Leonard Freed, Kerzenzünden am Schabbat, Frankfurt am Main, 1961; Jüdisches Museum Berlin, 
Inv.-Nr. 2006/198/7


Der amerikanisch-jüdische Fotograf Leonard Freed reiste in den 1950er Jahren nach Europa, um das Schicksal der Juden zu verstehen. Anfang der 1960er Jahre fotografierte Freed das fragile jüdische Leben in Deutschland. Sein, die gegenwärtige Islam-bedingte, rasant fortschreitende Verunmöglichung jüdischen Lebens nicht einmal erahnendes damaliges Buch „Deutsche Juden heute“ (1965) zeigt Synagogenbesuche in Köln, Düsseldorf und Frankfurt, dokumentiert Alltagsmomente wie eine Bar Mizwa oder Chanukka und stellt sogar einen jüdischen Schützenkönig vor. Darüber hinaus porträtierte er prominente Remigranten, darunter den Schauspieler Ernst Deutsch und den Filmproduzenten Artur Brauner. Das Jüdische Museum Berlin präsentiert nun erstmals alle 52 Fotografien aus jener Zeit in einer Ausstellung, die bis zum 27. April 2025 läuft. (JR)

Von Sabine Schereck

Hut, Krawatte, Aktentasche. Der Mann geht morgens ins Büro, die Frau bindet sich die Schürze um und räumt den Frühstückstisch ab, bevor sie sich dem weiteren Haushalt widmet. Der Bundesbürger hat sich im Wirtschaftswunder-Deutschland eingerichtet. Doch was ist mit denen, die Wiedergutmachungsanträge ausfüllen und in der Synagoge von leeren Bänken umgeben sind? Der amerikanische Fotograf Leonard Freed hat sich in den frühen 1960er in der Bundesrepublik umgeschaut und seine Eindrücke 1965 in dem Buch „Deutsche Juden heute“ zusammengebracht. Das Jüdische Museum Berlin zeigt nun erstmals die gesamten 52 Aufnahmen aus der Zeit in einer gleichnamigen Ausstellung.

 

Auf den Spuren der Vergangenheit

Doch wie kam es dazu? Freed, 1929 in Brooklyn geboren, entstammte einer jüdischen Familie Osteuropas. Religion spielte zu Hause keine große Rolle. Doch als er eines Tages seinen Vater auf dem Küchenboden fand, nachdem dieser erfahren hatte, dass seine Verwandten im Holocaust umgekommen waren, hinterließ dies einen tiefen Eindruck auf Freed. In den 1950er Jahren reiste er nach Europa, um genauer zu erfahren, was dort passiert war. Er fuhr nach Deutschland, später führte ihn eine Reportage nach Rom, wo er seine zukünftige Frau Brigitte kennenlernte. Ihre Familie aus Schlesien war nach Kriegsende gezwungen, westwärts zu ziehen und ließ sich in Dortmund nieder. Von der Verfolgung der Juden hatte sie nichts erfahren. Freed verschwieg seine jüdische Herkunft. Auch als er der Familie vorgestellt wurde und ein Blick ins Familienalbum etwas offenbarte, wo anderen der Atem gestockt hätte: Männer in Naziuniformen.

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