120 Jahre Russische Revolution – Kein Platz für Juden

17 Oktober 1905. Bild von Ilja Repin

In der ersten russischen Revolution von 1905 bis 1907 waren es vor allem viele Juden, die führende Rollen in unterschiedlichen Gruppierungen und Parteien übernahmen. Grund dafür war vor allem der erhebliche Antisemitismus des zaristischen Russlands und der Romanows selbst. Trotz vielfacher Hoffnung auf gesellschaftliche Reformen und eine Beendigung der Ausgrenzung zeigte sich rasch, dass der Antisemitismus tief in dem orthodox-christlich-religiösen Land verwurzelt war und keinesfalls nur auf die Zarenherrschaft beschränkt. Während in revolutionären Kreisen „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ ertönte, hallte parallel „Schlagt die Juden!“ durch die Straßen, und nichts deutete darauf hin, dass tiefsitzende Feindbilder sich rasch auflösen würden. Ein Teil der jüdischen Aktivisten suchte im Zionismus einen realistischen Ausweg. Damit gewann die Idee eines jüdischen Nationalstaates in Palästina weiter an Bedeutung, weil nur ein jüdischer Staat auf dem historisch legitimierten Ursprungsland des jüdischen Volkes eine sichere Zukunft und ein verlässliches Zukunftskonzept für jüdische Menschen sowie ihre Familien und ihre Nachkommen sein würde. (JR)

Von Alexander Kumbarg

Das Russischen Reich zu Beginn des 20. Jahrhunderts war eine Epoche, die von politischen und sozioökonomischen Problemen geprägt war, sodass immer mehr Teile der Bevölkerung den Umsturz des autokratischen Systems verlangten. Für die Juden kamen zu Armut und Unfreiheit noch nationale Unterdrückung und zunehmender Antisemitismus hinzu.

Wenn man außerdem die Leidenschaftlichkeit und soziale Aktivität vieler junger Juden berücksichtigt, wird verständlich, warum sie sich so bereitwillig an der Revolution von 1905–1907 beteiligten, sich in Parteiaktivitäten engagierten und auf den Barrikaden kämpften. Ihre Motive waren vielfältig: Manche wollten Russlands politische Ordnung grundsätzlich ändern, andere erhofften sich bessere Lebensbedingungen ohne Diskriminierung. Einen besonderen Stellenwert nahmen die Zionisten ein, deren Haltung zur russischen Politik sich in jener Zeit spürbar wandelte.

 

Juden in revolutionären Parteien

In den offiziellen sowjetischen Darstellungen der Revolution wurde der Begriff „Jude“ später oft vermieden. Das verzerrt jedoch das tatsächliche Bild, denn im revolutionären Spektrum jener Jahre waren Juden in vielerlei Organisationen nicht nur stark vertreten, sondern übernahmen oftmals Schlüsselpositionen. Zu den Führern der Sozialrevolutionären Partei (SR) zählten etwa Michail Gots, Grigorij Gershuni, Evno Azef und Ilja Fondaminski. Im menschewistischen Flügel der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (RSDLP) fungierten Julius Martow, Fjodor Dan und Pawel Axelrod als Ideologen. Aufseiten der Bolschewiki ragten Grigori Sinowjew, Lew Kamenjew und Jakow Swerdlow hervor.

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