Zwei jüdische Brüder aus Ostwestfalen entwarfen das Dirndl für das 100. Jubiläum des Münchner Oktoberfests

© ROMY ARROYO FERNANDEZNurPhotoNurPhoto via AFP

Oktoberfest und Dirndl sind untrennbar miteinander verbunden, doch kaum jemand weiß, dass es nicht Bayern waren, die das Dirndl zum Modetrend machten, sondern zwei ostwestfälische Juden. Das ist die Geschichte der Gebrüder Julius und Moritz Wallach, die 1900 von Bielefeld nach München zogen und dort ein Trachtenmodengeschäft, das „Volkskunsthaus Wallach“, eröffneten. Zehn Jahre später statteten sie – und zwar unentgeltlich – zum Oktoberfest 1910 den historischen bayerischen Landestrachtenzug aus, was ihnen den Titel „Königliche Hoflieferanten“ einbrachte. Der modische Durchbruch des Dirndls und der jüdischen Textilkaufleute kam dann 1930 ausgerechnet in Berlin, als die Operette „Im weißen Rössl“ mit den Bühnenkostümen der Wallach-Brüder aufgeführt wurde. Danach wollten quasi alle Frauen dieses modische Trachtenkleid. Der Juden-Hass und die Juden-Verfolgung unterbrachen den Erfolg der Wallach-Brüder, denen nur die Emigration in die USA das Leben rettete.. (JR)

Von Birgit Gärtner

Das Oktoberfest wird mittlerweile nicht mehr nur in München, sondern im ganzen Land gefeiert. Jeder Ort, jede Einkaufmeile, jedes Möbelhaus, jedes größere Restaurant, kurzum, jeder, der was auf sich hält, lädt ein zum „Oktoberfest“. Mal kleiner, mal größer, aber immer mit den beiden Charakteristika Maßkrug und Dirndl. Doch kaum jemand weiß, dass das Dirndl gar keine Bayern zum Modetrend machte, sondern ostwestfälische Juden. Die allerdings von Bielefeld nach München zogen und dort ein Trachtenmodengeschäft, das „Volkskunsthaus Wallach“, eröffneten.

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde ist vermutlich so alt wie die Stadt Bielefeld, erste Trachten kamen im 15. Jahrhundert auf und das Leineweber-Handwerk etablierte sich im 17. Jahrhundert. Wie diese nun zusammenkamen, die Juden, die Trachten, und die Leineweber – in München, nicht in Bielefeld – und warum Adolf Hitler sich in einem (ehemals) jüdischen Geschäft ausstaffieren lassen konnte, das ist die Geschichte der Gebrüder Julius und Moritz Wallach.

 

Wechselhafte jüdische Geschichte

Die erste Erwähnung eines Ortes namens Bielefeld lässt sich Wikipedia zufolge auf den Anfang des 9. Jahrhunderts datieren, als Stadt wird sie erstmals 1214 bezeichnet. Demnach sollte sie als Kaufmannsstadt den Handel in der Grafschaft Ravensberg fördern und war lange Zeit das Zentrum der Leinenindustrie. Laut der Jüdischen Gemeinde Bielefeld stammt der „früheste dokumentarische Nachweis über die Ansiedlung von Juden […] allerdings erst aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. In einer Urkunde vom 23. April 1345 wird erwähnt, dass der Graf von Ravensberg dem Bielefelder Kanonikus Gottfried de Blomenberge Besitzungen und Abgaben verpfändet hatte, darunter auch die jährlichen Abgaben der Juden in Bielefeld.“

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