Jüdische Abgeordnete im Deutschen Bundestag: Peter Blachstein
Peter Blachstein bei der offiziellen Akkreditierung als Botschafter.© Museum of Yugoslavia
Der ehemalige SPD-Abgeordnete Peter Blachstein war neben Jeanette Wolff und Jakob Altmaier einer von drei Parlamentariern mit jüdischer Herkunft, die unmittelbar nach der ersten Wahl im Nachkriegsdeutschland und damit auch nur kurz nach dem Ende der Shoa in den Bundestag der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland eingezogen sind. Zuvor war seine Lebensgeschichte als Jude von 12 Jahren Ausgrenzung, Verfolgung und Leid gezeichnet. Am 8. Mai 1933 wurde er verhaftet, gefoltert und im KZ Burg Hohnstein in der sächsischen Schweiz gefangen gehalten. Im Dezember 1934 gelang ihm die Flucht in die Tschechoslowakei. Von dort ging es weiter Richtung Norwegen. Blachstein hatte ein feines Gespür für judenfeindliche Tendenzen und trat vehement gegen jede Form von Antisemitismus auf. So meldete er sich lautstark beim Entnazifizierungsverfahren gegen den Nazi-Regisseur Veit Harlan zu Wort, der als „Entlasteter“ eingestuft worden war, obwohl er mit „Jud Süß“ den perfidesten antisemitischen Film überhaupt gedreht hatte. (JR)
Peter Blachstein wurde am 30. April 1911 als Sohn des Textilkaufmanns Max Blachstein und der Bibliothekarin Gertrud Blachstein in Dresden geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er eine Buchhändlerlehre, später studierte er Germanistik und Wirtschaftswissenschaften. Gleichzeitig besuchte er in Dresden eine Schauspielschule, nahm Unterricht bei Mary Wigman und Erich Ponto.
Politische Teilhabe
In die stürmischen Jahre der Weimarer Republik hineingeboren wurde Blachstein zunächst aktiv in der jüdischen Jugendbewegung, vor allem sozialdemokratisch sozialisiert, und war beim Zusammenbruch der ersten deutschen Republik bereits politisch geformt. Durch den Machtantritt der Nationalsozialisten fand seine hoffnungsvolle Karriere ihre jähe Unterbrechung.
Das Exil erlebte Blachstein in verschiedenen Ländern - Tschechoslowakei, Norwegen, Frankreich, Spanien und Schweden. Schließlich nahm er beim zweiten demokratischen Versuch Deutschlands eine aktive Rolle als Volksvertreter ein. Die Tatsache, dass er seit frühen Jahren Sozialdemokrat gewesen war, bestärkte Blachstein in dem Entschluss, sehr bald nach 1945 nach Deutschland zurückzukehren und politisch am Wiederaufbau des Landes aktiv teilzunehmen.
Es ist merkwürdig: Blachstein, für den Jüdischsein bis dahin und auch später kaum eine Rolle gespielt hatte, definierte sich jetzt auch über das Judentum – wenn es ihm opportun erschien. Erkannte er jedoch Antisemitismus oder fühlte er sich damit gar konfrontiert, nahm er dies als jüdisch und sozialistisch Verfolgter wahr.
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