Wahl-Beben in Argentinien: Ein Freund Israels wird Präsident

Der konservative Javier Milei hat in dem zweitgrößten Staat Südamerikas die Wahlen klar für sich entschieden und wird Argentiniens neuer Präsident – sehr zum Missfallen seiner, das Land immer mehr herunterwirtschaftenden, linken Gegner. Milei bezeichnet sich selbst mit dem interessanten Begriff „Anarchokapitalist“. Er will die staatlich nicht selten fehlgelenkte Zentralbank zerschlagen und äußerte bereits die Absicht, die argentinische Botschaft, ganz auf den Spuren der USA, von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen zu wollen. (JR)

Von Filip Gašpar

Der projüdische und proisraelische libertäre Ökonom Javier Milei hat die Stichwahl bei der argentinischen Präsidentschaftswahl mit 55,7% der Stimmen deutlich gewonnen. Sein Gegenkandidat der Mitte-Links-Koalition „Unión por la Patria“ (Union für das Vaterland), Sergio Massa, kam auf 44,30% der Stimmen. Argentinien bekommt damit nicht nur einen Libertären, sondern auch einen Präsidenten, der eine enge Beziehung zum Judentum hat. Dies beweisen mehrere seiner Aussagen und Taten in der Vergangenheit.

Obwohl er sich zum katholischen Glauben bekennt, ist sein Verhältnis zur Kirche nicht das Beste. In diesem Sinne kritisiert er oft Papst Franziskus, den er als „Jesuiten, der den Kommunismus fördert“, als „unvorstellbaren und katastrophalen Charakter“ und sogar als „Repräsentanten des Bösen auf Erden“ beschrieb.

Das bedeutet jedoch nicht, dass in seiner Politik kein jüdischer Einfluss vorhanden wäre.

Darüber hinaus gab Milei im Gespräch mit der argentinischen Tageszeitung „La Nación“ im Jahr 2021 zu: „Ich bin kein Jude, aber ich bin ein Fan Israels, ich habe tiefe Bewunderung. Ich bin Katholik und jeden Tag knie ich vor einem Juden nieder.“ „Ich bin katholisch, aber das bedeutet nicht, dass ich kein großer Bewunderer des jüdischen Volkes und seiner Lehren bin“, bemerkte Milei im selben Jahr auf seinem X-Account, ehemals Twitter. In diesem Sinne ertönte zum Abschluss der Kampagne im Movistar-Arena-Stadion der Schofar am Ende seiner Rede.

 

Ein Freund Israels

Ebenso äußerte er vor der Wahl bei zahlreichen Gelegenheiten seine Absicht, Israel zu seinem „Hauptverbündeten“ zu machen und die argentinische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Er erklärte sogar, dass seine erste internationale Reise im Falle seiner Wahl nach Israel führen würde, mit dem Wunsch, „nach Jerusalem zu reisen, um sein Studium der Thora, des Talmuds und anderer jüdischer Schriften zu vertiefen“.

„Eines der Dinge, die ich gesagt habe, ist, dass meine internationale Ausrichtung auf den Westen und die Werte des Westens ausgerichtet ist. Ich habe bereits gesagt, dass meine beiden großen Verbündeten die Vereinigten Staaten und Israel sind. Darüber hinaus habe ich sogar definiert, wohin ich gehe.“

Seine Nähe zum Judentum veranlasste den Kandidaten auch dazu, seine Führung mit der Geschichte von Moses zu verknüpfen. „Mein größter Bezugspunkt, auf den ich mich ständig beziehe: Moses“, sagte er. Auf die Frage, ob er sich wie der „Moses der argentinischen Politik“ fühle, antwortete der Abgeordnete: „Ich bin dieser Aufgabe nicht gewachsen. Moses besaß eine unendliche Demut. Ich arbeite daran, demütig zu sein, ein ständiger Kampf, den man gegen das Ego, die Gier und die Lust führen muss.“

 

Beratung mit Oberrabbiner

Der Oberrabbiner der jüdisch-sefardischen marokkanischen Gemeinschaft Argentiniens, Shimon Axel Wahnish hat es geschafft, eine Person zu werden, die Mileis größtes Vertrauen genießt. Milei bezeichnete ihn gar als seinen „spirituellen Führer“. Aus diesem Grund ist Wahnish einer der wichtigsten Berater des Präsidenten. Mit ihm führt er regelmäßige Gespräche, in denen der Oberrabbiner sein Wissen über das Judentum, die Thora und Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen weitergibt, die Mileis politische Tätigkeit mit sich bringt.

„Er ist ein Mensch, den ich sehr liebe, den ich regelmäßig zu Rate ziehe.“ sagte er. Eine der Antworten, die Milei in einem Interview mit dem jüdischen Radiosender „Jai“ aus Buenos Aires gab, als er nach Wahnish gefragt wurde. Mit seiner Hilfe durchläuft Milei den Alltag seiner politischen Karriere, geplagt von Herausforderungen, die mit seinem Interesse, Präsident zu werden, einhergehen.

Argentinien steht vor großen Herausforderungen. Das Land ist beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hoch verschuldet bei einem zugleich aufgeblähten Staatsapparat. Der Peso hat in der Vergangenheit gegenüber dem Dollar immer weiter an Wert verloren, was zu Massendemonstrationen und Protesten führte. Man kann Milei nur prophetische Gaben wünschen, all diese Herausforderungen zu meistern.

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