Die sowjetischen Ursprünge des linken Antizionismus
Die heutigen Israelhasser sind die Erben einer der längsten und effektivsten antisemitischen Propagandakampagnen der modernen Geschichte. Der Hetze der Sowjetunion gegen den Zionismus und die Juden sei es laut der Wissenschaftlerin Izabella Tabarovsky gelungen, „den Zionismus seiner Bedeutung als nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes zu berauben und ihn stattdessen mit Rassismus, Faschismus, Nazismus, Völkermord, Imperialismus, Kolonialismus, Militarismus und Apartheid in Verbindung zu bringen“. Gerade an US-amerikanischen Universitäten mehren sich die antisemitischen Ressentiments gegen jüdische Studenten.
1952, in der „Nacht der ermordeten Dichter“, ließ Stalin 13 jüdische Intellektuelle wegen angeblicher Loyalität zu Israel und dem „imperialistischen Lager“ hinrichten.© WIKIPEDIA
Die Wissenschaftlerin des Kennan-Instituts, Izabella Tabarovsky, schrieb 2019 in einem Essay für Fathom, dass es der Kampagne der Sowjetunion gegen den Zionismus und die Juden gelungen sei, „den Zionismus seiner Bedeutung als nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes zu berauben und ihn stattdessen mit Rassismus, Faschismus, Nazismus, Völkermord, Imperialismus, Kolonialismus, Militarismus und Apartheid in Verbindung zu bringen“. Es überrascht nicht, dass Studenten auf dem Campus von Colleges und Universitäten in den Vereinigten Staaten oft ähnliche, wenn nicht sogar identische Rhetorik von antizionistischen Gruppen wie Students for Justice in Palestine (SJP), Solidary for Palestinian Human Rights (SPHR) und Jewish Voice for Peace (JVP) hören.
Die jahrzehntelange antisemitische und antizionistische Kampagne der Sowjets war vielschichtig und beschränkte sich nicht auf Äußerungen der sowjetischen Regierung selbst. Überall dort, wo kommunistische Zellen aktiv waren, in jedem von Moskau kontrollierten Radiosender, in jeder Druckerei, die Anweisungen aus dem Kreml erhielt, stand die Dämonisierung des Zionismus im Vordergrund und wurde immer mit bestimmten aktuellen Ereignissen in Verbindung gebracht, um die Glut des ältesten Hasses der Welt am Glühen zu halten.
Diese Kampagne ging auch über bloße Rhetorik hinaus. Zuweilen ging es um regelrechte Justizmorde. So wurde 1951 der führende tschechische Kommunist Rudolf Slansky inhaftiert und gestand unter extremer Folter fälschlicherweise die Beteiligung an einer zionistischen Verschwörung, wofür er die Todesstrafe erhielt. 1952, in der „Nacht der ermordeten Dichter“, ließ Stalin 13 prosowjetische jüdische Intellektuelle wegen angeblicher Loyalität zu Israel und dem „imperialistischen Lager“ hinrichten. Dies sind nur zwei von vielen Beispielen.
Einfluss auf amerikanische Universitäten
Auf dem College-Campus manifestieren sich solche verdrehten antizionistischen Verschwörungstheorien heute in den ständigen Angriffen auf jüdische Studierende. Im Jahr 2019 hängte die SJP-Sektion an der Emory University Räumungsankündigungen an die Türen jüdischer Studenten. Die Zettel enthielten Statistiken über „palästinensische“ Häuser, die von Israel zerstört wurden, und die Gruppe erhielt von der Wohnheimverwaltung die Erlaubnis, sie anzubringen. Wie bei der sowjetischen Kampagne waren Juden das Ziel, nicht nur „Zionisten“, was schon schlimm genug gewesen wäre. Im Februar dieses Jahres griff die SJP an der Universität von Chicago sogar die Idee der jüdischen nationalen Identität an und behauptete, sie sei von der zionistischen Bewegung erfunden worden. Dovid Efune, Chefredakteur von The Algemeiner, sagte über den Antisemitismus auf dem Campus: „Der größte Vorhersagefaktor ist das Vorhandensein einer Gruppe von Studenten für Gerechtigkeit in Palästina“.
Eine weitere Taktik der sowjetischen Propaganda bestand darin, die Realität des Holocausts zu verdrehen. Im Jahr 1961 beispielsweise stellten die Sowjets die Gültigkeit des Eichmann-Prozesses offen in Frage und behaupteten, Israel trete in die Fußstapfen Nazideutschlands. Als der Prozess näher rückte, begann die sowjetische Presse, Eichmanns Verteidiger anzugreifen, nannte Israel einen Verräter am Andenken der Opfer des Holocaust, weil es mit „Hitlers Erben“ in Westdeutschland zusammenarbeitete, und behauptete sogar, Israel und Westdeutschland würden sich verschwören, um zu verhindern, dass andere Nazis vor Gericht gestellt werden.
Antizionistische Propaganda
Ironischerweise bediente sich der sowjetische Antizionismus selbst in großem Umfang der Nazi-Rhetorik und -Bildsprache. Viele prominente Verfasser von Propagandamaterial wie Trofim Kichko, Juri Iwanow, Lew Kornejew und andere griffen ungeniert auf Ideen aus den „Protokollen der Weisen von Zion“ und „Mein Kampf“ zurück. Sie gaben den Juden sogar die Schuld an der Ausrottung von Juden und Nichtjuden während des Zweiten Weltkriegs. Heute halten antizionistische Gruppen dieses Erbe am Leben, indem sie den Zionismus routinemäßig mit den Nazis vergleichen. Shahd Abusalama, Professor an der Universität Sheffield in Grossbritannien, fand es beispielsweise akzeptabel, dass ein Student im ersten Studienjahr eine israelische Operation in Gaza mit dem Holocaust verglich.
Einer der größten Erfolge der sowjetischen Propagandamaschinerie war die Verabschiedung der Resolution „Zionismus ist Rassismus“ durch die Vereinten Nationen 1975. Ihre Aufhebung im Jahr 1991 hatte kaum Auswirkungen auf die Haltung der Vereinten Nationen gegenüber Israel. Die Statistiken aus dem Jahr 2020 sind besonders anschaulich: Israel war Ziel von 17 UNO-Resolutionen, während alle anderen Länder zusammen, einschließlich Regime wie Iran und Nordkorea, sechs Resolutionen erhielten. Auf Universitäten wird Israel häufig in der gleichen Sprache angegriffen. Bei einer Dichterlesung der SJP in Cornell beispielsweise bezeichnete ein Teilnehmer Israel als „rassistischen, exklusivistischen, supremacistischen Staat“.
Während ihrer gesamten antizionistischen Kampagne war die offizielle sowjetische Linie, dass Antizionismus kein Antisemitismus sei. In einem Artikel der Washington Post aus dem Jahr 1979 hieß es: „Obwohl die Zahl der antisemitischen Bücher und Denunziationen [in der Sowjetunion] seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 ständig zugenommen hat, sind in den letzten Monaten bemerkenswerte Neuzugänge in diesem Genre zu verzeichnen. Offiziell werden sie als ‚antizionistisch‘ bezeichnet. Die sowjetischen Bürokraten weisen vehement zurück, dass ‚Antizionismus‘ gleichbedeutend mit ‚Antisemitismus‘ ist. Für viele sowjetische Juden ist das eine Unterscheidung ohne Unterschied.“
Heute ist dies eines der beliebtesten Argumente unter linken Antizionisten und Antisemiten. In der Tat ist es bezeichnend, dass Anti-Israel-Gruppen wiederholt versucht haben, Universitäten und Gemeinden daran zu hindern, die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance zu übernehmen, die bestimmte Arten von anti-israelischer Rhetorik als antisemitisch definiert. An der City University of New York (CUNY) zum Beispiel twitterte die ehemalige Vorsitzende der SJP-Sektion der CUNY, Nerdeen Kiswani: „#IHRAoutofCUNY wir wissen nur zu gut, dass diese gezielte Verquickung von Antisemitismus mit Antizionismus gegen Palästinenser und Organisatoren für Palästina eingesetzt wird. Wir müssen unser Recht schützen, uns zu organisieren und uns gegen Unterdrückung auszusprechen.“
Es besteht kein Zweifel, dass der heutige linke Antizionismus und Antisemitismus direkt auf die antizionistische Propagandakampagne der Sowjets zurückzuführen ist. Dies zu wissen ist der erste und vielleicht wichtigste Schritt, um einen ausgewogeneren und ehrlicheren Dialog über dieses Thema zu führen.
Avner Yeshurun studiert Finanzwesen an der Universität von Miami und ist 2022 CAMERA on Campus Fellow.
Aus dem Englischen von Daniel Heiniger
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen
in der Druck- oder Onlineform
Werbung