Nicht am hippokratischen Geist gebunden: „Lagermedizin“ in Auschwitz

Von der deutschen Ärztekammer lange nicht thematisiert, wurde nicht nur im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz eine grausame und unsägliche Foltermedizin praktiziert, die von SS-Ärzten wie Josef Mengele oder Carl Clauberg mit sadistischer Akribie und Eifer umgesetzt wurde. Sie führten zahlreiche Sterilisations- und Menschenversuche durch, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefordert wurden. Die kranken Hirne der entmenschten Nazi-Ärzte kannten keine Grenzen beim Ausdenken immer neuer Folterexperimente. Dazu gehörten auch tödliche Phenolinjektionen und chirurgische Eingriffe ohne Narkose. Das Krankenrevier wurde entgegen seiner medizinisch-ethischen Bestimmung zu einem schrecklichen Ort des Mordens. Besonders tragisch war die erzwungene Mitarbeit jüdischer Häftlingsärztinnen und -ärzte, die zwischen Befehlsgehorsam und ihrer eigentlichen Berufung standen und dennoch versuchten, so viele Leben wie möglich zu retten. Zugleich nutzten sie ihre Stellung, um Widerstand zu leisten oder durch Triage wenigstens einigen Leidenden zu helfen. Dieses entsetzliche System der sogenannten „Lagermedizin“ offenbarte einen weiteren Aspekt der völligen Missachtung aller humanitären Grundsätze durch die Nationalsozialisten. (JR)

Von Theodor Joseph

Zwischen dem Frühjahr 1940 und bis zum 27. Januar 1945 existierte das größte Vernichtungslager im deutsch-nationalsozialistischen Machtbereich auf polnischem, ostoberschlesischem Boden – in Auschwitz. Auschwitz-Birkenau ist das größte Lager, in dem Juden von Nationalsozialisten mit Gas ermordet wurden, Synonym für den Holocaust per definitionem. Die Krematoriumsöfen waren Tag und Nacht in Betrieb, ebenso rauchten, weiße Menschenasche ausstoßend, die KZ- Schornsteine. Auschwitz – (Birkenau) ist der größte Friedhof der Menschengeschichte. Ein Fünftel bis ein Viertel der während des Holocaust getöteten Juden wurde hier ermordet, etwa 1 Million Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts. Hinzu kommen die Hunderttausende Opfer wie Oppositionelle, Sinti, Roma, sog. Arbeitsscheue, Homosexuelle, sog. als „Bibelforscher“ genannte Zeugen Jehovas Kriegsgefangene und andere Opfergruppen.

Beteiligt am systemischen Judenmord waren SS-Ärzte, die in eigener Machtvollkommenheit nach Gutdünken über Leben und Tod entschieden. Zum medizinischen Personal in Auschwitz gehörten als Mitglieder der SS „Lagerärzte“, Zahnärzte, Gynäkologen, Bakteriologen. Victor Capusius und Adolf Krömer waren die Lagerapotheker. Horst Schumann war Lagerarzt „Leiter der Röntgenkastration“, Heinrich Plaza war der Lager-Pathologe. Carl Clauberg war Gynäkologe, der grausame Sterilisationsversuche an weiblichen Häftlingen durchführte. Josef Mengele war Lagerarzt im „Zigeunerlager“, im Häftlingskrankenbau des Männerlagers, SS-Lazarett und Leiter pseudomedizinische Versuche an Häftlingen. Und all die anderen in die Tausende gehenden Mediziner, die sich nicht am hippokratischen Eid gebunden fühlten.

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