Israelische Raketen-Abwehrsysteme für Deutschland?
Mit dem Ukraine-Konflikt ist Deutschland aus seinem irrwitzigen und pseudo-pazifistischen Dornröschenschlaf aufgewacht und fährt eine neue Sicherheitspolitik. Nun soll voraussichtlich das Raketen-Abwehrsystem „Arrow3“ Deutschland vor feindlichen Angriffen schützen. Der israelische Abwehrschirm könnte sogar ebenfalls über Polen, Rumänien und dem Baltikum aufgespannt werden. (JR)
Es gibt eine völlig neue Bedrohungslage in Europa, seit die russische Armee in der Ukraine einmarschiert ist. Pazifistische Positionen sind im Westen plötzlich in den Hintergrund getreten. Auch die deutsche Bundesregierung denkt militärpolitisch rundum neu. Jetzt erwägt die Ampel-Koalition sogar, ein kostspieliges, völlig neues Raketen-Abwehrsystem in der Bundesrepublik zu errichten. In der Diskussion ist eines der drei Abwehrsysteme, die sich in Israel seit Jahr und Tag bewährt haben.
„Wir müssen uns besser vor der Bedrohung aus Russland schützen“, sagte der Hauptberichterstatter im Haushaltsausschuss für den Verteidigungsetat, Andreas Schwarz (SPD), der „Bild am Sonntag“ (BamS). “Dafür brauchen wir schnell einen deutschlandweiten Raketenschutzschirm.“ Schwarz weiter: „Das israelische System 'Arrow 3' ist eine gute Lösung."
Israel: Dreifacher Raketen-Sicherheitsschirm
Die Israelis haben einen Abwehr-Schirm aufgebaut, der aus drei ganz unterschiedlichen Systemen besteht. Nur ein System ist hier in Deutschland teils bekannt: der legendäre „Iron Dome“ der Luftwaffe. Kaum ein deutscher Bürger hat aber jemals von den beiden anderen israelischen Systemen gehört: „Arrow 3“ und „David’s Sling“.
Diesen dreifach geknüpften Raketen-Abwehrschirm kennt jeder Bürger in Israel, das seit Jahrzehnten von mehreren arabischen Nachbarstaten und von Terrororganisationen bedroht wird:
• Die „Arrow 3“ ist in der Lage, Mittel- und Langstreckenraketen mit einer Reichweite von 200 bis 2.000 Kilometern abzuschießen. Dieses Raketen-Abwehrsystem wäre wohl in auch in Deutschland ein guter Schutz gegen (Atom-)Raketen aus Russland.
• „David’s Sling“ („Davids Schlinge“) setzen Israelis gegen Kurz- und Mittelstreckenraketen ein, die über eine Reichweite von 40 bis 300 Kilometern verfügen.
• „Iron Dome“ ist seit 2011 in vergangenen Kriegen, die Israel führen musste, sehr häufig zum Einsatz gekommen: Die „Eiserne Kuppel“ vermag mit einer über 90-prozentigen Sicherheit Raketen abzuschießen, die eine Reichweite von 4 bis 70 Kilometern haben.
„Arrow 3": 2025 in Deutschland einsatzbereit?
Das israelische System „Arrow 3“ würde die Deutschen rund zwei Milliarden Euro kosten. Das berichtete die „BamS“ unter Berufung auf Sicherheitskreise. Da das Raketensystem bereits marktverfügbar ist, könnte es bereits 2025 in der Bundesrepublik zum Einsatz kommen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn haben bereits Mitte März darüber beraten, wie das geplante 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen zur Stärkung der Truppe konkret verwendet werden könnte. Thema dabei war auch eine mögliche Anschaffung des israelischen Abwehrsystems "Arrow 3" gewesen. Eine endgültige Entscheidung ist aber offenbar noch nicht gefallen.
Verteidigungspolitiker des Bundestages haben sich am 29. März in Israel auf dem israelischen Luftwaffenstützpunkt Palmachim über die dortigen Raketenabwehrsysteme informiert. Dabei ging es vor allem um den Schutz vor Mittel- und Langstreckenraketen. Gegen solche Bedrohungen verfügt die Bundesrepublik bisher keinen adäquaten Schutz.
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die auch Vorsitzende des Verteidigungsausschusses ist, sagte der „Süddeutschen Zeitung“, sie halte „Arrow 3“ für ein "interessantes" System, Deutschland solle aus ihrer Sicht "sehr offen" über die Anschaffung diskutieren. Es gehe „jetzt darum, eine Fähigkeitslücke zu schließen“.
Zentrum Luftoperationen in Uedem (NRW)
Sicherheitsspezialisten der Bundesregierung erwägen anscheinend, für den Raketen-Schutzschirm in Deutschland an drei Standorten Flugkörper-Radarsysteme vom Typ "Super Greene Pine" aufzustellen, die ihre Daten an den nationalen Gefechtsstand im nordrhein-westfälischen Uedem/Kalkar senden könnten – an das Zentrum Luftoperationen (ZentrLuftOp) der Bundeswehr.
Dort würden Luftwaffen-Soldaten die Lagebilder auswerten. Im Ernstfall würde von einem der im Bundesgebiet stationierten „Arrow 3“-Stützpunkten eine Rakete abgeschossen werden, die im besten Fall eine Angreifer-Rakete abfinge und zerstörte.
Schutzschirm auch für Polen, Rumänien und das Baltikum?
Die Radargeräte sind laut „BamS“ so enorm leistungsstark, dass der Schutzschirm sogar ebenfalls Polen, Rumänien oder die drei baltischen Staaten abdecken könnte. Die Nachbarländer müssten sich allerdings selbst "Arrow 3"-Raketen kaufen. Um Angreifer-Raketen in diesen Ländern abschießen zu können, müsste das Radarbild von deutschen Soldaten in die Nachbarstaaten geliefert werden.
SPD-Verteidigungsexperte Andreas Schwarz sagte: "Wir können den Iron Dome auch über unsere Nachbarländer spannen. Damit würden wir eine Schlüsselrolle für Europas Sicherheit übernehmen."
Hier hat der Sozialdemokrat allerdings den "Iron Dome" (Eisenkuppel) mit „Arrow 3“ verwechselt. Aber vielleicht träumt der Sozialdemokrat insgeheim auch schon davon, für die Bundesrepublik ebenfalls die Abwehrsysteme „Iron Dome“ und „David’s Sling“ einzukaufen?
Schutz gleich auch für Österreich?
Die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ hat den SPD-Sicherheitsexperten Schwarz gefragt, ob Deutschland einen Raketen-Abwehrschirm auch für Österreich aufspannen könne.
Die Antwort des Abgeordneten: "Das Bedrohungsszenario hat sich geändert, und es darf für die Sicherheit der Menschen in Europa keine Denkverbote geben. Wir müssen auch die Raketenabwehr europäisch denken und mit unseren Nachbarn und Partnern über eine mögliche Zusammenarbeit sprechen."
Solche schneidigen Antworten eines Sozialdemokraten hätte man sich vor der Invasion der russischen Truppen in der Ukraine nicht vorstellen können. Erstaunlich, welche neuen sicherheitspolitischen Positionen heute in den westlichen Demokratien plötzlich zu hören sind. Putins Politik macht’s möglich.
Das jüdische Nachrichtenportal „Israel heute“ schrieb dazu: „Wer hätte damals, als Juden in Deutschland verfolgt und vernichtet wurden, daran gedacht, dass Deutschland etwa 80 Jahre später daran denkt, seinen Luftraum durch ein von Israel, von Juden, entwickeltes Abwehrsystem verteidigen zu lassen.“
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