Wie die Muslimbruderschaft mit Milliarden Dollar Harvard, Yale & Co beeinflusst

Amerikanische Spitzenuniversitäten haben über Jahrzehnte Spenden in Milliardenhöhe nicht vorschriftsmäßig gemeldet, um deren Herkunft aus Katar und dem Umfeld der Muslimbruderschaft zu vertuschen. Obwohl diese Gelder dem Ziel dienen Unterricht und Lehre für Amerikas Elite von morgen zu beeinflussen und zu manipulieren.

Studenten in Yale

Von Stefan Frank

Wie groß ist der geheime finanzielle Einfluss der Muslimbruderschaft auf Harvard, Yale, Cornell & Co.? Amerikanische Universitäten – vor allem die berühmten unter ihnen, die „Eliteuniversitäten“ – haben über Jahrzehnte Geldgeschenke aus dem Ausland in Milliardenhöhe angenommen und es unterlassen, sie bei der zuständigen Regierungsstelle zu melden, wie es das Gesetz vorschreibt.

Zu einem ihrer größten Geldgeber gehört die Qatar Foundation, die mit der Muslimbruderschaft verflochten ist (sie finanziert auch die Hamas und den bekannten europäischen Islamisten Tariq Ramadan). Eine Untersuchung des U.S. Department of Education, die in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium geführt wurde, kam im Oktober zu dem Schluss, dass die führenden US-Universitäten die aus dem Ausland (von Katar, China, Russland anderen im Bericht als „ausländische Gegner“ bezeichneten Akteuren) erhaltenen Geschenke „eklatant zu niedrig angegeben“ hatten – es geht um mindestens sechs Milliarden US-Dollar.

Grundlage des Vorwurfs ist ein Gesetz aus dem Jahr 1986, wonach US-amerikanische Universitäten Geschenke und Verträge im Wert von 250.000 USD und mehr anzeigen müssen, wenn der Spender bzw. Vertragspartners seinen Sitz im Ausland hat. Nachdem dieses Gesetz jahrzehntelang nicht durchgesetzt wurde, hat die Trump-Regierung es zu einer Priorität gemacht. Sie folgte damit einer Anregung von Charles Small, dem Gründer und Direktor des Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy (ISGAP).

 

Antisemitismusforschung war Yale ein Dorn im Auge

In einem Telefongespräch, das ich im November mit Charles Small führte, erläuterte er, wie es dazu kam. Es sei ein „Zufall“ gewesen, der mit der Schließung des von ihm geleiteten Instituts zur Antisemitismusforschung in Yale begann. 2011 beschloss die Universität Yale, die fünf Jahre zuvor gegründete Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism (YIISA) zu schließen. YIISA hatte sich ausschließlich durch Spenden finanziert, war der Universität also nicht zur Last gefallen und hätte von Yale eigentlich als Aushängeschild geschätzt werden sollen.

Ein Vorwurf, der damals in der Debatte von Gegnern des Instituts erhoben wurde, lautete: YIISA betreibe advocacy, was man grob mit Parteinahme übersetzen kann. Damit war gemeint, dass Charles Small und seine Kollegen es nicht nur als ihren Auftrag ansahen, den Antisemitismus zu erforschen, sondern ihn auch zu bekämpfen, etwa durch eine große internationale Konferenz über gegenwärtigen Antisemitismus unter dem Titel „Global Antisemitism – A Crisis of Modernity“, die im August 2010 stattfand. Die führte zu wütenden verbalen Angriffen der PLO, die dem Institut das „Schüren von Hass“ vorwarf.

War das der Grund für das Aus? Yales Führung verneinte das und schob andere Gründe vor: YIISA habe „leider nicht den gleichen Erfolg“ gehabt wie andere Programme, hieß es lapidar; zu wenig wissenschaftliche Arbeit sei in „erstrangigen Periodika veröffentlicht“ worden, YIISA habe „nicht genug Forschung und Lehre in Gang gebracht“.

 

Clinton und der Sudan

Kurz nach diesem Vorfall stieß Charles Small, wie er mir letzten Monat erzählte, auf eine E-Mail, die an den Vizepräsidenten der Universität Yale gerichtet gewesen sei. Sie stammte von einem Geschäftsmann, dem die asch-Schifa-Arzneimittelfabrik im Sudan gehört habe – die der damalige US-Präsident Bill Clinton am 20. August 1998 als Vergeltung für die Al-Qaeda-Anschläge auf US-Botschaften in Ostafrika bombardieren ließ –, und der Verbindungen zur Muslimbruderschaft gehabt haben soll.

Dieser Mann, der gegen Yale eine Klage wegen eines bei Yale University Press erschienenen Buches über die Hamas geführt hat, sei auch sehr gegen das YIISA eingestellt gewesen. Für Small war die E-Mail der Auftakt zu Recherchen über diesen Geschäftsmann und dessen Verbindungen zur Muslimbruderschaft einerseits, zu Yale andererseits.

In unserem Gespräch nannte Small etliche Namen von Personen und Firmen: Yale-Mitarbeiter, Geschäftsleute, ein Pharmaunternehmen mit Sitz in Massachusetts und jemanden, der in den USA wegen Terrorunterstützung zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden sei. Weil es mir nicht möglich ist, die Angaben über diese Personen und Firmen zu überprüfen – und es in diesem Artikel auch nicht darauf ankommt –, lasse ich diesen Teil aus und berichte gleich, was Small als das Ergebnis seiner Recherchen nannte:

„In sehr kurzer Zeit entdeckte ich dieses ganze Netzwerk von groß angelegter Terrorfinanzierung, großem Geschäft und der Verbindung von Muslimbruderschaft und Yale. Diese Gruppe [die Muslimbruderschaft; Anm. Mena-Watch] war maßgeblich an der Schließung unseres Zentrums beteiligt.“

Als jemand, der sich beruflich „mit Sozialtheorie und Ausdrucksformen des Antisemitismus“ beschäftige, habe er nicht einschätzen können, ob das, was er herausgefunden habe, relevant sei, erzählte mir Small. Er habe dann mit Experten für Terrorismusbekämpfung gesprochen, die ihm gesagt hätten: „Diese Firma, diese Bank, diese Vereinigung, die sind mit der Muslimbruderschaft und der Finanzierung des Terrors verbunden.“ Daraufhin habe sein Institut, das ISGAP, Wirtschaftsprüfer engagiert, die in mühsamer Recherchearbeit Zuwendungen der Muslimbruderschaft an amerikanische Universitäten aufspüren sollten. Small sagt:

„Unser Team hat rund drei Milliarden Dollar an Geldern gefunden, die hauptsächlich von der Qatar Foundation, also der Muslimbruderschaft, stammen. Diese Finanzierung war dem Bildungsministerium nicht gemeldet worden.“

Er habe 2012 angefangen, daran zu arbeiten. Vor zwei Jahren hätten er und sein Team dann „nach sechs Jahren intensiver Arbeit“ ein Forschungsergebnis zusammengestellt und es an das Bildungs- und das Justizministerium geschickt. Im November 2019 begann die US-Regierung eine Bundesermittlung zur undokumentierten Finanzierung amerikanischer Universitäten.

 

Viel Geld aus Katar

Mittlerweile gehe man von über 18 Milliarden US-Dollar aus, die seit 1986 an undokumentierten Geldern aus ausländischen Quellen an amerikanische Universitäten geflossen seien, sagt Small. „Dies ist ein ernstes Problem.“ Die Finanzierung durch die Muslimbruderschaft habe Auswirkungen auf Unterricht, Lehrpläne und den Diskurs an den betreffenden Universitäten.

„Auch die Finanzierung der Students for Justice in Palestine (SJP) – die mit der Muslimbruderschaft verbunden sind – macht die politische Atmosphäre auf dem Campus für jüdische Studenten immer schwieriger.“

Es bestehe ein „Zusammenhang zwischen der intellektuellen und politischen Atmosphäre an Universitäten in Bezug auf palästinabezogenen Themen und Antisemitismus sowie der Finanzierung amerikanischer Universitäten durch die Muslimbruderschaft“, so Small.

Sind diese Geldzuwendungen an konkrete Bedingungen geknüpft? „Es ist schwer nachzuweisen“, antwortet Small, „dass eine Person, die die Stiftung der Muslimbruderschaft vertritt, eine bestimmte Person kontaktiert und gesagt hat: ‚Wir geben Ihnen Geld, wenn Sie A, B und C tun oder zionistische Entitäten schließen’ – das ist schwierig.“ Small nennt das Beispiel der YIISA-Konferenz von 2010:

„Ein führendes Mitglied von CAIR [Council on American-Islamic Relations, Anm. Mena-Watch], das direkt mit der Muslimbruderschaft verbunden ist, bloggte dort über die Konferenz, und am nächsten Tag hielt der PLO-Botschafter in Washington eine Pressekonferenz in Washington ab und sagte, dass unser Forschungszentrum eine rassistische, faschistische und zionistische Entität sei und von der Universität entfernt werden müsse.“

Dies habe zu „Aktivismus von Menschen aus der Muslimbruderschaft, aber auch von linksliberalen Intellektuellen“ geführt, „die sagten, wir würden Parteinahme betreiben. Dies hatte Auswirkungen. In Yale haben sie uns geschlossen, sie haben auch das ‚Iranian Human Rights Documentation Center‘ geschlossen – beides innerhalb von sechs Monaten.“ Zur selben Zeit habe die Universität Yale Geld von der Qatar Foundation erhalten:

„Ich habe keine direkten Informationen darüber, dass Einzelpersonen aufgrund von Finanzmitteln beschlossen haben, etwas zu tun. Es ist die Atmosphäre und der Kontext: Wie die Muslimbruderschaft Yale Dollar gespendet hat und alles geschlossen wurde, was sich ihrer Agenda widersetzt.“

Das sehe man auch bei Nahoststudiengängen an anderen Universitäten, die dem Begriff des „jüdischen Volks“ sehr feindlich gegenüberstünden, sagt Small. „Es besteht sicher eine Verbindung. Sehen Sie sich die Aktivitäten der ‚Students for Justice in Palestine‘ an, die ideologisch mit der Muslimbruderschaft verbunden sind, und die Professoren, die den Staat Israel dämonisieren und in der westlichen Welt zu einer dominanten Perspektive geworden sind.“

 

Dieser Artikel erschien zuerst bei „Mena Watch“.

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