Warum Saudi-Arabien keine F-35-Kampfflugzeuge in die Hände bekommen darf

Die geplante Lieferung hochsensibler F-35-Stealth-Technologie an das saudische Königshaus stellt ein sicherheitspolitisches Risiko dar, das Washington und Jerusalem nicht ignorieren dürfen. Wer einem autoritären islamischen Regime derart weitreichende Fähigkeiten in die Hand gibt, öffnet Tür und Tor für strategische Erpressbarkeit und wiederholt jene historischen Fehlurteile, die den Nahen Osten schon einmal brandgefährlich destabilisiert haben. In einer Region, in der Machtwechsel oft abrupt und gewaltsam erfolgen, wäre jeder Verlust amerikanischer Kontrolle über diese Technologie ein irreversibler Schaden. Vor allem Israel, das von saudischem Territorium in Minuten erreichbar wäre, darf nicht zum Einsatzgebiet geopolitischer Leichtfertigkeit werden. Dies wäre geradezu suizidal und brandgefährlich. Deshalb sollte man sich trotz der vollmundig verkündeten Abraham-Abkommen nicht blenden lassen. (JR)

Von Moshe Phillips/JNS.org

„Wir werden einen Deal abschließen. Sie werden F-35 kaufen. Sie kaufen sie von Lockheed, und es ist ein großartiges Flugzeug“, erklärte US-Präsident Donald Trump Mitte November im Oval Office während des Besuchs des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Diese Nachricht sollte jeden Amerikaner und alle Freunde Israels alarmieren.

Trotz der Bedeutung, die Saudi-Arabien für die Vereinigten Staaten hat, bleibt es eine autoritäre, repressive Monarchie, deren Innenpolitik alles andere als stabil ist. Die Bewaffnung eines solchen Regimes mit den modernsten Stealth-Kampfflugzeugen birgt Risiken, die für den heutigen Nahen Osten einfach zu hoch sind. Freundlich gesinnte Machthaber können gestürzt werden, die Politik kann sich über Nacht ändern, und die Waffen, die ihnen in die Hände gegeben werden, können schnell außerhalb des Einflusses oder der Kontrolle der USA liegen.

 

Land ohne demokratischen Kontrollmechanismen

Dies ist kein gewöhnlicher Waffenverkauf. Riad Zugang zu den F-35 zu gewähren bedeutet, Amerikas modernste Stealth- und Sensortechnologie in die Hände eines Regimes zu geben, das keine demokratischen Kontrollmechanismen kennt und dessen politische Kontinuität langfristig völlig ungewiss ist.

Es gibt keine Garantie dafür, dass künftige saudische Herrscher sich den amerikanischen Interessen so anschließen werden, wie es die derzeitige Führung behauptet. Die entscheidende Frage ist nicht, ob die Saudis derzeit freundlich gesinnt sind, sondern ob die Vereinigten Staaten einer Autokratie mit derart hochentwickelten Systemen vertrauen können, wenn deren künftige Verwendung nicht vorhersehbar oder einschränkbar ist. Die arabische Welt ist bekannt für ihre Revolutionen und gewaltsamen Staatsstreiche.

Die Geschichte mahnt zur Vorsicht. Washington verkaufte einst F-14-Kampfflugzeuge an den Schah von Persien, doch nach der islamischen Revolution von 1979 wurden diese Jets zu Vermögenswerten eines radikal antiamerikanischen Regimes. Vor diesem Sommer stellte die iranische Luftwaffe nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für Israel eine Bedrohung dar – eine Bedrohung, die zum Teil auf einen kurzsichtigen Waffenverkauf zurückzuführen war, der unter dem Vorwand erfolgte, dass ein autokratisches Regime stabil bleiben würde. Diese Lektion sollte eine wichtige Rolle spielen, wenn der Kongress darüber entscheidet, ob er noch fortschrittlichere Flugzeuge an einen weiteren autoritären Staat verkauft.

F-35-Stealth-Kampfflugzeuge können Israel in nur wenigen Minuten von Saudi-Arabien aus erreichen – einem Land, das noch immer keine offiziellen Beziehungen zu Israel unterhält und dessen Königshaus weiterhin israelische Produkte boykottiert.

 

Technologie könnte kompromittiert werden

Die Notwendigkeit einer dringenden Prüfung durch den Kongress ist klarer denn je. Die Gesetzgeber dürfen dies nicht als eine weitere diplomatische Gefälligkeit behandeln, sondern müssen darauf bestehen, dass bei jedem Verkauf stealth-empfindliche Technologien ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus sind nationale Sicherheitsbeamte alarmiert über die Möglichkeit, dass China über Riad Zugang zu US-Stealth-Technologie erhalten könnte. Das ist keine theoretische Sorge: Berichten zufolge befürchten einige Mitglieder der Regierung, dass die F-35-Technologie angesichts der starken Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und China kompromittiert werden könnte.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Saudis aus welchen Gründen auch immer beschließen könnten, einen Teil dieser hochtechnologischen Überschall-Stealth-Kampfflugzeuge/Bomber an ein anderes Land zu übertragen. Im Jahr 1982, während des Krieges Israels gegen die „Palästinensische Befreiungsorganisation“ im Libanon, wurde weithin berichtet, dass unter den von Israel beschlagnahmten Waffen auch amerikanische M-16-Armeegewehre waren, die ursprünglich an Saudi-Arabien verkauft worden waren.

Der Kongress muss handeln, bevor Verträge unterzeichnet und Jets ausgeliefert werden. Sobald die Stealth-F-35-Flugzeuge die amerikanische Kontrolle verlassen, ist die strategische Gefahr nahezu irreversibel. Die Vereinigten Staaten dürfen nicht zulassen, dass kurzfristige geopolitische Vorteile oder finanzielle Anreize ihr langfristiges Urteilsvermögen trüben. Versprechungen aus Riad, selbst im Hinblick auf eine Normalisierung im Stil des Abraham-Abkommens, sind es nicht wert, Amerikas technologischen Vorsprung aufzugeben oder die Sicherheit Israels zu untergraben.

Es ist ein historisches Risiko, einer zutiefst autoritären Monarchie den Erwerb der modernsten Flugzeuge zu ermöglichen, die jemals gebaut wurden. Dies könnte die Sicherheit sowohl der USA als auch Israels jahrzehntelang gefährden, wenn der Kongress nicht einschreitet und den Verkauf von F-35 an antidemokratische Regime streng begrenzt.

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