Chanukka - Ein bisschen Licht vertreibt viel Dunkelheit

© Peter van der Sluijs/WIKIPEDIA

Das achttägige Lichterfest Chanukka erinnert im Judentum an den Aufstand der Makkabäer gegen die hellenistische Herrschaft und Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem. In der Synagoge und zu Hause werden zur Feier Lichter angezündet. Traditionell wird ein achtarmiger Leuchter verwendet, um im Verlauf von Chanukka jeden Tag eine weitere Kerze anzuzünden. (JR)

Chabad.org

Was bedeutet Chanukka für uns?

Die Chanukka-Lichter sind mehr als einfach eine Erinnerung an Wunder vergangener Tage. Sie bieten uns Erleuchtung in einer Zeit, wo Sorgen und Ängste unser Leben verdunkeln. Wir zünden Chanukka-Leuchter an öffentlichen Plätzen, damit jeder kommen und sehen kann: Dunkelheit und Finsternis vertreibt man nicht mit Gewalt, vertreibt man nicht mit Aggression. Dunkelheit vertreibt man mit Licht, und wie unsere Weisen sagten: „Ein bisschen Licht vertreibt viel Dunkelheit.“

 

Unserem Leben Licht geben

Jede Nacht von Chanukka zünden wir ein zusätzliches Licht auf der Menora an – bis am achten Tag alle acht Flammen brennen. Daraus lernen wir, dass wir bezüglich des Guten und der Wohltaten nicht auf unseren Lorbeeren ruhen dürfen, sondern stets zulegen müssen.

 

Ausleuchtung der Dunkelheit

Das jüdische Gesetz schreibt vor, dass der Chanukka-Leuchter nach Einbruch der Nacht anzuzünden ist. Dies ist Ausdruck unserer Aufgabe in dieser Welt: Die Dunkelheit auszuleuchten, denn die Dunkelheit existiert nur, um in Licht gewandelt zu werden.

 

Lichtstifter

Wenn sich jemand in einem kalten Haus aufhält, hat er zwei Möglichkeiten: Einen warmen Mantel anzulegen oder ein Feuer anzuzünden. Legt er einen warmen Mantel an, wird er sich wärmen – anderen hilft er damit aber nicht. Wenn er aber ein Feuer entzündet, erwärmt er das ganze Haus – auch für andere.

Und das ist die Bedeutung von Chanukka: Es ist nicht genug, für den eigenen Komfort – materiell wie auch geistig – zu sorgen, sondern unsere Aufgabe ist es, anderen zu helfen, durch persönliches Beispiel Mitmenschen zu inspirieren, mitanzupacken und Positives zu tun.

 

Die Pflicht, die Welt zu erleuchten

Auszug aus einem Brief

Chanukka, das Lichterfest, erinnert uns an den Sieg des militärisch schwachen, aber spirituell starken jüdischen Volkes über die mächtigen Heere eines gnadenloses Feindes, der das Heilige Land überrannt hatte. Das war vor über 2100 Jahren. Damals waren Land und Leute in Dunkelheit gehüllt.

Der wundersame Sieg gipfelte in der neuen Weihe des Heiligtums zu Jerusalem und dem erneuten Anzünden der Menora, die der Feind entweiht und gelöscht hatte. Seither feiern wir diesen Sieg während der acht Tage von Chanukka, vor allem, indem wir die Chanukka-Menora anzünden, auch als Symbol und Botschaft des Triumphs der Freiheit über die Unterdrückung, des Geistes über die Materie, des Lichtes über die Dunkelheit.

Das ist eine aktuelle und tröstliche Botschaft, denn die Kräfte der Dunkelheit sind immer da. Und die Gefahr lauert nicht nur draußen, sondern auch bei uns zu Hause: Uralte Werte und Grundsätze drohen ausgehöhlt zu werden, obwohl sie das Fundament jeder anständigen Gesellschaft sind. Natürlich lässt die Dunkelheit sich nicht mit Besen und Stöcken vertreiben, sondern nur durch Licht. Unsere Weisen sagen: “Ein bisschen Licht verjagt eine Menge Dunkelheit.”

Das Chanukka-Licht erinnert uns ganz offensichtlich daran, dass die Erleuchtung zu Hause beginnt, in uns selbst und in unserer Familie. Wir müssen das Licht der Torah und der Mizwot im täglichen Leben verstärken, obwohl jeden Tag ein neues Licht angezündet wird. Aber die Erleuchtung endet nicht zu Hause. Wenn wir ein Licht zum eigenen Vorteil anzünden, nützt es allen, die sich in der Nähe aufhalten. Die Chanukka-Lichter wollen ausdrücklich auch die “äußere Seite” erleuchten und weisen uns dadurch symbolisch auf unsere Pflicht hin, auch denen Licht zu bringen, die aus irgendeinem Grund noch im Dunkel leben.

Was für Individuen gilt, das gilt auch für Nationen und Völker. Wir alle haben die Pflicht und die Ehre, alle Kräfte des Lichts zu Hause und in der ganzen Welt zu stärken, und zwar mit zunehmendem Einsatz.

 

Das Wunder

Viele kleine und große Wunder begleiteten Israels Befreiung von der hellenistischen Unterdrückung und die neue Weihe des Heiligen Tempels als Leuchtturm G-ttes. Aber der Talmud sagt, ein bestimmtes Wunder sei die Summe und Substanz Chanukkas: das Wunder des kleinen Ölkruges, dessen Inhalt acht Tage lang brannte.

Damals standen die Juden vor einer bislang nie gekannten Herausforderung. Der Hellenismus, eine giftige Mischung aus Hedonismus und Philosophie, ließ sich mit den üblichen Werkzeugen – jüdische Gelehrsamkeit und Tradition – nicht besiegen. Nur der Krug mit reinem Öl, die Essenz der jüdischen Seele, die über Vernunft und Ego hinausging und von der die typisch jüdische, zum Selbstopfer bereite Treue zu G-tt stammt, konnte den Weg aus dem Sumpf erleuchten. Erst als wir diese innere Reserve aus nicht zu verunreinigendem Öl nutzten, konnten wir die heidnischen Eindringlinge aus G-ttes Haus vertreiben und die Fackel Israels als Licht unter den Völkern neu entzünden.

Aber das Öl reichte nur einen Tag! Die höchsten Kräfte des Menschen flackern ihrer Natur nach hell und flüchtig; sie kehren bald ins Überbewusste zurück, aus dem sie stammen. Wenn das tiefste Selbst eines Menschen herausgefordert wird, stimuliert es die Essenz seiner Seele, und keine Macht auf Erden kann deren Flamme löschen. Doch dieser Moment geht vorbei; der Aufruhr weicht der Routine, und wir sind wieder unser gewöhnliches, sterbliches Selbst.

Das Wunder Chanukkas war, dass die Menora mit diesem Öl acht Tage lang brannte; dass die Flamme des Selbstopfers über den Moment der Wahrheit, über den Tag der Abrechnung hinaus brannte; dass das wenige reine Öl seine eintägige Lebensspanne um eine Woche übertraf und die sieben Kammern der Seele erleuchtete. (Der Kabbala zufolge gibt es sieben Middot, fundamentale Charakterzüge: Liebe, Zurückhaltung, Harmonie, Ehrgeiz, Hingabe, Bindung und Empfänglichkeit, die sämtliche Gefühle und jede Motivation des Herzens hervorbringen). Dies war kein bloßes Aufflackern des Lichts in einem Meer von Dunkelheit, sondern eine Flamme, die allen Generationen Reinheit und Licht spenden sollte, unter jedweden Umständen.

Darum berichtet der Talmud, dass diese acht Tage erst im folgenden Jahr als Chanukka-Fest gefeiert wurden. Ein Jahr ist ein Mikrokosmos der Zeit; es symbolisiert alle Jahreszeiten und Umwandlungen. Deshalb konnten wir den Sieg von Chanukka erst im nächsten Jahr, nach Ablauf des gesamten Jahreszyklus, zum festen Inventar unseres Lebens machen.

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