Der moralische Bankrott des Westens

© AFP

Als Harvard- Präsidentin hatte Claudine Gay bei einer Kongress-Anhörung zum Thema Antisemitismus an Elite-Unis mit ihren Statements schockiert. Auf die Frage, ob „Forderungen nach einem Völkermord an Juden die Regeln der Harvard-Universität in Hinblick auf Mobbing und Belästigung“ verletzten, gab Gay die ungeheuerliche Antwort: „Es hängt vom Kontext ab.“ Erst nach massiven Protesten reichte Gay ohne Spur von Einsicht und ohne Bedauern ihren Rücktritt ein. Allerdings weigern sich viele der sogenannten Liberalen, zwischen den Hamas-Mördern und ihren israelischen Opfern zu unterscheiden, konfabulieren von einem Völkermord in Gaza und schreien nach einem Waffenstillstand. Dagegen kommt kaum einer auf die Idee zu fordern, dass sich die Hamas endlich ergeben soll, was das Töten sofort beenden würde.

 

 

Von Melanie Phillips/JNS.org

 

Die Beweise für einen tiefgreifenden moralischen Zusammenbruch im Westen werden immer überwältigender. Seit dem Hamas-Pogrom vom 7. Oktober in Israel ist die Jagd auf Juden in der Diaspora eröffnet und die Zahl der antisemitischen Angriffe hat enorm zugenommen.

Studenten amerikanischer Universitäten haben Anfang Dezember vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses für Bildung und Arbeit leidenschaftlich über die Krise des Antisemitismus auf dem Campus berichtet. Das Problem besteht nicht nur darin, dass Leute auf Juden herumhacken; schlimmer noch, es wird von anderen angeheizt, die es besser wissen sollten, die es aber erleichtern. Sie prangern an, dass Universitätsadministratoren und Lehrkräfte die Einschüchterung jüdischer Studenten entweder ignorieren oder sich aktiv daran beteiligen.

Der Kongress hörte von körperlichen Angriffen auf jüdische Studenten, von Aufrufen auf dem Campus, „die Juden zu vergasen" und von Beschimpfungen, dass „Hitler Recht hatte".

 

Unerträgliche Zustände

Eyal Yakoby, Student an der Universität von Pennsylvania, erzählte, wie er und andere Studenten gezwungen waren, in ihren Zimmern Zuflucht zu suchen, als Mitschüler und Professoren den Völkermord an den Juden skandierten. Sie sprachen vom „glorreichen 7. Oktober" und sagten Dinge wie „Du bist ein dreckiger kleiner Jude, du verdienst den Tod". Die MIT-Studentin Talia Khan, Tochter einer jüdischen Mutter und eines afghanischen Muslims, sagte, dass sich 70 % der jüdischen Studenten auf dem Campus gezwungen fühlten, Zeichen ihrer jüdischen Identität zu verbergen.

Nachdem ein Postdoktorand behauptet hatte, dass Juden die Welt durch ein globales Apartheidsystem versklaven wollten und dass Israel „Palästinensern“ Organe entnommen habe und andeutete, dass der durchschnittliche Israeli ein Nazi sei, erklärte der Diversity-Beauftragte seiner Abteilung, so Khan, dass nichts davon „Hassrede" sei und dass die Theorie der Organentnahme „bestätigt" sei.

Andere Diversity-Mitarbeiter am MIT hätten behauptet, Israel habe kein Existenzrecht, während Fakultätsmitglieder jüdischen Studenten gesagt hätten, wenn sie Angst hätten, sollten sie einfach „zurück nach Israel gehen". Die Präsidenten von Harvard, Penn und MIT - Claudine Gay (zwischenzeitlich vom Amt zurückgetreten), Liz Magill (ebenfalls nach Protesten zurückgetreten) und Sally Kornblut - erschienen ebenfalls vor dem Ausschuss. Ihre Antworten ließen die Kinnladen herunterfallen. Die Abgeordnete Elise Stefanik (R-N.Y.) fragte sie, ob die auf dem Campus zu hörenden völkermörderischen Sprechchöre wie „Lang lebe die Intifada" und „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein" gegen die eigenen Richtlinien dieser Universitäten gegen Mobbing oder Belästigung verstoßen. Zu Stefaniks wachsender Ungläubigkeit und Abscheu weigerten sich die drei, eine klare Antwort zu geben und sagten, es hänge alles vom „Kontext" ab. In welchem denkbaren Kontext kann man Aufrufe zum Völkermord an den Juden akzeptabel finden?

Als der Abgeordnete John James (R-Mich.) die drei Präsidenten fragte, was sie zur Bekämpfung des Judenhasses unternähmen, herrschte Schweigen, da sie sich gegenseitig ansahen, um sich zu vergewissern, dass sie alle auf einer Linie liegen - nichts zu tun. Das Verhalten dieser drei Ivy-League-Schulleiter war im höchsten Maße schockierend. Aber wie kann jemand wirklich erstaunt sein, wenn man bedenkt, was in den letzten Jahrzehnten mit der Bildung geschehen ist?

 

Zusammenbruch der Normen

In vielen Fällen handeln Pädagogen und Verwaltungsangestellte nicht nur aus Feigheit nicht gegen Antisemitismus, sondern weil sie selbst ganz oder teilweise die verdrehte und moralisch bankrotte Denkweise teilen, die dem Ganzen zugrunde liegt. Sie haben zugelassen, dass Identitätspolitik, „Intersektionalität" und Opferkultur an den Universitäten des Westens Einzug gehalten haben, und sich geweigert, gegen Mobbing und Belästigung in den Bereichen Ethnizität, Sexualität und Geschlecht vorzugehen.

Diese Dogmen bedeuten einen völligen Zusammenbruch der Normen von Moral und Rationalität. Sie besagen, dass bestimmte Kategorien von Menschen - wie Männer, Heterosexuelle und Israelis - keine Opfer sein können, weil sie die politische und wirtschaftliche Macht über Frauen, Schwule und „Palästinenser“ innehaben und daher nicht für das von ihnen begangene Unrecht verantwortlich sind. Noch bedenklicher ist, dass die Identitätspolitik, die in der marxistischen Doktrin verwurzelt ist, die Welt zwischen den „Mächtigen“ und den „Unterdrückten“ aufteilt und Juden als Inhaber der höchsten Macht über die gesamte westliche Welt betrachtet, und zwar durch ein kapitalistisches System, das sie angeblich in ihrem eigenen Interesse und zum Nachteil anderer einsetzen.

All dies erklärt auch das erstaunliche Schweigen von Frauengruppen und anderen Liberalen zu den extremen sexuellen Übergriffen der Hamas auf Frauen, die sie am 7. Oktober angriffen und als Geiseln nahmen. Inzwischen sind Beweise für die entsetzliche Barbarei und den Sadismus aufgetaucht, mit denen diese Frauen angegriffen wurden. Sie wurden nicht nur mehrfach und mit extremer Gewalt vergewaltigt, sondern auch an ihren Geschlechtsorganen verstümmelt. Doch obwohl es von Anfang an unbestreitbare Beweise für weit verbreitete Vergewaltigungen während des Pogroms gab, brauchten die Vereinten Nationen acht Wochen, um sich zu diesem Gemetzel zu äußern, und erklärten schließlich schwach, sie seien „alarmiert" über Berichte über „geschlechtsspezifische Gräueltaten und sexuelle Gewalt" während der Hamas-Angriffe.

 

Fehlende Solidarität

Der schockierende Grund für diese Zurückhaltung ist, dass der barbarische Angriff auf israelische Frauen die Narrative, mit denen sich diese Liberalen identifizieren, untergräbt. Der Slogan der performativen „#MeToo"-Bewegung, die durch die Dämonisierung aller Männer als potenzielle Vergewaltiger das angemessene Entsetzen und die Abscheu vor eindeutigen Vergewaltigungen untergräbt, lautet „Schweigen ist Gewalt". Das Hamas-Pogrom, das auf so ekelhafte Weise gezeigt hat, wie echte Gewalt gegen Frauen aussieht, hat „#MeToo" als beleidigend nichtssagend entlarvt.

Es widerspricht auch dem liberalen Narrativ, das die Israelis als „Unterdrücker" dämonisiert und die „Palästinenser“ zu deren Opfern erklärt. Das unvorstellbare Leid der israelischen Frauen (und wir erfahren jetzt, dass auch Männer sexuell missbraucht wurden) durch die Hamas passt einfach nicht dazu. Im Kern dieser perversen Reaktion auf die Gräueltaten der Hamas liegt das grundlegende progressive Mantra des moralischen Relativismus, die Abschaffung der objektiven Wahrheit und die Ablehnung der Notwendigkeit, zwischen verschiedenen Verhaltensweisen zu unterscheiden. Aber ohne solche Unterscheidungen gibt es keine Moral.

So ignorieren die Liberalen den Unterschied zwischen der absichtlichen Tötung von Zivilisten und der unbeabsichtigten Tötung von Zivilisten in einem gerechtfertigten Krieg. Sie ignorieren die Tatsache, dass die Hamas versucht, die Zahl der getöteten Israelis zu maximieren (und „Palästinenser“ absichtlich als Kanonenfutter einsetzt), während Israel Maßnahmen ergreift, die in keinem anderen Land militärisch möglich sind, um das Leben von Zivilisten so weit wie möglich zu schonen.

Sie weigern sich, zwischen den Hamas-Aggressoren und ihren israelischen Opfern zu unterscheiden, und schreien nach einem Waffenstillstand durch Israel. Keiner von ihnen fordert die Kapitulation der Hamas, was das Töten sofort beenden würde. Ein Waffenstillstand seitens Israels hingegen würde dazu führen, dass noch mehr israelische Zivilisten ermordet, gefoltert und vergewaltigt werden.

Jetzt wird klar, warum die völkermörderische Hetze auf dem Campus von der Universitätsverwaltung geflissentlich ignoriert wird; warum diejenigen, die nach einer „Globalisierung der Intifada" schreien, zusammen mit Liberalen demonstrieren, die angeblich nur wollen, dass das Töten aufhört; und warum Feministinnen zu den barbarischen Vergewaltigungen, Morden und sexuellen Verstümmelungen israelischer Frauen durch die „Palästinenser“ in Gaza geschwiegen haben. Das liberale Dogma hat eine moralisch verkommene Gesellschaft hervorgebracht, die Schulter an Schulter mit den Barbaren des islamischen Dschihads marschiert.

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