Wird Künstliche Intelligenz Autoren und Journalisten überflüssig machen? − Eine jüdische Antwort
Roboter haben es nicht leicht als Schriftsteller.© KATERYNA KON/SCIENCE PHOTO LIBRAKKOScience Photo Library via AFP
Selbstverständlich ist die Künstliche Intelligenz (KI) gerade dabei unser Leben in allen denkbaren Bereichen massiv zu verändern. Sie kann blitzschnell Informationen und Daten zusammenfügen und Aufgaben übernehmen, die für den Menschen anstrengend, gefährlich und zeitraubend sind. Der jüdische Blogger Michael Selutin stellt richtigerweise fest, dass es der KI allerdings noch sehr viel an menschlicher Intuition mangelt und wenn es gar um das Judentum geht, ist eines ihrer größten Defizite, das völlige Fehlen an Humor. Auch Trauer, Schmerz und Empathie kann die KI nicht überzeugend oder gar nicht wiedergeben. (JR)
Als Autor gehöre ich zu der Berufsgruppe, die von den Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz (KI) besonders betroffen ist. ChatGPT kann in sekundenschnelle Artikel zu allen möglichen Themen schreiben. Muss ich um meine Arbeit fürchten? Gibt es vielleicht eine spezifisch jüdische Herangehensweise an dieses Thema?
Als ChatGPT herauskam, hatte ich gehofft, dass es mir beim Schreiben dieses Blogs helfen könnte. Wäre es nicht super, wenn ich einfach einige Parameter in den Computer eingebe und er mir eine tolle, lustige Geschichte für meinen Blog herausspuckt, anstatt, dass ich stundenlang daran arbeiten muss? Die Enttäuschung kam jedoch schnell, als das Herausgespuckte leider weder toll noch lustig war.
Ich erkannte, dass die Künstliche Intelligenz von ChatGPT schnell Informationen und Daten zusammenfügen kann, aber überhaupt keinen Humor hat. Und das ist genau der Unterschied, der Autoren die Angst vor der Künstlichen Intelligenz nehmen kann.
Genauso wie Maschinen und Roboter den Menschen von monotoner körperlicher Arbeit befreit haben, genauso befreit uns die künstliche Intelligenz vor monotoner geistiger Arbeit. Das Sammeln von Daten und Informationen, um sie wie bei einem Wikipedia Text zusammenzufassen, ist nicht schwer, aber sehr zeitaufwendig.
Genauso wie Maschinen kräftiger sind als Menschen, sind Computer in bestimmten Bereichen intelligenter als Menschen, wie es uns der Taschenrechner seit vielen Jahren immer wieder beweist. Dementsprechend kann man die Künstliche Intelligenz sehr gut für informative Texte nutzen.
Die Seele des Computers
„Da bildete Gott der Herr den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“
(1. Mose 2, 7)
Der römische Konvertit Onkelos (wahrscheinlich Aquila aus Sinope) nahm bei seiner Übersetzung dieses Verses ins Aramäische eine wichtige Änderung vor, um tiefere Bedeutung des Textes herauszustellen. Er ändert lebendige Seele in „sprechender Geist“, um zu zeigen, dass es vor allem die Sprache ist, die den Menschen vom Rest der Schöpfung unterscheidet.
Die Sprache ist also etwas spezifisch Menschliches und ein Ausdruck seiner Seele.
Man könnte annehmen, dass die Künstliche Intelligenz wahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, die seelischen Aspekte des Menschen nachzubilden. Wie meine Forschungen im Zusammenhang mit lustigen jüdischen Geschichten von ChatGPT ergeben haben, ist die KI heute sicherlich noch weit davon entfernt, Humor generieren zu können. Das gilt auch für andere menschliche, emotionale Aspekte wie Freude, Trauer, Leidenschaft, Liebe usw.
Bisher hat es noch kein Computer geschafft einen lustigen Witz zu erzählen
Ein Computer besitzt diese Emotionen nicht und ist deshalb nicht in der Lage, sie in einem Text wiederzugeben. Beschreiben kann er sie sicherlich, aber beim Lesen eines emotionalen Textes spürt man die Emotionen des Autors, da er die Vorgänge in seiner Seele durch Sprache zum Ausdruck zu bringen kann.
Das ist der Odem des Lebens im Menschen, den Tiere nicht haben und Computer wahrscheinlich ebenfalls nicht haben werden.
Menschlicher werden
Wer jedoch nicht an die göttliche Seele glaubt, sondern sie lediglich für ein Zusammenspiel biologischer Funktionen im Menschen hält, hat berechtigte Angst um seinen Autorenjob. Wenn alles menschliche Empfinden nur Hardware ist, dann sollte es auch vom Computer nachgebildet werden können.
Wer hingegen an die Bibel glaubt, kann sich entspannt zurücklehnen und hoffen, dass Gott seinen Odem des Lebens nicht auch in einen Computer haucht, so dass dieser in die Lage versetzt wird, Emotionen durch Sprache zu vermitteln.
Es gibt also den seelischen Bereich der Sprache, der bisher nicht von der KI nachgebildet werden kann, während man die KI, wie einen Taschenrechner, für Texte, die auf Daten und Informationen basieren, sehr gut verwenden kann.
Für einen Autor bedeutet dies, dass er bei bestimmten Aufgaben von der KI ersetzt werden kann, da ChatGPT einen Text zum Beispiel über die Französische Revolution besser und natürlich günstiger schreiben kann als ein menschlicher Autor.
Was die KI jedoch nicht kann, wäre eine Beschreibung der Französischen Revolution, die auch Emotionen beinhaltet, also die Verzweiflung des Volkes, die zur Revolution führte und die Euphorie nach der Erstürmung der Bastille.
Um sich von der KI abzusetzen, muss ein Autor also menschlicher werden. Wenn er seinen Job behalten will, darf er Texte nicht mehr im informativen Wikipedia-Stil schreiben, sondern muss seine Seele ebenfalls zum Ausdruck bringen.
Das gilt nicht nur für lustige Blogs, sondern auch für normalerweise eher informative Artikel über Wirtschaft, Politik, oder Wissenschaft. Ein wenig Humor, Freude und Trauer (vielleicht bei fallenden Aktienkursen) machen einen eher trockenen Artikel lesbarer und sichern dem Autor seinen Job.
Dieser Artikel erschien zuerst bei michaelselutin.com
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen
in der Druck- oder Onlineform
Werbung