Wenn arabische Israelfeinde klingen wie der Ku-Klux-Klan
Osama Abuirshaid ist Vorstandsmitglied und nationaler Direktor der judenfeindlichen Organisation American Muslims for Palestine (AMP). © ALLISON BAILEY NurPhotoNurPhoto via AFP
Redner auf einer muslimischen Veranstaltung zum „Nakba-Tag“ in Washington erklären nicht nur, dass allein „tote Zionisten“ „gute Zionisten“ sind, sondern auch, dass Schwarze nicht in die USA gehören, sondern in ihre „Heimat“ Afrika. Einen abstruseren und den Hass-Parolen des Ku-Klux-Klans näher kommenden Irrsinn, der nicht nur den Judenhass schürt sondern auch noch die Rechte der seit Generationen in den USA lebenden Afro-Amerikaner in Frage stellt, kann man sich kaum ausdenken. Faktisch aber soll dadurch vor allem der jüdische Staat delegitimiert und von dem arabischen Überfall auf Israel sowie der gleichzeitigen Vertreibung von über 850.000 Juden aus arabischen Ländern abgelenkt werden. Zu der durch und durch judenfeindlichen Veranstaltung aufgerufen hatte Osama Abuirshaid, Vorstandsmitglied und nationaler Direktor von American Muslims for Palestine (AMP). (JR)
„Ihr, Palästinenser in der Diaspora, habt hier (in Amerika) nichts zu suchen.“ Rassistisch war das, was ein Redner da am 14. Mai vor dem Washington Monument in der Nähe des Kapitols in Washington von sich gab. Das könnte auch vom Ku-Klux-Klan stammen. „Palästinenser, geht nach Hause!“ Und dennoch erhielt er von den Zuhörern, die „Palästinaflaggen“ schwenkten und behaupteten, die „palästinensische Sache“ zu vertreten, Applaus. „Wir haben hier nichts zu suchen“, schienen sie alle zu denken. Oder zumindest die „Palästinenser“ unter ihnen, denn auch Juden von der radikal antiisraelischen Sekte Naturei Karta waren unter den Demonstranten.
Diese Aussage war nicht die einzige verstörende an jenem Tag. Anti-Israel-Demonstrationen, in der Regel veranstaltet von linksgerichteten und/oder muslimischen Organisationen, sind auch in den USA nicht selten. Doch was da auf einer Demonstration zum „Nakba-Tag“, die am 14. Mai in der amerikanischen Hauptstadt Washington stattfand, an Aufrufen zu Gewalt zu hören war, war nicht alltäglich.
Der Aufruf hatte noch wie viele andere „Nakba“-Pamphlete geklungen, die mit einer Täter-Opfer-Umkehr arbeiten, um Israel zu delegitimieren und vom arabischen Überfall auf Israel und die gleichzeitige Vertreibung von 850.000 Juden aus arabischen Ländern abzulenken. Von „katastrophalen Ereignissen, die zwischen 1947 und 1949 in Palästina stattfanden“, war die Rede. „Das Ausmaß und die Brutalität der entsetzlichen Ereignisse der Nakba“ hätten sich „in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt“, das „Trauma“ werde „von Generation zu Generation weitergegeben“. Doch „trotz der unüberwindbaren Hindernisse und des schmerzhaften Leidens“ sei es bemerkenswert, dass das „palästinensische Volk überlebt, Widerstand leistet und auf eine bessere Zukunft hinarbeitet“:
„Aus diesem Grund gedenken wir nicht nur der Tragödie, die das palästinensische Volk und die gesamte Region während der Nakba heimgesucht hat, sondern wir feiern auch die palästinensische Widerstandskraft und Ausdauer. In dem Maße, in dem die Besatzung und die Kolonisierung Palästinas durch Siedler zunehmen, müssen wir uns auch für das palästinensische Volk einsetzen und aktiv werden. Wir können diesen Moment nicht verstreichen lassen, ohne einen Standpunkt einzunehmen, der unserer Sache und unserem Volk angemessen ist.“
Welcher ist das?
„Der einzige gute Zionist ist ein toter Zionist!“, sagte Rafiki Morris von der All-African People’s Revolutionary Party in einem Redebeitrag. Die Partei, die 1972 in Guinea gegründet wurde und Ableger in den USA hat, hat sich der „totalen Befreiung und Vereinigung Afrikas“ unter dem Banner des „wissenschaftlichen Sozialismus“ verschrieben. Seine Rede stellte Morris auf Twitter. Dort findet man allerdings nur noch „Teil 3“. Die ersten beiden wurden vielleicht von Twitter gelöscht, darunter auch die Stelle, in der es um „tote Zionisten“ geht. Doch das Middle East Media Research Institute (MEMRI) hat die Redebeiträge dokumentiert.
„Der Siedlerkolonialismus muss zerstört werden“, dekretierte Morris. Er wünscht sich eine Welt, in der jeder Mensch dort lebt, wo seine Ahnen mutmaßlich – denn wer weiß so etwas schon genau? – vor tausend Jahren gelebt haben:
„Und ich möchte, dass ihr das alle genau versteht: Dieses Land [die USA; Anm. Mena-Watch] ist ein illegaler rassistischer Staat. Er muss zerstört werden! Es gehört nicht den Leuten im Weißen Haus. Ich habe hier nichts zu suchen. Sie haben mich hierhergebracht, damit sie das Land, das sie den amerikanischen Ureinwohnern gestohlen haben, an sich reißen können. Ihr, die Palästinenser in der Diaspora, habt hier nichts zu suchen, ihr habt ein Zuhause, aber sie haben euch aus eurem Zuhause vertrieben, um einen Stützpunkt, einen Abhörposten, ein Zentrum für die imperialistische Durchdringung des Nahen Ostens und Afrikas einzurichten.“
Dass „der einzige gute Zionist“ „ein toter Zionist“ sei, ist ein Punkt, der Morris am Herzen liegt, wie er klarmachte:
„Und ich verstehe, was das bedeutet. Denn der Congressional Black Caucus [Vereinigung afroamerikanischer Kongressabgeordneter; Anm. Mena-Watch] ist komplett zionistisch. Der US-Kongress – Zionisten. Das Weiße Haus – Zionisten. Der Senat – Zionisten. Tatsächlich ist eine der Bedingungen, um Teil der US-Regierung zu sein, dass man Zionist sein muss, das ist die Vorbedingung, um in dieses Haus zu kommen. Also sagen wir, lasst uns auch dieses Haus niederbrennen.“
Terrorrechtfertigung
Lance Lokas von der Palestinian Youth Movement lobte die getöteten Terroristen, die beim Versuch starben, Juden zu töten („Märtyrer“):
„Ruhm für unsere Märtyrer. Möge ihr ultimatives Opfer in Erinnerung bleiben und ein Kompass sein, der unsere Arbeit zur Befreiung leitet. Die zionistische koloniale Gewalt, die Razzien, die Zerstörungen und die Massaker haben als kollektive Bestrafung gegen die wachsende Flut des Widerstands zugenommen. Aber ihre Unterdrückung schürt nur unseren Widerstand. Je mehr die Zionisten versuchen, das Feuer des Widerstands zu löschen, desto heller wird es brennen, denn mit jedem Märtyrer, den Palästina gewinnt, erhebt sich ein anderer, um seinen Platz einzunehmen.“
Endloses Blutvergießen aus Hass und Fanatismus ist eine prima Sache, soll das heißen. Die Ermordung von Juden wurde an jenem Tag unter der Formel „Widerstand in all seinen Formen“ subsumiert:
„Widerstand in all seinen Formen ist nur eine Antwort auf eine koloniale Situation. Die Palästinenser haben das Recht, sich der Gewalt zu widersetzen, ihre Lebensgrundlagen zu verteidigen und ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Die Verurteilung des palästinensischen Widerstands bedeutet, das palästinensische Volk aufzufordern, sich passiv der täglichen Gewalt des Kolonialismus zu unterwerfen. Es ist eine Aufforderung, sich hinzulegen und den Tod zu akzeptieren.“
Es war also eine Veranstaltung, die Mord und Totschlag propagierte und die im Aufruf zum Völkermord an israelischen Juden und vermuteten „Zionisten“ in den USA, dem US-Kongress und der amerikanischen Regierung gipfelte.
Fließende Grenzen
Ein kleines Treffen von gesellschaftlich isolierten Wahnsinnigen, die man nicht weiter beachten müsste? Leider nicht. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatte Osama Abuirshaid. Osama Abuirshaid ist Vorstandsmitglied und nationaler Direktor von American Muslims for Palestine (AMP). Laut der Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL) ist die AMP die „führende Organisation“, wenn es darum geht, Studenten und muslimischen Gemeindeorganisationen im ganzen Land „antizionistische Schulungen“ anzubieten: Die 2005 gegründete AMP vertrete „extrem israelfeindliche Ansichten und bietet unter dem Deckmantel, Amerikaner über ‚die gerechte Sache Palästinas und das Selbstbestimmungsrecht‘ aufzuklären, dem Antisemitismus immer wieder eine Plattform“.
Gemeinsam mit Organisationen wie Students for Justice in Palestine (SJP) organisiert AMP Anti-Israel-Veranstaltungen an Universitäten. Osama Abuirshaid leugnet jegliche historische oder religiöse Verbindung der Juden zu Palästina. Die biblischen Figuren Abraham, David und Salomon seien „Muslime“ gewesen, behauptet er. Israel malt er als Feind der Menschheit: Die „ganze Welt“ verstehe, dass der jüdische Staat „die wahre Bedrohung für Stabilität, Sicherheit und die Weltfriedensordnung“ sei.
In der Vergangenheit bezeichnete er die Hamas als „Befreiungsarmee“ und trat 2020 auf einer Konferenz gemeinsam mit Ilhan Omar und Rashida Tlaib auf, zwei Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses. Rashida Tlaib nahm 2021 auch an einer Internetveranstaltung von AMP teil. Das zeigt, dass es keine klare Grenze gibt zwischen llhan Omar und Rashida Tlaib auf der einen Seite und jenen, die sich „tote Zionisten“ wünschen und das Kapitol niederbrennen wollen, auf der anderen. Die Übergänge zu Terrorverherrlichung und genozidalem Antisemitismus sind fließend.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.
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